Die neunziger Jahre gelten als das Jahrzehnt der Parteienverdrossenheit. Dies jedoch nicht nur weil Parteienverdrossenheit 1992 von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres gewählt wurde oder weil der Bundespräsident a.D. Dr. Richard von Weizsäcker die Parteien als „machtbesessen auf den Wahlsieg und machtvergessen bei der Wahrnehmung der inhaltlichen und konzeptionellen Führungsaufgaben“ bezichtigte, sondern vor allem, weil in Deutschland eine umfangreiche Debatte um den Zustand der Parteien und des Parteiensystems einsetzte. Und auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts, nicht zuletzt maßgeblich bewirkt durch die CDU-Spendenaffäre im Jahr 2000, ist dieses Thema immer noch Gegenstand umfangreicher Diskussionen. So sind in den letzten 14 Jahren denn auch unzählige Publikationen zu diesem Thema entstanden. Sie alle setzen sich äußerst kritisch mit den Parteien auseinander und viele sehen die Parteien und das Parteiensystem gar in einer Krise.
Es stellt sich jedoch die Frage, warum gerade in dieser Zeit eine solch intensive Auseinandersetzung mit den deutschen Parteien und dem deutschen Parteiensystem erfolgt. Sicherlich gehören die Parteien zu den klassischen Untersuchungsgegenständen der Politikwissenschaft und der politischen Soziologie, aber die dunklen ökonomischen Zukunftsszenarien für Deutschland, Europa und die Welt, die steigende Arbeitslosigkeit, die leere Rentenkasse und das marode Gesundheitssystem, die unkalkulierbaren Probleme bei der europäischen Einigung, die unvollendete deutsche Einheit und schließlich auch noch die unzähligen Krisenherde im Ausland, wie z.B. in Afghanistan, im Irak oder im Kosovo, bieten doch eigentlich schon genug Diskussionsstoff für politische Debatten. Ist es insofern nicht geradezu ein Luxus, dass sich die Politikwissenschaft und die politische Soziologie so ausgeprägt mit den deutschen Parteien befassen? Und dies auch noch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Parteien über vier Jahrzehnte doch eigentlich einen Stabilitätsfaktor der bundesdeutschen Demokratie darstellten und obwohl das deutsche Parteiensystem im Vergleich zu Italien oder Frankreich und erst Recht im Vergleich zu Osteuropa doch um ein vielfaches stabiler wirkt. Warum also diese umfangreiche Auseinandersetzung mit den deutschen Parteien und dem deutschen Parteiensystem?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Parteien - Eine Begriffsklärung
- Die Entstehung und Entwicklung der Parteien
- Allgemeines zur Entstehung politischer Parteien
- Geschichte der deutschen Parteien im Kaiserreich
- Der Liberalismus
- Der Konservatismus
- Der politische Katholizismus
- Die Sozialdemokratie
- Geschichte der deutschen Parteien in der Weimarer Republik
- Der Liberalismus
- Der Konservatismus
- Der politische Katholizismus
- Die Sozialdemokratie
- Entwicklungen in der BRD
- Neubeginn und Kontinuität ab 1945
- Konzentration und Polarisierung 1953 – 1976
- Veränderungen der Parteienkonfiguration 1976 - 1990
- Das fluide Fünfparteiensystem seit 1990
- Parteien im Rechtssystem
- Parteienrechtliche Grundlagen
- Die Parteienfinanzierung
- Welche Funktionen haben die Parteien?
- Die Funktionsdebatte
- Vorschlag: Die neun Funktionen von Parteien
- Parteien in der Krise?
- Mitgliederprobleme
- Abnehmende Wahlbeteiligung
- Sinkender Konzentrationsgrad der Großparteien
- Verlust von Stammwählern und abnehmende Parteiidentifikation
- Sinkendes Ansehen der Politiker
- Die Ursachensuche
- Das Verhältnis zwischen Parteien und Bürgern
- Das Verhältnis der Parteien zum Staat
- Das Verhältnis der Parteien zu den organisierten Interessengruppen
- Die internen Verhältnisse der Parteien
- Wege aus der Krise
- Ausweitung plebiszitärer Elemente
- Strukturreform der Parteien
- Nachbesserungen bei der Parteienfinanzierung
- Das politische Personal
- Rückzug der Parteien
- Weitere Vorschläge
- Resümee
- Literaturverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Zustand der deutschen Parteien und des Parteiensystems. Sie analysiert die historische Entwicklung der Parteien in Deutschland, die Funktionen von Parteien und die aktuelle Debatte um die „Parteienkrise“. Ziel ist es, die Ursachen der vermeintlichen Krise zu erforschen und mögliche Lösungsansätze zu diskutieren.
- Die Entwicklung der deutschen Parteienlandschaft im historischen Kontext
- Die Funktionen von Parteien im politischen System
- Die Ursachen der vermeintlichen Parteienkrise
- Mögliche Lösungsansätze für die Bewältigung der Herausforderungen
- Die Rolle der Parteien in der modernen Demokratie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition des Begriffs „Partei“ und beleuchtet die Entstehung und Entwicklung der Parteien in Deutschland. Es werden die historischen Phasen des Kaiserreichs und der Weimarer Republik betrachtet, um die Ursprünge des deutschen Parteiensystems zu verstehen. Im weiteren Verlauf wird die Entwicklung der Parteien in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945 analysiert. Dabei werden die wichtigsten Phasen des Parteiensystems und die Veränderungen in der Parteienlandschaft aufgezeigt. Es wird auch das Parteienrecht in Deutschland betrachtet, insbesondere die rechtlichen Grundlagen und die Finanzierung der Parteien. Die Arbeit untersucht die Funktionen von Parteien im politischen System und diskutiert die aktuelle Debatte um die „Parteienkrise“. Es werden verschiedene Ursachen für die vermeintliche Krise diskutiert, wie z.B. Mitgliederprobleme, sinkende Wahlbeteiligung und ein sinkendes Ansehen der Politiker. Schließlich werden verschiedene Lösungsansätze für die Bewältigung der Herausforderungen des deutschen Parteiensystems diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen der politischen Parteien in Deutschland, die historische Entwicklung des Parteiensystems, die Funktionsweise von Parteien, die Debatte um die „Parteienkrise“, die Ursachen dieser Krise und mögliche Lösungsansätze. Wesentliche Schlüsselbegriffe sind: Parteiensystem, Parteiendynamik, Parteifunktionen, Parteienkrise, Mitgliederprobleme, Wahlbeteiligung, Politikeransehen, Parteiidentifikation, plebiszitäre Elemente, Strukturreform, Parteienfinanzierung und politische Personal.
- Arbeit zitieren
- Sven Behrens (Autor:in), 2004, Sind die Parteien in Deutschland ein Auslaufmodell?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45674