Im Rahmen eines Selbstversuchs wurden Kleckerbilder in Kombination mit der Abklatschtechnik unter bestimmten Rahmenbedingungen erstellt. Kleckerbilder bieten die Möglichkeit, die Farben in der Hand zu halten und implizieren gleichzeitig viele Möglichkeiten des Loslassens und Geschehenlassens. Die Klienten erhalten durch die Methode eine neue Ausdrucksmöglichkeit, die Zugang zu eigenen Empfindungen und Gefühlen schaffen.
Die Kleckerbildherstellung kann verschiedene Phasen durchlaufen. Sie reichen von der intensiven Malphase über Stagnation bis zu diversen Krisen. Die einzelnen Phasen können letztendlich beim Klienten verschiedene Perspektiven oder Handlungsspielräume eröffnen. Oftmals spielt der Zufall eine entscheidende Rolle, z. B. in Form eines Missgeschicks oder als ein verirrter fremder Farbklecks auf dem Bild. Das fertige Bild dient als Türöffner zu einem Gespräch mit dem Klienten.
Inhalt
1. Einführung
2. Umsetzung
3. Reflexion zur Dynamik des Malprozesses und zum Malprodukt
4. Bezug der vorgestellten Malübung zur Sozialen Arbeit
Anhang
Literaturverzeichnis
1. Einführung
Udo Baer beschreibt Kleckerbilder als eine niederschwellige Methode, die es Menschen erleichtert, gestalterisch tätig zu werden. Kleckerbilder sind dahingehend niederschwellig, dass man bei ihrer Ausarbeitung keinen Pinsel erlaubt, der bei vielen Menschen einen gewissen künstlerischen Zwang erzeugt.1 Die Schwelle wird niedrig gehalten, indem die Farbe aus der Flasche oder einer Tropfvorrichtung direkt auf das Papier getropft oder verteilt wird. Dadurch wird das Ergebnis eher zufällig und nicht vollständig kontrollierbar. Die Klienten können somit keine Fehler machen. Baer schreibt hierzu: „Alles, was nach so genanntem richtigem Malen aussieht, ist verboten. Es geht nur darum, mit verschiedenen Farben zu kleckern und dabei etwas auf dem Papier entstehen zu lassen.“ (Baer 2007, S. 38ff) Ziel ist es, die eigene Scheu zu überwinden, loszulassen und den Malprozess geschehen zu lassen. Kleckerbilder bieten die Möglichkeit, die Farben in der Hand zu halten und implizieren gleichzeitig viele Möglichkeiten des Loslassens und Geschehenlassens. Die Klienten erhalten durch die Methode eine neue Ausdrucksmöglichkeit, die Zugang zu eigenen Empfindungen und Gefühlen schaffen. Die Kleckerbildherstellung kann verschiedene Phasen durchlaufen. Sie reichen von der intensiven Malphase über Stagnation bis zu diversen Krisen. Die einzelnen Phasen können letztendlich beim Klienten verschiedene Perspektiven oder Handlungsspielräume eröffnen. Oftmals spielt der Zufall eine entscheidende Rolle, z. B. in Form eines Missgeschicks oder als ein verirrter fremder Farbklecks auf dem Bild. Das fertige Bild dient als Türöffner zu einem Gespräch mit dem Klienten. Dabei kann es unter anderem um den Gestaltungsprozess, die Farbwahl oder die Mittelwahl gehen. Mit konkreten Fragen kann auf die persönliche Problemstellung, Lebenssituation oder den spezifischen Erfahrungsraum eingegangen werden. (vgl. Baer 2007, S.38 ff)
2. Umsetzung
Im Rahmen eines Selbstversuchs wurden Kleckerbilder in Kombination mit der Abklatschtechnik unter den nachfolgenden Rahmenbedingungen erstellt.
1. Arbeitsmittel: Flüssige Acrylfarben aus der Flasche in den Farben gelb, grün, blau, orange, fünf Blätter im Format DIN A3.
2. Hilfsmittel: Schwamm, Rollen, glatter Spachtel und Zahnspachtel.
Zunächst habe ich das noch weiße Blatt auf mich wirken lassen. Dann habe ich die Farbenflaschen oberhalb des Blattes nach Helligkeit sortiert. Beginnend mit der gelben Farbe habe ich die gelben Kleckse großflächig auf dem Blatt verteilt. Das Gleiche habe ich anschließend mit der grünen Farbe gemacht. Im nächsten Schritt habe ich ein neues Blatt auf die noch feuchte Farbe gelegt und einen Abdruck vom ersten Bild gemacht. Den Abdruck habe ich zur Seite gelegt. Anschließend kleckerte ich mit der blauen Farbe über das gesamte Blatt. Mit einem glatten Spachtel verteilte ich die blaue Farbe über das Bild, war aber mit der neuen Farbe, die dadurch entstand, nicht zufrieden. Braun wollte ich auf meinem Bild nicht haben. Nach kurzer Überlegung entsorgte ich das Bild aber nicht, sondern versuchte, die braunen Farbtöne mit dem glatten Spachtel vom Bild herunterzukratzen. Das gelang mir recht gut und ich kleckerte nun orangene Farbe auf das Bild. Diese verteilte ich mit der glatten Rolle kreisförmig und an den Blatträndern entlang über das Papier. An diesem Punkt hätte ich meinen Gestaltungsprozess beenden sollen, um ein für mich angenehmes Resultat zu erhalten, doch ich griff erneut zu der blauen Farbflasche und tröpfelte blaue Farbe in die langgezogene Mitte des Blattes. Diese noch blaue Farbe versuchte ich mittels eines Zahnspachtels in die restlichen, bereits halb angetrockneten Farben zu verteilen. Das Ergebnis frustrierte mich, weil wieder Brauntöne entstanden. Ich verteilte die blaue Farbe wild durcheinander über das gesamte Blatt, um meine negativen Gefühle loszuwerden. Zum Schluss kratzte ich noch ein paar einzelne, halbrunde Linien in den unteren linken Teil des Bildes (vgl. Abbildung 1) und wendete mich dem vorher angefertigten Abdruck zu. Dieser ließ mich neue Hoffnung schöpfen, denn die Farben Gelb und Grün waren relativ gut abgetrocknet. Ich verteilte mittels eines Spachtels großzügig orangene Farbe vertikal und horizontal über das Bild und erhielt ein Gitter in Orange, das sehr abweisend wirkte. Die blaue Farbe wollte ich auf diesem Bild integriert haben und so kleckerte ich vorsichtig spiralförmig blaue Farbe in Form von Tupfern auf das Bild. Ich wartete einen Moment, damit die blaue Farbe etwas antrocknen konnte und griff dann zur frisch ausgewaschenen Rolle, mit der ich die blaue Spirale nachfuhr.
Zuletzt rollte aus der Spiralmitte gegen den Uhrzeigersinn strahlenförmig heraus. Mit dem dann erzielten Resultat war ich zufrieden (vgl. Abbildung 2).
3. Reflexion zur Dynamik des Malprozesses und zum Malprodukt
Die sinnliche Wahrnehmung und die Arbeit mit dem sinnlich Wahrgenommenen schaffen einen Kommunikationskanal zum Klienten. Der Gestaltungsprozess verläuft teilweise planvoll und wird durch den Zufall oft unkontrollierbar. Die unerwünschten Ergebnisse werden provisorisch korrigiert oder neugestaltet. Der erste Schritt bei der Gestaltung des Kleckerbildes verlief zunächst planvoll, indem erst die helleren Farben zum Einsatz kamen und ein Abdruck vom eigentlichen Bild genommen wurde. Mit der blauen Farbe und dem nicht erwarteten Ergebnis brauner Farbe wurde die Gestaltung improvisiert. Die Wirkung der braunen Farbe habe ich als belastend empfunden und es fiel mir schwer, das Bild zu Ende zu gestalten. Die Planung von hellen Farbtönen zu dunkleren zu wechseln scheiterte mit der Nutzung der blauen Farbe. Hätte ich die blaue Farbe nicht verteilt und auf den Spachtel verzichtet, wäre die blaue Farbe als Farbtupfer angetrocknet. Damit hätte die blaue Farbe ihre volle Leuchtkraft entwickeln und einen angenehmen Kontrast zu gelb und grün bilden können. Durch den unbeabsichtigten Schritt bekam der Gestaltungsprozess durch Improvisation und Hektik eine neue Wende. Die Farben Gelb und Grün haben ihre Leuchtkraft verloren und ich versuchte, mit der Farbe Orange diese Leuchtkraft wiederherzustellen. Mit dem Zahnspachtel verteilte ich planlos die orangene Farbe und bekam die Brauntöne erneut, die ich nicht haben wollte. Frustration und Ungeduld ließen mich beinahe schon wütend mit der Spachtelecke unten links halbrunde Kratzer in die noch feuchte Farbe einfügen. An dieser Stelle ging ich einen Schritt vom Bild zurück, resignierte vor dem Ergebnis und entschloss mich, diesen Versuch zu beenden (vgl. Abbildung 1). Das noch feuchte Bild legte ich zum Trocknen zur Seite. Das zweite Bild, der Abdruck des ersten Bildes, gab mir eine zweite Chance, die ich nutzen wollte. Das Gefühl neuer Motivation beim zweiten Versuch half mir, das planvolle Vorgehen abzulegen. Bei jedem neuen Schritt nahm ich mir etwas Zeit, um das Bild auf mich wirken zu lassen. Aufgrund der negativen Erfahrungen, die ich mit dem ersten Bild gesammelt hatte, sehnte ich mich nach einer kräftigen und strahlenden Farbe. Ich wählte die orangefarbene Flasche und kleckerte großzügig die Farbe über das gesamte Bild. Mit dem Spachtel verteilte ich die Farbe gitterförmig über das Bild. Nach kurzem Innehalten bemerkte ich ein unangenehmes Gefühl. Das Gittermuster verkörperte eine ausweglose Situation, in der ich mich gefangen fühlte. In diesem Moment fühlte ich mich niedergeschlagen und suchte nach einem Ausweg, um das Bild noch zu retten. Die blaue Farbe war der Beginn und der Abschluss der ungeplanten Katastrophen im Schaffensprozess, deshalb kleckerte ich erneut blaue Farbe spiralförmig von innen nach außen auf das Bild. Die Rolle wollte ich auf jeden Fall auch noch einmal ausprobiert haben und so entschloss ich mich, die blaue Spiralspur von innen nach außen nachzufahren. Zuletzt rollte ich aus der Spiralmitte gegen den Uhrzeigersinn strahlenförmig heraus. Das Bild (vgl. Abbildung 2) hat sich mir wieder geöffnet und ich fühlte mich erleichtert und entspannt. Beim Rückblick auf den gesamten Gestaltungsprozess fällt mir auf, dass ich Schwierigkeiten hatte, die Kontrolle zeitweise abzugeben und etwas dem Zufall zu überlassen. Es fällt mir auch schwer, inne zu halten und das Werk auf mich wirken zu lassen, bevor ich den nächsten Schritt vornehme. Mir ist klargeworden, dass es wichtig ist, den Gestaltungsprozess methodisch vollständig zu durchlaufen. Es ist unverzichtbar, das SozialpädagogInnen die Entwicklung von Eigendynamik im Gestaltungsprozess selbst erlebt haben. Mittels des Selbsterfahrungsprozesses fällt es SozialpädagogInnen leichter, zukünftige Klienten mit ihren vorläufigen Ergebnissen zu unterstützen. Insbesondere dann, wenn Krisen unerwünschte Ergebnisse oder Entmutigungen den Gestaltungsprozess stören oder unterbrechen. Bei diesen Störungen können SozialpädagogInnen den Klienten unterstützen, durchzuhalten, neue Lösungen zu suchen oder die Perspektive zum Bild zu wechseln. „Die einen experimentellen Prozess kennzeichnenden Flauten und Krisen müssen erfahren sein, um andere Menschen dabei zu unterstützen, in den Phasen, wo alles stagniert, nicht abzubrechen, sondern sie als notwendige Durchgansphase zu verstehen, aus der Neues entsteht.“ (Jäger und Kuckhermann 2004, S. 72f)
4. Bezug der vorgestellten Malübung zur Sozialen Arbeit
Als mögliche Zielgruppen sind alle Personen geeignet, die nicht zu energiegeladen sind und bereit sind, sich auf die kunstpädagogische Methode einzulassen. Die Klientengruppen könnten Kinder, Jugendliche, psychisch kranke Menschen, Menschen mit Behinderungen, alte Menschen oder Erwachsene sein, die in der Lage sind, allein oder mit gezielter Unterstützung, die Farbflaschen über ein Blatt Papier bewegen zu können. Die Kleckerbildmethode ist auch für Personen geeignet, die sich für wenig künstlerisch halten oder Hemmungen vor einem weißen Blatt haben. Fehler und falsche Handlungsschritte gibt es bei dieser Methode nicht und Pinsel sind tabu. (vgl. Baer 2007, S.38ff) Das kreative Gestalten ermöglicht auch einen Zugang von schwer erreichbaren Patienten, die dazu befähigt werden sollen, eigene Erfahrungen zu machen, eigene Kompetenzen auszubauen und Lebensfreude zu entwickeln. „Soziale Arbeit will Menschen für die Gestaltung des eigenen individuellen Lebens und des Lebens in der sozialen Gemeinschaft befähigen.“ (Lützenkirchen u.a. 2011, S.15) Gestaltungspädagogische Interventionen unterstützen identitätsstiftende und subjektive Erfahrungen. Sie erweitern die Handlungsspielräume und fördern kreatives und innovatives Handeln. Das Selbstwertgefühl und die Selbständigkeit können gestärkt werden und der Gestaltungsprozess sowie das vollendete Werk dienen als eine zusätzliche Ausdrucksmöglichkeit zum sprachlichen Austausch mit Worten. Bei der Beobachtung des Klienten bei dem Gestaltungsprozess kommuniziert der Klient auch mittels seiner Körperhaltung, Gesichtsmimik, Bewegung und seinen Augen (Non-verbale Kommunikation). Diese Beobachtungen können Indizien sein, die auch von SozialpädagogInnen kommuniziert werden und als wichtiges Feedback für den Klienten dienen können. „Kommunikation/Interaktion ist mehr und braucht mehr als Worte oder Verbalsprache. Wir reden nicht nur, wir handeln ständig auch auf anderen, eher non-verbalen Kommunikationskanälen. Dies entspricht dem Ansatz von Gestaltungspädagogik: nicht nur nicht primär reden, sondern etwas miteinander tun, sich selbst, eine Sache und den/die anderen Menschen erfahren.“ (Hoffmann; Rebel 2004, S.39) Dieser Ansatz ermöglicht es, gleiche Erfahrungsräume und eine Beziehung zum Klienten zu schaffen. Dies ist die Voraussetzung, damit ein vertrauensvolles Umfeld geschafft wird und eine gute Interaktion aller Beteiligten stattfinden kann.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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1 Diese Arbeit nutzt in Anlehnung an Anne Lützenkirchen aus Gründen des sprachlichen Flusses und Leseflusses nur die männliche Form, es sei denn, dass nur ausdrücklich auf Frauen Bezug genommen wird. (vgl. Lützenkirchen 2011, S. 13)
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- Anonymous,, 2015, Selbst durchgeführte Malübung aus dem Seminar "Kleckerbilder", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456773
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