„Demokratie ist wie Sex. Ist sie gut, ist sie sehr gut. Ist sie nicht so gut, ist sie immer noch ganz gut“: Mitte der 1960er Jahre war für US-Wirtschaftswissenschaftler John Kenneth Galbraith die Welt klar differenziert. Auf der einen Seite die westlichen Demokratien, auf der anderen Seite die Autokratien. In seinen Augen schien jeder Versuch einer Demokratie ein bisschen besser als das generelle Nichtvorhandensein.
Im zwanzigsten Jahrhundert bezeichneten sich immer mehr Staaten der Welt als Demokratie. Doch anstatt strikt dem westlichen Demokratiemodell zu folgen, entwickelte sich eine Vielzahl von sogenannten „Grauzonen-Regimen“ (Croissant, 2010). In der Fachliteratur als „Demokratien mit Adjektiven“ oder „hybride Regime“ (Zimmermann, 2004) bezeichnet, wurde schnell die Notwendigkeit einer neuen Begrifflichkeit deutlich.
Auch Nigeria wird 2019 auf 20 Jahre Demokratie zurückblicken können: Nach langer Militärherrschaft wurde das Land 1999 demokratisch. Politische Reformen, wie zum Beispiel Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung, ließen hoffen – die Medien titulierten es als „größte Demokratie Afrikas“ (Grill, 2015). Doch noch immer steht das Land vor großen Problemen: Wahlen finden zwar statt, scheinen jedoch von Betrug und Manipulation gekennzeichnet, die Terrorgruppe Boko Haram sorgt für Unruhen und zahlreiche Menschenrechtsverletzungen füllen immer wieder die Schlagzeilen.
Final soll folgende Fragestellung beantwortet werden können: Ist Nigeria nach derzeitigem Stand eine defekte Demokratie? Besonders berücksichtigt werden soll hierbei, welche Kriterien der Demokratie genau verletzt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das theoretische Konzept der defekten Demokratie
- Embedded Democracy
- Defekte Demokratien
- Das politische System Nigerias: Grundzüge und Entwicklungen
- Analyse des politischen Regimes Nigerias
- Wahlregime
- Politische Partizipationsrechte
- Bürgerliche Freiheitsrechte
- Schutz des Lebens
- Geschlechtergleichheit
- Ethnische Gleichberechtigung
- Religionsfreiheit
- Sexuelle Gleichberechtigung
- Horizontale Gewaltenkontrolle
- Effektive Regierungsgewalt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Status Quo der Demokratie in Nigeria. Ziel ist es, basierend auf dem Konzept defekter Demokratie nach Wolfgang Merkel, die Demokratieentwicklung des Landes zu analysieren und zu bewerten, ob Nigeria derzeit eine defekte Demokratie ist. Die Arbeit konzentriert sich auf die fünf Teilregime der Demokratie: Wahlregime, politische Partizipationsrechte, bürgerliche Freiheitsrechte, horizontale Gewaltenkontrolle und effektive Regierungsgewalt. Sie beleuchtet, welche Kriterien der Demokratie verletzt werden und inwiefern sich Nigeria in die Kategorie der defekten Demokratien einordnen lässt.
- Das Konzept der defekten Demokratie nach Wolfgang Merkel
- Die Demokratieentwicklung Nigerias seit 1999
- Die Analyse der einzelnen Teilregime der Demokratie in Nigeria
- Die Bewertung des Status Quo der Demokratie in Nigeria
- Die Einordnung Nigerias in die Typologie der defekten Demokratien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und beleuchtet die Bedeutung des Demokratiebegriffes in der heutigen Zeit. Dabei wird der Fokus auf die "embedded democracy" und das Konzept der defekten Demokratie gelegt. Das zweite Kapitel widmet sich der theoretischen Grundlegung der Arbeit, indem es das Konzept der defekten Demokratie nach Wolfgang Merkel erläutert. Es wird die Bedeutung der einzelnen Teilregime sowie die Auswirkungen von Defekten auf das Gesamtsystem der Demokratie dargestellt. Das dritte Kapitel analysiert die politische Entwicklung Nigerias seit 1999 und beleuchtet wichtige Ereignisse, die den demokratischen Prozess beeinflusst haben. Die Analyse des politischen Regimes Nigerias erfolgt im vierten Kapitel. Es wird untersucht, inwiefern die einzelnen Teilregime der Demokratie in Nigeria funktionieren und welche Defekte festgestellt werden können.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: defekte Demokratie, embedded democracy, Nigeria, Demokratieentwicklung, Wahlregime, politische Partizipationsrechte, bürgerliche Freiheitsrechte, horizontale Gewaltenkontrolle, effektive Regierungsgewalt, Korruption, Boko Haram, Menschenrechte.
- Quote paper
- Cornelia Kauruff (Author), 2018, Nigeria. Eine defekte Demokratie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456831