Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Definition der Migration
3 Deutsche Migrationsgeschichte
4 Fluchtursachen
5 Aktuelle Situation in den Herkunftsländern
5.1 Syrien
5.2 Afghanistan
5.3 Irak
6 Welche Migrant*innengruppen gibt es?
6.1 Spätaussiedler*innen
6.2 Arbeitsmigrant*innen
6.3 Flüchtlingsgruppen
6.3.1 Anerkannte Flüchtlinge
6.3.2 Flüchtlinge mit (vorläufigem) Bleiberecht oder Abschiebeverbot
6.3.3 Geduldete
6.3.4 Asylbewerber*innen
6.3.5 „Illegale“
7 Reaktionen der Sozialen Arbeit
8 Fazit
Literaturverzeichnis.
1 Einleitung
Millionen Menschen auf der ganzen Welt befinden sich auf der Flucht. Ihre Beweggründe sind dabei ganz unterschiedliche. Dabei gibt es für sie alle ein gemeinsames Ziel, nämlich das nach einem besseren Leben. In den vielen Industrienationen auf der Welt, wird oft ein freies uneingeschränktes Reisen und Bewegen auf der Erde suggeriert. Aber was für eine Freiheit soll das sein? Eine in dem man mit den richtigen Papieren alle Orte auf dieser Welt entdecken kann. Dabei wird ignoriert, dass viele Menschen diese Papiere bzw. diesen Pass nicht besitzen und dies nur nicht, weil sie an einer anderen Stelle auf der Erde geboren worden sind. Somit ist verständlich, dass das Streben nach einem besseren Leben Millionen Menschen dazu verleiht, ihre Heimat zu verlassen und sich meist auf einen gefährlichen anstrengenden Weg zu machen.
Flucht und Migration waren schon immer eine entscheidende Triebkraft menschlicher Entwicklung.
In dieser Hausarbeit werde ich mich zunächst mit dem Thema Migration beschäftigen und einen kurzen historischen Abriss vollziehen. Anschließend werde ich die Fluchtursachen näher beleuchten und der Frage nachgehen, was Menschen dazu bewegt, ihre Heimat und oft auch ihre Familien zu verlassen. Dabei soll auch kritisch beleuchtet werden, welchen massiven Anteil die weltweiten Industriemächte dabeihaben. Außerdem möchte ich auch auf aktuelle Situationen in den betroffenen Herkunftsländern eingehen. Dazu habe ich drei Länder herausgesucht, aus denen im Jahr 2015 mit die meisten Asylsuchenden kamen. Außerdem beleuchte ich die verschiedenen einzelnen Migrant*innengruppen und gehe auf die Vielzahl der Flüchtlingsgruppen ein, die sich zum Teil enorm voneinander unterscheiden.
Zum Ende beschäftige ich mich mit der Sozialen Arbeit. Wie reagiert die Profession auf das Thema Flucht und Migration und wie kann eine Rassismus-kritische Bildungsarbeit aussehen?
2 Definition der Migration
„Von Migration spricht man, wenn eine Person ihren Lebensmittelpunkt räumlich verlegt. Von internationaler Migration spricht man dann, wenn dies über Staatsgrenzen hinweg geschieht.“ (BAMF 2006)
So definiert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Migration. Somit kann festgestellt werden, dass Migration immer einen Wechsel des Zentrums des persönlichen Lebens mit sich zieht. Solche Wanderungen erfolgen vor allem immer dann, wenn die Gesellschaft die Erwartungen ihrer Mitglieder*innen nicht erfüllt oder sie nicht erfüllen kann. Zu den genauen Gründen und Ursachen werden im darauffolgenden Kapitel stellungbezogen. (Vgl. Kröhnert 2007)
Zwischen Migrant*innen und Geflüchteten ist eine grundsätzliche Unterscheidung vorzunehmen. Laut dem Völkerrecht sind Geflüchtete, Menschen, die aufgrund begründeter Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Nationalität, politischen Überzeugungen, Religion oder Sexualität ihre Heimat verlassen müssen. Dazu gehören ebenfalls äußere Einflüsse, wie zum Beispiel Krieg und Gewalt. Diese Spezifizierung, definiert von der Genfer Flüchtlingskonvention (GFK), war die Grundlage des internationalen Flüchtlingsrechts und knüpft die 144 Unterzeichnerstaaten. Seitdem sind weitere Staaten dazugekommen, die diese Niederschrift unterzeichnet haben. Somit ist ein internationales Flüchtlingsregime entstanden.
Migrant*innen verlassen ihre Heimat oft mit der Hoffnung nach einem besseren Leben. Diese Reise ist meist mit einem großen persönlichen Risiko verbunden. Neben der eigenen großen Not der Person, sind auch politische Krisen und bewaffnete Konflikte Ursachen für Migration. Außerdem zählen Armut, Klima und wirtschaftliche Gründe zu den Faktoren. Dabei kann es sich aber auch zusätzlich um Geflüchtete vor Krieg handeln. Somit sind beide Gruppen nicht klar voneinander abzugrenzen. Vor allem in den letzten Jahren hat sich in der Bundesrepublik Deutschland der Begriff „Menschen mit Migrationshintergrund“, als Bezeichnung für Zuwanderer und deren Familien etabliert. Diese Bezeichnung benutzt seit 2005 ebenfalls das statistische Bundesamt. Laut diesem lebten im Jahr 2014 16,4 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Dies sind 20,3 Prozent der Gesamtbevölkerung. (Vgl. DPA 2016)
Ähnlich wie das Flüchtlingsregime, hat sich auch für Migrant*innen in den letzten Jahren ein internationales Regime gegründet. Dabei geht es primär darum, die Mindeststandards für Arbeitsmigrant*innen durchzusetzen. Die Politik gegenüber den Migrant*innen ist Sache der Nationalstaaten. Diese bestimmen somit auch, wer Zutritt in ihre Gebiete bekommen darf. Ist es den Migrant*innen erlaubt, sich in dem Land dauerhaft aufzuhalten, spricht man von Einwanderern. (Vgl. Rieger 1998)
3 Deutsche Migrationsgeschichte
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges bestand in Deutschland ein enormer Arbeitskräftemangel. Die Wirtschaft in Westdeutschland warb somit Menschen aus den Mittelmeerländern an nach Deutschland zu kommen. Die Bundesregierung schloss darauf Abkommen mit diesen Ländern ab, um den Zuzug der Menschen zu gewährleisten. Dazu gehörten unter anderem Spanien und Griechenland (1960), die Türkei (1961), Tunesien (1965) und Jugoslawien (1968). Diese waren für die Bundesrepublik von enormer Bedeutung, da 1961 durch die Mauer zur DDR, Übersiedlern aus Ostdeutschland eine Reise nach Westdeutschland verboten wurde. (Vgl. Geissler 2014, S.273)
In den ersten 25 Jahren nach dem Ende des Krieges etablierte sich für die Migrant*innen in der Öffentlichkeit der Begriff „Gastarbeiter“. Dieser Begriff ging davon aus, dass sich diese Menschen aus den anderen Ländern lediglich vorrübergehend in der BRD aufhalten und in naher Zukunft wieder in ihre Heimatländer zurückkehren würden. In den 70er Jahren änderte sich dies, als deutlich wurde, dass viele Arbeitskräfte langfristig oder auch auf Dauer in Deutschland bleiben wollten. Der Begriff „Gastarbeiter“ wurde zunehmend ersetzt durch „Ausländer“. Die Jahre darauf formierten sich etliche Schlagwörter im Zusammenhang mit dem Wort „Ausländer“ in der deutschen Gesellschaft. Dazu gehörten Ausländerpolitik, Ausländerfeindlichkeit oder Ausländerfragen. (Vgl. Geissler 2014, S.267)
In der DDR gab es in den ersten Jahrzehnten keine sogenannten „Gastarbeiter“. Erst Anfang der 70er Jahre wurden aus wirtschaftlichen Gründen Arbeitskräfte aus dem Ausland geholt. Dazu gehörten unter anderem Vietnames*innen, Kubaner*innen und Angol*innen. Mit 100.000 Migrant*innen circa, stellten sie mit 0,6 Prozent der Gesamtbevölkerung eine kleine Minderheit in der DDR dar. Die demografische Entwicklung ist ansonsten mit der der Bundesrepublik zu vergleichen. (Vgl. Geissler 2014, S.305)
Migrant*innen waren schon frühzeitig ein enorm wachsendes multiethnisches Segment der deutschen Sozialstruktur. 1960 gab es in Westdeutschland knapp 700.000 Migrant*innen. Insgesamt machten die „Ausländer“ lediglich 1,9 Prozent der Bevölkerung aus. In den darauffolgenden Jahren wuchs diese Zahl durch die Anwerbung enorm. Somit hatte sich schon 10 Jahre danach diese Zahl knapp vervierfacht. 1970 lebten bereits circa 3 Millionen Migrant*innen in Westdeutschland. Dies machte ein Bevölkerungsanteil von 4,9 Prozent aus. Drei Jahre später, also im Jahre 1973, wuchs die Zahl erneut um die Hälfte. Bis 1992 kamen nochmal etwa vier Millionen Migrant*innen nach Deutschland. Seitdem hält sich die Zahl der circa 7 Millionen Menschen etwa auf einem Niveau. (Vgl. Geissler 2014, S.269)
Das enorme Wachstum des multiethnischen Segmentes ist kein spezieller Einzelfall und nicht nur in Deutschland zu finden. In anderen europäischen Ländern haben sich in den letzten Jahren und Jahrzenten die Zahl der Zuwanderer ebenfalls erhöht. In den beiden Kleinstaaten Luxemburg und Schweiz sind mit (43%) und (22%) die Ausländeranteile besonders hoch. Deutschland gehört unter anderem mit Spanien, Irland und Belgien zu den Ländern, die mit etwa 8 bis 12 Prozent einen relativ hohen Ausländeranteil besitzen. Man kann also feststellen, dass multiethnisches Zusammenleben ein Aspekt der gesellschaftlichen Modernisierung ist und Deutschland aus ökonomischen und demografischen Aspekten Einwanderer gebraucht hat und auch in Zukunft brauchen wird. (Vgl. Geissler 2014, S.271,272,276)
4 Fluchtursachen
Alleine 60 Millionen Menschen befinden sich derzeit auf der Flucht vor Krieg und Gewalt. Dazu kommen zusätzliche Millionen Menschen aus anderen Gründen. Nie zuvor waren so viele Menschen gezwungen ihre Heimat und zum Teil ihre Familien zu verlassen. In diesem Kapitel sollen kurz die Fluchtursachen der Menschen erläutert werden.
Krieg und Gewalt
Krieg und Gewalt ist die zentralste Fluchtursache die wir derzeit auf der Welt finden, denn in fast jedem siebten Land herrscht Krieg. Alleine 60 Millionen Menschen aus aller Welt befinden sich derzeit auf der Flucht. In den letzten 10 Jahren hat sich die Anzahl der Kriegsgeflüchteten verdoppelt. In allen 10 Ländern, aus denen 2015 die meisten Geflüchteten kamen, herrschen bewaffnete Konflikte.
Nach Beendigung des Kalten Krieges vor 25 Jahren, bestand weltweit Hoffnung nach einer friedlicheren und gewaltfreieren Welt. Diese Hoffnung hat sich mittlerweile als illusorisch herausgestellt. Kleine regionale Konflikte werden oft von großen Monopolstaaten missbraucht und entwickeln sich so zu konfusen internationalen Debatten und Auseinandersetzungen. Beispielhaft steht dafür der Syrien-Konflikt auf den im kommenden Kapitel näher eingegangen wird. Neben den Großmächten Russland und der USA sind Saudi-Arabien, der Iran und die Europäische Union an dem Konflikt beteiligt. Die einzelnen Staaten verfolgen dabei eigensüchtige Bestrebungen. Somit wird ein durch Krieg und Konflikte zerrissenes Land, zum Spielball weltweiter Industriemächte.
Ein weiteres Beispiel dafür ist der Anschlag auf das World Trade Center. Infolge dessen startete die USA eine Großoffensive im Irak und Afghanistan, die viele Todesopfer forderte und fundamentalistische Splittergruppen wie Al-Kaida und den „Islamischen Staat“ bekräftigten oder zur erfolgreichen Gründung verhalfen. Die Folgen davon sind ebenfalls millionenfache Flucht vor Gewalt. (Vgl. Fluchtursache Krieg und Gewalt)
Armut und Perspektivlosigkeit
Rund 700 Millionen Menschen leiden weltweit an extremer Armut. Dies bedeutet, dass fast jeder 10. Mensch auf der Welt hungrig schlafen geht. Dazu gehören weitere Probleme, wie verunreinigtes oder mangelhaftes Trinkwasser, verdorbene Nahrung, keine sanitären Anlagen und schlechte bis gar keine Arbeitsbedingungen. Die Unterschiede zwischen diesen Ländern und Deutschland sind enorm. In Mali sterben 178 Kinder von 1000 bevor sie das fünfte Lebensjahr erreicht haben, In Deutschland sind es vier. Ebenfalls zeigt dies die Alterserwartung. Während in Deutschland die Menschen circa 81 Jahre alt werden, werden sie in Sierra Leone lediglich 47 Jahre alt. Dies ist auch eine Folge der unzureichenden medizinischen Versorgung in Entwicklungsländern. In Mali muss sich ein/e Mediziner*in zum Teil um 10.000 Patient*innen kümmern. Die Flucht kommt für die Menschen die in absoluter Armut leben oft nicht in Frage, da sie für diese oftmals nicht einmal das nötigste besitzen und eine Flucht meistens mit viel Geld verbunden ist. Daher migrieren oft die Menschen die noch das allernötigste besitzen und in ihrer Heimat keine Perspektive mehr sehen. In vielen Fällen ist die Auswanderung einzelner Familienmitglieder*innen zu einer möglichen Strategie geworden, ihre Angehörigen in der Heimat zu ernähren, da häufig in Industrieländern ein deutlich besseres Gehalt bezahlt wird. (Vgl. Fluchtursache Perspektivlosigkeit und Armut)
Diskriminierung
Gerade Sinti und Romas sind oft massiver Diskriminierung ausgesetzt. Sie gehören in Europa zur größten ethnischen Minderheit. Viele von ihnen stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien und Mitteleuropa. Offiziell werden Sinti und Romas nicht politisch verfolgt, dennoch kommt es immer wieder zu Anfeindungen und Übergriffen durch die jeweilige ethnische Mehrheit. Ebenfalls im Bereich Bildung werden sie benachteiligt und ausgeschlossen. Kinder können nicht zur Schule gehen und somit später auch keiner gesicherten Beschäftigung nach. Sie leben meist am Rande der Gesellschaft. Solche Benachteiligungen werden in Deutschland nicht als legitimer Fluchtgrund anerkannt. Der Kosovo gehört sogar zu den „sicheren Herkunftsländern“. Wer von dort kommt, bekommt nur in seltenen Fällen in Deutschland Asyl. (Vgl. Kosovo: Nicht verfolgt, aber diskriminiert)
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