Der arme König. Wie finanzierte sich König Sigismund von Luxemburg?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2017

18 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Finanzierung durch Steuern
1.1 Jahressteuern
1.2 Judensteuern
1.3 Kriegssteuern

2. Finanzierung durch Verpfändung

3. Finanzierung durch Regalien

4. Die Einnahmen aus den Kanzlei und Hofgerichtsgebühren
4.1 Finanzierung durch Bestätigung von Privilegien
4.2 Sigismund als Diplomat und Richter

5. Finanzierung durch Schenkungen
5.1 Schenkungen durch diplomatischen Tätigkeiten

6. Finanzierung durch Erbe und Heirat

Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Der arme König?

Wie finanzierte sich König Sigismund von Luxemburg

Diese Hausarbeit hat die Zielsetzung zu klären, woher die gewaltigen Geldmengen die notwendig zur Finanzierung von König Sigismund waren, kamen. Es wird nach Art des Einkommens aufgeschlüsselt und erläutert. Dies führt zur Diskussion über die Solvenz des “armen” König Sigmunds.

Sigismund, war der Sohn des berühmten Kaiser Karl dem IV., sowie der jüngere Halbbruder von König Wenzel IV. Zu Zeiten Sigismunds Herrschaft befindet sich das Deutsche Reich in einer Krise. Die Kirche befindet sich in der Spaltung (Schisma). Das Erstarken der einzelnen Fürstentümer und Uneinigkeiten über den König des Deutschen Reichs lassen politischen Polyzentrismus immer weiter zu und fördern den Zerfall der Lehensstruktur. Auch Sigismunds eigene Königreiche bereiten ihm Probleme und lassen ihn nur selten Zeit für dringend notwendige Reformation der Kirche und des Reichs. Als König des deutschen Reiches und römischer Kaiser, herrschte er über das regnum Theutonicum, das 25 größere weltliche Fürstentümer, 100 kleinere Adelsherrschaften, 70 geistliche Gebiete und an die 80 Reichsstädte umfasste.1 Trotz dieser immensen Größe oder vielleicht auch gerade aufgrund dieses nur schwer überschaubaren Reichs, hatte er Zeit seines Lebens mit finanziellen Engpässen zu kämpfen. Zusätzlich musste er auch einen verschwendungssüchtigen Hofstaat, “der mittlerweile mehr als die Hälfte der außerordentlichen Einkünfte, während gleichzeitig die Domänen fast nichts mehr erbrachten.”2 und diverse kriegerische Handlungen finanzieren. “Sigismund selbst hat mehrfach seiner Erkenntnis Ausdruck verliehen, dass ohne gutgefüllte Kassen und ohne Machtapparat niemand erfolgreich regieren könne, zumal jedermann, vor allem die höchsten Herren, dem König sehr konkrete Forderungen präsentierten, aber keiner zu Opfern bereit sei.”3

Durch diverse politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und religiöse Entwicklungen wird auch von einer generellen Krise der Monarchie im 15. Jahrhundert gesprochen.4

Die Arbeit ist in 6 Hauptkapitel unterteilt, die für die jeweiligen Einkommensarten Sigismunds stehen. Diese werden durch Vergleich von Fachliteratur einzeln abgehandelt und erläutert. Im Fazit werden diese 8 Punkte gebündelt reflektiert und aufeinander bezogen, woraus sich schlussendlich ergibt, inwieweit man überhaupt bei Sigismund von einem “armen” König reden kann.

Sigismund von Luxemburg ist einer jener historischen Persönlichkeiten, deren geschichtliche Bedeutung lange verkannt wurde. Erst mitte des 19. Jahrhunderts wurde eine vierbändige Lebensbeschreibung5 herausgegeben, aber danach folgte 150 Jahre lang kein weitere akademische Bearbeitung dieses Themas im deutschsprachigen Raum.6 Mittlerweile hat sich der Stand der Forschung zwar verbessert, aber noch immer finden sich nur wenige Bibliographien, Lebensbeschreibungen und andere Herausgaben über diesen außergewöhnlichen König und Kaiser im Vergleich zu anderen großen Herrschern im Mittelalter. F. Seibt, einer der wenigen der sich ausgiebig mit Sigismund beschäftigt hat, schreibt hierzu 1987 für ein Symposium anlässlich Sigismunds 550. Todestag, dass dieser eine “gerade in der deutschen Historiographie bei ihrer generationslangen Spätmittelalterabstinenz beinahe hartnäckig ignorierter Herrschergestalt”7 sei. Der wissenschaftliche Stand in Bezug auf finanzpolitische Aspekte ist nur bedingt gegeben. Um einen Überblick über Reichsfinanzen und Reichssteuern zu erhalten, ist die mittlerweile doch etwas veraltete Lektüre von Adolf Nuglisch8, sowie die darauf aufbauende Arbeit von Eberhard Isenmann9 und Werner Wild10 hilfreich. Ein Vergleich zwischen den Autoren und ihren Zahlen ist somit nur wenig sinnvoll und man muss diesen Zahlen Vertrauen schenken. Des Weiteren hat Nuglisch selbst seinen Zahlen nur einen relativen Wert beigemessen und in seiner im Vergleich zu Karl dem IV. deutlich knapperen Untersuchung des Finanzwesens des Reichs unter Sigmund in vielen Fällen auf die Ermittlung von Endsummen verzichtet.11 Somit bestehen immer noch große Forschungslücken in diesem Bereich und die bereits bestehende Forschung kann durchaus kritisiert werden.

1. Finanzierung durch Steuern

1.1 Jahressteuern

Die wohl größten Einkommensquellen Sigmunds waren die regelmäßigen und außerordentlichen Abgaben der Städte. Von besonderer Bedeutung ist hier die Jahressteuer die am Martinstag (11.11) von den Städten zu entrichten war.12 Die große Stadt Nürnberg entrichtete beispielsweise jährlich 2000 fl.13 Diese Zahlungen gingen meist direkt an den König, oder bei kleineren Beträgen in die Centralkasse der königlichen Kammer. Im Vergleich zu den anderen Einkünften war dies sicherlich eine Geldquelle, auf die man in regelmäßigen Abständen vertrauen konnte und dennoch darf diese Einkommensquelle nicht überbewertet werden. „Die wichtigsten Abgaben, die dem Reichsoberhaupt zustanden, die Stadtsteuern, wurden zwar oft gefordert, doch nur in Ausnahmefällen dem König gezahlt.“14 Hinzu kam das er oft nicht selbst über das Geld verfügen konnte, da er die Einnahmen bereits vielfach schon verpfändet hatte. (siehe Verpfändungen Kapitel 3) Des Weiteren händigte er, um seine Gläubiger zu bezahlen, oft königliche Quittungen aus, wobei dann der Gläubiger selbst sein Geld von den Städten und Bürgern einzutreiben hatte und somit auch keine echten Einnahmen zu verzeichnen hatte.

Die im Schutz des Reiches befindlichen Klöster waren ebenfalls unter Sigismund steuer- und dienstpflichtig, wie zum Beispiel das Kloster in Murbach, das 340 fl. an das Reich zahlte. 15

1.2 Judensteuern

Die Judensteuern galten mit den Jahressteuern der Städte zu den sichersten Einkünften.16 König Sigismund „verstand es, die Juden in hohem Maße zu den Ausgaben des Reiches heranzuziehen“17. Dies führte dazu, dass allein durch die Judensteuern 20 000 ungarische Gulden in die Gesamteinnahmen des Reiches flossen.18

Die 20 000 ungarischen Gulden setzen sich größtenteils aus dem goldenen Opferpfennig und der halben Judensteuer zusammen. Die Judensteuer wurde an Weihnachten und Martini gezahlt und besagt, dass die Hälfte des Einkommens aller Juden dem König zusteht.19

Insgesamt ließ Sigismund die Judensteuer vier Mal erheben. 1414 verlangt er den dritten Pfennig ihres Vermögens, „weil er ihn zur Förderung der Reichsinteressen brauche“20 und weil es aufwändig war, für den Frieden in wälschen Landen, in Frankreich, England, Aragonien und Konstanz zu sorgen21. Die Steuererhebung zog sich über Jahre22 und brachte beispielsweise in Nürnberg 12 000 fl., in Erfurt 6000 fl., Augsburg 2800 fl. und in Regensburg über 1000 französischen Kronen ein.23 Gleichzeitig ließ er aber noch den zehnten Pfennig erheben und nahm dadurch innerhalb von zwei Jahren 9612 ½ fl. ein24.

Durch den Krieg mit dem Herzog von Österreich, die großen Ausgaben in Italien, Frankreich, England und Aragonien und wegen der Bestätigung der Judenprivilegien vom Papst wurde im Januar 1418 zum zweiten Mal die Judensteuer erhöht.25 Genauer gesagt, sollte der 30. Pfennig von allen Juden im Reich erhoben werden und nicht wie bei der ersten Erhebung der dritte Pfennig.26 Diese Erhebungen zahlten manche Orte auch praktischerweise pauschal im Voraus. „Die Nürnberger Juden zahlten 8000 fl., wofür sie für drei Jahre von allen außerordentlich Abgaben befreit wurden.“27 Die letzte Steuererhebung fand aufgrund der Hussitenkriege am 14. August 1422 statt. Zusätzlich ließ Sigismund sich für „besonders gewährte Vorteile und Privilegien noch obendrein Geld geben“28 und erhob auch Strafgelder von den Juden, sodass 1417 größere Summen eingenommen werden konnten. Als er 1433 zum Kaiser gekrönt wurde, wurde ihm die Krönungssteuer gezahlt, welche die letzte große Abgabe war.29

[...]


1 Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368 - 1437. München

1996. S. 14

2 Isenmann, Eberhard/ Kunisch, Johannes (Hrsg.)/ Luig, Klaus (Hrsg.)/ Moraw, Peter (Hrsg.)/ Press, Volker (Hrsg.) Reichsfinanzen und Reichssteuern im 15. Jahrhundert, in: Zeitschrift für historische Forschung [ZfHF] 7, 1980, S.1-25

3 Kees, Thomas/ Nieß Ulrich/ Roscheck, Petra/ Hoensch, Jörg K. (Hrsg.): Itinerar. König und Kaiser Sigismunds von Luxemburg 1368 - 1437. Warendorf 1995 (Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit, Bd. 6), S. 8

4 Macek, Josef/ Marosi, Erno/ Seibt, Ferdinand (Hrsg.): Zur Krise der Monarchie um 1400. Sigismund von Luxemburg. Kaiser und König in Mitteleuropa 1387 -1437. Beiträge zur Herrschaft Kaiser Sigismunds und der europäischen Geschichte um 1400. Warendorf 1994 (Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit, Bd. 5) S.3-13

5 Aschbach, Joseph von: Geschichte Kaiser Sigmunds. 4 Bde, Hamburg 1838-1845. ND Aalen 1964.

6 Kees, Thomas; Nieß Ulrich/ Roscheck, Petra/ Hoensch, Jörg K. (Hrsg.). S. 12

7 Macek, Josef/ Marosi, Erno/ Seibt, Ferdinand (Hrsg.): Sigismund von Luxemburg. Kaiser und König in Mitteleuropa 1387 -1437. Beiträge zur Herrschaft Kaiser Sigismunds und der europäischen Geschichte um 1400. Warendorf 1994 (Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit, Bd. 5)

8 Nuglisch, Adolf: Das Finanzwesen des Deutschen Reiches unter Kaiser Sigmund. Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik

9 Isenmann, S.1-25

10 Wild, Werner: Steuern und Reichsherrschaft. Studien zu den finanziellen Ressourcen im spätmittelalterlichen deutschen Reich. Bremen 1984

11 Nuglisch, S.167

12 Nuglisch, S.149.

13 R.S. 5682, 7338

14 Koller, Heinrich: Zur Reformpolitik Kaiser Sigismunds, in: Macek, Josef/ Marosi, Erno/ Seibt, Ferdinand (Hrsg.): Sigismund von Luxemburg. Kaiser und König in Mitteleuropa 1387 -1437. Beiträge zur Herrschaft Kaiser Sigismunds und der europäischen Geschichte um 1400. Warendorf 1994 (Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit, Bd. 5) S. 23

15 Nuglisch, S.155.

16 Isenmann, S.15.

17 Nuglisch, S.156.

18 Nuglisch, S.157.

19 Nuglisch, S.157.

20 Nuglisch, S.158.

21 R.S. 7605-7, 7728, 7812, 7904, 8239

22 Nuglisch, S.158.

23 Nuglisch, S.158 f.

24 Nuglisch, S.159.

25 Nuglisch, S.159.

26 Nuglisch, S.159.

27 Nuglisch, S.160.

28 Nuglisch, S.157.

29 Nuglisch, S.160.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Der arme König. Wie finanzierte sich König Sigismund von Luxemburg?
Hochschule
Universität Augsburg
Note
1,3
Jahr
2017
Seiten
18
Katalognummer
V457419
ISBN (eBook)
9783668889002
ISBN (Buch)
9783668889019
Sprache
Deutsch
Schlagworte
könig, sigismund, luxemburg
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, Der arme König. Wie finanzierte sich König Sigismund von Luxemburg?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/457419

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