Wenn man der Frage nachgehen will, warum der Mensch kreativ oder eben poetisch ist, findet man in der Disziplin der kulturellen Anthropologie einen guten Sparringspartner. Denn in ihr wird multidisziplinär mit den verschiedensten Instanzen ein breites Bild gezeichnet und somit ein mehrdimensionaler Erklärungsversuch dessen geliefert, was den Menschen poetisch sein lässt. Es ist durchaus spannend, die unterschiedlichen Sichtweisen der einzelnen Forschungsrichtungen darauf zu untersuchen, welche Ergebnisse oder Lösungsansätze diese im Hinblick auf die Fragestellung anbieten. Somit kann in dieser Ausarbeitung ein differenziertes Bild dessen gezeichnet werden, was denn nun einen poetischen oder kreativen Menschen ausmacht.
Nachdem als Grundlagen die Stichworte „Anthropologie“ und „Poetik“ definiert wurden, wird zunächst unter dem Begriff „Biologischer Ansatz“ ein Ausblick in die Evolutionstheorie gegeben. Dann wird der Zusammenhang von Biologie und Kultur dargelegt, indem bei Tieren beobachtetes Verhalten und die interpretierten Intentionen auf die Welt des homo sapiens übertragen werden. Dann wird die Basistheorie Eibls herangezogen, dass in gewisser Weise alles menschliche Handeln auf dem Stress-Lust-Prinzip beruht. Im Grunde beschreibt Eibl damit vormals instinktive Mechanismen, die der Reproduktion dienten, welche nun auch als Antrieb zu kreativem Verhalten angesehen werden. Gleichsam ist aber auch die Menschheit daran interessiert, einfach nur um des Genusses willen die Sprache zu nutzen. Ohne realen Nutzen oder andere Nebenabsichten wird also das Benutzen der Sprache zur Lustbefriedigung eingesetzt, wobei es bei demjenigen auch Lust generiert, der dieses Mittel einsetzt.
Im Weiteren wird dann unter dem Begriff „Anthropologischer Ansatz“ die Methode des Imitierens und Emulierens aufgeführt, die zum einen als Grundlage allen Lernens begriffen wird, zum anderen die Basis für die Weiterentwicklung von Bestehendem ist. Sodann wird als gesellschaftliche Perspektive ausgeführt, was die kulturellen Motivatoren für das Entstehen einer poetogenen Struktur sind. Zugleich wird gezeigt, dass das normative Umfeld der Gesellschaft dazu herausfordert, diese Normen zu umgehen. Und wo dies nicht möglich ist, wurde die Poesie als Ventil zur Äußerung der eigenen Meinung installiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Grundlagen
- 2.1 Anthropologie
- 2.2 Poetik
- 3 Biologischer Ansatz
- 3.1 Evolutorische Grundlagen
- 3.2 BioCulture
- 3.3 Stress-Lust-Mechanismus
- 4 Anthropologischer Ansatz
- 4.1 Imitation und Emulation
- 4.2 Gesellschaftliche Perspektive
- 5 Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage nach der menschlichen Poetizität aus biologisch-anthropologischer Perspektive. Ziel ist es, ein multidisziplinäres Verständnis zu entwickeln, indem verschiedene Forschungsansätze integriert werden. Der Fokus liegt auf der Erarbeitung eines differenzierten Bildes, was den Menschen poetisch oder kreativ sein lässt.
- Der Einfluss der Evolutionstheorie auf menschliches kreatives Verhalten.
- Der Zusammenhang zwischen Biologie und Kultur im Kontext von Poetizität.
- Die Rolle des Stress-Lust-Mechanismus als Antrieb für kreatives Handeln.
- Die Bedeutung von Imitation und Emulation als Grundlagen des Lernens und der kreativen Weiterentwicklung.
- Der Einfluss gesellschaftlicher Normen und deren Umgehung als Motivator für poetisches Schaffen.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Fragestellung ein, warum der Mensch poetisch ist, und positioniert die kulturelle Anthropologie als geeigneten Ansatz zur Beantwortung dieser Frage. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und die Herangehensweise, die verschiedene Forschungsrichtungen integriert, um ein mehrdimensionales Bild der menschlichen Poetizität zu zeichnen. Die Arbeit verspricht ein differenziertes Verständnis dessen, was einen poetischen oder kreativen Menschen ausmacht.
2 Grundlagen: Dieses Kapitel legt die Grundlage für die weitere Untersuchung, indem es die Begriffe „Anthropologie“ und „Poetik“ definiert und erläutert. Es werden unterschiedliche Ausprägungen der Anthropologie vorgestellt, insbesondere die psychische und die kulturelle Anthropologie. Die Definitionen dienen als Ausgangspunkt für die anschließende Auseinandersetzung mit dem biologischen und anthropologischen Ansatz.
3 Biologischer Ansatz: Das Kapitel erforscht die biologischen Wurzeln menschlicher Kreativität. Es beleuchtet evolutorische Grundlagen, den Zusammenhang zwischen Biologie und Kultur (BioCulture), und die zentrale Rolle des Stress-Lust-Mechanismus nach Eibl-Eibesfeldt. Dieser Mechanismus wird als Grundlage für vormals instinktives Verhalten interpretiert, das nun auch den Antrieb für kreatives Verhalten liefert. Es wird auch die lustbetonte Nutzung von Sprache ohne realen Nutzen betrachtet.
4 Anthropologischer Ansatz: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die anthropologischen Aspekte der menschlichen Poetizität. Die Bedeutung von Imitation und Emulation als Grundlage des Lernens und der Weiterentwicklung bestehender Strukturen wird hervorgehoben. Darüber hinaus wird die gesellschaftliche Perspektive beleuchtet, indem die kulturellen Motivatoren für die Entstehung poetogener Strukturen und der Umgang mit gesellschaftlichen Normen als Auslöser für poetisches Schaffen analysiert werden.
Schlüsselwörter
Anthropologie, Poetik, Biologischer Ansatz, Anthropologischer Ansatz, Evolution, BioCulture, Stress-Lust-Mechanismus, Imitation, Emulation, Gesellschaftliche Normen, Kreativität.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: Biologisch-anthropologischer Ansatz zur menschlichen Poetizität
Was ist der Hauptfokus dieses Textes?
Der Text untersucht die menschliche Poetizität aus einer biologisch-anthropologischen Perspektive. Das Ziel ist es, ein multidisziplinäres Verständnis zu entwickeln, indem verschiedene Forschungsansätze integriert werden, um zu ergründen, was den Menschen poetisch oder kreativ sein lässt.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Der Text behandelt den Einfluss der Evolutionstheorie auf menschliches kreatives Verhalten, den Zusammenhang zwischen Biologie und Kultur (BioCulture), die Rolle des Stress-Lust-Mechanismus als Antrieb für Kreativität, die Bedeutung von Imitation und Emulation als Grundlagen des Lernens und der kreativen Weiterentwicklung, sowie den Einfluss gesellschaftlicher Normen und deren Umgehung als Motivator für poetisches Schaffen.
Welche Ansätze werden im Text verwendet?
Der Text kombiniert einen biologischen und einen anthropologischen Ansatz. Der biologische Ansatz untersucht die evolutionären Grundlagen, BioCulture und den Stress-Lust-Mechanismus. Der anthropologische Ansatz konzentriert sich auf Imitation, Emulation und den Einfluss gesellschaftlicher Normen.
Wie ist der Text strukturiert?
Der Text ist in Kapitel gegliedert: Einleitung, Grundlagen (Anthropologie und Poetik), Biologischer Ansatz (Evolution, BioCulture, Stress-Lust-Mechanismus), Anthropologischer Ansatz (Imitation, Emulation, Gesellschaftliche Normen), und Zusammenfassung und Ausblick. Jedes Kapitel wird im Text kurz zusammengefasst.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Anthropologie, Poetik, Biologischer Ansatz, Anthropologischer Ansatz, Evolution, BioCulture, Stress-Lust-Mechanismus, Imitation, Emulation, Gesellschaftliche Normen und Kreativität.
Was wird in der Einleitung erläutert?
Die Einleitung stellt die Fragestellung nach der menschlichen Poetizität vor, begründet die Wahl des kulturell-anthropologischen Ansatzes, skizziert den Aufbau der Arbeit und verspricht ein differenziertes Verständnis der menschlichen Poetizität.
Was wird in den Grundlagen-Kapiteln behandelt?
Die Grundlagen-Kapitel definieren die Begriffe "Anthropologie" und "Poetik" und legen die Basis für die folgenden Kapitel, in denen der biologische und anthropologische Ansatz detailliert beschrieben werden.
Was wird im biologischen Ansatz behandelt?
Der biologische Ansatz untersucht die evolutionären Grundlagen der Kreativität, den Zusammenhang zwischen Biologie und Kultur (BioCulture) und die Bedeutung des Stress-Lust-Mechanismus als Antrieb für kreatives Handeln.
Was wird im anthropologischen Ansatz behandelt?
Der anthropologische Ansatz konzentriert sich auf die Bedeutung von Imitation und Emulation für das Lernen und die Weiterentwicklung kreativer Strukturen sowie auf den Einfluss gesellschaftlicher Normen und deren Umgehung als Motivator für poetisches Schaffen.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, der Text enthält eine Zusammenfassung jedes Kapitels, die die wichtigsten Punkte und Erkenntnisse zusammenfasst.
- Arbeit zitieren
- Jessica Scheffold (Autor:in), 2005, Warum ist der Mensch poetisch? ein biologisch-anthropologischer Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45752