Produzieren von Auslandsberichten in den Nachrichten des Zweiten Deutschen Fernsehens


Hausarbeit, 2004

17 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Einleitung
Fragestellung
Vorhaben

Durchführungsteil
Von der Information zur Nachricht
Chance auf Veröffentlichung
Quellen der Berichterstattung
Das Korrespondentennetzwerk
Probleme der Journalisten im Ausland
Qualität der Nachricht

Zusammenfassung
Resümee
Kommentar

Anhang
Literaturverzeichnis
Internetseiten
alternative Quellen / Anlagen

Erklärung

Einleitung

Fragestellung

Als der Tsunami die Strände am Indischen Ozean überschwemmte, wurden auch die Fernsehzuschauer in Deutschland von einer Flut von Bildern überrascht.

Das ließ die Frage aufkommen, wie eine Information aus dem Ausland auf unsere Fernsehbildschirme hier in Deutschland kommt. Sahen die Zuschauer in den Nachrichten wirklich das, was in den Krisenregionen in Südostasien, die tausende von Kilometern weit entfernt sind, vor sich ging? Ist es Korrespondenten überhaupt möglich, speziell aus dem Ausland objektiv zu berichten? Neutral, wahrheitsgemäß und ohne Wertung, so, wie es häufig postuliert und im Medienstaatsvertrag festgehalten wird? (ZDF-Staatsvertrag).

Vorhaben

Um eine Antwort auf diese Fragen zu finden, möchte sich die Autorin zunächst anschauen, welche Informationen warum veröffentlicht werden.

Da die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten als sehr glaubwürdig, was ihre Berichterstattung anbelangt, gelten (Berg 2002), soll am Beispiel des Zweiten Deutschen Fernsehens herausgefunden werden, aus welchen Quellen die Bild- und Textmeldungen, die täglich in den Hauptnachrichten laufen, stammen, wie Auslandskorrespondenten arbeiten und auf welche Probleme sie dabei stoßen. Ob eine gewisse Absicht hinter der Art und Weise, wie internationale Ereignisse in den Nachrichten des ZDFs publiziert werden, steckt oder ob die Berichte ganz objektiv und wertfrei sind soll geklärt werden.

Natürlich gehört zur vollständigen Analyse der Auslandsberichterstattung im deutschen Fernsehen die Abdeckung der folgenden drei Bereiche:

NACHRICHTENPRODUKTION,

INHALTSANALYSE,

INFORMATIONSVERMITTLUNG (Topf 2003, S.15-16).

Um den Rahmen dieser Hausarbeit nicht zu sprengen, beschränkt sich die Autorin auf die Nachrichtenproduktion in den Hauptnachrichten des Zweiten Deutschen Fernsehens. Im Speziellen wird das „heute-journal“ betrachtet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle. www.zdf.de

Durchführungsteil

Von der Information zur Nachricht.

Definitionen:

Eine Information ist laut Knaurs Lexikon von 1965 eine Belehrung, Auskunft. Eine Information kann auch eine Meldung einer Nachrichtenagentur sein und so wird der Begriff auch im Folgenden behandelt.

Nachricht, im englischen „message“, fordert ihrer ursprünglichen Bedeutung nach zur Ausführung einer bestimmten Handlung auf. Im journalistischen Sinne ist deshalb die Übersetzung des englischen Worts „news“, Neuigkeit, passender. Die Nachricht ist die Grundform aller informierenden journalistischen Darstellungsformen. Sie soll präzise und in aller Kürze die so genannten W -Fragen (W er hat w as getan? W ann, w o, w ie und w arum?) beantworten. Außerdem sollte die Nachricht objektiv, aktuell und von allgemeinem Interesse sein. Das Wichtigste - die Kernaussage - muss am Anfang stehen, dann folgen weitere Aussagen, gemäß ihrer Relevanz. (LaRoche 2003).

Wenn nachstehend von einer Nachricht die Rede ist, so ist die journalistische Aufarbeitung und Veröffentlichung einer Information gemeint.

Eine Information über das Ausland wird zu einer Nachricht im deutschen Fernsehen, nachdem das Geschehnis am Ursprungsort dokumentiert, an die jeweilige Nachrichtenredaktion transferiert und im Laufe einer Sendung ausgestrahlt wird.

Im Gegensatz zum Hörfunk oder den Printmedien, ist das Fernsehen bei seiner Berichterstattung auf mehr oder minder aussagekräftige, bewegte Bilder angewiesen. Eine Information kann also nur durch das Fernsehen vermittelt werden, wenn entsprechende Filmausschnitte zur Thematik existieren. Durch die heutige Satellitentechnik ist es möglich geworden, Bild- und Tonaufzeichnungen schnell über den gesamten Globus zu schicken.

Doch auch wenn ausreichend Material zur Verfügung steht, um einen Beitrag zu erstellen, wird nicht jede Information zur Nachricht. Redakteure von Nachrichtensendungen und -magazine stehen durch ihre begrenzten zeitlichen Möglichkeiten unter besonderem Selektionsdruck. Durch den immer größer werdenden Nachrichtenfluss, der die Redaktionen erreicht, machen sich die Verantwortlichen mehr Gedanken darüber, welche Themen sie nicht senden, als darüber, welche überhaupt in die Sendung aufgenommen werden (Topf 2003, S. 64).

Chance auf Veröffentlichung

Nah, neu, nützlich – so sieht für Claus Reitan das „Grundmuster journalistischer Nachrichtenauswahl“ (Reitan 2004, S.24) aus. Auch Peter Voß erachtet den Neuigkeitswert einer Nachricht für die Öffentlichkeit als eines der wichtigsten Auswahlkriterien. Ferner stellt er sich die Frage: „Was ist wichtig und was ist interessant?“ (Voß 1997).

In der Wissenschaft wurde häufig untersucht, warum in den Medien dieses Ereignis behandelt wird und jenes nicht. Neben der „News-bias“-Forschung und dem Framing-Konzept, versuchen die Nachrichtenwert-Theorie und die Gatekeeper-Forschung den Entscheidungsprozess der Nachrichtenauswahl zu erklären. Während sich die Gatekeeper-Forschung auf den auswählenden Redakteur konzentriert, versucht die Nachrichtenwert-Theorie diejenigen Eigenschaften einer Nachricht auszumachen, die für deren Veröffentlichung ausschlaggebend sind. Die beiden letztgenannten Theorien werden im Folgenden erläutert und durch Beispiele veranschaulicht.

Die Gatekeeper-Forschung geht von dem Journalisten als „Torwächter“ aus, der entscheidet, welche Informationen passieren dürfen und welche nicht. Dabei wählt er aus auf Grund von subjektiven Kriterien, wie Vorlieben, und äußeren Einflüssen, wie Zeitmangel oder Platzangebot. Auch die Art seiner beruflichen Stellung, freier Mitarbeiter oder Herausgeber, und sein geschäftliches Umfeld, also die Meinungen seiner Kollegen, beeinflussen ihn. Die redaktionelle Linie des Mediums ist genauso ausschlaggebend, wie die Quelle der Nachricht. (Robinson 1973).

Der individualistische Ansatz in der Gatekeeper-Forschung zeigt auf, dass Journalisten die Themen auswählen, von denen sie glauben, dass ihre Zuschauer sie interessant finden. Zu dieser These passt, dass die Redakteure des „heute-journal“ Inlandsmeldungen Vorrang vor Auslandsmeldungen gewähren. Schließlich betreffen innenpolitische Entscheidungen die deutschen Zuschauer direkt und sind für sie deshalb oft wichtiger als Auslandsnachrichten. (Kunke).

Auch auf die Quote wird regelmäßig geschaut, obwohl den Journalisten klar ist, dass diese meist eher themenunabhängig ist und durch äußere Einwirkungen, wie das Fernsehprogramm der Konkurrenz, bestimmt wird(Kunke). Zur genaueren Analyse der Zuschauermeinung werden regelmäßig Studien in Auftrag gegeben (siehe Berg 2002).

Der institutionelle Ansatz, eine Weiterführung des ersten, untersucht die äußeren Einflüsse auf den Gatekeeper. Im „heute-journal“ nimmt der Schlussredakteur die Verantwortung über die Inhalte der Sendung auf sich. Somit fungiert er als Gatekeeper. Jedoch entscheidet der Schlussredakteur nicht alleine über die Themenauswahl, sondern gemeinsam mit anderen Redaktionsmitgliedern innerhalb von Planungssitzungen. Die Meinung der Kollegen beeinflusst ihn und die Nachrichtenauswahl. (Kunke).

Außerdem bestimmt die Art der Sendung, welche Berichte ausgestrahlt werden. Beim „heute-journal“ wird unter anderem danach entschieden, welche Themen dem Anspruch der Sendung entsprechen und wie diese Themen zusammenpassen, damit ein stimmiges Gebilde entsteht. Als Magazin ist die Sendung nicht verpflichtet, alle Nachrichten des Tages zu behandeln. Einzelne Themen werden herausgepickt und hintergründig behandelt. Nachsichtensendungen wie „heute“ hingegen sind verpflichtet den Tag abzubilden. (Kunke).

Diese hintergründige Aufarbeitung von inländischen Themen ist häufig auch schuld daran, dass die Auslandsberichterstattung magerer ausfällt. Um ein komplexes politisches Thema so zu erklären, dass es der Durchschnittszuschauer verstehen kann, braucht der Autor Zeit. Komplizierte Sachverhalte werden an Hand von exemplarischen Einzelschicksalen erklärt, um sie dem Rezipienten verständlicher zu vermitteln. (Butz, Kunke).

Die Auslandsberichterstattung macht „aber immer noch bei einem Nachrichtenmagazin wie dem ,heute-journal’ einen Anteil von 30-40% aus“ (Butz).

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat außerdem die demokratische Grundversorgung zu erfüllen (ZDF-Staatsvertrag). Die organisatorische Form des Senders gibt dem Nachrichtenmagazin schon ein gewisses Grobmuster vor, welche Berichte gesendet werden sollten und welche nicht, nämlich eher politische, denn bunte Themen. Dies ist auch ein Kriterium im Sinne des institutionellen Ansatzes der Gatekeeper-Forschung (Robinson 1973).

Die Nachrichtenwert-Theorie untersucht die Inhalte einer Nachricht, gliedert diese in gewisse Faktoren und bestimmt daraus den Nachrichtenwert, also die Publikationswürdigkeit einer Information. Winfried Schulz katalogisierte die 12 Nachrichtenfaktoren, die Galtung und Ruge 1965 erstellt hatten, in sechs Dimensionen. Seiner Ansicht nach spielen die Zeit, die Nähe, der Status, die Dynamik, die Valenz, sowie die Identifikation eine Rolle bei der Nachrichtenauswahl. (Schulz 1990).

Nachrichten rücken in den Hintergrund, wenn sie von aktuelleren Ereignissen verdrängt werden. Im „heute-journal“ waren beispielsweise viele Berichte geplant, die wegen der plötzlichen Flutwelle in Sudostasien nicht veröffentlicht wurden (Kunke).

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Produzieren von Auslandsberichten in den Nachrichten des Zweiten Deutschen Fernsehens
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Kommunikationswissenschaften und Medienforschung)
Veranstaltung
Medienlehre
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V45762
ISBN (eBook)
9783638431101
ISBN (Buch)
9783638782227
Dateigröße
665 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In der vorliegenden Arbeit wird beschrieben, wie Nachrichtenbeiträge für eine Nachrichtensendung produziert werden. Die Autorin hat hierzu sechs Wochen in der Redaktion des ZDF heute-journals hospitiert.
Schlagworte
Produzieren, Auslandsberichten, Nachrichten, Zweiten, Deutschen, Fernsehens, Medienlehre
Arbeit zitieren
Susanne Schlink (Autor:in), 2004, Produzieren von Auslandsberichten in den Nachrichten des Zweiten Deutschen Fernsehens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45762

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