Von der Industriegesellschaft in die Wissensgesellschaft


Seminararbeit, 2003

14 Seiten, Note: 2,2


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Unsere Wurzeln - die Industriegesellschaft
1.1 Die industrielle Revolution
1.2 Das "Kapital" und die Arbeiterklasse schließen einen Kompromiss
1.3 Der Kapitalismus "gibt noch mal richtig Gas"

2. Die technologische Initialzündung der Wissensgesellschaft

3. Anzeichen des Wandels in gesellschaftlichen Sphären
3.1 Ökonomie - Wissen als unmittelbarer Produktionsfaktor
3.2 Politik - Eigenverantwortung anstelle von Regulierung und Vorsorge
3.3 Bildung und Wissen
3.4 Kultur

4. Ansichten der neuen Gesellschaftsform
4.1 Schöne neue Welt
4.2 Wer sind die Teilnehmer?

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

Einleitung

Unsere Industriegesellschaft ist in die Jahre gekommen. Viele Anzeichen
sprechen für einen Übergang in eine neue Gesellschaftsform. Das Label dieser neuen Gesellschaftsform ist nach der nomadischen, agrarischen und industriellen die Wissens­gesellschaft[1].

Die Leitwerte der Industriegesellschaft sind Standardisierung, Spezialisierung, Synchronisierung und Zentralisierung. Alle diese Bereiche leiden unter Auflösungserscheinungen. Standardprodukte sind zunehmend nicht mehr marktfähig, die Spezialisierung der Geschlechter wird zunehmend aufgebrochen, die starre Arbeitszeitstruktur der Industrie deckt sich nicht mehr mit den heutigen Anforderungen und zentrale Systeme wie der Staat eines ist stehen unter starkem Beschuss[2].

Wirtschaftswissenschaftler, Soziologen, Trendforscher und Politiker beschäftigen sich intensiv mit der Analyse der Krise, der möglichen Ausformungen und den Chancen, Hoffnungen bzw. Möglichkeiten, die sich für die Gesellschaft und die teilnehmenden Menschen ergeben.

Diese Hausarbeit skizziert in Kapitel 1 die Industriegesellschaft, nimmt in
Kapitel 2 die Spuren des Wandels in den unterschiedlichengesellschaftlichen Sphären auf, beschreibt in Kapitel 5 die technologischen Vorraussetzungen
und gibt schließlich in Kapitel 4 Raum für zwei unterschiedliche Aussichten in die Wissensgesellschaft.

1. Unsere Wurzeln - die Industriegesellschaft

Um zu verstehen, welchen Umfang der Wandel unsere Gesellschaft umfasst, sind im folgenden Kapitel die "Errungenschaften" der industriellen Revolution
beschrieben und der Klassenkompromiss, auf dem unsere heutige Gesellschaft noch funktioniert.

1.1 Die industrielle Revolution

Am Ende des 18. Jahrhunderts läutete die Landwirtschaft die industrielle
Revolution ein. Die Landwirtschaft führte neue Produktionsmethoden ein und steigerte so ihre Erträge. Für viele Landarbeiter bedeutete das den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Arbeitslos geworden drängten sie auf der Suche nach Arbeit in die Städte. Es entstanden Ballungsgebiete, die ebenfalls von der industriellen Revolution geprägt waren. Hochentwickelte Technologien, starke Arbeitsteilung, Massenproduktion, Leistungs- und Wachstumsorientierung, neue Herrschafts- und Organisationsstrukturen (Bürokratismus) und der verstärkte Einsatz von produzierendem Kapital ließen die Industriegesellschaft entstehen[3].

1.2 Das "Kapital" und die Arbeiterklasse schließen einen Kompromiss

Spezialisierung, Arbeitsteilung und die Automatisierung bestimmten den Alltag des Arbeiters. "Arbeit ist ein (…) wesentliches Moment der Daseinserfüllung."[1]
Es kam es zu einer Entfremdung der Arbeit und somit zum beschädigten Selbstwertgefühl bei den neuen Industriearbeitern und ehemaligen Landarbeitern, die nur noch genau definierte Arbeitsschritte zu einer ganz bestimmten Zeit zu verrichten hatten. "Der Mensch will von Natur aus nicht Geld und mehr Geld verdienen, sondern so leben, wie er zu leben gewohnt ist und das dafür Notwendige erwerben."[4] Die ersten Industriearbeiter hatten ihre Schwierigkeiten mit dem neuen System. Sie verließen ihre Webstühle oft vor offiziellem Arbeitsschluss, weil sie meinten, genug für ihren Lebens­unterhalt verdient zu haben. Der neue Arbeiter musste sich an ein formalisiertes Arbeitszeitsystem, das sich an den Maschinen orientierte, gewöhnen. Die Arbeiterklasse, das Proletariat, das periodisch-auftretender Arbeitslosigkeit ausgesetzt war, stand dem
wachsenden gesellschaftlichen Reichtum gegenüber[5]. Soziale Konflikte
zwischen den Klassen waren die Folge. Diesen Zündstoff zu entschärfen,
wurde die Gesellschaft stark Institutionalisiert. Gewerkschaften und staatliche Bürokratie gaben den Arbeitern den verlorengegangenen Halt und Orientierung. Soziale Absicherungssysteme wurden eingezogen. Es kam zum sogenannten Klassenkompromiss. Einen Ausgleich für die permanente Arbeitsintensivierung und Leistungssteigerung fand die Arbeiterklasse im Warenkonsum. Der konsumistische Zirkel ist typisch für den entwickelten Kapitalismus4.

1.3 Der Kapitalismus "gibt noch mal richtig Gas"

Angefangen in den 30er Jahren nach der Weltwirtschaftskrise und gefestigt durch den Ost-West-Konflikt entwickelte sich im Klima der Optimierung der Betriebsabläufe, dem Taylorismus[6] die Spätform des Kapitalismus der Fordismus, der die Rationalisierung der Fertigungskosten durch Massenproduktion systematisierte[7]. Ausgelöst durch die Konkurrenz der unterschiedlichen Systeme
festigten sich der Staatsinterventionismus und die Konzentration auf die Binnenmärkte. In den 70er Jahren gerät der Fordismus in eine Krise. Für Joachim Hirsch liegt der Grund für das Scheitern des Fordsimus in ihm selbst[8]. Aufgebaut auf Ressourcen­verschwendung und Umweltverschmutzung, auf Institutionen wie der Bürokratie und den Gewerkschaften und einem staatlich organi­sierten Klassenkompromiss brannten die tayloristischen Produktivitätspotentiale aus und die Grundlage des Fordismus begann sich aufzulösen.
Globalisierung wurde und wird als Lösungsansatz für dieses Problem gesehen4. "Der kapitalistische Ausweg aus der Krise bestand in einer grundlegenden
Umstrukturierung der Arbeits- und Klassenverhältnisse in globalem Maßstab. Diese wurde im Zuge der neoliberalen Globalisierungsoffensive verwirklicht (…)."[9] Um globale Wertschöpfungsketten aufzubauen, wird der Kapital-,
Finanz-, Waren- und Arbeitsmarkt seit der zweiten Weltwirtschaftskrise flexi­bilisiert und dereguliert.
Das Kapital löst sich aus seinen nationalen Fängen und internationalisiert seine Produktion. Das gibt den Finanz- und Kapitalmärkten einen enormen Aufschwung. Aber ein Effekt ist auch, dadurch dass die Arbeitsmärkte auf internationalem Parkett in Konkurrenz treten, der massiver Anstieg von ungesicherten und "scheinselbstständigen" Beschäftigungsverhältnissen und der Abbau der sozialen Sicherungssysteme. Der ausgehandelte fordistische Klasssenkompromiss erodiert erheblich. Die Lohnarbeit als Grundlage des gesellschaftlichen Zusammenlebens im Industriekapitalismus löst sich auf. "Die Einbindung in eine fordistisch regulierte "nationale" Ökonomie, verbunden mit dem Ausbau staatsbürokratischer Sicherungsnetze schuf nicht nur Abhängigkeit, sondern damit zugleich auch soziale Bindung. Mit der Auflösung des fordistsischen Lohnarbeitsparadigmas und der "Flexibilisierung" der Arbeitsverhältnisse lösen sich diese Abhängigkeiten und Verpflichtungen tendenziell auf. Die Gesellschaft wird zu einer Ansammlung miteinander konkurrierender Unternehmer."[10] Individuelle Sicherheit und gesellschaftliche Orientierung gehen verloren.

[...]


[1] Vgl. Alvin Toffler, Amerikanischer Zukunftsforscher in "The third wave", New York, 1980

[2] Vgl. Matthias Horx, Trendforscher, Die Zukunftsgesellschaft, Kelkheim 2003

[3] dtv Brockhaus Lexikon in 20 Bänden; 1988

[4] Max Weber, Soziologe, Die protestantische Ethik und der "Geist" des Kapitalismus (1920)

[5] vgl.: Lehrbuch der Soziologie, Helmut Voelzkow, Campus Verlag, Frankfurt/New York

[6] Taylorismus: (amerikanische Ingenieur S.W. Taylor, 1856-1915) System der wissenschaftlichen Betriebsführung mit dem Ziel, einen möglichst wirtschaftlichen Betriebsablauf zur erzielen, Quelle: Duden - das Fremdwörterbuch, Mannheim 01.02.1990.

[7] Fordismus (nach Henry Ford): Industriepolitische Konzeption, Quelle: Duden - das Fremdwörterbuch, Mannheim 01.02.1990.

[8] vgl. Joachim Hirsch in "Die Zukunft der Arbeitsgesellschaft", erschienen in Jungle World Nr.24 vom 9.7.99

[9] Joachim Hirsch in "Die Zukunft der Arbeitsgesellschaft", erschienen in Jungle World Nr.24 vom 9.7.99

[10] Sennet 1998, 29

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Von der Industriegesellschaft in die Wissensgesellschaft
Hochschule
Universität Hamburg
Veranstaltung
Interdisziplinärer Grundkurs
Note
2,2
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V45843
ISBN (eBook)
9783638431774
ISBN (Buch)
9783638750578
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Industriegesellschaft, Wissensgesellschaft, Interdisziplinärer, Grundkurs
Arbeit zitieren
Gunnar Vollering (Autor:in), 2003, Von der Industriegesellschaft in die Wissensgesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45843

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