Zukunftsfähige Lösungen für den Zahlungsverkehr im digitalen Kontext. Welche neuen Anforderungen stellen Kunden an ihre Bank?


Fachbuch, 2019

107 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Symbolverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Motivation und Ziel der Arbeit
1.2 Aufbau der Arbeit

2 Theoretische Grundlagen zum Zahlungsverkehr
2.1 Zahlungsverkehr der Banken
2.2 Funktionsweise des elektronischen Zahlungsverkehrs
2.3 Innovative Zahlungsverkehrsmethoden

3 Analyse und Bewertung von elektronischen Zahlungsverfahren
3.1 Empirische Untersuchung der Kundenanforderungen an Zahlungsverfahren
3.2 Ergebnisanalyse der Befragung
3.3 Bewertung bestehender Zahlungsverkehrslösungen im Kontext der Befragung

4 Kritische Würdigung und Diskussion der Ergebnisse
4.1 Positive Aspekte der Untersuchung
4.2 Limitationen der Methodik
4.3 Handlungsempfehlungen für Banken

5 Schlussbetrachtung

Anhang

Darstellungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Arten des Zahlungsverkehrs

Abb. 2: Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs

Abb. 3: Unterschiedliche TAN-Verfahren im Überblick

Abb. 4: Überblick der Trends im Zahlungsverkehr

Abb. 5: Geschlecht und Alter der Teilnehmer

Abb. 6: Nutzung und Image-Profil von Zahlungsverkehrsinstrumenten

Abb. 7: Wichtigkeit und Priorität der Kundenanforderungen

Abb. 8: Kundenanforderungspyramide

Abb. 9: Vergleich von Zahlungsverfahren im Internet

Abb. 10: Vergleich von Zahlungsverfahren am POS

Abb. 11: PDCA-Zyklus zur kontinuierlichen Verbesserung

Abb. 12: Vor- und Nachteile weiterer Befragungsformen

Abb. 13: Grenzen von Befragungen

Abb. 14: Marktforschung als Entscheidungshilfe

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Abgleich der Zahlungsverfahren mit Anforderungen 42

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Motivation und Ziel der Arbeit

Die Welt wird immer digitaler. Das gilt auch für das Bezahlen. Der elektronische Zahlungsverkehr verändert sich derzeit rasant und steht heutzutage unter einem Innovationsdruck wie noch nie zuvor. Das Aufkommen von neuen Zahlungssystemen und neuer Marktteilnehmer sowie die zunehmenden Erwartungen der Zahlungssystemnutzer haben zu einem intensiven Wettbewerb im Zahlungsverkehr geführt.1 Banken, die den wirtschaftlichen Handel durch die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen unterstützen, befinden sich hierdurch in einem dynamischen Veränderungsprozess. Die immer kürzer werdenden Zeitabstände zwischen Innovationen und Veränderungen im Zahlungsverkehr führen zu einem immer schnelleren Wandel der Finanzindustrie, der besonders auf den technischen Fortschritt und die damit einhergehende Digitalisierung zurückzuführen ist. Die sogenannte Digitalisierung bezeichnet in diesem Kontext die Durchdringung der Informationstechnologie in alle Lebensbereiche der Gesellschaft. Dies führt zu Veränderungen von Geschäftsmodellen, Arbeitsabläufen sowie Konsumgewohnheiten im Alltag.2 Zudem ergeben sich permanent neue regulatorische Anforderungen, die dazu beitragen, den Wettbewerb im Zahlungsverkehr weiter zu intensivieren.3 Damit die für Banken wichtigen Erträge aus dem Zahlungsverkehr weiterhin generiert werden können, sind Finanzinstitute angehalten zukunftsfähige Zahlungsverkehrslösungen zu entwickeln und bereitzustellen. Durch die Ausbreitung der Digitalisierung sind die Kundenanforderungen hinsichtlich der Sicherheit, Nutzerfreundlichkeit und der Mehrwerte existierender und neuer Zahlungssysteme erheblich gestiegen.4 Elektronische Zahlungsverkehrsinstrumente sind fester Bestandteil des Zahlungsalltags geworden. Viele neue technische Funktionalitäten ermöglichen es, Zahlungen wesentlich komfortabler als bisher anzustoßen. Die Neuerungen betreffen sowohl Einkäufe im stationären als auch im elektronischen und mobilen Handel, sowie Zahlungen von Person-an-Person, bekannt als P2P-Zahlungen.

FinTechs5 drängen mit neuartigen Finanzdienstleistungen in den Finanzmarkt ein, deren Geschäftsmodelle von einer hohen Kundenorientierung und innovativen Dienstleistungen geprägt sind.6 Aufgrund der Vielzahl von bestehenden und sich in der Entwicklung befindlichen Zahlungsverkehrslösungen befasst sich die nachfolgende Bachelor Thesis mit deren Zukunftsfähigkeit. Bevor es jedoch zu konkreten Handlungsempfehlungen für Banken kommt, werden anhand einer empirischen Untersuchung die Kundenanforderungen an elektronische Zahlungsverkehrsinstrumente analysiert. Abgeleitet aus dem Ziel der Arbeit lautet die Forschungsfrage der nachfolgenden Bachelor Thesis daher wie folgt:

Welche Kundenanforderungen müssen elektronische Zahlungsverkehrsinstrumente erfüllen, damit diese im digitalen Kontext zukunftsfähig sind und welcher Handlungsbedarf ergibt sich dadurch für Banken?

1.2 Aufbau der Arbeit

Der Aufbau der Arbeit gliedert sich in drei wesentliche Kernbereiche zur Beantwortung der oben formulierten Forschungsfrage. Nach der Einleitung befasst sich das zweite Kapitel mit den theoretischen Grundlagen zum Zahlungsverkehr. Dabei wird zuerst auf die Abwicklung des Zahlungsverkehrs in den Banken eingegangen, ehe elektronische Zahlungsverkehrsinstrumente und deren Funktionsweise näher beleuchtet werden. Abgerundet wird das Kapitel mit den Innovationen und Trends im Zahlungsverkehr. Daraufhin werden im dritten Kapitel die methodischen Grundlagen für eine empirische Datenerhebung der Kundenanforderungen an elektronische Zahlungsverkehrsinstrumente in Form einer Onlineumfrage gestellt. Nach der ausführlichen Ergebnisanalyse der Befragung werden zum Abschluss des Kapitels auf Grundlage der Umfrage die verschiedenen Verfahren den festgestellten Kundenanforderungen gegenübergestellt und mit diesen abgeglichen. Darauf aufbauend würdigt und diskutiert der Autor im vierten Kapitel die erzielten Ergebnisse kritisch. Ferner werden Handlungsempfehlungen für Banken zur Optimierung des Zahlungsverkehrsbereichs ausgesprochen. Die Schlussbetrachtung fasst die wesentlichen Ergebnisse nochmals zusammen und gibt einen Ausblick auf die Zukunftsfähigkeit der Zahlungsverkehrslösungen im digitalen Kontext.

2 Theoretische Grundlagen zum Zahlungsverkehr

2.1 Zahlungsverkehr der Banken

2.1.1 Definition und Abgrenzung des Zahlungsverkehrs

Im Allgemeinen umschreibt der Zahlungsverkehr die Gesamtheit aller Zahlungen, also Übertragungen von Zahlungsmitteln, zwischen verschiedenen Wirtschaftssubjekten7. Finanzielle Transaktionen sind ein Teil des Zahlungsverkehrs, wenn diese zur Erfüllung einer Gegenleistung, zum Beispiel bei einem Kauf, einer Schenkung oder andere Transferleistungen, wie die Begleichung einer Steuerschuld, erfolgen. Finden die Zahlungsvorgänge zwischen den Wirtschaftssubjekten einer Volkswirtschaft statt wird vom nationalen Zahlungsverkehr gesprochen. Erfolgen die Zahlungsvorgänge zwischen den Mitgliedern verschiedener Volkswirtschaften, handelt es sich um den internationalen Zahlungsverkehr oder Auslandszahlungsverkehr. Im Bankbereich wird in der Literatur unter dem Begriff Zahlungsverkehr genauer die Gesamtheit aller Zahlungen, die die Kreditinstitute im Kundenauftrag oder für eigene Zwecke ausführen, verstanden.8 Als grafische Veranschaulichung der verschiedenen Arten des Zahlungsverkehrs dient nachstehende Abbildung, die im Folgenden ausgeführt wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung.

Abb. 1: Arten des Zahlungsverkehrs

Beim baren Zahlungsverkehr wird die Verpflichtung des Schuldners gegenüber dem Gläubiger durch die Übergabe von Bargeld erfüllt. Dagegen liegt eine halbbare Zahlung vor, wenn einer der Beteiligten ein Konto besitzt und der andere Zahlungspartner aber Bargeld erhält oder einzahlt.9 Der unbare oder bargeldlose Zahlungs­verkehr umfasst alle Vorgänge, bei denen Gelder von einem Konto auf ein anderes wechseln. Voraussetzung für alle bargeldlosen Zahlungsverfahren ist, dass beide Beteiligten, also Zahlungspflichtiger und Zahlungsempfänger, über ein Bankkonto verfügen.

Während beim beleggebundenen Zahlungsverkehr physische Formulare, wie bspw. Überweisungen und Schecks, dem Kreditinstitut zur Einreichung und Verarbeitung vorgelegt werden, erfolgt die Abwicklung des elektronischen Zahlungsverkehrs beleglos über digitale Systeme, z. B. mittels Online-Banking oder Kartenzahlungen im Handel.

Zuletzt wird beim Zahlungsverkehr zwischen Massen- und Individualzahlungsverkehr unterschieden, auf denen im nachfolgenden Kapitel im Rahmen der Zahlungsverkehrssysteme eingegangen wird.

Die Abwicklung des Zahlungsverkehrs auf elektronischem Wege wurde erst mit der Schaffung einer entsprechenden Infrastruktur möglich. Heute sind fast ausnahmslos alle Banken für ihre Kunden auf elektronischem Weg erreichbar. Trotz des von Kreditinstituten als defizitär bezeichneten Zahlungsverkehrsgeschäfts, stellt der bargeldlose Zahlungsverkehr eine große Bedeutung für Banken dar.10 Die ertragsrelevante Komponente hierbei steckt im Girokonto, welches Ausgangspunkt für zusätzliche Verkaufsansätze von sich ergänzenden Produkten oder Dienstleistungen im Sinne von Cross-Selling11 ist. Darüber hinaus bietet ein erfolgreiches Zahlungsverkehrsgeschäft Möglichkeiten der Kundenbindung sowie günstige Refinanzierungsoptionen des Aktivgeschäfts durch Sichteinlagen.12 Mittlerweile gewinnt der elektronische Zahlungsverkehr auch aufgrund der stetig voranschreitenden Digitalisierung der Märkte immer mehr an Bedeutung und wird im Rahmen dieser Arbeit untersucht.

2.1.2 Zahlungsverkehrssysteme im Überblick

Der Begriff Zahlungsverkehrssystem bezeichnet eine Infrastruktur, die erforderlich ist, um Zahlungsmittel vom Zahlungspflichtigen auf den Zahlungsempfänger zu übertragen.13 Bargeldlose Zahlungen werden durch die Übermittlung der Zahlungsinformation und Buchungen auf den Konten durchgeführt. Grundsätzlich wird im Zahlungsverkehr zwischen Massen- und Individualzahlungsverkehr unterschieden.

Im Massenzahlungsverkehr werden nicht so eilige Zahlungen mit zumeist nicht hohen Beträgen, darunter Zahlungen des täglichen Lebens wie Gehälter, Mieten oder Begleichung der Telefonrechnung, durchgeführt.14 Haben die Kreditinstitute jeweils ein Konto bei der anderen Bank, das sog. Korrespondenzbankgeschäft, können Zahlungen direkt zwischen den Instituten verrechnet werden. Andernfalls wird ein weiteres Institut oder ein Clearinghaus zur Weiterleitung der Zahlungsinformation und Buchung auf den Konten der beteiligten Banken zwischengeschaltet.15 Hierbei gewährleisten nationale Gironetze durch den Zusammenschluss von Banken gleicher Bankengruppen die Verrechnung und Verbuchung von unbaren Zahlungen.16 Die Deutsche Bundesbank betreibt auch ein eigenes Clearinghaus, den Elektronischen Massenzahlungsverkehr EMZ bzw. SEPA-Clearer. Anhang I veranschaulicht dabei nochmals die Verrechnungswege im unbaren Zahlungsverkehr.

Dagegen handelt es sich beim Individualzahlungsverkehr meist um Zahlungen mit hohen Beträgen, die innerhalb von Sekunden über TARGET217 abgewickelt werden.18 Das System dient der Abwicklung eilbedürftiger Euro-Zahlungen in Echtzeit, dass für viele Zahlungsverkehrsteilnehmer auch als Blitz- oder Eilüberweisung geläufig ist. Dazu werden Buchungen auf den Konten der an dieser Transaktion beteiligten Geschäftsbanken bei den Zentralbanken des Eurosystems vorgenommen, bspw. beim Kauf eines Grundstücks durch ein Unternehmen, das dem anderen Unternehmen hierfür einen großen Euro-Betrag überweisen muss.19 Auch für Devisengeschäfte, Interbankenkredite und Wertpapiergeschäfte wird TARGET2 von Geschäftsbanken genutzt.

Als weiteres Zahlungsverkehrssystem steht SEPA für einen einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum, in dem alle Zahlungen wie inländische Zahlungen behandelt werden und keinerlei Unterscheidungen mehr stattfinden.20 Durch SEPA gelten seit dem Jahr 2008 einheitliche Standards für bargeldlose Euro-Zahlungen. Aufbauend auf diesen definierten Standards mit hoheitlichem Charakter stehen dem Markt sogenannte Rulebooks zur Verfügung. Die Rulebooks für Überweisungen bzw. SEPA Credit Transfer, Lastschriften bzw. SEPA Direct Debit und Kartenzahlungen bzw. SEPA Card Framework bilden einen freiwilligen Rechtsrahmen und unterliegen der Selbstregulierung. Die sukzessive Vereinheitlichung aller Zahlungsinstrumente im Euro-Raum, der Abbau nationaler Besonderheiten, die Schaffung von Rechtssicherheit im europäischen Zahlungsverkehr, die Stärkung des Verbraucherschutzes sowie einem Anstieg der Effektivität sind dabei zielgebend.21 Volkswirtschaftlich gesehen wird dadurch im EU-Zahlungsverkehr eine Wohlfahrtssteigerung angestrebt.

2.1.3 Traditionelle Abwicklung des Zahlungsverkehrs

Anhand der im vorherigen Kapitel vorgestellten ausgewählten Zahlungsverkehrssysteme ist eine reibungslose Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs gewährleistet. In der Literatur zählen Überweisungen, Schecks und Lastschriften zu den traditionellen Zahlungsverkehrsinstrumenten, die auch beleghaft abgewickelt werden können. Zahlungen per Scheck erfolgen ausschließlich beleghaft durch Vorlage des Vordrucks bei einer Bank, weswegen aus Platzgründen und Spezialisierung auf beleglose Zahlungen auf eine Ausführung hierzu verzichtet wird.

Weit über 80 % aller Werte, die hierzulande bargeldlos übertragen werden, entfallen auf die Überweisung.22 Die Überweisung erfreut sich daher großer Beliebtheit in Deutschland. Sie wird selbst als ein Geschäftsvorgang definiert, den ein Kreditinstitut auf Veranlassung des zahlenden Auftraggebers durchführt, um dem Endempfänger einer Zahlung einen bestimmten Geldbetrag zur Gutschrift auf dessen Konto zur Verfügung zu stellen.23 Mit der Einführung von SEPA Credit Transfers bzw. SEPA Überweisungen müssen beleglose Überweisungen in der EU die auf Euro lauten innerhalb eines Tages ausgeführt werden. Für beleghafte Überweisungen gilt eine Frist von zwei Tagen. Der Überweisungsprozess selbst wird durch den Zahlungspflichtigen anhand eines Überweisungsauftrags an sein Kreditinstitut initiiert. Diese leitet die Überweisungsnachricht an ihre Clearing-Stelle, welche die Bank des Zahlungsempfängers benachrichtigt, und der Betrag wird auf dem Konto des Zahlungsempfängers gutgeschrieben.24 Der Dauerauftrag ist eine besondere Form der Überweisung. Er bietet sich an, wenn regelmäßig wiederkehrende Zahlungen in gleichbleibender Höhe, z. B. für die Miete oder für Vereinsbeiträge, geleistet werden müssen. Der Zahler erteilt seiner Bank einmal den Auftrag zu regelmäßigen Terminen, z. B. am ersten Tag eines jeden Monats, einen festen Betrag auf das Konto des Zahlungsempfängers zu überweisen.

Für den Einzug von Forderungen im Lastschriftverfahren ist die Einwilligung des Zahlungspflichtigen Voraussetzung, die nicht auf bestimmte Beträge festgelegt ist.25 Daher bietet sich die Lastschrift vor allem für unregelmäßige oder in der Höhe wechselnde Zahlungen, wie z. B. monatlich unterschiedlich hohe Mobilfunkgebühren, an. Anders als bei der Überweisung erfolgt bei der Lastschrift die Zahlung durch den Zahlungsempfänger sobald ihm die Einwilligung, das sog. SEPA-Mandat, vorliegt. Den in der Lastschrift angegebenen Betrag kann er über seine Bank, die erste Inkassostelle, vom Konto des Zahlungspflichtigen bei derselben oder einer anderen Bank, die Zahlstelle, abbuchen oder einziehen lassen.26 Voraussetzung für die Nutzung von Lastschriften auf Basis des SEPA-Lastschriftverfahrens ist die Beantragung einer 18-stelligen Gläubiger-Identifikationsnummer bei der Deutschen Bundesbank, die den Zahlungsempfänger eindeutig identifiziert und legitimiert.27

Grundsätzlich lassen sich zwei Lastschriftverfahren unterscheiden, bei denen zudem unterschiedliche Widerspruchsmöglichkeiten gelten. Zum einen die SEPA-Basis-Lastschrift – auch als SEPA Core Direct Debit bekannt – die zwischen Privathaushalten und Unternehmen Anwendung findet und innerhalb von acht Wochen nach Kontobelastung widersprochen werden kann. Liegt kein gültiges Mandat vor, kann der Zahlungspflichtige innerhalb von 13 Monaten nach der Belastung die Erstattung des Betrags verlangen. Zum anderen die SEPA-Firmenlastschrift oder SEPA Business-to-Business Direct Debit, die ausschließlich für den Verkehr zwischen Geschäftsleuten vorgesehen ist und bei der keine Möglichkeit des Widerspruchs der Lastschrift besteht. Der Prozess des Lastschriftverfahrens wird in Anhang III dargestellt.28

Folgende Abbildung visualisiert nochmals den grundlegenden Prozess der Abwicklung von bargeldlosen Zahlungen, wobei auf Kartenzahlungen und Online-Bezahlverfahren in den nachfolgenden Kapiteln eingegangen wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Deutsche Bundesbank (2017a), S. 58.

Abb. 2: Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs

2.2 Funktionsweise des elektronischen Zahlungsverkehrs

2.2.1 Kartenbasierte Zahlungen am POS

Nach der begrifflichen Definition des Zahlungsverkehrs und Darstellung unterschiedlicher Zahlungsverkehrssysteme wird im Folgenden näher auf die Funktionsweise des elektronischen Zahlungsverkehrs anhand ausgewählter Instrumente eingegangen.

Grundsätzlich dienen Karten der bargeldlosen Zahlung, der Bargeldbeschaffung und der Inanspruchnahme kurzfristiger Kredite.29 Je nach Kartenart kann der Karteninhaber Bargeld an Geldautomaten beziehen, Waren und Dienstleistungen bargeldlos bezahlen sowie auch weitergehende Versicherungsleistungen in Anspruch nehmen. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Kartenarten vor allem in ihrer Liquiditätswirkung für den Karteninhaber.30 Während bei der Geldkarte31 die Belastung des Kundenkontos bereits vor Karteneinsatz stattfindet, und eine Verfügung nur über das zuvor vom Kunden einbezahlte Guthaben ermöglicht wird, erfolgt dies bei Debitkarten – die girocard von Banken und Sparkassen – erst nach Abwicklung des jeweiligen Vorgangs. Das girocard System ist der übergeordnete und neutrale Rahmen der Deutschen Kreditwirtschaft für ihre zwei bewährten Zahlungssysteme, zum einen bargeldloses Bezahlen direkt vom Konto (ehemals „electronic-cash-System“) und zum anderen Geldabheben an deutschen Geldautomaten, das sog. Deutsches Geldautomaten-System.32 Seit ihrer Einführung ist die girocard aus den heutigen elektronischen Zahlungsverkehrslösungen nicht mehr wegzudenken. Mehr als 100 Millionen girocards sind alleine in Deutschland im Umlauf, die deutschlandweit an über 800.000 Bezahlterminals am Point-of-Sale (POS) zum Bezahlen eingesetzt und an etwa 60.000 Geldautomaten verwendet werden können.33 Die SEPA-Kartenzahlung sieht dabei vor, dass Kunden ihre Karten im gesamten Euro-Zahlungsverkehrsraum ähnlich wie in ihrem Heimatland nutzen können, wie bspw. vereinfachte Akzeptanz von Debitkarten, europaweit einheitliche Sicherheitsstandards und die Möglichkeit europaweiter Bargeldabhebungen an Geldautomaten.34 Zu den Sicherheitsstandards zählen unter anderem der Chip auf der Karte oder die PIN-Autorisierung beim Bezahlen.

Darüber hinaus erfreuen sich aber auch Kreditkarten aufgrund ihrer weltweiten Einsatzmöglichkeit und zusätzlichen Vorteilen großer Beliebtheit. Sie bieten dem Karteninhaber einen Zahlungsaufschub über die getätigten Umsätze, die im Hintergrund gesammelt werden. Bei Charge-Karten – die dominierende Art von Kreditkarten in Deutschland – wird der negative Kreditkartensaldo gemäß der monatlichen Umsatzaufstellung dem Verrechnungskonto meist am Monatsende belastet. Dahingegen ermöglichen revolvierende Kreditkarten den Ausgleich des Kredit­kartenkontos in Raten, wobei hier Sollzinsen für den restlichen Kreditbetrag fällig werden.

Durch den Einsatz von Terminals am POS nehmen Handels- und Dienstleistungsunternehmen am elektronischen Zahlungsverkehr teil. Der Kunde führt zur Initiierung des Bezahlvorgangs die Karte in das Händlerterminal ein. Bei bargeldlosen kartenbasierten Zahlungen wird gegenüber dem Händler durch Eingabe der PIN eine vollständige Zahlungsgarantie abgegeben.35 Wird auf die Autorisierung mittels PIN verzichtet kann alternativ das elektronische Lastschriftverfahren, kurz ELV, eingesetzt werden.36 Dies ist in Deutschland ein weit verbreitetes, vereinfachtes und für den Händler kostengünstigeres Zahlungsverfahren, bei dem die Unterschrift des Kunden auf dem Beleg nach Vorlage der girocard ausreicht.37 Allerdings trägt der Händler durch die fehlende Autorisierung ein Ausfallrisiko. Kreditkartenzahlungen werden nur noch durch die Eingabe der PIN autorisiert.

Im Kontext der Kartenzahlungen strebt die EU Transparenz und Wettbewerb in den Märkten und einen erhöhten Verbraucherschutz an.38 Das bargeldlose Zahlen soll dadurch attraktiver gegenüber dem Bargeld gestaltet werden. Seit 2016 regelt die europäische Verordnung über Interbankenentgelte für kartengebundene Zahlungsvorgänge, dass die Interbankenentgelte bzw. Interchange fees bei Zahlungen mit einer Kreditkarte max. 0,3 % des Transaktionswerts und bei Zahlungen mit einer girocard max. 0,2 % betragen dürfen.39 Die Darstellung der Verrechnung von Interbankenentgelte befindet sich in Anhang V.40

An der Durchführung kartenbasierter Zahlungen sind mehrere Akteure beteiligt. Über die Wertschöpfungskette werden Infrastruktur und Dienstleistungen für die Erfassung, Autorisierung, Abwicklung und Abrechnung von Kartentransaktionen bereitgestellt, wobei unterschiedliche Akteure auf die verschiedenen Rollen aufgeteilt sind.41 Hierzu zeigt Anhang VI die wichtigsten Akteure mit ihren zu erfüllenden Aufgaben auf und gibt einen Überblick über die jeweiligen Ertragsströme.42

2.2.2 Transaktionsabwicklung im Online-Banking

Online-Banking eröffnet dem Bankkunden die Möglichkeit, rund um die Uhr und ortsunabhängig, Kontoinformationen abzurufen, Transaktionen zu tätigen oder weitere Dienstleistungen des Kreditinstituts in Anspruch zu nehmen.43 Laut einer Statistik des Statistischen Amts der Europäischen Union nutzten 56 % der Bevölkerung zwischen 16 und 74 Jahren in Deutschland im Jahr 2017 Online-Banking bei ihrer Bank.44 Dies entspricht einem Anstieg um elf Prozentpunkte gegenüber dem Ergebnis in 2012 und um fünf Prozentpunkte gegenüber 2015. Somit ist festzustellen, dass Online-Banking vor allem in den letzten Jahren rapide an Beliebtheit gewonnen hat und Bankkunden auf das Online-Angebot ihrer Bank mit großem Zuspruch zurückgreifen. Geregelte Öffnungszeiten der Bankniederlassung treten bei der Kundschaft mehr und mehr in den Hintergrund und der Wunsch nach Interaktion, egal wann, wo und damit gerne auch mobil, steigt.45 Aufgrund des digitalen Einflusses und dem veränderten Konsumentenverhalten ist es für Kreditinstitute unerlässlich, ein sicheres und komplikationsfreies Online-Banking anzubieten. Schließlich stehen Banken über die Zahlungsfunktion nahezu täglich mit ihren Kunden in Verbindung. Allerdings wird die Filiale von normalen Bankkunden immer weniger frequentiert und somit ist der Zahlungsverkehr über Überweisungen, Lastschriften oder Daueraufträgen eine zentrale Verbindung zwischen Kunde und Bank.46

Grundlagen für die Nutzung des Online-Bankings sind eine Vereinbarung zwischen Kunden und Bank, eine Zugangskennung samt eine durch das Kreditinstitut freigeschaltete PIN sowie ein Computer, Tablet oder Smartphone mit Internetzugriff. Damit ist der Kunde beispielsweise in der Lage Kontostände, -umsätze und -auszüge abzurufen, inländische und ausländische Überweisungen bzw. Umbuchungen vorzunehmen, Daueraufträge einzurichten und zu verwalten oder vom Konto abgebuchte Lastschriften zu widersprechen.47 Viele weitere Funktionen wie Adressänderung, Beantragung eines Dispokredits oder Verwaltung der Freistellungsaufträge runden das Online-Angebot der Bank ab. Um monetäre Transaktionen im Online-Banking verbindlich zu tätigen, muss der jeweilige Auftrag durch ein vorher festgelegtes Sicherungsverfahren, mit dem eine sechsstellige Transaktionsnummer, kurz TAN, generiert wird, legitimiert werden.48 Hierzu stehen dem Kunden verschiedene Verfahren zur Verfügung, die in nachstehender Abbildung übersichtlich aufgeführt sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

Abb. 3: Unterschiedliche TAN-Verfahren im Überblick

Bei den gerätebasierten Lösungen wird mit Hilfe eines externen Gerätes, dem sog. TAN-Generator, und der eigenen girocard eine TAN generiert. Während beim Verfahren Sm@rtTAN plus optisch am Bildschirm ein Flickercode erscheint, der durch das Hinhalten des Generators an den Bildschirm gelesen und encodiert wird, müssen bei der manuellen Methode die Zahlungsdaten der Überweisung in den Generator eingegeben werden, um an die erforderliche TAN zu kommen. Im Gegensatz dazu erscheint bei Sm@rtTAN photo anstelle des Flicker- ein Farbmatrix-Code, der anhand der im Generator integrierten Kamera eingelesen wird. Zuletzt erfolgt eine kabellose Datenübertragung in bzw. aus dem Lesegerät bei Sm@rtTAN bluetooth. Bei den mobilen Sicherungsverfahren wird entweder im Falle von mobileTAN eine SMS oder eine Push-TAN in der eigens dafür entwickelten TAN-App aufs Handy gesendet. Nach der Übertragung der TAN in die Transaktionsmaske und deren Bestätigung wird der Auftrag in das Bankensystem übertragen und durch die im Kapitel 2.1.2. erläuterten Zahlungsverkehrssysteme ausgeführt.

Darüber hinaus steht dem Kunden das HBCI-Verfahren zur Verfügung. HBCI steht für die direkte Kommunikation zwischen dem Computer des Kunden und dem Banksystem.49 Zur Nutzung des Verfahrens benötigt der Kunde eine spezielle Banking-Software, einen mit dem Computer verbundenen Chipkartenleser und eine Chipkarte mit verschlüsselten Kontoinformationen. Durch das Zusammenwirken dieser drei Medien und der Eingabe eines Passworts am Kartenleser wird die Transaktion mit einer elektronischen Signatur versehen, mittels Signierschlüssel codiert und an die Bank weitergeleitet, die nach erfolgreicher Überprüfung der Daten den Auftrag abschließend ausführt.50

Bekannte Online-Bezahlverfahren bedienen sich ebenfalls der Transaktionsabwicklung im Online-Banking, die im nachfolgenden Kapitel erörtert werden.

2.2.3 Prinzip von Online-Bezahldiensten

Der zunehmende Onlinehandel im Internet ist ein wichtiger Treiber der Digitalisierung des Zahlungsverkehrs. Wenn einem Kunden die komplette Wertschöpfungskette von der Angebotspräsentation bis zu den Bezahloptionen aus einer Hand komfortabel angeboten wird, ist der Bezahlvorgang nur noch ein letzter Schritt zum Geschäftsabschluss.51 Um die Abbruchquote im Bestellprozess möglichst gering zu halten, bieten Händler ihren Kunden unterschiedliche Bezahlverfahren an. Neben den traditionellen Verfahren der Vorauskasse, der Rechnung oder Nachnahme gibt es darüber hinaus spezielle Online-Bezahlverfahren. Hierbei schaltet sich zwischen einem Online-Händler und dem Finanzinstitut des Kunden ein Online-Bezahlsystem, das die Zahlungsabwicklung übernimmt.52 Der Kunde wird im Zahlungsprozess zur Internetseite des jeweiligen Anbieters weitergeleitet und muss sich dort verifizieren. Zu den bekanntesten und meist verbreiteten Online-Bezahldiensten gehören PayPal, paydirekt, giropay und Sofortüberweisung, die im Folgenden charakterisiert und aufgrund der Übersichtlichkeit im Anhang optisch dargestellt werden.

PayPal, ein 1998 gegründetes amerikanisches Unternehmen, bietet seinen derzeit 244 Millionen aktiven Kunden in über 200 Ländern für über 100 Währungen eine digitale Bezahlplattform an und ist insgesamt wohl am weitesten verbreitet.53 Um mit dem nutzerkontenbasierten Dienst zu zahlen, muss sich der Kunde zunächst registrieren und ein Zahlungsmittel hinterlegen. Hierbei kann es sich um ein Girokonto oder eine Kreditkarte handeln. Ebenso kann das Benutzerkonto vorab mit einem Guthaben aufgeladen werden, mit dem der Zahlungsvorgang angestoßen wird.54 Die Zahlungsabwicklung mit PayPal ist in Anhang VII dargestellt.55

Mit paydirekt haben deutsche Banken und Sparkassen im Juni 2016 einen neuen Bezahlstandard auf den Markt gebracht. Bereits mehr als 2 Millionen Kunden von schätzungsweise über 50 Millionen Online-Banking-fähige Girokonten haben paydirekt freigeschaltet und rund 9.200 Online-Shops bieten paydirekt als Zahlverfahren an.56 Dabei setzt das Zahlverfahren auf das Leistungsversprechen sicher, einfach und direkt sowohl für Kunden als auch Händler zu sein. Im Gegensatz zu PayPal findet bei paydirekt im Bezahlvorgang eine Zahlungsautorisierung bei der Bank des Kunden statt, ob der erforderliche Betrag auch tatsächlich auf dem Konto des Käufers zur Verfügung steht.57 Bei positiver Rückmeldung wird eine Zahlungsgarantie für den Händler gewährleistet. Allerdings zeigen die obigen Zahlen auch, dass gerade einmal vier Prozent der potentiellen Kunden sich für den deutschen Bezahldienst registriert haben.

Das Direktüberweisungsverfahren giropay wurde im Jahr 2005 von der deutschen Kreditwirtschaft gegründet. Für die Nutzung ist keine Registrierung notwendig, allerdings benötigt der Nutzer einen Online-Banking-Zugang seiner Bank. Über die Angabe der Bankleitzahl gelangt der Kunde zur Online-Banking-Seite seiner Bank, auf der er sich mit den bekannten Daten anmeldet und die Überweisung mittels TAN (vgl. Kapitel 2.2.2) freigibt.58 Beträge bis 30 Euro können dabei in der Regel ohne Eingabe einer TAN beglichen werden. Auf diesem Prinzip baut auch das bankenunabhängige Direktüberweisungsverfahren Sofortüberweisung der Sofort GmbH auf. Dieser Online-Bezahldienst besteht ebenfalls seit 2005 und ist in über 13 Ländern verfügbar. Anders als bei giropay gelangt der Kunde nicht zur Online-Banking-Seite seiner Bank, sondern die Kommunikation wird ausschließlich über den Dienstleister Sofortüberweisung abgewickelt.59

Bei allen genannten Verfahren gilt: Nur wenn der Online-Händler den jeweiligen Bezahldienst anbietet, können ihn die Kunden überhaupt auch zur Zahlung nutzen.

2.3 Innovative Zahlungsverkehrsmethoden

2.3.1 Funktionsweise des kontaktlosen Bezahlens

Nach der Darstellung des elektronischen Zahlungsverkehrs anhand der am bislang weitest verbreiteten Instrumente, wird näher auf die innovativen Zahlungsverkehrsmethoden eingegangen. Zunächst werden Innovationen begrifflich eingeordnet.

Innovationen sind im Prozess IT-basierter Transformationen eng verknüpft, die ihrem Ursprung nach eine neue Idee und deren Umsetzung in die Praxis bezeichnen.60 Das Ziel des Einsatzes von IT liegt in der Differenzierung im Wettbewerb durch neue Produkte und Leistungen oder zur Verbesserung der Kostenposition durch effizientere Prozesse. Genauer schaffen disruptive Innovationen neuartige Produkte, Technologien oder Prozesse und ändern die Maßstäbe und Kriterien, nach welchen deren Leistungsfähigkeit bewertet wird.61 Die daraus resultierenden Zahlungsverkehrslösungen drängen auf den Markt und drohen die traditionellen Instrumente mit ihren alten Produkten, Technologien und Prozessen zu ersetzen. Vor allem in Nischen entwickeln sich disruptive Innovationen weiter, bis sie die Mindestanforderungen des Massenmarktes erfüllen und herkömmliche Technologien abzulösen versuchen.62 Hierzu gehört das kontaktlose Bezahlen am POS.

Das System der kartenbasierten Zahlungen mit täglich sieben Millionen Kundenkontakten am POS muss ganz besonders darauf achten, neue Technologien so umzusetzen, dass sie von den Nutzern auch verstanden werden.63 Auf geübte Verhaltensweisen aufzusetzen und das über viele Jahre aufgebaute Vertrauen in die sichere Abwicklung nicht zu gefährden sind nur zwei der erforderlichen Kriterien bei der Einführung in den Massenmarkt. Wie das gesamte girocard-System ist auch die kontaktlose girocard ein Standard der deutschen Kreditwirtschaft.

Die sog. Near Field Communication, kurz NFC, oder Nahfeldkommunikation ist Voraussetzung für das kontaktlose Bezahlen. Mittels NFC-Chips, die bis Ende 2019 auf mehr als 75 % aller girocards integriert sein werden64, wird das Auslesen von Informationen und die Autorisierung von Transaktionen an kontaktlosen POS-Terminals, ohne dass hierfür eine Authentifizierung per PIN erforderlich ist, ermöglicht.65 Auch Kreditkarten werden nach und nach mit der NFC-Technologie ausgestattet. Grundsätzlich wird bei girocard-Zahlungen das Prinzip der Datensparsamkeit angewendet. Das heißt, es werden nur die Daten übertragen, die für eine girocard-Transaktion zwingend notwendig sind. Dazu gehören die sogenannte Primary Account Number, kurz PAN, der girocard sowie der Zahlbetrag. Die PAN ist die individuelle und eindeutige Kartennummer, die nötig ist, um die Zahlung dem richtigen Konto zuzuordnen. Nur wenige ausgewählte Daten sind darüber hinaus frei kontaktlos aus der girocard auslesbar, die vergleichbar mit den Daten sind, die auch auf dem Magnetstreifen der Karte und dem Chip kontaktbehaftet frei auslesbar sind, z. B. Kontonummer, Kurzbankleitzahl, Gültigkeit. Persönlichen Daten wie Name und Adresse sind auf dem Chip nicht gespeichert und mit den frei auslesbaren Daten der girocard ist keine Zahlung im girocard System möglich. Erst durch das einfache Auflegen auf das Kartenlesegerät werden Transaktionen bis 25 Euro meist ohne Eingabe einer PIN autorisiert. Binnen weniger Sekunden werden bei einer Kauftransaktion die Beträge über den Prepaid-Chip der girocard abgebucht ohne die Karte ins Terminal zu stecken.66

Eine Messung des Marktforschungsinstituts GfK von 840 Transaktionen im Lebensmittelhandel vom Mai und Juni 2017 belegt das große Potenzial des kontaktlosen Bezahlens für den Handel: Die Bezahlung mit girocard kontaktlos ohne PIN-Eingabe dauert im Schnitt rund 11 Sekunden während bei der herkömmlichen Zahlung mit Stecken der girocard und PIN-Eingabe der Bezahlvorgang erst nach ca. 23 Sekunden abgeschlossen ist.67 Damit ist das kontaktlose Bezahlen doppelt so schnell als die herkömmliche Kartenzahlung. Außerdem benötigen Bargeldzahlungen demnach 24 Sekunden und Zahlungen im ELV-Verfahren knapp 28 Sekunden.68 Neben dem Wegfall der PIN-Eingabe sorgt insbesondere die einfache und intuitive Handhabung für Kunde und Kassenpersonal für schnelle und entspannte Abläufe.

Kontaktloses Bezahlen über die Chipkarte ist dabei allerdings erst der Anfang, girocard kontaktlos findet zurzeit gerade auch den Weg ins Smartphone.69

2.3.2 Zahlungsabwicklung mittels Mobile Payment

Der Begriff „Mobile Payment“ ist in der Literatur nicht so einfach einzugrenzen und zu definieren. Schließlich konnte sich für die Verwendung des Mobiltelefons als Zahlungsinstrument bislang kein einheitliches Begriffsverständnis herausbilden. In Abhängigkeit von der räumlichen Distanz zwischen dem Standort des Mobiltelefons und dem Leistungsort können Remote (räumliche Ferne) und Proximity (räumliche Nähe) Payments differenziert werden.70 Charakteristisch für Remote Payments ist die Zahlungsabwicklung aus der Ferne, wie bspw. die elektronische Bestellung in einem Online-Shop und gleichzeitigem Abschluss des Bezahlvorgangs über das Mobiltelefon. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird Mobile Payment bzw. mobiles Bezahlen im Sinne eines Proximity Mobile Payments verstanden.71 Hierbei erfolgt eine Bezahlung von Waren oder Dienstleistungen durch einen Konsumenten an ein Handelsunternehmen unter Verwendung, z. B. zur Initiierung und/oder Autorisierung der Bezahlung, eines Mobiltelefons am POS, d. h. bei physischer Anwesenheit des Konsumenten in einer stationären Einkaufsstätte, in der Regel mit Erfordernis eines Datenübertragungsstandards.72

Auf Basis unterschiedlicher technologischer Möglichkeiten und ihrer entsprechenden Standards lassen sich mobile Zahlungen durchführen. Hierbei spielt die Standardisierung der Übermittlung von zahlungsrelevanten Daten an der Kasse eine wesentliche Rolle.73 Die verbreitetsten technischen Lösungen werden den Begriffen NFC, QR-Codes und BLE zugeordnet und im Folgenden kurz erklärt.

Wie bereits im vorherigen Kapitel 2.3.1 erläutert handelt es sich bei NFC um einen Übertragungsstandard zum kontaktlosen Austausch von Daten innerhalb einer Reichweite von wenigen Zentimetern. Auf dieses System setzen Volksbanken Raiffeisenbanken und Sparkassen seit August 2018 mit ihrem Angebot der digitalen Karten. Bei digitalen Karten handelt es sich um volldigitale Produkte zur Speicherung auf einem Smartphone. Die Verwaltung der Karten erfolgt einerseits über die Hintergrundsysteme der Bank bzw. deren IT-Dienstleister, wie dies auch bei physischen Karten der Fall ist. Andererseits kann der Kunde selber bestimmte Verwaltungsfunktionen, wie Bestellung, Einsatz und Administration, über die Banking-App seines Kreditinstituts auf seinem Smartphone ausführen. Digitale Karten auf einem Smartphone können im Handel wie eine Karte mit Kontaktlosfunktion zum Bezahlen eingesetzt werden, die als Grundlage denselben Kommunikationsstandard zum Terminal nutzen.74 Jedoch können zusätzliche Sicherungsmechanismen, wie Secure Element oder HCE, zum Tragen kommen. Beim Secure Element handelt es sich um einen eigenen Chip als technische Komponente des Mobiltelefons, der die sichere Ablage vertraulicher Informationen wie Sicherheitsschlüsseln und persönlichen Bankdaten des Anwenders ermöglicht und somit die darauf hinterlegten Daten vor dem Zugriff Dritter schützt.75 Dahingegen setzt die Host-Card-Emulation-Technologie (HCE) auf eine verteilte Infrastruktur der digitalen Karte. Im Gegensatz zum Secure Element handelt es sich dabei um einen rein softwarebasierten Ansatz.76 Während im Smartphone spezifische Karteninformationen in der Banking-App für eine begrenzte Anzahl von Transaktionen abgelegt und sicher gespeichert werden, verbleiben weitere sicherheitsrelevante Teile der digitalen Bankkarte in einem Hintergrundsystem der Bank. So kann der Kunde mit seinem Smartphone zwar Zahlungen auch ohne bestehende Internetverbindung auslösen, allerdings müssen regelmäßig Daten nachgeladen werden. Ein großer Vorteil der NFC-Technologie liegt in der Unterstützung sowohl durch die internationalen Kartenorganisationen, als auch der großen Mobiltelefonhersteller, wohingegen Apple diese Schnittstelle noch nicht für Dritte freigegeben hat.

Daneben wird beim QR- bzw. Quick-Response-Code eine Grafik vom Bildschirm des Smartphones vom Kassenpersonal gescannt, das zahlungsrelevante Daten­elemente enthält. Ermöglicht wird dieser Vorgang durch Bezahl-Apps, in denen vorab Kontoinformationen zu hinterlegen sind. Im Gegensatz zur NFC-Technologie ist die Verarbeitung bzw. Darstellung eines QR-Codes auf deutlich mehr Mobilfunktelefonen möglich.77 So können auch Besitzer eines iPhones Zahlungen mit ihrem Mobiltelefon am POS ausführen.

Als dritte und letzte Technologie ist Bluetooth Low Energy (BLE) zu nennen, welches sich ebenfalls um einen funkbasierten Übertragungsstandard handelt, allerdings auf Basis von Bluetooth.78 Da hierbei händlerseitig eine Bluetooth-basierte Akzeptanz-Infrastruktur aufgebaut werden muss, hat sich diese Technologie bislang nicht etabliert.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass bereits genügend Voraussetzungen und technische Alternativen für das mobile Bezahlen geschaffen worden sind. Dennoch zählt die Sicherheitstechnologie neben der mobilen und kontaktlosen Technologie zu den drei wichtigsten künftigen Herausforderungen für die Wertschöpfungskette des Kartengeschäfts innerhalb des Euro-Zahlungsverkehrsraums.79

2.3.3 Trends im Zahlungsverkehr

Nachdem die innovativen Zahlungsverkehrsmethoden anhand des kontaktlosen sowie mobilen Bezahlens vorgestellt wurden, wird im Folgenden auf Trends im Zahlungsverkehr, die durch die Digitalisierung getriebenen und nachstehend dargestellt sind, eingegangen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

Abb. 4: Überblick der Trends im Zahlungsverkehr

Händler und Verbraucher zeigen gleichermaßen ein verstärktes Interesse an mobilen Zahlungssystemen und wünschen sich für die Zukunft Zahlungsverfahren, die schnell, international einsetzbar und mit mobilen Endgeräten optimal nutzbar sind. Im Zentrum dieser Entwicklung stehen die Digital Wallets, die das Kundenerlebnis über die gesamte Wertschöpfungskette von der Registrierung bis zur Transaktionsabwicklung zu verbessern versuchen.80 In einer Digital Wallet werden nicht nur Zahlungsinformationen sicher verwahrt, sondern auch Adressdaten und bevorzugte Liefermodalitäten der Kunden gespeichert. Akzeptiert ein Händler eine solche Digital Wallet, wie bspw. AmazonPay, können Kunden lediglich durch Eingabe des Nutzernamens, meist der eigenen E-Mail-Adresse, und eines Passworts das digitale Portemonnaie öffnen, um damit zu bezahlen.81 Hierdurch entfallen wiederholte Eingaben aller Kundendaten in jedem einzelnen Online-Shop. Gleichzeitig bleiben alle relevanten Daten sicher verwahrt, denn nur die für die jeweilige Transaktion unbedingt notwendigen Daten werden an Online-Händler übermittelt.82 Hinsichtlich der gestiegenen Kundenanforderungen bezüglich Schnelligkeit und mobiler Einsetzbarkeit bieten die digitalen Geldbörsen dem Nutzer, aufgrund des Wegfalls von aufwendigen Registrierungsprozessen mit Eingabe von Liefer- und Zahlungsinformationen, ein neues Einkaufserlebnis.

[...]


1 Vgl. Cimiotti (2016), S. 131.

2 Vgl. Wittpahl (2017), S. 5 ff.

3 Vgl. Cimiotti (2016), S. 131.

4 Vgl. Pache (2016), S. 85.

5 Als FinTechs (Kurzform von Financial Technology) werden Unternehmen verstanden, die neuartige finanztechnologische Lösungen auf den Markt bringen.

6 Vgl. Alt/ Puschmann (2016), S. 202.

7 Wirtschaftssubjekte sind alle Privathaushalte, Unternehmen, Institutionen oder der Staat.

8 Vgl. Becker/ Peppmeier (2015), S. 193 f.

9 Vgl. ebenda.

10 Vgl. Becker/ Peppmeier (2015), S. 194 f.

11 Der Begriff Cross-Selling bezeichnet den Querverkauf von Produkten über bereits bestehende Kundenkontakte.

12 Vgl. Hellenkamp (2018), S. 153.

13 Vgl. Hellenkamp (2018), S. 160 f.

14 Vgl. Deutsche Bundesbank (2018a).

15 Vgl. Hellenkamp (2018), S. 153 ff.

16 Vgl. ebenda, S. 160 f.

17 TARGET steht für T rans-European A utomated R eal-time G ross Settlement E xpress T ransfer und ist das Zahlungsverkehrssystem der Zentralbanken des Eurosystems. TARGET2 ist eine technische Weiterentwicklung des ursprünglichen Systems.

18 Vgl. Deutsche Bundesbank (2017a), S. 56.

19 Vgl. ebenda.

20 Vgl. Huch (2014), S. 17 f.

21 Vgl. ebenda.

22 Vgl. Deutsche Bundesbank (2017b), S. 7 ff.

23 Vgl. Wahlers (2013), S. 18.

24 Siehe Anhang II: Prozessmodell einer SEPA Überweisung, S. 71.

25 Vgl. Becker/ Peppmeier (2015), S. 197.

26 Vgl. ebenda.

27 Vgl. Deutsche Bundesbank (2017a), S. 64 f.

28 Siehe Anhang III: Prozessmodell einer SEPA Lastschrift, S. 72.

29 Vgl. Becker/ Peppmeier (2015), S. 198.

30 Vgl. ebenda.

31 Geldkarten werden synonym auch als Prepaid Cards, Wertkarten, Pay Cards oder Smart Cards bezeichnet.

32 Vgl. Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. (2018a), S. 8.

33 Vgl. ebenda.

34 Vgl. Hellenkamp (2018), S. 158 f.

35 Vgl. Ostendorf (2014), S. 91 ff.

36 Siehe Anhang IV: Zahlungsmethode ELV am POS-Terminal, S. 73.

37 Vgl. Ostendorf (2014), S. 91 ff.

38 Vgl. Hellenkamp (2018), S. 159.

39 Vgl. ebenda.

40 Siehe Anhang V: Verrechnung von Interbankenentgelte, S. 74.

41 Vgl. Sebag-Montefiore et al. (2016), S. 15 ff.

42 Siehe Anhang VI: Wertschöpfungskette kartenbasierter Zahlungen, S. 75.

43 Vgl. Ostendorf (2014), S. 104 f.

44 Vgl. Eurostat (2018).

45 Vgl. Zillmann (2015), S. 9 ff.

46 Vgl. ebenda.

47 Vgl. Ostendorf (2014), S. 104 f.

48 Vgl. Ostendorf (2014), S. 104 f.

49 Vgl. ebenda.

50 Vgl. Ostendorf (2014), S. 106.

51 Vgl. Zillmann (2015), S. 17.

52 Vgl. Hellenkamp (2018), S. 159.

53 Vgl. PayPal (2018).

54 Vgl. Hellenkamp (2018), S. 159.

55 Siehe Anhang VII: Zahlungsabwicklung mit PayPal, S. 76.

56 Vgl. paydirekt (2018).

57 Siehe Anhang VIII: Zahlungsabwicklung mit paydirekt, S. 77.

58 Vgl. giropay (2018), sowie Anhang IX: Zahlungsabwicklung mit giropay, S. 78.

59 Vgl. Sofort (2018), sowie Anhang X: Zahlungsabwicklung mit Sofortüberweisung, S. 79.

60 Vgl. Alt/ Puschmann (2016), S. 49.

61 Vgl. Govindarajan/ Kopalle/ Danneels (2011), S. 121 ff.

62 Vgl. Weitert (2014), S. 15 f.

63 Vgl. Martin (2017), S. 69.

64 Siehe Anhang XI: Entwicklung und Ausbreitung kontaktloser girocards, S. 80.

65 Vgl. Sebag-Montefiore et al. (2016), S. 40.

66 Vgl. Lochmaier (2013), S. 188 f.

67 Vgl. Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. (2018b), S. 27.

68 Vgl. ebenda.

69 Vgl. Martin (2017), S. 70.

70 Vgl. Hierl (2017), S. 82 f.

71 Siehe Anhang XII: Mobilgerätebasierte Bezahlungsverfahren, S. 81.

72 Vgl. Hierl (2017), S. 82 f.

73 Vgl. Göbel (2017b), S. 149.

74 Vgl. Göbel (2017b), S. 149, sowie Anhang XIII: Bezahlvorgang mittels digitaler Bankkarte, S. 82.

75 Vgl. Fundinger (2012), S. 230.

76 Vgl. Göbel (2017b), S. 152.

77 Vgl. ebenda.

78 Vgl. ebenda.

79 Vgl. Huch (2013), S. 202.

80 Vgl. Pache (2016), S. 87 ff.

81 Vgl. Pache (2016), S. 87 ff.

82 Vgl. ebenda.

Ende der Leseprobe aus 107 Seiten

Details

Titel
Zukunftsfähige Lösungen für den Zahlungsverkehr im digitalen Kontext. Welche neuen Anforderungen stellen Kunden an ihre Bank?
Autor
Jahr
2019
Seiten
107
Katalognummer
V458792
ISBN (eBook)
9783960955764
ISBN (Buch)
9783960955771
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Digitalisierung, Zahlungsverkehr, Zahlungsverfahren, Zahlungsmethode, Online Banking, TAN-Verfahren, Customer Relationship Management
Arbeit zitieren
Harald Wicht (Autor:in), 2019, Zukunftsfähige Lösungen für den Zahlungsverkehr im digitalen Kontext. Welche neuen Anforderungen stellen Kunden an ihre Bank?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/458792

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