Unter Revitalisierungsbewegungen werden religiöse und politische Bewegungen zusammengefaßt, denen der Wunsch nach Innovation der herrschenden Lebensbedingungen zugrunde liegt. Revitalisierungsbewegungen künden, meist durch einen Propheten, in einer Botschaft mit oft apokalyptischem Charakter von einer besseren Welt ohne Leid, Hunger und Elend. Sie treten am wahrscheinlichsten in Kulturen auf, in denen drei Bedingungen aufeinandertreffen: Ein schneller Wandel, oft veranlaßt durch fremde Personen, Bräuche, Objekte, und Fremdherrschaft, insbesondere in kolonialen Situationen, ein Gefühl der kulturellen Unterlegenheit und, daraus resultierend, der Eindruck des Mangels an Wohlstand, Macht und Selbstwertgefühl.
In millenaristischen Bewegungen herrscht der Glaube an einen Propheten vor, der als Reinkarnation Gottes gilt und das Paradies auf Erden predigt. Worsley unterscheidet aktivistische millenaristische Bewegungen, in denen das Millenium bald bevorsteht und solche, die den Eintritt ins Goldene Zeitalter in unbestimmte, ferne Zukunft verlegen und auf Erlösung in der nächsten Welt hoffen (passiver Millenarismus). Aktivistische Bewegungen führen fast immer zu einem Interessenkonflikt mit der regierenden Macht und werden durch diese verfolgt, da sich die herrschende Klasse durch die Vision einer neuen sozialen Ordnung in ihrer traditionell tief verwurzelten Position bedroht sieht.
In der vorliegenden Arbeit werden zwei aktivistische millenaristische Bewegungen untersucht: die sozioreligiöse Bewegung von Canudos im Nordosten Brasiliens und der Nacktkult auf Espiritu Santo.
Inhaltsverzeichnis
- Zum Begriff "Revitalisierungsbewegungen".
- Hintergrund der untersuchten Bewegungen
- Sozioreligiöse Bewegungen in Brasilien
- Cargo - Kulte in Melanesien
- Fallbeispiele
- Canudos im Nordosten Brasiliens
- Der Nacktkult auf Espiritu Santo.
- Vergleich der beiden Bewegungen
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Revitalisierungsbewegungen, die als religiöse und politische Bewegungen definiert werden, die den Wunsch nach einer Verbesserung der Lebensbedingungen teilen. Diese Bewegungen kündigen häufig eine bessere Welt ohne Leid an und kombinieren traditionelle Elemente mit Einflüssen aus anderen Kulturen, insbesondere dem Christentum. Die Arbeit untersucht die Bedingungen, die zur Entstehung solcher Bewegungen führen, und analysiert zwei Fallbeispiele: Canudos in Brasilien und den Nacktkult auf Espiritu Santo in Melanesien.
- Definition und Charakteristika von Revitalisierungsbewegungen
- Soziokulturelle und historische Hintergründe von Revitalisierungsbewegungen
- Die Rolle von Synkretismus und Messianismus in Revitalisierungsbewegungen
- Vergleich von Revitalisierungsbewegungen in unterschiedlichen Kontexten
- Die Bedeutung von Cargo-Kulten in Melanesien
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel definiert den Begriff „Revitalisierungsbewegungen“ und erläutert die charakteristischen Merkmale dieser Bewegungen, wie den Wunsch nach Erneuerung und die Kombination traditioneller mit fremden Elementen. Das zweite Kapitel beleuchtet den sozioreligiösen Kontext in Brasilien, der die Entstehung von Revitalisierungsbewegungen begünstigte. Es wird der Mangel an sozialer Unterstützung und die Bedeutung des volkstümlichen Katholizismus im Sertão betont. Der dritte Abschnitt fokussiert auf Cargo-Kulte in Melanesien, wobei die Bedeutung von Ahnenkult und die Sehnsucht nach materieller Gleichheit mit den Weißen hervorgehoben werden.
Schlüsselwörter
Revitalisierungsbewegungen, Synkretismus, Messianismus, Cargo-Kulte, Brasilien, Canudos, Melanesien, Espiritu Santo, Nacktkult, Sozioreligiöse Bewegungen, Heilserwartungsbewegungen, Kulturwandel, Kolonialismus, Fremdherrschaft, traditionelle Kultur, Ahnenkult, materielle Ungleichheit.
- Arbeit zitieren
- Elke Timme (Autor:in), 1997, Revitalisierungsbewegungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45887