Formen des Gesprächs und Gesprächsleitung. Betrachtung und Analyse einer Gesprächssituation nach dem Sprechsituationsmodell


Seminararbeit, 2018

12 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Beschreibung und Reflektion der Erfahrungen aus dem Blockseminar
1.1 Formen des Gesprächs
1.1.1 Beobachtungssituation „Gespräch im Glas“
1.2 Beobachtungen und Erkenntnisse zur Gesprächsleitung
1.2.1 Erste Betrachtungen anhand des 4 Seiten Kommunikationsmodells
1.2.1 Gesprächsführung Konsens und Dissens - Das konstruktive Streitgespräch

2. Betrachtung einer Kommunikationssituation aus dem beruflichen Umfeld .
2.1 Exkurs und Betrachtung Sprechsituationsmodelle..
2.2 Darstellung der Gesprächssituation: Projektbesprechung bei Abwesenheit eines Entscheiders
2.3 Analyse der Situation nach dem Sprechsituationsmodell
2.4 Ableitung von Maßnahmen für eine gelingende Kommunikation

Anhang:

Webquellen:

Abbildungsverzeichnis:

1. Beschreibung und Reflektion der Erfahrungen aus dem Blockseminar

1.1 Formen des Gesprächs

Viele Formen des Gesprächs waren mir bereits bekannt und kamen im beruflichen wie privaten Alltag bereits in verschiedenen Ausprägungen zum Tragen. Allerdings eher im Rahmen einer unbewussten Kompetenz und daher entsprechend unreflektiert. Unbewusste Kompetenz basiert m.E. aus einer erlernten Prägung durch Erfahrungen, die man im beruflichen und privaten Umfeld macht und umsetzt. Die Umsetzung erfolgt dann meist kontextbezogen und in vielen Fällen nicht direkt selbstbestimmt, um den Ausgang einer Situation nicht negativ zu beeinflussen. Natürlich ist die Umsetzung eines Gespräches mit der Intention Konsens herzustellen auch ein bewusster rhetorischer Akt, allerdings orientiert sich das Verhalten im Gespräch dann eher an sozialen Normen als an explizit rhetorischen.

1.1.1 Beobachtungssituation „Gespräch im Glas“

Sehr gut verdeutlicht wurde dieser Effekt im Rahmen des „Gespräches unter Glas“. In dieser Versuchsanordnung wurde die Gruppe mit einer Aufgabe und einem Thema betraut und ein Gespräch sollte in Gang gebracht sowie ein Ziel erreicht werden. Dabei gab es einen inneren und einen äußeren Kreis. Der innere Kreis war mit der Problemlösung betraut und der äußere Kreis der Beobachter sollte den Prozess, den Verlauf und die Redeanteile beobachten und die Situation aufzeichnen und anhand definierter Fragen bewerten. Es stellte sich heraus, dass über viele der eingebrachten Redebeiträge im Sinne einer schnellen Zielerreichung rege diskutiert wurde und sich die Teilnehmer schnell in einer Rolle wiederfanden. Klar wurde, dass niemand den Prozess blockieren oder stören wollte und die Erreichung des Ziels schnell im Vordergrund stand. Beeinflusst wurde das Gruppengespräch zudem durch weitere Rahmenbedingungen; so gab es neben der gestellten Aufgabe auch eine zeitlichen Rahmen, um das Gespräch mit einer gemeinsam erarbeiteten Lösung abzuschließen. Im Rahmen des Seminars wurde mir bewusst, dass man die verschiedenen Formen des Gesprächs (wieder) erkennen lernen kann und muss.

1.2 Beobachtungen und Erkenntnisse zur Gesprächsleitung

Aufbauend aus den Erfahrungen des ersten Blocks im Seminar wurde weiterführend zur Fähigkeit Formen des Gespräches zu erkennen und zu bewerten vermittelt, in welcher Form Gespräche stattfinden und bei mangelnder Organisation und Leitung auch nicht zielführend ablaufen können. In diesem Zusammenhang wurden bestimmte Werkzeuge zum Einsatz gebracht. Unter anderem wurde das Prinzip des morphologischen Kastens vorgestellt und in einer praktischen Übung zum Einsatz gebracht. Im Rahmen der praktischen Übung sollte ein Drehbuch für ein Personalentwicklungsgespräch entwickelt werden. Ziel dieses Gesprächs war es, einen Leitfaden für ein Entwicklungsgespräch zu erarbeiten. Im Rahmen der Übung wurden in unterschiedlichen Phasen Gesprächsleiter benannt. Die Effekte waren hier je nach Situation unterschiedlich. Grundsätzlich war zu beobachten, dass Personen, denen die Gesprächsleitung „auferlegt“ wurde, je nach persönlicher Ausrichtung anders mit der Rolle umgingen. Personen die nicht unbedingt aus eigenem Antrieb handelten haben meist das Gespräch nicht aktiv sondern reaktiv „geführt“. Entsprechend diffus waren dann auch die Ergebnisse, sodass hier schon zu Tage trat, dass eine persönliche, dissonante Komponente einen Gesprächsverlauf (negativ) beeinflussen kann.

1.2.1 Erste Betrachtungen anhand des 4 Seiten Kommunikationsmodells

Ausgehend von diesen Erkenntnissen, die sich im ersten Schritt grundsätzlich am Modell der Vierseitenkommunikation - dem sog. Kommunikationsquadrat1 - bewerten lassen, wurde klar, dass Kommunikation in jedem Falle bereits 4 Seiten einer Nachricht umgebend beeinflussen kann. Dabei stehen die folgenden Aspekte bei der Vermittlung und Rezeption stellvertretend für relevante Einflussfaktoren.

- Sachseite des Kommunikationsquadrates: Sachinhalte, Daten und Fakten
- Seite der Selbstkundgabe: Was wird vom Sprecher vermittelt
- Beziehungsseite: Ausdruck von Standpunkt und Meinung des Sprechers gegenüber dem Rezipienten (Gestik, Mimik, Intonation sind relevant)
- Appel-Seite: Verdeutlichung einer Zielerreichung gekoppelt an eine Aufforderung

Das 4 Seiten - Modell bewegt sich in diesem Kontext natürlich zwischen Sender und Empfänger, sodass es entsprechend zu jedem Vermittlungstypen auch einen Zuhörertypen gibt. Folgende Zuhörertypen lassen sich bestimmen:

- Der sensible Typ: reagiert stark auf der Beziehungsebene und ist schnell persönlich angegriffen, beleidigt und begibt sich in die Rechtfertigungs- bzw. Verteidigungshaltung
- Der einfühlsame Typ: reagiert stark empathisch und auf sein Gegenüber bezogen. Oft mangelt es ihm an Objektivität
- Der sachliche Typ: hält sich nur an die gesprochenen Fakten und Tatsachen. Er blendet alle anderen Ebenen aus.
- Der handlungsorientierte Typ: reagiert stark auf der Appel-Ebene. Will sofort aktiv werden und „Worten Taten folgen lassen“.

Im Rahmen der Praxisübungen ließen sich alle Zuhörer- und auch Sprechertypen gut beobachten. Es wurde damit klar, dass es zu Problemen in der Kommunikation kommen kann, wenn die Rollen bzw. Typen zu stark hin und her wechseln oder im Vorfeld nicht durch klare Aufgaben und Zuständigkeiten festgelegt wurden. So wird der Leiter eines Gespräches eventuell während des Verlaufes einer Kommunikation aus seiner Rolle herausgedrängt und verfällt z. B. in den Zuhörermodus des Sensiblen und bewertet daher das Gespräch bzw. den Verlauf des Gespräches nicht mehr objektiv.

Alle Zuhörertypen mit den entsprechenden Persönlichkeitsmerkmalen, sollte man nach Möglichkeit im Vorfeld bei der Gesprächsführung bzw. Initiation eines Gespräches berücksichtigen. Grundsätzlich lässt sich mit dem 4 Seiten Modell Kommunikation im Rahmen eines Gesprächs bereits analysieren. Weiter geht allerdings eine Analyse unter Zuhilfenahme des Sprechsituationsmodels von Norbert Gutenberg2 (1994).

1.2.1 Gesprächsführung Konsens und Dissens - Das konstruktive Streitgespräch

Um das Gelingen von lösungsorientierten Gesprächen zu ermöglichen, ist die Aufgabe des Gesprächsführers eine leitende Rolle. Er leitet das Gespräch durch verschiedene Prozessschritte und sorgt damit für einen geregelten Gesprächsablauf, in dem er Konsens und Dissens durch konstruktives Streiten - welches das Klären strittiger Punkte mit einbezieht - berücksichtigt. Eine Erfahrung aus einer der Übungen war, daher, dass es durchaus sinnvoll ist ein Gespräch anhand einer festen Ordnung strukturiert zu durchlaufen und offene Punkte immer wieder zur Klärung an alle Teilnehmer rückzukoppeln und Konsens zu erzeugen, der eine Entscheidung bzw. gemeinsame Handlung einleitet. Wenn Punkte nachdrücklich nicht geklärt werden können, werden diese Punkte vertagt, Gründe einer Differenz detektiert 3 oder ein Kompromiss verhandelt oder das Gespräch abgebrochen4.

2. Betrachtung einer Kommunikationssituation aus dem beruflichen Umfeld

2.1 Exkurs und Betrachtung Sprechsituationsmodelle

Ein grundsätzliches Sprechsituationsmodell geht auf Helmut Geissner zurück, der sich bereits früh mit den Dimensionen und Ebenen von Gesprächen und Kommunikationsvorgängen befasst hat. Sein Modell bedachte die folgenden W-Fragen und wechselseitigen Intentionen der Teilnehmern einer Kommunikationshandlung:

- WER: In welcher Rolle gehe ich ins Gespräch? Wer bin ich für mein Gegenüber?
- WEM: Mit wem spreche ich? / Kenne ich diese Person? / Wie verhält sie sich meistens? / Wie sehen die Abhängigkeiten zu dieser Person aus?
- WORÜBER: Über welches Thema soll gesprochen werden? / Was weiss ich darüber? / Was weiss der andere darüber? / Gibt es inhaltliche Gemeinsamkeiten/Divergenzen?
- WAS: Was plane ich in welcher Reihenfolge zu sagen? / Welche Worte, Sprachebene wähle ich?
- WIE: Wie möchte ich mich präsentieren? / Brauche ich Hilfsmittel für das Gespräch? / Wie bringe ich mich ein?
- WO: An welchem Ort/Raum findet das Gespräch statt? / Welche Vor-/Nachteile möchte ich für die Gesprächssituation beachten?
- WANN: Zu welchem Zeitpunkt findet das Gespräch statt? Welche Vor-/ Nachteile möchte ich berücksichtigen? / Beeinflusst der Zeitpunkt meine Gesprächsstrategie? Was aus der Vorgeschichte oder dem was nach dem Gespräch folgt, wirkt auf das Gespräch?
- WESHALB: Was ist der Anlass, meine Motivation für das Gespräch? / Welche Interessen vertrete ich? Was sind seine Interessen? / Mit welcher Motivation kommt der Andere ins Gespräch?
- WOZU: Welches Ziel soll/möchte/muss ich erreichen? / Weiß ich, welches Ziel der Andere erreichen möchte/muss?

[...]


1 Das Kommunikationsquadrat ist das bekannteste Modell von Friedemann Schulz von Thun und inzwischen auch über die Grenzen Deutschlands hinaus verbreitet. Bekannt 4

2 Norbert Gutenberg (1994), Grundlagenstudien zu Sprechwissenschaft und Sprecherziehung, Göppingen, 114

3 Dissens erster Ordnung: Interessen widersprechen sich, Differenzen werden deutlich, Klärung ist möglich.

4 Dissens zweiter Ordnung: Interessen widersprechen, Differenzen werden nicht deutlich, gemeinsames Handeln unwahrscheinlich.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Formen des Gesprächs und Gesprächsleitung. Betrachtung und Analyse einer Gesprächssituation nach dem Sprechsituationsmodell
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
1,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
12
Katalognummer
V458883
ISBN (eBook)
9783668903586
ISBN (Buch)
9783668903593
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunkation, Sprechsituationsmodelle, Konsens und Dissens, Kommunkationswissenschaften
Arbeit zitieren
B. A. Oliver Tissen (Autor:in), 2018, Formen des Gesprächs und Gesprächsleitung. Betrachtung und Analyse einer Gesprächssituation nach dem Sprechsituationsmodell, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/458883

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