Verhaltenstherapie bei Angst und Panikerkrankungen


Seminararbeit, 2003

18 Seiten, Note: Sehr Gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Klassifikation von Angststörungen im ICD-10 und DSM-IV

3. Spezielle Psychopathologie und Diagnostik
3.1 Generalisierte Angststörung
3.2 Panikstörung
3.3 Agoraphobie
3.4 Phobische Störungen
3.4.1 Spezifische Phobie
3.4.2 Soziale Phobie

4. Therapie
4.1 Vorbereitung der Therapie
4.2 Weitere Hinweise zur Therapie
4.3 Struktur und Aufbau der Sitzungen
4.4 Ablauf der einzelnen Sitzungen

5. Zusammenfassung und persönlicher Kommentar

6. Literatur

1. Einleitung:

Furcht und Angst sind jedem Menschen bekannt und helfen, sich risikobewusst mit der Umwelt auseinanderzusetzen. Sie treten als normale Reaktion in objektiv oder subjektiv bedrohlichen Situationen auf. Je nach Intensität kann Angst zu zielgerichtetem, zweckmässigem Handeln führen oder lähmen.

Etwa 15–20% der Menschen leiden irgendwann unter einer Angststörung. In der Allgemeinpraxis sind mehr als 10% der Patienten davon betroffen. Weniger als 50% der Fälle werden diagnostiziert und nur ein kleiner Teil wird behandelt. Gründe dafür sind: Scham der Patienten, über Angst zu sprechen, Befürchtungen, als psychisch krank etikettiert zu werden oder einseitige Wahrnehmung körperlicher Symptome. Viele Ärzte sind mit der Diagnose und Therapie von Angststörungen noch wenig vertraut, was zu einseitiger körperlicher Abklärung führen kann. Erschwert wird die Diagnose oft auch durch andere, gleichzeitig vorliegende Störungen.

Angststörungen machen sich meist schon in der Kindheit oder Adoleszenz, spätestens im frühen Erwachsenenalter bemerkbar. Sie zeigen unbehandelt einen intermittierenden Verlauf mit Neigung zu Chronifizierung und führen oft zu sekundären Depressionen, Suchterkrankungen, sozialer Isolation und zu hohem Suizidrisiko. Die Lebensqualität ist oft über viele Jahre massiv beeinträchtigt.

2. Klassifikation von Angststörungen im ICD-10 und DSM-IV

In den modernen und heute am weitesten verbreiteten Diagnose- Systemen ICD-10 (Internationale Klassifikation psychischer Störungen der Weltgesundheits-Organisation von 1991) und DSM-IV ( Diagnostisches und Statistisches Manual der Amerikanischen Psychiater- Vereinigung von 1994) sind für die verschiedenen Angststörungen umfangreiche Kriterienkataloge aufgeführt.

Während das DSM-IV ein eigenes Kapitel "Angststörungen" anführt, ist diese Gruppe von Erkrankungen in der ICD-10 im Kapitel 4 unter "Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen" angeführt. Unterschieden wird zwischen den Subgruppen der phobischen Störung (F40) und den anderen Angststörungen (F41). Unter den phobischen Störungen werden abgegrenzt die Agoraphobie, die soziale Phobie sowie die spezifischen Phobien. Bei den anderen Angststörungen wird unterschieden zwischen den Panikstörungen und den generalisierten Angststörungen.

Im DSM-IV umfaßt der Abschnitt Angststörungen neben den Angststörungen im engeren Sinne (Panikstörung, Agoraphobie, soziale Phobie, einfache Phobie) auch noch die posttraumatische Belastungsstörung sowie die Zwangsstörungen.

3. Spezielle Psychopathologie und Diagnostik

3.1 Generalisierte Angststörung

Das Hauptmerkmal der generalisierten Angststörung ist die unrealistische oder übertriebe Angst und Besorgnis bezüglich allgemeiner oder besonderer Lebensumstände (Kasper &Möller 1995). Die Angst ist nicht auf bestimmte Situationen beschränkt, sondern sie ist frei flottierend.

Typische Beispiele für generalisierte Angst sind

- die Angst, dem eigenen Kind könnte etwas zustoßen, obwohl es sich objektiv nicht in Gefahr befindet,
- deutliche Geldsorgen ohne triftigen Grund,
- die Befürchtung, der Betreffende selbst oder ein naher Verwandter werde demnächst erkranken oder verunglücken.

Die Angst äußert sich in anhaltenden Symptomen der motorischen Spannung, der vegetativen Überregbarkeit und der erhöhten Aufmerksamkeit.

Die motorische Spannung zeigt sich u.a. in körperlicher Unruhe, Muskelspannung, Zittern und der Unfähigkeit, sich körperlich zu entspannen. Anzeichen der vegetativen Überregbarkeit sind unregelmäßige Herztätigkeit, Schwitzen und Beschwerden wie Übelkeit oder Durchfall, Schwindelgefühle und Atemnot. Die erhöhte Aufmerksamkeit äußert sich in dem Gefühl, ständig angespannt zu sein, in Konzentrationsstörungen, übermäßiger Schreckhaftigkeit, Nervosität und Reizbarkeit. Leichtere depressive Symptome begleiten häufig diese Angstsymptomatik.

3.2 Panikstörung

Das Hauptmerkmal von Panikstörung ist das wiederholte Auftreten von Panikattacken. Dabei handelt es sich um unerwartet auftretende und nicht durch eine bestimmte Situation ausgelöste intensive Angst. Seelische und körperliche Symptome sind dabei eng miteinander verbunden. Die Beschwerden setzen in der Regel ganz plötzlich ein und steigern sich innerhalb von Minuten zu einem Höhepunkt. Zu Beginn besteht eventuell das Gefühl drohenden Unheils.

Die Symptomatik variiert jedoch von Patient zu Patient. Typischerweise kommt es aber zum Auftreten von Herzrhythmusstörungen, Hitzewallungen, Beklemmungsgefühlen und Zittern, sowie Schwindel und Atemnot. Einige Patienten berichten auch über das Auftreten von Depersonalisationen und Derealisationen. Parallel dazu besteht oftmals die Angst zu sterben, die Angst vor Kontrollverlust oder die Angst, "verrückt", d.h. psychotisch zu werden.

Die Dauer einer Panikattacke ist sehr unterschiedlich. Der Durchschnitt liegt bei 10-30 Minuten, kann jedoch auch kürzer sein oder aber über einige Stunden andauern.

Das erstmalige Auftreten oder gar das wiederholte Erleben einer Panikattacke stellt für die Patienten meist so ein intensives und existentiell bedrohliches Erlebnis dar, daß in aller Regel schnell eine ausgeprägte Erwartungsangst auftritt. Diese „Phobophobie“ kann in der Folge ganz in den Vordergrund der Symptomatik treten und ernsthafte Konsequenzen, wie z.B. soziale Isolierung, haben.

Die Panikstörung ist klinisch häufig mit der Symptomatik der Agoraphobie verbunden. In diesen Fällen ist nach dem DSM-IV eine "Panikstörung mit Agoraphobie (300.21)" und nach dem ICD-10 eine "Agoraphobie mit Panikstörung (F40.01) zu diagnostizieren.

3.3 Agoraphobie

Bei der Agoraphobie besteht nicht nur (wie früher beschrieben) Angst vor weiten Plätzen (agora, griech. = Marktplatz), sondern vor allen Situationen, in denen sich der Patient außerhalb der gewohnten Umgebung aufhält. Es wird vom Betroffenen befürchtet, daß beim plötzlichen Auftreten von hilflos machenden oder peinlichen Symptomen eine Flucht nur schwer möglich oder aber keine Hilfe verfügbar wäre. Befürchtet wird dabei, daß es zu plötzlichem Schwindel, Ohnmachtsgefühlen, Depersonalisationserlebnissen, Herzbeschwerden oder einem Verlust der Blasen- bzw. Darmkontrolle kommen könnte.

Typische Situationen, in denen agoraphobische Ängste auftreten, sind demnach:

- sich in einer Menschenmenge zu befinden
- in einer Schlange zu stehen
- ohne vertraute Begleitung in einem Bus, Zug oder Auto zu fahren
- Geschäfte zu betreten
- größere Plätze zu überqueren.

In diesen akuten Situationen oder bereits bei der Vorstellung, sich in solche Situationen begeben zu müssen, können alle physischen oder psychischen Symptome der Angst auftreten.

Als Folge dieser Angst kommt es in der Regel zu ausgeprägtem Vermeidungsverhalten mit Einschränkungen der Beweglichkeit außerhalb der eigenen Wohnung oder zur Notwendigkeit einer ständig verfügbaren Begleitperson. Eventuell kommt es schließlich zur vollständigen sozialen Isolierung.

3.4 Phobische Störungen

3.4.1 Spezifische Phobie

Die spezifische Phobie ist gekennzeichnet durch die Angst vor einem bestimmten Objekt oder einen spezifischen Situation. Die Art der Objekte und Situationen, die zu einem phobischen Stimulus werden können, ist fast unbegrenzt. Am häufigsten tritt die Furcht vor Tieren auf (Zoophobie), besonders vor Hunden, Schlangen, Insekten oder Mäusen. Andere häufige phobische Situationen sind der Aufenthalt in geschlossenen Räumen (Klaustrophobie), der Aufenthalt in der Höhe (Aktrophobie) oder das Fliegen.

3.4.2 Soziale Phobie

Bei der sozialen Phobie besteht eine anhaltende Angst vor Situationen, in denen die Person im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht oder sich der Betroffene der prüfenden Beobachtung durch andere Menschen ausgesetzt sieht. Es wird befürchtet, etwas zu tun, was demütigend oder peinlich sein könnte.

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Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Verhaltenstherapie bei Angst und Panikerkrankungen
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck  (Institut für Psychologie)
Note
Sehr Gut
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V45892
ISBN (eBook)
9783638432184
Dateigröße
571 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verhaltenstherapie, Angst, Panikerkrankungen
Arbeit zitieren
Hermann Sinz (Autor:in), 2003, Verhaltenstherapie bei Angst und Panikerkrankungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45892

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