Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1.Die Lage des amerikanischen Außenhandels, Komponenten des Handels 2
2. Zum Begriff der Zahlungsbilanzen
3. Die Geographische Verteilung des Außenhandels
4.Zölle
5. Struktur des Außenhandels der USA
5.1. Der Export
5.2. Der Import
6. Die Handelsbilanz
6.1. Die Zeit von 1850 - 1873
6.2. Die Zeit von 1874 - 1895
6.3. Die Zeit von 1896 - 1914
6.4. Die Zeit von 1915 - 1920
7. Branchenabhängigkeiten
8. Auslandsinvestitionen
9. Das Volumen des Außenhandels der USA
10. Literaturverzeichnis
Unsere Agrarproduktion übersteigt seit langem unsere Bedürfnisse, Außenmärkte für die Überschüsse sind aber gefunden worden. Jetzt ist die Zeit gekommen, wo wir draußen auch dauerhafte Märkte für einen Teil unserer Industrieerzeugnisssuchen müssen. 1
1.Die Lage des amerikanischen Außenhandels, Komponenten des Handels
Am Ende des 19. Jahrhunderts und am Beginn des 20. Jahrhunderts vollzogen sich für die amerikanische Wirtschaft bedeutende Veränderungen hinsichtlich ihrer Position im Welthandel. Die USA, die bisher über lange Zeit hinweg eine passive Handels - und Zahlungsbilanz hatten, konnten diese Bilanz positiv gestalten und in der Zeit während und nach dem 1. Weltkrieg in eine Gläubigerposition gelangen. Die für das frühe und mittlere 19. Jahrhundert zutreffende Bezeichnung " politische Unabhängigkeit in ökonomisch untergeordneter Stellung "2, speziell gegenüber Großbritannien, wandelte sich grundlegend. Zur Verschiebung der Handelsbilanz trug besonders die Ausweitung des Handels mit Asien, Ozeanien, Afrika bei, weniger der traditionelle Handel mit Europa, der anfänglich 80 % der amerikanischen Exporte ausmachte. Positiv gestaltet wurde der Handel mit Kanada und Mexiko ebenso wie der Handel mit Süd - und Mittelamerika.
Zum Teil war dies das Ergebnis der abgeschlossenen Besiedlung des Westens, was dem Handel die verkehrsgünstigen Handelsplätze der nordamerikanischen Pazifikküste erschloß. War die USA bisher selbst ein großer Exporteur von Rohstoffen und Agrarprodukten, besonders Baumwolle und Weizen, so wurde sie mit Beginn des 20. Jahrhunderts selbst rohstoffimportabhängig gegenüber Kanada, Südamerika, Afrika und Asien.3 Der Wert der Ausfuhr verdreifachte sich zwischen 1860- 1939. Gleichzeitig veränderte sich der Anteil der USA am Welthandel von ca. 1 / 12 im Jahre 1870 auf 1 / 9 im Jahr 1939 ( Großbritannien 1870 1/ 5 , 1939 1 / 7 ). Im Jahre 1939 schließlich war die USA der größte Exporteur und zweitgrößte Importeur der Erde.4 Trotzdem blieb der Außenhandel pro Kopf sehr klein. Während in Kanada 1929 20 % des Nationaleinkommens auf den Außenhandels entfielen, waren es in den USA nur 6 %.5 Fertig - und Halbfabrikate machten 1920 mehr als die Hälfte des Außenhandelswerts aus, im Vergleich zu nur einem Sechstel im Jahre 1860. Dies demonstriert eindeutig das wachsende industrielle Vermögen der USA, nicht nur absolut, sondern auch relativ zu anderen Ländern. Die Fähigkeit der USA, komplexe Güter zu produzieren, wuchs schneller als die anderer Länder und daraus entstand ein komparativer Vorteil in der Güterproduktion.6
2. Zum Begriff der Zahlungsbilanzen
Unter Zahlungsbilanzen wird die systematische wertmäßige Aufzeichnung aller ökonomischen Transaktionen verstanden, die in einer bestimmten Periode ( normalerweise ein Jahr ) zwischen In - und Ausländern stattgefunden haben. Dabei liefert die Zahlungsbilanz Informationen über den Umfang und die Entwicklung der internationalen Verflechtung einer Volkswirtschaft und bietet Orientierungshilfen für die Finanz-, Geld- und Außenwirtschaftspolitik. Für Zahlungsbilanzen gilt der Grundsatz der doppelten Buchführung, daher sind sie formell immer ausgeglichen. Es werden immer Stromgrößen abgebildet.7 Die Zahlungsbilanz gliedert sich in Teilbilanzen: die Leistungsbilanz, die Kapitalverkehrsbilanz und die Devisenbilanz. Ferner gibt es einen Restposten ungeklärter Beträge und nicht aufgliederbarer Transaktionen.
Die Leistungsbilanz besteht aus der Handelsbilanz, der Dienstleistungsbilanz und der Übertragungsbilanz. Die Kapitalverkehrsbilanz hat einen kurzfristigen und einen langfristigen Aspekt.8
3. Die Geographische Verteilung des Außenhandels
Obwohl Großbritannien und seine Kolonien lange Jahre nach der Unabhängigkeit der wichtigste Handelspartner blieben, so gab es doch Veränderungen. Im Jahre 1890 machte der Export nach Großbritannien immer noch mehr als 50 Prozent aller Exporte aus, doch die Importe aus Großbritannien sanken noch stärker und dieser Rückgang setzte früher ein. Im Jahre 1920 schließlich, überholte der Import aus Kanada den aus Großbritannien. Der britische Abstieg als Handelspartner war verbunden mit dem Aufstieg von Kanada und der zunehmenden Bedeutung Asiens für den Handel. Der Handel der USA mit dem Ausland diversifizierte sich und wurde weniger abhängig von einem Land oder einer Region. Dies war zum Teil auch das Ergebnis der sinkenden Frachtkosten, die zum Beispiel Asien ermöglichten Waren wesentlich billiger zu transportieren als hundert Jahre vorher.9
Tabelle 1 US - Importe und - Exporte 1860 - 1920
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4.Zölle
T he extreme protective system, which had been at first a temporary expedient for aiding in the struggle for the Union, adopted hastily and without thought or deliberation, gradually became accepted as a permanent institution.
( Frank Taussig ) 10
Die USA wurde von einem Rohstoffexporteur zu einem Land, das einem wesentlichen, wenn auch nicht ausschließlichen Teil seines Außenhandels mit dem Export von Industriegütern bestritt. Die Politik der Hochschutzzölle verschloß den amerikanischen Markt in weiten Teilen für die Importe von europäischen Industriegütern. Diese Politik führte mit Ausnahme des Jahres 1913 zu ständig steigenden Zöllen und beraubte nach Beendigung des 1. Weltkriegs die europäischen Schuldnerstaaten der Möglichkeit, durch verstärkte Ausfuhr nach den USA zu einer ausgeglichen Zahlungsbilanz gegenüber den USA zu gelangen. Die Entwicklung der Zölle ging dabei so vor sich, daß die Zölle von 1865 47 % durch den McKinley - Act 1890 auf 49,5 %, 1897 durch den Dingley - Act auf 57 % und schließlich 1930 bis auf 130 % durch den Hawley - Sunvot - Act stiegen. Es ist interessant zu wissen, daß die Zolleinnahmen im Jahre 1860 95 % der Staatseinnahmen des Bundes ausmachten und trotz ihres sinkenden Anteil 1914 immer noch mit 50 % zu allen Einnahmen des Bundes beitrugen.11 Vielleicht liegt in den hohen Zollbarrieren der Schlüssel zu dem Phänomen, daß der Binnenhandel der USA sehr viel schneller wuchs als der Außenhandel.
Seit den 1890 er Jahren gab es in den USA einen starken politischen Rückhalt für private Auslandsinvestitionen, besonders seit Beginn der Präsidentschaft von McKinley 1897. Dieser Rückhalt hatte seine Ursache in Krisenmomenten der amerikanischen Gesellschaft, besonders der Schließung der Frontier 1893, dem Zusammenbruch der Eisenbahnspekulation im gleichen Jahr und auch in der Verschiebung der Einwandererströme .12
Tabelle 2 Zölle und amerikanische Importe 13
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
5. Struktur des Außenhandels der USA
Bedingt durch die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Produktion, war es den USA gelungen, gemeinsam mit Deutschland die Führung in der Eisen - und Stahlproduktion zu übernehmen, ebenso in der Elektrikoindustrie, in der chemischen Industrie und im Maschinenbau. Aus dieser Postion heraus war es fast zwangsläufig, daß sich die Struktur des Außenhandels der USA am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschieben mußte. Diese Verschiebung betraf sowohl den Export als auch den Import von Waren, Dienstleistungen und Kapital.
5.1. Der Export
Wie aus der unten stehenden Tabelle 7 ersichtlich ist, erlebte der Export von Rohmaterialien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen Rückgang seines Anteils am Gesamtexport von 3/5 auf nur noch 1/4 . An seine Stelle traten der Export von Fertigprodukten sowie verarbeiteten Lebensmitteln. Besonders der Anteil der Baumwolle sinkt von 1850 60 Prozent auf 1900 25 Prozent ab, Fertig - und Halbprodukte dagegen, also die originären Produkte der amerikanischen Industriegesellschaft erreichen bis 1915 50 Prozent des Werts des US - amrikanischen Exports. Ab etwa 1885 ist eine Abnahme der Exporte nach Europa relativ zum Gesamtexport festzustellen. In der davor liegenden Periode war Europa Abnehmer für 80 Prozent des amerikanischen Exports, jetzt sinkt sein Anteil zugunsten der Karibik, Mittel - und Südamerikas sowie Asiens und Ozeaniens auf langfristig 60 Prozent Anteil ab, bleibt damit jedoch bei weitem wichtigster Abnehmer amerikanischer Waren. Eine besondere Rolle spielt ab dieser Zeit auch der Export nach Kanada. Wie dem auch sei, der Export der USA wurde bis in die letzte Dekade des 19. Jahrhunderts von Agrarprodukten bestimmt.
Tabelle 3 Baumwoll - und Weizenexporte im Verhältnis zur Produktion 1859- 1879 14
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wie schafften es die USA von einem Nettoimporteur zu einem Nettoexporteur zu werden ?
Einen Schlüsselfaktor nimmt der verzögerte Zustrom von Auslandskapital nach der Panik von 1873 ein , der bisher das Handelsdefizit ausgeglichen hatte. Dazu kam der Preisverfall amerikanischer Güter im Verhältnis zu europäischen, die elastische Nachfrage nach amerikanischen Waren im Verhältnis zu ihrem Preis und die Existenz fester Wechselkurse.Die Wollhandelspreise stiegen zwischen 1869 - 1919 in Großbritannien um 56 Propzent schneller als in den USA .Gleichzeitig verfolgten die USA eine restriktive Geldpolitik.15
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1 Banker´s Magazine September 1884 aus: Wehler, Hans - Ulrich, " Der Aufstieg des amerikanischen Imperialismus",Göttingen, 1987, S. 29
2 Silberschmidt, Max," Amerikas Entwivklung zur industriellen Großmacht", aus : Schweizer Monatshefte 37, 1957/58, S.194
3 Silberschmidt, Max " Amerikas Entwicklung zur industriellen Großmacht", 1957/58, S. 195
4 Silberschmidt, Max " Amerikas industrielle Entwicklung", Bern, 1958, S. 133
5 Silberschmidt, Max " Amerikas industrielle Entwicklung", Bern, 1958, S. 134
6 Vedder, Richard K. " The american economy in historical perspective ", Belmont, 1976, S. 211
7 Gabler Wirtschaftslexikon , U -Z, S. 2838, 12. Auflage, 1988
8 Gabler Wirtschaftslexikon, U- Z , S. 2838, 12. Auflage, 1988
9 Vedder, Richard K. " The american economy in historical perspective ", Belmont, 1976, S. 211
10 Vedder, Richard K. " The american economy in historical perspective ", Belmont, 1976, S. 218
11 Silberschmidt, Max " Amerikas industrielle Entwicklung ",Bern, 1958, S. 136
12 Born, K. E., "Geld und Banken im 19. und 20. Jahrhundert", Stuttgart, 1976, S. 287
13 Poulson, Barry W. " Economic history of the United States ", New York, 1981, S. 239
14 Poulson, Barry W. " Economic history of the United States ", New York, 1981, S. 229
15 Vedder, Richard K. " The american economy in historical perspective ", Belmont, 1976, S. 215