Vorsicht vor Vitaminen


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2005

27 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionen und Erläuterungen
2.1 Die Entdeckung der ersten Vitamine
2.2 Vitamine
2.3 Antioxidantien und Radikale

3. Der gefährliche Irrtum: Wir leiden unter Vitaminmangel

4. Vitamine sind nicht gleich Vitamine

5. Die Risiken und Nebenwirkungen der Vitamine im Überblick
5.1 Vitamin A und Beta Carotin (Provitamin A)
5.2 Vitamin B1
5.3 Vitamin B2
5.4 Vitamin B3
5.5 Vitamin B6
5.6 Vitamin B12
5.7 Vitamin C
5.8 Vitamin D
5.9 Vitamin E
5.10 Vitamin K
5.11 Folsäure
5.12 Vitamin Q 10

6. Vitamine und Arzneimittel

7. Wo Vitaminpräparate nicht helfen können
7.1 Vitamin A und Beta Carotin (Provitamin A)
7.2 Vitamin B1
7.3 Vitamin B2
7.4 Vitamin B3
7.5 Vitamin B6
7.6 Vitamin B12
7.7 Vitamin P (Rutosid)
7.8 Vitamin C
7.9 Vitamin D
7.10 Vitamin E

8. Zusammenfassung

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Vitamine sind lebensnotwendig, da sie einige Körperfunktionen gewährleisten und aufrecht erhalten. Der menschliche Organismus kann sie, bis auf einige Ausnahmen, nicht selbst herstellen. Deshalb müssen sie zumeist mit der Nahrung aufgenommen werden. Aber Vitamine können auch Nebenwirkungen hervorrufen. Bei fehlerhafter Anwendung (z. B. durch Überdosierung) können sie zu schweren Schäden und Erkrankungen, ja sogar zum Tode führen.

Diese Aussage erscheint paradox, da uns Verbrauchern zumeist ein latenter Vitaminmangel attestiert wird. Aber leiden wir tatsächlich unter einem Mangel, der mit einer ausgewogenen Ernährung nicht ausreichend behoben werden könnte?

Die Aussagen in der Werbung und die Empfehlungen einiger Ernährungsberater sprechen hier eine eindeutige Sprache: Unsere Ernährungsgewohnheiten würden sich durch die zunehmende Beliebtheit von scheinbar nährstoffarmen „Fastfood“ und „Industrie-Food“ in eine ungesunde Richtung verschieben, die einen solchen potentiellen Vitaminmangel bewirken könnte. Ferner sollen durch die industrialisierten Verfahren in der Landwirtschaft die Rohstoffe bereits bei der Ernte geringere Vitaminanteile enthalten. Hierzu werden uns stets die Bilder der Massentierhaltung und der Monokultivierung auf ausgelaugten Böden vor Augen geführt. Dem gegenüber stünde ein erhöhter und stetig wachsender Vitaminbedarf, der durch moderne Lebensumstände, wie Stress, Umweltverschmutzung und Rauchen verursacht würde.

Dem einzelnen scheint nichts anderes übrig zu bleiben, als den Angeboten der Werbung zu folgen, und einen Ausgleich über Nahrungsergänzungsmittel in Tabletten- oder Pulverform, bzw. mittels „Functional-Food“ zu schaffen. Auf die positiven Wirkungen der Vitamine, wie sie in der Werbung suggeriert werden, möchte schließlich niemand verzichten. Die Gefahren einer Überdosierung werden dabei stets vernachlässigt. Um das Wohlbefinden zu verbessern, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu steigern, zur Vorbeugung und zur Behandlung von Krankheiten, zur Erhaltung oder Zurückgewinnung der Jugend greift der gesundheitsbewusste Verbraucher heute immer häufiger zu den frei verkäuflichen Nahrungsergänzungsmitteln. Diese enthalten dann freundlicherweise Vitamindosen, die nur durch den Verzehr von mehreren Kilogramm Obst, Gemüse, Getreideprodukte, Fisch und Fleisch erreichbar wären. Und schaden können uns diese Vitamine nicht, oder etwa doch?

In den folgenden Kapiteln soll dargestellt werden, ob die Einnahme von Vitaminen in Form von Nahrungsergänzungsmittel empfehlenswert oder sogar schädlich ist. Hierzu werden folgende Fragen erörtert:

- Sind wir tatsächlich von einem latenten Vitaminmangel bedroht, der die Einnahme der Nahrungsergänzungsmittel erfordert?
- Können die Vitamine in Pulver- oder Tablettenform eine ausgewogene Ernährung ersetzen?
- Werden die künstlichen Vitamine ihrem „Wundermittelstatus“ gerecht, oder sind Nebenwirkungen durch die Nahrungsergänzungsmittel mit hohen Vitamindosierungen zu befürchten?

Da die Vorteile und die positiven Eigenschaften der Vitamine eine ohnehin sehr häufige und umfassende Publikation genießen, werden sie in dieser Ausarbeitung nicht aufgeführt. Statt dessen konzentriert sich diese Arbeit auf die Gefahren der Vitamine, und auf die Irrtümer, die hinsichtlich dieses „Wundermittels“ verbreitetet werden.

2. Definitionen und Erläuterungen

2.1 Die Entdeckung der ersten Vitamine

Bereits im 18. Jahrhundert wurde bekannt, dass sich die unter Seeleuten verbreitete Erkrankung Skorbut durch Zitrusfrüchte behandeln und vermeiden ließ. 1928 konnte das Vitamin C (bzw. die Ascorbinsäure), dem dieser Schutzeffekt zugesprochen wurde, durch den ungarischen Biochemiker Albert von Szent-György isoliert werden.

Ende des 19. Jahrhunderts beobachtete der niederländische Arzt Christiaan Eijkmann, das Hühner, an denen polierter Reis verfüttert wurde, an Beriberi erkrankten. Die Hühner, die ungeschälten Reis bekamen, blieben hingegen gesund. Daraus resultierte die Vermutung, dass die Schutzsubstanz gegen Beriberi in den Reishüllen stecken müsste. 1926 gelang die Isolation dieses Stoffes, dem später die Bezeichnung „Vitamin B1“ gegeben wurde.

Anmerkungen:

Mittlerweile verdichten sich die Hinweise darauf, dass ein Schimmelpilzgift für die Erkrankung an Beriberi verantwortlich sei. Die hygienischen Zustände in der Reismühle und die Lagerungsbedingungen sollen das Wachstum dieses Pilzes begünstigt haben. Für diese Theorie spräche beispielsweise, dass spezifische Grundnahrungsmittel anderer Regionen (z.B. Weizenmehl) noch weniger Vitamin B1 als der polierte Reis enthielten. In diesen Regionen trat die Krankheit jedoch nicht auf. Im Übrigen ist auch die Muttermilch vergleichsweise arm an Vitamin B1, wobei diese aber bisher nicht als Mangelverursacher in Erscheinung trat. Aktuelle Forschungsergebnisse deuten allerdings darauf hin, dass Vitamin B1 ein wirksames Gegenmittel gegen das Beriberi verursachende Pilzgift sei. Dadurch könnte sich die Schutzwirkung der vitaminreicheren Reishüllen gegen Beriberi erklären [6].

Die Entdeckungen vieler weiterer Vitamine folgten einem ähnlichen Ablauf. Zunächst vermutete man bei einigen Krankheitssymptomen ernährungsbedingte Mangelerscheinungen. Durch Tierversuche, bei denen sich diese Symptome durch die Gabe von bestimmten Nahrungsmittelbestandteilen behandeln ließen, wurden diese Vermutungen bestätigt. Danach erfolgte die Einkreisung der Wirkstoffe aus den Nahrungsmitteln, bei denen eine Linderung beobachtet wurde. Anschließend wurden die Substanzen isoliert.

[1, 2, 6]

2.2 Vitamine

Vitamine sind organische Verbindungen, die in kleinsten Mengen der Aufrechterhaltung des Stoffwechsels dienen, und deren Fehlen Mangelsymptome hervorruft. Einige Vitamine werden als Vitaminvorstufen (Provitamine) aufgenommen, und im Organismus als Vitamine verwertet. Üblicherweise werden sie aufgrund ihrer Eigenschaften in wasserlösliche und fettlösliche Vitamine eingeteilt. Nach der veralteten Definition kann der menschliche Organismus die Vitamine nicht selbst synthetisieren, so dass sie mit der Nahrung aufgenommen werden müssen. Mittlerweile ist aber bekannt, dass der Körper die Vitamine Niacin, Biotin, Vitamin B12, D, K und Q10 sehr wohl selbst herstellen kann.

[1, 11, 12]

2.3 Antioxidantien und Radikale

Antioxidantien sind leicht oxidierbare Substanzen, die andere Stoffe vor unerwünschter Oxidation (z.B. Autoxidationen in Lebensmitteln) schützen, indem sie Radikale abfangen. In der Lebensmittelindustrie werden die Vitamine A, C und E häufig als Antioxidationsmittel verwendet.

Radikale sind Moleküle, Atome und Ionen, die ungepaarte Elektronen enthalten. Um einen Ladungsausgleich zu erzielen, entreißen diese Radikale die benötigten Elektronen aus anderen Molekülen, Atomen und Ionen, welche anschließend ihrerseits einen Ladungsausgleich erzielen wollen. Diese Stoffe werden somit selbst zu Radikale. Dadurch entsteht die Radikal-Kettenreaktion. Radikale sind reaktionsfreudig und teilweise sehr aggressiv. Sie können die Körperzellen und einzelne Gene stark schädigen. Somit stehen die Radikale in Verdacht, Krankheiten, wie z. B. Krebs, auslösen zu können. Allerdings sind Radikale auch nützlich, z.B. für die Energiegewinnung des Körpers.

Die Wirkung der Antioxidantien beruht darauf, dass sie die Radikale schneller abfangen, als dies andere Substanzen können. Sie halten die Radikal-Kettenreaktion auf.

Zu den Substanzen und Faktoren, die zu Radikalbildungen führen können, zählen beispielsweise Schwermetalle, Sauerstoff, Stickstoffoxide und Strahlungen. Aber auch Antioxidantien können Radikalbildungen hervorrufen, sofern sie im Überfluss aufgenommen werden. Bei einer Überdosierung kann sich deren Wirkung demnach umkehren. Die Radikalfänger verwandeln sich dann selbst in Radikale. Aus diesem Grund wird bei der Herstellung von Lebensmitteln darauf geachtet, eine Überdosierung von Antioxidantien zu vermeiden.

Beispiele für die Autoxidation durch (Sauerstoff-) Radikale sind das Braunwerden von angeschnittenen Kartoffeln und Äpfeln und das Ranzigwerden von Fetten.

Natürliche Antioxidantien, die den Lebensmitteln als Vitamine zugesetzt werden, sind z.B.:

- Tocopherole (Vitamin E). Sie werden überwiegend tierischen Fetten, Wurst, Margarine und Milchpulver zugesetzt. In pflanzlichen Ölen sind sie von Natur aus reichlich vorhanden. Bei zu hoher Konzentration (über 500 mg/kg) schlägt die Wirkung um, und das Antioxidanz wird selbst zum Radikal. Als Toxizitätsgrenze (gemäß WHO-Angabe) wurden 0,15 – 2 mg pro kg Körpergewicht festgelegt.
- L-Ascorbinsäure (Vitamin C). Einsatz zur Hemmung der enzymatischen Bräunung bei Obst und Kartoffeln, Stabilisierung, Farb- und Aromaerhaltung bei Fruchtsaftgetränken, Limonaden, Fleisch- und Wurstwaren, Fette. Die Toxizitätsgrenze liegt bei 0 – 15 mg pro kg Körpergewicht. Bei Anwesenheit von natürlichem Vitamin C liegt sie bei 0 – 1,25 mg pro kg Körpergewicht.
- Carotinoide (Vitamin A). Zur Färbung und Farberhaltung von Fruchtsaftgetränken und Limonaden, Margarine. Schutz vor Autoxidation von Fetten und fetthaltigen Produkten.
Ein synthetisches Antioxidationsmittel mit vitaminartiger Bezeichnung ist z. B. die D-Ascorbinsäure. Die Wirkung und die Anwendung sind der L-Ascorbinsäure ähnlich. Die Vitamin-C-Wirkung ist aber sehr gering. Die Toxizitätsgrenze liegt bei 0 – 5 mg pro kg Körper-gewicht.

[6, 11, 12]

3. Der gefährliche Irrtum: Wir leiden unter Vitaminmangel

Einige Vitamine finden in der Lebensmittelproduktion Verwendung als Zusatzstoffe. Aus technologischen Gründen werden sie zahlreichen Lebensmitteln als Farbstoffe, als Konservierungsstoffe, zur Fleischumrötung, als Antioxidantien und zur Verbesserung der maschinellen Bearbeitbarkeit zugesetzt. Die Liebhaber von Fastfood werden, zumindest hinsichtlich einiger Vitamine, gut versorgt.

Ferner werden einige Lebensmittel, die bisher als ungesund, vitaminarm und vitaminzehrend galten, durch Vitaminzugaben aufgewertet. Somit scheinen mittlerweile Eltern ihren Kindern beruhigt Süßigkeiten und Limonaden verabreichen zu können. Die weit verbreitete Ansicht, dass der Körper für die Verstoffwechselung von Zucker Vitamin B1 verbrauche, konnte von Forschern widerlegt werden. Der Organismus verwendet für den Zuckerabbau zwar Vitamin B1, bereitet es aber wieder auf, und gibt es dem Körper zurück. Ferner werden wir durch Getreideprodukte und Fleisch mehr als ausreichend mit Vitamin B1 versorgt.

Bioprodukte werden teilweise mit zusätzlichen Vitaminen ausgestattet, und bei den Rohstoffen wird durch Anzüchtung ein höherer Vitamingehalt angestrebt. Dadurch soll deren ernährungsphysiologischer Vorsprung vor den konventionellen Produkten untermauert werden.

Hautcremes werden mit Vitaminen angereichert, die durch die Haut aufgenommen werden können. Mit Vitaminen versetzte Textilien, die ihre wertvolle Fracht an die Haut abgeben, wurden bereits entwickelt. Alle diese Produkte finden insbesondere bei den Personen ihren Absatz, die sich ohnehin bereits gesundheitsbewußt ernähren, und mit der morgendlichen Vitaminpille den Tag beginnen.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Obst und Gemüse ist in Deutschland in den letzten Jahren, entgegen der langläufigen Meinung, nicht gesunken. Der Verbrauch von Fleisch und Wurstwaren ist mehr als ausreichend. Durch verbesserte Lagerungs- und Transport-bedingungen ist eine ganzjährige Versorgung mit Frischwaren möglich.

Vor ein paar Jahren grassierten Meldungen, dass im Laufe der Zeit die Vitamingehalte im Obst dramatisch abgenommen hätten. Bei näherer Betrachtung erwiesen sich diese Meldungen schlichtweg als falsch, da z. B. Äpfel aus Norddeutschland mit denen aus Süddeutschland (und umgekehrt) verglichen wurden. Ferner wurden die Analysenmethoden stets verbessert. Seit rund 20 Jahren haben sich die Vitaminkonzentrationen im Obst und Gemüse tatsächlich kaum geändert. In einigen Fällen sind sie durch spezielle Düngemaßnahmen sogar gestiegen. Durch verbesserte Viehmastverfahren konnten die Vitaminanteile im Fleisch ebenfalls angehoben werden.

Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei stark einseitiger, unausgewogener Ernährung ein Vitaminmangel entstehen kann. Betroffene Personen sind häufig Menschen, die aufgrund von Armut auf frische und ausgewogene Kost verzichten müssen, sowie Personen, die langfristig in strenger Diät leben. Betroffen sind insbesondere Veganer und deren Nachkommen, da die Depots der Mutter an einigen Vitaminen mit der Zeit aufgebraucht und nicht wieder aufgefüllt werden, welche dem sich entwickelnden Kind nicht zur Verfügung stünden.

In den Werbebroschüren der Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln wird folgenden Personen ein erhöhter Vitaminbedarf und somit ein latentes Risiko eines Vitaminmangels bescheinigt:

- Senioren,
- Schwangere,
- Raucher und Trinker,
- Hochleistungssportler.

Diese Personen können jedoch zumeist ebenfalls durch eine ausgewogene Ernährung, die ausreichend pflanzliche Kost beinhaltet, den erhöhten Vitaminbedarf decken. Insbesondere benötigen sie ein Nährstoffkonsortium, wie es in Obst und Gemüse zu finden ist. Raucher und Schwangere sollten, wie nachfolgend erklärt wird, auf bestimmte Vitaminpräparate gänzlich verzichten. Beispielsweise stehen Vitamin-A-Präparate in Verdacht, bei Rauchern das Krebsrisiko zu erhöhen. Bei der Einnahme von Vitamin A während der Schwangerschaft kann das Risiko für die Entwicklung von Missbildungen beim Neugeborenen ansteigen.

Der menschliche Körper kann die fettlöslichen Vitamine A, D und E mehrere Wochen bis Monate speichern, das Vitamin B12 (wasserlöslich) sogar 3-5 Jahre. Einige Vitamine kann der Organismus nur kurzzeitig deponieren. Die Vitamine mit der geringsten Speicherfähigkeit sind die wasserlöslichen Vitamine B1, Niacin und Vitamin C. Diese kann der Körper nur wenige Tage bis maximal wenige Wochen deponieren. Unter diesen Voraussetzungen könnte angenommen werden, dass hinsichtlich der kurzfristig verbrauchten Vitamine B1 (Thiamin), Niacin (Vitamin B3) und Vitamin C Mangelerscheinungen häufig auftreten. Doch selbst durch diese geringe Deponierfähigkeit tritt ein Mangel selten auf. Häufiger sind auch hier Überdosierungen zu verzeichnen. Dies ist einerseits dadurch begründet, dass diese Vitamine reichlich in Getreideprodukten, Fleisch, Geflügel und Wurstwaren enthalten sind. Genau diese Lebensmittel werden in den letzten Jahren mehr als ausreichend konsumiert. Beispielsweise findet das Vitamin C (Ascorbinsäure) als Konservierungsstoff und als Antioxidationsmittel in zahlreichen Lebensmitteln (z. B. Wurstwaren) eine häufige Verwendung. Natürlich finden wir es auch in Obst und Gemüse. Das Vitamin B1 finden wir in ausreichender Menge in Fleisch- und Wurstwaren. Das Niacin (Vitamin B3) kann in unserer Leber aus der Aminosäure Tryptophan synthetisiert werden, wodurch ein Mangel eher selten auftritt. Wie mittlerweile bekannt ist, besitzt unser Körper die Fähigkeit, sich mit einigen weiteren Vitaminen selbst zu versorgen. So werden die Vitamine Biotin, B12 und K von den Darmbakterien produziert. Das Vitamin D kann durch unsere Haut hergestellt werden, sofern wir hin und wieder etwas Cholesterin zu uns nehmen (produziert der Organismus aber auch selbst) und ab und zu Sonne tanken.

Unterstützt wurde die Theorie des Vitaminmangels durch die Beobachtung, dass man z.B. im Blut von Rauchern nur geringe, unterdurchschnittliche Mengen der Vitamine A (bzw. dessen Provitamin Beta-Carotin) und der Vitamine C und E fand. Diese Vitamine zählen zu den „Radikalfängern“ (Antioxidatien). Bekanntermaßen werden durch das Rauchen Radikale freigesetzt. Umso erschreckender ist es, dass gerade die Raucher, die ohnehin verstärkt den „Radikalenangriffen“ ausgesetzt sind, einen geringeren Schutz durch die fehlenden Krebs verhindernden „Radikalfänger“ erfahren. Konsequenter Weise wurde publiziert, dass Raucher durch zusätzliche Gaben der Vitamine A, C und E ihren Vitaminspiegel im Blut anheben sollten, um einen hinreichenden Krebsschutz zu erhalten. Diese Vitamine wurden sogleich als „Rauchervitamine“ in Form von Pulver und Tabletten angeboten. Die Wirkung der Antioxidantien bei Rauchern wurde vor einigen Jahren in der „Finnland-Studie“ untersucht.

In dieser Studie wurden 30.000 Rauchern über einen Zeitraum von acht Jahren Vitamin E, Beta-Carotin oder Placebos verabreicht. Die Untersuchung ergab, dass die Raucher, die Beta-Carotin einnahmen, um 18% häufiger an Krebs starben, als alle anderen Teilnehmer. Die niedrigste Sterblichkeitsrate wiesen die Teilnehmer auf, die Placebos bekamen, welche keinerlei Vitamine enthielten.

Mit der amerikanischen CARET-Studie wurden ähnliche Untersuchungen durchgeführt. 18.000 Personen, unterteilt in zwei Gruppen, erhielten entweder ein Placebo oder eine Kombination von Vitamin A und Beta-Carotin. Die Testpersonen waren wiederum Raucher, oder Personen mit Asbestkontamination. Diese Studie wurde vorzeitig abgebrochen. Denn bis dahin stieg bereits die Lungenkrebsrate der Teilnehmer, denen die Vitamine verabreicht wurden, um 28 Prozent. Die Lebenserwartung dieser Gruppe sank um 17 Prozent.

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Vorsicht vor Vitaminen
Autor
Jahr
2005
Seiten
27
Katalognummer
V45913
ISBN (eBook)
9783638432344
ISBN (Buch)
9783638658362
Dateigröße
517 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vorsicht, Vitaminen
Arbeit zitieren
Dipl.-Ing. Olaf Czitrich (Autor:in), 2005, Vorsicht vor Vitaminen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45913

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