Chopin. Rondo für Klavier Opus 1. Eine musikalische Analyse


Hausarbeit, 2012

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biographischer Abriss

3. Rondo Opus
3.1 Historischer Hintergrund
3.2 Kritiken

4. Analyse

5. Fazit

6. Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Frédéric Chopin ist einer der bedeutendsten Komponisten der romantischen Epoche. Um 1800 übernimmt die musikalische Fachsprache aus der literarischen Terminologie den Begriff Romantik für Musik „seelisch mächtig bewegenden Inhalts“. 1 Überspitzt formuliert gilt als romantisch „alles Unkonventionelle, Andersartige gegenüber dem jeweils Bekannten, Herkömmlichen“.2 Es soll eine klare Abkehr von der Klassik mit ihrer Formvollendung stattfinden.3 In der Zeit von 1750 bis Mitte des 19. Jahrhunderts ist das Rondo, „eine Reihungsform mit einem mehrfach wiederkehrenden Hauptteil [...] und einem oder mehreren Zwischenteilen“, unter anderen die wichtigste Form der Instrumentalmusik in Europa.4 Chopin lebt während der Blütezeit des romantischen Rondos und komponiert ein solches Werk als sein Opus 1. Er wird einer der wichtigsten Vertreter dieser Gattung; es wird gesprochen von „Chopin und [der] Hoch-Zeit des Klavierrondos“ 5 Eine Schwierigkeit bei der Suche nach Literatur über Chopin und seine Werke ist, dass einige Texte bis heute nur auf polnisch vorliegen.6 Ein anderes Problem ist, „dass zahlreiche knappe Kommentare zum Opus 1 existieren, die suggerieren, eine ausführliche Analyse [...] würde sich aufgrund der Jugendhaftigkeit des Stückes kaum lohnen.“7 Selbst was die endgültige Bestimmung der Form anbelangt sind sich die Forscher uneinig. Giljohann fasst zusammen:

„Zagiba vermutete sogar, dass Chopin mit dem Begriff ,Rondo’ nicht die Form bezeichnen wollte: „Nach der formalen Analyse dürfte das Werk, wie Hieronymus Feicht meint, eher als ,Rondo quasi una Phantasia’ zu bezeichnen sein.“ Das ist gerade die Problemlösung: Chopin erweitert ein klassisches Schema, hält jedoch an dessen grundlegenden Parametern fest. Keine Frage, dass der Titel Rondo zuallererst die Form meint.“8

Die vorliegende Arbeit soll neben der Analyse des Rondos in c-Moll vor allem die Besonderheiten eines Erstlingswerkes im Leben eines Komponisten am Beispiel Chopins aufzeigen. Ein Opus 1 legt den Grundstein für die weitere schöpferische Kariere und ist mehr als alle anderen Opuswerke eine Selbstdarstellung des Komponisten. Darum beginnt diese Abhandlung mit einem biographischen Abriss über Chopins Leben. Darauf folgt der historische Hintergrund des Opus 1, in dem erläutert wird, in welcher Phase von Chopins Leben dieses Werk entstand. Ein zweiter Unterpunkt zeigt Reaktionen und Kritiken auf, die das Rondo sowohl bei Zeitgenossen als auch späteren Hörern hervorrief. Schließlich folgt eine Analyse, in der die musikalischen Eigenschaften des Stückes untersucht werden. Im Fazit werden die wichtigsten Erkenntnisse in der Gesamtheit zusammengefasst und aufeinander bezogen.

2. Biographischer Abriss

Frédéric François Chopin (poln. Fryderyk Franciszek Chopin) wird im Jahr 1810 im ca. 50 km westlich von Warschau gelegenen Żelazowa Wola geboren. Sein genaues Geburtssatum ist nicht eindeutig überliefert. Er ist der einzige Sohn des Franzosen Nicolas Chopin und der aus niederem Adel stammenden Justyna Krzyżanowska. Seine Familie zieht im Oktober 1810 nach Warschau, wo der Vater zunächst als Französischlehrer und später als Professor am städtischen Gymnasium arbeitet. Seine Mutter und die älteste seiner drei Schwestern lehren ihn das Klavierspielen; von 1816 bis 1822 erhält er Unterricht bei Wojciech Żwyny. Chopins erste Kompositionen stammen aus dem Jahr 1817. Mit acht Jahren schon spielt er regelmäßig Konzerte in adeligen Salons. Seit 1822 wird er von Józef Elsner in Musiktheorie und Komposition unterrichtet. 1825 wird sein Opus 1, das Rondo, veröffentlicht.9 Im Jahr 1826 beendet er das Gymnasium und besucht Elsners Musikhochschule sowie weitere Veranstaltungen an der Universität. 1827/1828 komponiert Chopin sein Opus 2, die Variationen über „Là ci darem la mano“. 1829 schließt er sein Musikstudium in Warschau ab.10 Nach einigen kürzeren Auslandsaufenthalten in Berlin 1828 und Wien 1829 reist er 1830 erneut nach Wien, wo er vom Novemberaufstand in Warschau erfährt. Er reist weiter über Salzburg, München und Stuttgart nach Paris, wo er im September 1831 eintrifft. Durch seine Kompositionen und Konzerte macht sich der in Paris zunächst unbekannte Chopin schnell einen Namen.11 Nach einem wenig erfolgreichen Konzert 1835 widmet er sich vermehrt seinen Kompositionen. Im Sommer 1936 verlobt er sich heimlich mit Maria Wodzińska, wird aber im darauf folgenden Jahr von ihr abgewiesen. Im Oktober 1836 lernt er George Sand kennen, mit der er im Frühjahr 1838 eine Beziehung eingeht. Schon kurz nach der Bekanntschaft mit Sand machen sich bei Chopin die anfänglich nicht einzuordnenden Symptome einer Lungentuberkulose endgültig bemerkbar.12 Auf einer Mallorcareise mit Sand und deren Kindern 1838 verschlechtert sich sein Gesundheitszustand enorm. 1839 verlassen sie die Insel und reisen weiter zum Landsitz George Sands in Nohant.13 Anfang der 1840er Jahre unterrichtet Chopin sehr viel, 1841 und 1842 kehrt er mit großem Erfolg aufs Konzertpodium zurück.14 Es folgen zahlreiche Kompositionen, von denen 1847 die letzten publiziert werden. Streitigkeiten anlässlich der Hochzeit von Georges Tochter bringen die seit 1845 angeschlagene Beziehung zwischen Sand und Chopin zwei Jahre später zum endgültigen Bruch.15

Aufgrund der Trennung und dem schlechten Gesundheitszustand Chopins nimmt seine Schülerin, die Schottin Jane Stirling, eine wichtige Rolle in seinem Leben ein.16 1848 gibt Chopin sein letztes Pariser Konzert. Er und Stirling treten gemeinsam eine monatelange Englandreise an, auf der er sowohl unterrichtet als auch Konzerte in London, Manchester, Glasgow und Edinburgh spielt. Zurück in Paris, gibt er vereinzelt Unterricht, ist aber gesundheitlich so mitgenommen, dass er am 17. Oktober 1849 stirbt.

Sein Leichnam wird auf dem Pariser Friedhof Père-Lachaise bestattet, während sein Herz nach Warschau überführt und in eine Säule der Kirche Sw. Krzyża eingelassen wird.17

3. Rondo Opus 1

3.1 Historischer Hintergrund

1825, im Alter von 15 Jahren, veröffentlicht Chopin sein erstes Werk das Rondo in c- Moll in Warschau. Sogar die Zeitung berichtet von der Publikation.18 Frederick Niecks schreibt 1888 von „THE event of the year 1825“.19 Es bedeutet „nach mancherlei musikalischen Heimlichkeiten und halböffentlichen Versuchen den ersten mannhaften Schritt“20. Davor entstehen schon Stücke wie Walzer, Mazurken und andere, die posthum erscheinen.21 Chopin widmet sein Rondo Opus 1 Madame de Linde. Sie ist die Gattin des Freundes und Kollegen seines Vaters, Dr. Linde, der Schuldirektor des Warschauer Lyzeums ist, das Chopin 1823-1826 besucht.22 Chopin und Madame de Linde spielen oft gemeinsam Duette.23 Das Verhältnis zu Luzia Linde verschlechtert sich aber mit der Zeit. Als sie in Dresden ist und erfährt, dass sich Chopin bei den Wodzińskis aufhält, beabsichtigt sie ihn zu besuchen. Dieser sitzt zu Tisch mit Maria und Gräfin Wodziński und begleitet Madame de Linde nicht vor die Tür, als sie ihn bittet, mit ihr hinauszukommen.24

Über das Opus 1 gibt es ein oft verwendetes Zitat Robert Schumanns. Nachdem Schumann zunächst Chopins Opus 2 kennen und schätzen lernt, ist er neugierig auf dessen Erstlingswerk. 1832 schreibt er an Friedrich Niecks, dem Vater von Schumanns späterer Ehefrau Clara:

„Chopin’s erstes Werk – ich glaube sicherlich, daß es das zehnte ist, ist in meinen Händen: eine Dame würde sagen: daß es recht hübsch, recht pikant sei, fast moschelesisch. Doch glaub’ ich, Sie werden’s Clara’n einstudieren lassen; denn Geist ist die Fülle darinnen und wenig Schwierigkeiten. Daß aber zwischen diesem und Opus 2 wenigstens zwei Jahre und zwanzig Werke liegen, behaupt’ ich bescheiden“ [sic!].25

Was den Zeitraum zwischen den ersten beiden Werken anbelangt, so gibt es unterschiedliche Aussagen. Niecks betrachtet die Variationen Opus 2 wegen ihrer Einfachheit und der auf 1824 datierten Breitkopf und Härtel-Ausgabe als eine frühere

[...]


1 Romantik und romantisch (1998). In: MGG 2, Sachteil, Bd. 8, Sp. 472

2 Romantik und romantisch (1998), Sp. 473

3 vgl.!Romantikund romantisch (1998), Sp. 472f!

4 vgl. Leisinger (1998), Sp. 549Leisinger, Ulrich (1998): Das instrumentale Rondo. In: MGG 2, Sachteil, Bd. 8, Sp. 549

5 !Giljohann, Markus (2004): Frédéric Chopin und die Hoch-Zeit des Klavierrondos (Ein Beitrag zur Klaviermusik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts). Schriftenreihe „Studien zur Musikwissenschaft“. Bd 3. Hamburg. Verlag Dr. Kovac, S.332; vgl.Jacobson (1982)!

6 vgl. Giljohann (2004), S. 293

7 Giljohann, (2004), S. 368

8 Goljohann (2004), S. 368

9 vgl. Eigeldinger, Jean-Jaques (2000): Chopin. In: MMG 2, Personenteil, Bd. 4, Sp. 973ff

10 vgl. Eigeldinger (2000), Sp. 974

11 vgl. Eigeldinger (2000), Sp. 975

12 vgl. Franken, F. H. (1986): Die Krankheiten großer Komponisten. Band 1. Wilhelmshaven: Florian Noetzel Verlag, S. 198f

13 vgl. Eigeldinger (2000), Sp. 976

14 vgl. Eigeldinger (2000), Sp. 977

15 vgl. Franken (1986), S. 215f

16 vgl. Eigeldinger (2000), Sp. 978

17 vgl. Eigeldinger (2000), Sp. 979

18 vgl. Baur (2009): Chopin: oder die Sehnsucht (Eine Biographie). München: Verlag C.H.Beck oHG, S.14

19 Niecks, Frederick (1888): Frederick Chopin as a Man and Musician. Nachdruck der dritten Auflage von 1902. 2009. Teddington, UK: Echo Library, S. 57

20 Weissmann, Adolf (1912): Chopin. Nachdruck des Originals. 2012. Paderborn: Salzwasser Verlag

GmbH, S. 17

21 vgl. Einstein, Albert (1957): Von Schütz bis Hindemith (Essays über Musik und Musiker). Zürich / Stuttgart: Pan-Verlag, S. 235 / Niecks, (1888), S. 57

22 vgl. Einstein (1957), S. 236

23 vgl. Johnson (1905), S. 1

24 vgl. Baur (2009), S. 177

25 zitiert nach Zagiba, Franz (1963): Eine unbekannte Fassung Chopins Rondeau Opus 1. In: Chopin Jahrbuch, Ausgabe 2, S. 75-78, S. 75f

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Chopin. Rondo für Klavier Opus 1. Eine musikalische Analyse
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Institut für Musikwissenschaft)
Veranstaltung
Proseminar. Einführung in die musikalische Analyse: "Opus 1 - Studien zum Selbstverständnis des Komponisten."
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
16
Katalognummer
V459419
ISBN (eBook)
9783668885622
ISBN (Buch)
9783668885639
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Chopin, Rondo, Opus 1, Musikalische Analyse
Arbeit zitieren
Franziska Deutschmann (Autor:in), 2012, Chopin. Rondo für Klavier Opus 1. Eine musikalische Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/459419

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