“Wundersame Synergie, Hochzeit entgegengesetzter Kräfte, Vereinigung von Wasser und Feuer. Alchemie sogar, die Verwandlung von Blei in Gold, die Schönheit des Unmöglichen. Kurzum: Belgien.“
Dieses Zitat des flämischen Schriftstellers Koen Peeters spiegelt in sehr anschaulicher Weise das ambivalente innere Wesen des belgischen Staates wider. Einem Staat, der im Wesentlichen aus zwei äußerst unterschiedlichen Volksgemeinschaften besteht, welche sich seit der Gründung Belgiens im Jahre 1830 mal kritisch, mal feindlich gegenüber standen – den niederländisch sprechenden Flamen im Norden sowie den frankophonen Wallonen im Süden des Landes. Trotz aller bereits bei der Staatsgründung bestehenden sozioökonomischen, weltanschaulichen und sprachlich-kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Volksgruppen wurde das Experiment gewagt und zwei eigentlich unvereinbare Antipoden in ein staatliches Ganzes zusammengefasst. Nicht wenige Kenner der Geschichte, der Kultur und des politischen Systems Belgiens sprechen bezüglich der Staatsgründung daher häufig von einem reinen Kunstprodukt oder von einer „Vernunftehe“, die Flamen und Wallonen einst eingegangen sind.
Die vorliegende Arbei geht nicht nur den den historischen Ursachen des flämisch-wallonischen Konfliktes nach, sondern will insbesondere auch die föderalistisch-strukturellen Auswirkungen des Konflikts auf den belgischen Staat herausarbeiten. Zu diesem Zweck werden im ersten Kapitel der Arbeit im Rahmen einer theoretischen Vorüberlegung Fachtermini wie Dezentralisierung, Regionalismus und Föderalisierung einer näheren Analyse unterzogen und eingegrenzt. Im weiteren Verlauf der Arbeit soll dann unter Rückgriff auf diese Begriffe die Entwicklung des belgischen Nationalitätenkonflikts herausgearbeitet und analysiert werden. Im zweiten Teil der Arbeit wird die Anfänge des Konflikts zwischen den Flamen im Norden und den Wallonen im Süden Belgiens sowie die weitere Entwicklung bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges untersucht. Der dritte Abschnitt beschäftigt sich mit der Regionalisierung Flanderns und Walloniens in der Nachkriegszeit. Abschließend werden die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit noch einmal zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Klärung der Fachterminologie
- 1.1 Definitionsansätze für den Regionalismusbegriff
- 1.2 Unitarismus versus Föderalismus
- 2. Die Anfänge des belgischen Nationalitätenkonfliktes
- 2.1 Die Entstehung eines belgischen Einheitsstaates
- 2.2 Der Beginn des flämischen und wallonischen Regionalismus
- 3. Die Radikalisierung der regionalistischen Bewegungen bis zum Zweiten Weltkrieg
- 3.1 Der flämisch-wallonische Dualismus bis 1918
- 3.2 Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg
- 4. Regionalistische Bestrebungen in der Nachkriegszeit
- 4.1 Die erneute Polarisierung der belgischen Gesellschaft
- 4.2 Die Verschiebung der wirtschaftlichen Kräfte und die Festlegung der Sprachgrenze
- 4.3 Der Konflikt um Löwen
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die historischen Ursachen und Auswirkungen des belgischen Nationalitätenkonflikts, insbesondere den flämisch-wallonischen Dualismus. Ziel ist es, die Entwicklung dieses Konflikts von seinen Anfängen bis zum Beginn der großen Staatsreformen zu beleuchten und zu analysieren, welche Faktoren den Übergang Belgiens von einem unitarischen zu einem föderalen Staat beeinflusst haben.
- Entwicklung des belgischen Nationalitätenkonflikts
- Historische Ursachen des flämisch-wallonischen Dualismus
- Die Entstehung und Radikalisierung regionalistischer Bewegungen
- Der Einfluss wirtschaftlicher Veränderungen auf den Konflikt
- Die Rolle von Staatsreformen im Prozess der Föderalisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptteile. Der erste Teil widmet sich der Klärung zentraler Fachbegriffe wie Regionalismus, Föderalismus und Unitarismus. Anschließend wird die Entwicklung des belgischen Nationalitätenkonflikts von seinen Anfängen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs untersucht. Hierbei wird die Entstehung eines belgischen Einheitsstaates, die Entwicklung des flämischen und wallonischen Regionalismus sowie die Radikalisierung der regionalistischen Bewegungen beleuchtet. Der dritte Teil der Arbeit befasst sich mit der Regionalisierung Flanderns und Walloniens in der Nachkriegszeit. Hier werden die erneute Polarisierung der belgischen Gesellschaft, die Verschiebung wirtschaftlicher Kräfte und der Konflikt um Löwen im Detail analysiert.
Schlüsselwörter
Belgischer Nationalitätenkonflikt, flämisch-wallonischer Dualismus, Regionalismus, Föderalismus, Unitarismus, Sprachgrenze, Staatsreformen, Dezentralisierung, Geschichte Belgiens, politische System Belgiens.
- Arbeit zitieren
- Werner Martin (Autor:in), 2004, Der belgische Nationalitätenkonflikt - Ursachen und Auswirkungen des flämisch-wallonischen Dualismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46029