Die Frauenbewegung und die daraus hervorgehende feministische Forschung hat seit den siebziger Jahren nicht nur einen zwischengeschlechtlichen Diskurs und die breite wissenschaftliche Beschäftigung mit den Geschlechtern in unserer sozialen Umwelt angestoßen, sondern auch viele Fortschritte für die Gleichstellung der Frau auf gesellschaftlicher und politischer Ebene erreicht. Die feministische Gesprächsforschung setzte sich erfolgreich für einen bewussteren Umgang mit unserer Sprache und für die Abschaffung oder Neutralisierung sexistischer oder anderweitig frauenfeindlicher Termini ein.
Diese Arbeit wird sich jedoch nicht mit dem System der Sprache, der feministischen Kritik und deren Vorschläge zur geschlechtsneutralen Sprache beschäftigen, sondern vielmehr mit dem unterschiedlichen Gesprächsverhalten von Männern und Frauen und den daraus resultierenden Forschungsansätzen. Im Hintergrund steht die Frage, ob im 21. Jahrhundert eine feministische Gesprächsforschung überhaupt noch aktuell und zeitgemäß ist oder ob das Thema von einigen „übriggebliebenen Feministinnen“ einer sonst eher uninteressierten Gesellschaft immer wieder neu in alter Form präsentiert wird. Selbst die bekannte Gesprächsforschering Luise Pusch gesteht ein, dass die Bewegung mittlerweile dreißig Jahre alt sei und "also nicht mehr schick und jung", und sie auch auf eine "gewisse Verachtung des Alten trifft" (Grimm 2004).
Um sicher dieser Frage zu nähern, wird in einem historischen Überblick gezeigt, welche Richtung die feministische Gesprächsforschung vom Beginn in den siebziger Jahre bis in die neunziger Jahre hinein genommen hat (2), bevor zwei aktuelle Theorien vorgestellt werden (3), die einem sozialkonstruktivistischen Ansatz folgen. Im letzten Teil (4) wird nach Beispielen der tatsächlichen politischen Auswirkung gesucht, die sich die feministische Gesprächsforschung ja immer zum Ziel gesteckt hat, um dann eine abschließende Beurteilung bezüglich der Aktualität der feministischen Gesprächsforschung zu treffen.
Da in der Kürze der Arbeit nicht die gesamte Bandbreite der feministischen Gesprächsforschung erschöpfend dargestellt werden kann, versteht sich diese Arbeit als „spots“ setzend, die lediglich richtungweisende Forschungstendenzen darzustellen in der Lage ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Feministische Gesprächsforschung - ein historischer Überblick
- Die Defizithypothese
- Die Differenzhypothese
- Die Code-Switching Hypothese
- Aktuelle Forschungsansätze
- Der sozialkonstruktivistische Ansatz
- Die Theorie der zwei Kulturen
- Doing gender
- Gesellschaftliche und politische Auswirkungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die feministische Gesprächsforschung, untersucht ihre historischen Wurzeln, ihre Entwicklung und aktuelle Forschungsansätze. Ziel ist es, die Aktualität und Relevanz des Themas im 21. Jahrhundert zu beleuchten und die Frage zu beantworten, ob die feministische Gesprächsforschung noch zeitgemäß ist oder ob sie nur von einer kleinen Gruppe von „übriggebliebenen Feministinnen“ vertreten wird.
- Die historische Entwicklung der feministischen Gesprächsforschung
- Die Kritik an der Defizithypothese und die Entstehung der Differenzhypothese
- Aktuelle Forschungstheorien und ihre sozialkonstruktivistischen Ansätze
- Die Auswirkungen der feministischen Gesprächsforschung auf gesellschaftliche und politische Prozesse
- Die Beurteilung der Aktualität und Relevanz der feministischen Gesprächsforschung im 21. Jahrhundert.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die feministische Gesprächsforschung als Ergebnis der Frauenbewegung der siebziger Jahre vor und führt die Frage nach ihrer Aktualität im 21. Jahrhundert ein. Kapitel 2 bietet einen historischen Überblick über die Entwicklung der feministischen Gesprächsforschung und stellt verschiedene Hypothesen vor, die die Unterschiede im Gesprächsverhalten von Männern und Frauen erklären sollten. Hierbei werden die Defizithypothese, die Differenzhypothese und die Code-Switching Hypothese beleuchtet.
Kapitel 3 befasst sich mit aktuellen Forschungstheorien der feministischen Gesprächsforschung, die einem sozialkonstruktivistischen Ansatz folgen. Hier werden der sozialkonstruktivistische Ansatz, die Theorie der zwei Kulturen und der Ansatz des Doing gender näher betrachtet.
Kapitel 4 untersucht die tatsächlichen politischen Auswirkungen der feministischen Gesprächsforschung. Es wird nach Beispielen gesucht, die zeigen, wie die feministische Gesprächsforschung versucht hat, ihre Ziele, wie die Gleichstellung der Geschlechter und die Abschaffung sexistischer Sprache, zu erreichen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: feministische Gesprächsforschung, Geschlechterunterschiede, Sprache, Gesprächsverhalten, Defizithypothese, Differenzhypothese, Code-Switching, sozialkonstruktivistischer Ansatz, Doing gender, politische Auswirkungen, Aktualität.
- Quote paper
- Beate Bernstein (Author), 2004, Die feministische Gesprächsforschung - Überholt oder noch zeitgemäß?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46039