Die Ideologie der Nationalsozialisten ist ein interessantes und deshalb auch in der Geschichtswissenschaft sehr ausgiebig bearbeitetes Thema. Davon zeugen nicht weniger als 226 Einträge unter dem Schlagwort „Ideologie des Nationalsozialismus“ in der im Jahr 2000 erschienenen Bibliographie zum Nationalsozialismus. Trotz dieser Vielzahl an Publikationen zur nationalsozialistischen Ideologie gibt es keine Veröffentlichungen, welche sich explizit und ausschließlich mit dem Thema dieser Arbeit beschäftigen, nämlich damit, wie Geschichte als Argument in der Ideologie der Nationalsozialisten gesehen und als Propagandainstrument genutzt wurde.
Um diese Frage beantworten zu können, musste viel Literatur gesichtet und nach Informationen zur Leitfrage dieser Arbeit durchforstet werden. Jene Aspekte, welche am häufigsten genannt wurden und an welchen die Instrumentalisierung der Geschichte für die nationalsozialistische Ideologie oder Propaganda am deutlichsten erkennbar war, wurden in diese Arbeit übernommen. Bei diesen handelt es sich um den Antisemitismus und die Berufung auf das Preußentum. Die bezogen auf den Antisemitismus rassenbiologische Argumentationsweise wird jedoch nicht behandelt, da es vom Thema der Arbeit abweichen würde.
In dieser Arbeit wird eher der Ansatz der sogenannten „Programmologen“ vertreten. Zu diesen zählen zum Beispiel Eberhard Jäckel, Klaus Hildebrand oder auch Karl Dietrich Bracher. Sie befürworten die These, dass Adolf Hitlers bereits in „Mein Kampf“ dargelegtes Weltbild sowohl die Ideologie als auch die Politik der NSDAP maßgeblich bestimmt hat. Im Gegensatz dazu stehen die „Revisionisten“ (z.B. Martin Broszat, Hans Mommsen oder Peter Hüttenberger), welche die Haltung vertreten, Adolf Hitler habe weder eine einheitliche Weltanschauung gehabt noch eine solche mit einer gezielten Politik verfolgt. Somit wären Katastrophen, wie der Holocaust, nicht von Hitler geprägt oder initiiert worden. Trotz dieser Einwände der „Revisionisten“ kann nicht verleugnet werden, dass sich grundlegende Ideen der NS-Ideologie sowie -Politik bereits in „Mein Kampf“ finden lassen. Deshalb wird in dieser Arbeit auch die Weltanschauung Hitlers als Informationsquelle für die nationalsozialistische Ideologie herangezogen und somit der Ansatz der „Programmologen“ vertreten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Stellenwert und Betrachtungsweise der Geschichte bei Hitler
- Hauptkomponenten der nationalsozialistischen Ideologie
- Beispiele von Geschichte als Argument in der nationalsozialistischen Ideologie
- Antisemitismus
- Berufung auf das Preußentum
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie Geschichte als Argument in der Ideologie der Nationalsozialisten gesehen und als Propagandainstrument genutzt wurde. Die Arbeit basiert auf dem Ansatz der „Programmologen“, welche die These vertreten, dass Adolf Hitlers Weltbild, wie in „Mein Kampf“ dargelegt, die Ideologie und Politik der NSDAP maßgeblich beeinflusste.
- Der Stellenwert von Geschichte in Hitlers Weltbild und seine spezifische Betrachtungsweise
- Die Hauptkomponenten der nationalsozialistischen Ideologie
- Die Instrumentalisierung von Geschichte als Argument im Nationalsozialismus, insbesondere im Kontext des Antisemitismus und der Berufung auf das Preußentum
- Die Rolle der Geschichte in der Rechtfertigung des NS-Handels
- Der Vergleich von Hitlers Geschichtsverständnis mit anderen Denkschulen, insbesondere mit dem Marxismus
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den hohen Stellenwert, den Hitler der Geschichte beimass. Es wird deutlich, wie sehr ihn die Geschichtswissenschaft faszinierte und wie er sie für seine eigene politische Agenda nutzte. Das zweite Kapitel betrachtet Hitlers Geschichtsbild und analysiert, wie er die Geschichte als Lebenskampf zwischen verschiedenen Rassen interpretierte, wobei der „Arier“ als die „kulturschöpferische Rasse“ und der „Jude“ als „kulturzerstörerisch“ angesehen wurde. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Grundzügen der nationalsozialistischen Ideologie, die in der Literatur oft als „Ideenbrei“ bezeichnet wird. Das vierte Kapitel widmet sich der Instrumentalisierung von Geschichte im Nationalsozialismus. Es werden zwei Beispiele – der Antisemitismus und die Berufung auf das Preußentum – näher beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Nationalsozialismus, Ideologie, Geschichte als Argument, Propaganda, Antisemitismus, Preußentum, Lebensraum, Rassenkampf, Weltanschauung, "Mein Kampf", Programmologen, Revisionisten.
- Arbeit zitieren
- Frederick Benjamin Hafner (Autor:in), 2017, Geschichte als Argument in der nationalsozialistischen Ideologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/460898