Das Komma. Die Vermittlung der Kommasetzung im Unterricht


Hausarbeit, 2018

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung

2 Was sind Interpunktionen?

3 Kommaregeln der deutschen Rechtschreibung und ihre Funktionen
3.1 Innerhalb eines Satzes
3.1.1 Aufzählungen
3.2 Außerhalb eines Satzverbandes
3.2.1 Anrede
3.2.2 Zusätze und Nachträge
3.3 Selbstständige Sätze und Teilsätze
3.3.1 Hauptsatzreihe
3.3.2 Satzgefüge
3.3.3 Infinitiv- und Partizipgruppen

4 Kommasetzung in der Schule
4.1 Kerncurriculum Niedersachsen
4.2 Die Vermittlung des Haupt-Nebensatz-Kommas in den Schulbüchern
4.2.1 Deutschbuch 6. Sprach- und Lesebuch. Neue Grundausgaben
4.2.2 Wortstark BASIS. Sprach-Lesebuch Deutsch. Differenzierte Aufgabe

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

7 Anhang

1 Einführung

Der Prinz will die Prinzessin nicht – Der Prinz will, die Prinzessin nicht.

Ein kleines Zeichen mit einer großen Wirkung.

Die Regeln der deutschen Zeichensetzung gelten als äußerst schwer. Viele Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene haben mit der richtigen Interpunktion ihre Schwierigkeiten. Als besonders problematisch wird dabei jedoch die Kommasetzung empfunden, obwohl es das kleinste aber bedeutsamste deutsche Satzzeichen (Jahn 1988: 183, zitiert in Afflerbach 1997: 23) ist. Aus diesem Grund möchte ich nachfolgend die Kommasetzung im Unterricht näher beleuchten und klären, inwieweit die vorhandenen Schwierigkeiten der Verwendung falscher bzw. fehlerhafter Lehrwerke zu verschulden ist.

Zuvor verschaffe ich einen allgemeinen Überblick über Interpunktionen. Darauffolgend werde ich ausführlich auf die bestehenden Kommaregelungen zu sprechen kommen. In meinem praktischen Teil werde ich mich dann mit der Kommasetzung in der Schule beschäftigen, dabei werde ich einen Blick in das Kerncurriculum werfen und herausfiltern, was zum Kommasetzungserwerb zu finden ist. Außerdem werde ich mich näher mit dem Satzgrenzenkomma auseinandersetzen und zwei Schulbücher auf diesem Zusammenhang näher beleuchten.

2 Was sind Interpunktionen?

Die Zeichensetzung ist eine der ältesten Bestandteile der geschriebenen Sprache. Anfänglich richtete sich die Interpunktion jedoch primär nach der gesprochenen Sprache. Mittels dieser Satzzeichen wurden „Lautelemente wie Rhythmus, Intonation [und] Pausen“ abgebildet (Baudusch 1989: 9). Diese dienten dem Vorleser solcher Texte als Hilfsmittel.

Im Laufe der Zeit entstand die Buchdruckerkunst und somit auch das Lesen für sich selbst.

- Je mehr man las […], desto größer wurde das Bedürfnis nach einer
- klaren, überschaubaren Gliederung des Textes, nach einer
- Kennzeichnung der Satzstruktur im Schriftbild mit Hilfe der
- Interpunktionen (Baudusch 1989: 11).

Erst Mitte des 16. Jahrhunderts gab es Versuche diese Zeichensetzungen mit Hilfe von „grammatisch-logischen Prinzipien zu erklären und diese dann in Regeln zu verfassen“ (ebd.). 1903 erschien bereits ein eigener Abschnitt zur Interpunktion im sog. Buchdruckerduden. Später, erst 1915 wurde in der 9. Auflage des allgemein gültigen Volksduden ein eigener Regelteil zur Interpunktion veröffentlicht (Bredel 2008: 1).

Damals wie heute, stellt die Zeichensetzung ein besonderes Teilsystem der Orthographie dar. Jedes Satzzeichen erfüllt eine bestimmte Funktion. Um die Satzzeichen jedoch richtig verwenden zu können, muss ausreichend Wissen vorhanden sein. Hierbei handelt es sich nicht nur um Wissen über das Satzzeichen selbst, sondern auch über andere „Vertextungskompetenzen“ (Bredel 2016: 19-20) und grammatische Kompetenzen. Denn wie sich herausgestellt hat, haben Schülerinnen und Schüler1 mit geringen Kompetenzen in der Interpunktionssetzung oftmals auch Probleme in anderen Bereichen (ebd.).

Wie schon erwähnt, ist die Interpunktion dazu da, um Texte zu strukturieren. Das Inventar des deutschen Interpunktionssystems ist im Vergleich zu anderen Zeichensystemen verhältnismäßig klein und umfasst zwölf Zeichen: <. , ; : - - … ’ ? ! ( ) „ “> (Bredel 2016: 21).

Wir unterscheiden zwischen den syntaktischen Zeichen (der Punkt, der Doppelpunkt, das Semikolon und das Komma), den kommunikativen Zeichen (das Anführungszeichen, die Klammer, das Frage- und das Ausrufezeichen) und die Defektzeichen (der Divis) (auch sog. Binde-, Ergänzungs- oder Trennstrich), der Apostroph, die Auslassungspunkte und der Gedankenstrich).

Im Allgemeinen legen syntaktische Interpunktionszeichen, wie der Name schon verrät, syntaktische Grenzen und „organisieren die Art der Verknüpfung zwischen den so abgegrenzten Einheiten“ (Bredel 2016: 23).

Die „zerdehnte Sprechsituation“ (Ehrlich 1984, zitiert nach Bredel 2016:32), die für die Trennung zwischen der Produktion und der Rezeption verantwortlich ist, ist ebenso Grund dafür, dass Kommunikationen schriftlicher Art grundsätzlich auktorial und autoritär sind (Bredel 2016:32). Autoritär, da der Verfasser meist über ein breiteres Spektrum an Wissen verfügt als der Leser und auktorial, weil sich der Verfasser in einem „nicht-dialogischen kommunikativen Raum“ (ebd.) befindet, d.h., dass ihm kein Gesprächspartner zu Verfügung steht. Jedoch kann der Leser, mit Hilfe von kommunikativen Zeichen, einerseits Wissen erlangen und andererseits kann in ihm die Illusion erwecket werden, dass ein Dialog stattfindet.

Die Gruppe der Defektzeichen hat die Aufgabe auf Inkohärenz2, Unvollständigkeit von Wörtern und/oder Textpassagen hinzudeuten (Bredel 2016: 40).

3 Kommaregeln der deutschen Rechtschreibung und ihre Funktionen

Die Verwendung und Funktion des Kommas ist vielfältig; im Deutschen hat es die Hauptaufgabe, Sätze visuell zu gliedern, indem es beispielsweise einen Nebensatz vom Hauptsatz trennt. Mit Hilfe des Kommas, ist somit für den Leser ein schnelleres Lesen möglich. Um jedoch andersherum, so einen grammatikalisch korrekten Text zu verfassen, wird etwas zweifellos benötigt: Grammatikkenntnisse. Fehlende Kenntnisse in diesem Bereich, sind Grund für die geringen Kompetenzen in der Kommasetzung. In manchen Situationen ist aber eine solche Satzbauanalyse nicht von Nöten, sondern kann mit Hilfe von Faustregeln, die in der Schule gelehrt werden, bewältigt werden. In den Schulen wird die Kommasetzung meist vereinfacht dargestellt, sodass sie auf die wichtigsten Regeln begrenzt ist, wie zum Beispiel die Regeln, dass vor einem <dass> immer ein Komma steht. Wie aber auch in anderen Bereichen des Deutschen, gibt es bei der Setzung des Kommas viele Ausnahmen.

Für Schülerinnen und Schüler beginnt die Einführung in die Zeichensetzung ab der 3./4. Klasse. Im Folgenden werde ich die wichtigsten Regeln der Kommasetzung (im schulischen Kontext) erläutern.

3.1 Innerhalb eines Satzes

3.1.1 Aufzählungen

Gleichrangige (nebengeordnete) Teilsätze, Wortgruppen oder Wörter grenzt man mit Komma voneinander ab (Internationaler Arbeitskreis für Orthographie 1995: 77), dem sogenannten Einzelkomma (Baudusch 1989: 71).

Beispiel: „Er half mir das Geschirr abzuwaschen, die Küche aufzuräumen, den Müll hinauszutragen.“

Die Elemente solcher Aufzählungen können Subjekte, Prädikate, Objekte, Wortgruppen aber auch Infinitivgruppen sein. Sie sind meist daran erkennbar, dass sie in ihrer Reihenfolge austauschbar sind (ebd.).

Wenn jedoch verschiedene syntaktische Größen durch eine Konjunktion verbunden sind, entfällt das Komma (Baudusch 1989: 73). In der Schule werden diese Konjunktionen gerne mit der Konjunktion und repräsentiert.

Beispiel: „Er half mir das Geschirr abzuwaschen und die Küche aufzuräumen.“

Für Schülerinnen und Schüler ist diese Regel einfach zu verinnerlichen und für LehrerInnen somit schnell abgeschlossen. Doch viele Schülerinnen und Schüler sind verzweifelt, wenn es zu den Reihungen geht, die durch Konjunktionen wie: oder, entweder – oder, weder – noch, nicht – noch, sowohl – als (auch), beziehungsweise (bzw.), sowohl – wie, wie (=und), sowie (=und) (Baudusch 1989:78) verbunden sind. An dieser Stelle lassen sich viele von ihnen dazu verleiten ein Komma zu setzen, welches jedoch nicht dorthin gehört.

Beispiel: „Das Kind möchte weder etwas essen noch etwas trinken.”; „Sie möchte sowohl ein Stück Kuchen als auch ein Eis.“

Werden jedoch kopulative Konjunktionen wie: „ baldbald, einerseitsandererseits, einesteilsanderenteils, jetztjetzt, obob, teilsteils, halbhalb; auch, außerdem, ferner u.a.“ (Baudusch 1989:77) bei einer Aufzählung verwendet, so werden die gleichwertigen Glieder durch ein Komma abgegrenzt (ebd.).

Beispiel: „Ob arm, ob reich“; „Sie ist schön, außerdem freundlich und intelligent“

3.2 Außerhalb eines Satzverbandes

3.2.1 Anrede

„§ 79 Anreden […], die besonders hervorgehoben werden sollen, grenzt man mit Komma ab; […].“ (Internationaler Arbeitskreis für Orthographie 1995: 86).

Beispiel: Mama, ich habe hunger!

Sind Anreden jedoch eingeschoben, so werden diese vom paarigen Komma eingeschlossen (ebd.).

Beispiel: Zum Geburtstag wünsche ich dir, liebe Marie, alles Liebe.

3.2.2 Zusätze und Nachträge

Zusätze und/oder Nachträge unterbrechen den Lesefluss und sind daher mit einem Komma abzugrenzen (Internationaler Arbeitskreis für Orthographie 1995: 82). Sind diese jedoch eingeschoben, so gilt es diese in paarige Komma einzuschließen. (ebd.). Sie können auch gegebenenfalls anhand von Klammern oder Gedankenstriche abgesondert werden. Dies ist für LehrerInnen gut erklärbar und für SuS leicht verständlich.

Beispiel: Thomas Alva Edison, der Erfinder der Glühbirne, ist am 11. Februar 1847 geboren.

Diese Regelung gilt für

(1) Parenthesen, (2) Substantivgruppen als Nachträge (Appositionen),

(3) Orts-, Wohnungs-, Zeit und Literaturangaben, (4) Erläuterungen,

(5) angekündigte Wörter oder Wortgruppen, (6) Infinitivgruppen und

(7) Partizip- oder Adjektivgruppen (ebd.).

3.3 Selbstständige Sätze und Teilsätze

3.3.1 Hauptsatzreihe

Bei den Hauptsatzreihungen unterscheiden wir zwischen den unverbundenen Hauptsatzreihungen und den verbundenen Hauptsatzreihungen. Im Falle der unverbundenen Hauptsatzreihungen trennt das Komma gleichrangige nebengeordnete Sätze (Waibel 2018: 14).

Beispiel: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“

In Bezug auf die verbundenen Hauptsätze, muss ein Komma dann gesetzt werden, wenn kausale und/oder adversative Konjunktionen verwendet werden, wie „ denn, darum, deshalb, also, aber, allein, dagegen, (je)doch, dennoch, nur, sondern, trotzdem, nicht nur – sondern auch, vielmehr “ (Waibel 2018: 15).

Beispiel: „Sie ist keine Bekannte, vielmehr eine Freundin.“

Diese Regelungen scheinen für viele Schülerinnen und Schüler kein großes Problem dazustellen. Anders sieht es bei dem „Komma vor kopulativen und disjunktiven Konjunktionen (und, oder, beziehungsweise, entweder – oder, nicht/weder – noch …) […]“ (Waibel 2018:16) aus. Das Komma muss „nach einem eingeschalteten Gliedsatz“ (ebd.) eingesetzt werden. Außerdem nach

- einer eingeschalteten Infinitivgruppe [,] einer eingefügten Beifügung
- [,] nach einer eingeschobenen direkten Rede [und] ebenso vor und,
- und zwar, und das, wenn diese Wörter nachträgliche genauere
- Bestimmungeneinleiten (ebd.).

Jedoch darf bei diesen Konjunktionen kein Komma gesetzt werden, wenn „die angeschlossenen Konstruktionen kein eigenes Subjekt bzw. Prädikat haben“ (ebd.).

3.3.2 Satzgefüge

Anders als bei den Hauptsatzreihungen, besteht das Satzgefüge neben Hauptsätzen, auch aus Nebensätzen. Diese Nebensätze beginnen meist mit einem Einleitewort, das können untergeordnete Konjunktionen (dass, damit, während, etc.), Fragewörter (was, wo, warum, etc.) oder Relativpronomen (der, die, etc.) sein (Baudusch 1989: 102). Ein weiteres Merkmal ist die Satzendstellung des gebeugten Verbs (ebd.).

Beispiel: „Ich packe meinen Koffer, weil ich in den Urlaub fahren möchte.“

Die SuS müssen sich hierbei vor allem dem Unterschied einer Wortgruppe und eines Nebensatzes bewusst sein, denn nur der Nebensatz wird durch ein Komma abgegrenzt (ebd.)

Es gilt, dass Haupt- und Nebensatz stets durch ein Komma getrennt werden, falls der Nebensatz jedoch eingeschoben ist, wird dieser in Kommata eingegrenzt (Baudusch 1989: 104).

Beispiel VS3: „Als es anfing zu regnen, ging ich nach Hause“

Beispiel ZW4: „Am Abend, wenn es dunkel ist, habe ich Angst“

Beispiel NS5: „Mama bäumte sich auf und erklärte erneut, warum Jonas jetzt kein Eis bekomme.“

Was viele SuS nicht wissen, ist, dass nach einem Zwischensatz ein Komma benötigt wird, auch wenn der nachfolgende Hauptsatz mit der Konjunktion und beginnt. (Baudusch 1989: 105).

Beispiel: „Ich hoffe, dass es dir gut geht, und freue mich auf ein Wiedersehen.“

Kein Komma wird bei unvollständigen Nebensätzen benötigt, „die mit wie oder wenn eingeleitet und als formelhafte Redewendungen gebraucht werden.“ (Baudusch 1989: 108).

Beispiel: „Ich bin ja die Blöde wie immer“

[...]


1 Im Folgenden werden Schülerinnen und Schüler mit SuS abgekürzt

2 das Sprechen oder Denken, das für andere Menschen grundsätzlich unverständlich ist, weil Wörter oder Satzteile ohne logischen oder sinnvollen Zusammenhang miteinander verbunden werden (Stangl, 2018).

3 Vordersatz

4 Zwischensatz

5 Nachsatz

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Das Komma. Die Vermittlung der Kommasetzung im Unterricht
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)
Note
2,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
20
Katalognummer
V461329
ISBN (eBook)
9783668904385
ISBN (Buch)
9783668904392
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommasetzung, Komma, Grammatik, Grundschule, Schulbuchvergleich, Zeichensetzung, Kommaregeln, Interpunktion, inwiefern komma, komma vor inwieweit, wie zuvor erwähnt komma, inwieweit komma, Satzzeichen, Kommasetzungserwerb, Deutschunterricht, Schriftsprache, Hauptsatz, Nebensatz, Wortgruppen, Infinitiv
Arbeit zitieren
Hanna Fennekohl (Autor:in), 2018, Das Komma. Die Vermittlung der Kommasetzung im Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/461329

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