A presidente oder a presidenta? Die Meinungen gehen insoweit auseinander, wie es die jeweilige Perspektive zulässt. Der Feminismus in Brasilien bereitet den Weg für kreative Wortbildungen gegen bisher gültige grammatikalische Normen. Hat der Feminismus bereits festen Einzug in den (brasilianisch-) portugiesischen Alltagswortschatz erfahren, oder handelt es sich gar nur um ein Phänomen einer betroffenen Bildungsschicht? Diese Fragen soll die vorliegende Arbeit thematisieren und anhand der kontrovers diskutierten Meinung über die neuentstandene Wortform a presidenta* erörtern. Grammatikalität und Emanzipation, zwei völlig verschiedene Sichtweisen auf den Gegenstand, beanspruchen ihre Prävalenz bezüglich der korrekten Bezeichnung des weiblichen Staatsoberhauptes.
Beginnend mit der Klärung des Begriffs „Feminismus“ soll diese Arbeit eine Grundlage schaffen, welche die folgende linguistische Analyse stützten kann. Eine Schilderung der aktuellen Situation des Feminismus in Brasilien soll dem Leser die Aktualität der Forderung nach Gleichberechtigung durch die brasilianische Frauenbewegung vor Augen führen, um die darauffolgende Diskussion zu verstehen, warum sich die Form a presidenta* entwickelt hat.
Es existieren bereits mannigfaltige Arbeiten im Bereich der Soziolinguistik und der Genderforschung zu Themen des Gebrauchs neutraler Genusmarkierungen oder auch des Gebrauchs der expliziten Markierung der femininen Form, welche die Aktualität des Themas Feminismus und “Genderismus“ in der gesprochenen und geschriebenen Sprache hervorhebt. Der Schwerpunkt dieser Arbeit ist der sprachwissenschaftliche Ansatz, mit welchem schließlich geklärt werden soll, ob die Form a presidente oder a presidenta*, welche die ehemalige feministische Präsidentin Dilma Rousseff bevorzugt, aus linguistischer Sicht richtig ist, oder, ob gar beide Varianten genutzt werden können. Für diese Erkenntnisse werden die gängigen Verfahren der portugiesischen Wortbildung vorgestellt und besonders die Derivation, unter welche das zu untersuchende Beispiel fällt, hervorgehoben.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Hauptteil
- 2.1 Feminismus
- 2.1.1 Der Feminismus in Brasilien
- 2.1.2 Feministische Tendenzen im brasilianischen Portugiesisch
- 2.1.3 "A presidenta" als neuer Ausdruck der Emanzipation
- 2.2 Die linguistische Perspektive des Lexems a presidenta*
- 2.2.1 Die Derivation als Wortbildungsverfahren im Portugiesischen
- 2.2.2 Probleme der Grammatikalität des neuen Ausdrucks a presidenta*
- 3 Fazit
- 4 Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die neu entstandene Wortform "a presidenta" im Brasilianischen Portugiesisch, die im Kontext der feministischen Bewegung in Brasilien entstanden ist. Sie beleuchtet die Kontroverse zwischen der grammatikalischen Norm und der Emanzipation, die durch den Gebrauch dieser Form zum Ausdruck kommt.
- Der Feminismus in Brasilien und seine Entwicklung
- Feministische Tendenzen in der portugiesischen Sprache
- Die linguistische Analyse der Wortbildung "a presidenta"
- Die Derivation als Wortbildungsverfahren im Portugiesischen
- Die Bedeutung von Grammatikalität und Emanzipation im Kontext der Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der Verwendung von "a presidenta" im Brasilianischen Portugiesisch dar. Sie beleuchtet den Hintergrund der feministischen Bewegung und die Notwendigkeit der Gleichberechtigung von Frauen. Das Hauptteil erörtert zunächst den Feminismus in Brasilien, seine Geschichte und aktuelle Situation. Anschließend wird die linguistische Perspektive des Lexems "a presidenta" beleuchtet und die Derivation als Wortbildungsverfahren im Portugiesischen erklärt. Die Arbeit analysiert zudem die Probleme der Grammatikalität des neuen Ausdrucks.
Schlüsselwörter
Feminismus, Brasilien, Portugiesisch, Wortbildung, Derivation, Grammatikalität, Emanzipation, Gleichberechtigung, Frauenrechte, Geschlechterverhältnis, Sprache, Soziolinguistik, Genderforschung.
- Quote paper
- Mario Henrich (Author), 2017, A presidenta. Emanzipation vs. Grammatikalität. Eine linguistische Analyse unter dem Aspekt der Wortbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/461351