„Ein Mann hebt am Strand von Warnemünde aus dem Wasser ab. Sein Drachen zieht ihn hoch in die Luft. Er fabriziert Kapriolen. Anerkennendes Kopfnicken am Strand. Spaziergänger staunen. Urlauber blicken von ihren Badetüchern auf. Der Kiter hat sein Sportgerät im Griff. (...). Surflehrer Achim Keilich (35) in Ummanz auf Rügen meint hingegen: ‚Kiten gehört nicht an Badestrände. Da muss das komplett verboten sein.’ Der Grund: Es passiert einfach zuviel. Stößt eine Windböe in die bis zu 16 Quadratmeter großen Drachen, sind die Sportgeräte für Anfänger nicht mehr zu steuern. ‚Ist der Kite überpowert, und der Wind nimmt kurz auf sechs Stärken zu, geht es richtig ab. Dann hat man keine Chance mehr’, sagt Keilich. Dann wirken hunderte Kilo auf den Schirm. In glimpflichen Fällen wird der Kiter über den Strand gezogen, nimmt ein paar Badetücher mit und ist die Beach-Lachnummer. Wenn es dumm läuft, bleibt er an dem einen oder anderen Kind hängen oder trampelt über Badende. Wenn es tragisch läuft, gibt es Verletzte, Schwerverletzte, Tote (...).
Kritiker und Journalisten, die sich mit Unfällen beschäftigen, werden als Ahnungslose ‚aus dem Mittelalter’ verunglimpft, die sich gefälligst aus der Szene raushalten sollen. Wagenburgstimmung.
Für Achim Keilich der falsche Weg. Kiten sei nicht gefährlicher als andere Sportarten, sagt er. Aber es berge Gefahren, auf die man hinweisen müsse (...). Das sei Aufklärung. Und die werde gerade versäumt (...).“
Die Trendsportart Kitesurfen, häufig bewundert durch ihre Ästhetik, vielseitigen Ausprägungsformen sowie anspruchsvollen Techniken, genießt trotz zunehmender Begeisterung und Popularität einen nicht immer makellosen Ruf. Die Faszination des Wassersports wird durch Unfälle der jüngsten Vergangenheit in den Schatten gestellt. Der Risikoaspekt des Kitesports gerät verstärkt in die öffentliche Diskussion.
Nach dem theoretischen Teil über den derzeitigen Wissensstand zum Risikosport sowie zu den Konzepten differentialpsychologischer Forschung, schließt sich eine empirische Studie über das Kitesurfen an. Zielstellung der vorliegenden Untersuchung ist die Gewinnung von Aussagen zum Persönlichkeitsbild von Kitesurfern, bezogen auf den Risikoaspekt, spezifische Verhaltensmuster und Motive sowie im Hinblick auf die beiden Konstrukte der Persönlichkeitspsychologie Sensation Seeking und Impulsivität. Interessierte der Sportart Windsurfen sollen dabei des öfteren als Vergleichsgruppe herangezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- INHALTSVERZEICHNIS
- VORWORT
- EINLEITUNG
- A: THEORETISCHE RAHMENKONZEPTION
- 1 Risikosport - Trend oder überdauerndes Phänomen?
- 1.1 Der Risikobegriff und seine Differenzen
- 1.2 Grundbegriffe der Risikoforschung
- 1.3 Determinanten individueller Risikoeinschätzung und -wahrnehmung
- 1.4 (Risiko-) Sport als Paradigma futuristischer Gesellschaften
- 1.4.1 Anzeichen einer neuer Moderne
- 1.4.2 Risikosportarten: Suche und Sucht nach neuen Bewegungsgefühlen
- 1.4.3 Liegt Wagnistum im Trend?
- 1.4.4 Warum immer mehr Menschen den Nervenkitzel suchen - Betrachtungen der Motive des Wagnissports aus individualpsychologischer Perspektive
- 1.4.5 Zusammenfassende Gedanken zum Wagnissport
- 2 Persönlichkeitsmerkmale und Temperamentstypen im Fokus der differentiellen Psychologie
- 2.1 Grundlegendes und zentrale Begriffe
- 2.2 Darstellung ausgewählter Theorieansätze zur Bestimmung von Persönlichkeitsfaktoren
- 2.2.1 Exkurs: Die geschichtlichen Wurzeln der Temperamentsforschung
- 2.2.2 Das Big Five-Modell und andere Beschreibungssysteme für eine gesamtheitliche Betrachtung der Persönlichkeit
- 2.2.3 Die Überlegungen von Eysenck (1916-1997)
- 2.3 Das Persönlichkeitskonstrukt Sensation Seeking
- 2.3.1 Gedanken zum Stand der Sensation Seeking-Forschung heute
- 2.3.2 Exkurs: Biologische Fundierung eines psychologischen Konstrukts
- 2.3.3 Sensation Seeking und dessen Zusammenhang mit Risikosport
- 2.3.4 Das Persönlichkeitskonstrukt Impulsivität und die Verbindung zum Sensation Seeking
- 2.3.5 Die Sensation Seeking Skalen (SSS) – Messbarkeit eines Konstrukts
- 3 Die Sportart Kitesurfen
- 3.1 Historisches sowie grundlegende Gedanken
- 3.2 Das Equipment
- 3.2.1 Klassifizierung der Kitegruppen
- 3.2.2 Die Boardvarianten des Kitesurfens
- 3.2.3 Zusätzliche Ausrüstung
- 3.3 Betrachtungen zum Unfallgeschehen und daraus resultierenden Sicherheitsvorschriften
- B: EMPIRISCHER TEIL
- 1 Studiendesign und Forschungsmethodik
- 1.1 Ziele und Fragestellungen der Untersuchung
- 1.2 Konzeption und Durchführung
- 1.3 Der Einsatz zweier Persönlichkeitsskalen: NISS und BIS
- 1.4 Stichprobenbeschreibung
- 2 Empirische Untersuchungen und Ergebnispräsentation
- 2.1 Kitesurfen vs. Windsurfen - Facetten zweier Wassersportarten
- 2.2 Das Persönlichkeitskonstrukt Sensation Seeking im Fokus beider Wassersportarten - ein Strukturierungsversuch nach ausgewählten Aspekten
- 2.2.1 Gesamtscore und Subskalen von Sensation Seeking und Impulsivität
- 2.2.2 Motivstrukturen zwischen Low- und High-Sensation-Seekern
- 2.2.3 Der Zeitfaktor im Wassersport und Sensation Seeking
- 2.2.4 Einstellung zum Drogen- und Alkoholkonsum bei beiden Sportarten
- 2.2.5 Besteht ein Zusammenhang zwischen SS und der Wahl des Kites?
- 2.2.6 Die Neigung von LSS und HSS zum Kiten unter „Überpower"
- 2.3 Einstellungen und Verhaltensweisen von Wassersportlern im Lichte des Risikoaspekts
- 2.3.1 Die Gefahreneinschätzung von Kite- und Windsurfern
- 2.3.2 Die Schutz- und Sicherheitsausrüstung
- 2.3.3 Die Risikofaktoren im Wassersport
- 3 Integration der Befunde und pädagogische Folgerungen
- ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
- LITERATURVERZEICHNIS
- ANHANG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit "Persönlichkeitsbezogene Risikoforschung in der Trendsportart Kitesurfen" untersucht das Persönlichkeitsbild von Kitesurfern im Hinblick auf den Risikoaspekt. Ziel ist es, Aussagen zu spezifischen Verhaltensmustern, Motiven und den Konstrukten Sensation Seeking und Impulsivität zu gewinnen. Die Arbeit analysiert die psychologischen Faktoren, die Kitesurfer dazu bewegen, diese risikoreiche Sportart auszuüben, und vergleicht sie mit Windsurfern als Kontrollgruppe.
- Risikowahrnehmung und -einschätzung im Kitesport
- Persönlichkeitsmerkmale von Kitesurfern im Vergleich zu Windsurfern
- Der Einfluss von Sensation Seeking und Impulsivität auf das Kitesurfen
- Sicherheitsaspekte und präventive Maßnahmen im Kitesport
- Psychologische und soziokulturelle Faktoren, die das Kitesurfen attraktiv machen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Risikosport - Trend oder überdauerndes Phänomen? Dieses Kapitel beleuchtet den Begriff des Risikosports, seine unterschiedlichen Ausprägungen und die Determinanten individueller Risikoeinschätzung. Es analysiert den Risikosport im Kontext der modernen Gesellschaft, diskutiert den Trend zum Wagnissport und untersucht die individualpsychologischen Motive für die Ausübung riskanter Sportarten.
- Kapitel 2: Persönlichkeitsmerkmale und Temperamentstypen im Fokus der differentiellen Psychologie: Dieses Kapitel stellt grundlegende Begriffe der differentiellen Psychologie und ausgewählte Theorien zur Bestimmung von Persönlichkeitsfaktoren vor, einschließlich des Big Five-Modells und der Theorien von Eysenck. Es fokussiert auf das Persönlichkeitskonstrukt Sensation Seeking, seine biologische Fundierung und seine Verbindung zum Risikosport. Zudem wird das Konstrukt Impulsivität im Zusammenhang mit Sensation Seeking betrachtet.
- Kapitel 3: Die Sportart Kitesurfen: Dieses Kapitel beleuchtet die Geschichte und grundlegenden Prinzipien des Kitesurfens. Es beschreibt das Equipment, die verschiedenen Kitegruppen und Boardvarianten sowie zusätzliche Ausrüstung. Es analysiert das Unfallgeschehen und resultierende Sicherheitsvorschriften im Kitesport.
- Kapitel 1: Studiendesign und Forschungsmethodik: Dieses Kapitel stellt die Ziele und Fragestellungen der empirischen Studie vor, erläutert das Studiendesign und die Forschungsmethodik. Es beschreibt den Einsatz der Persönlichkeitsskalen NISS und BIS und die Stichprobenbeschreibung.
- Kapitel 2: Empirische Untersuchungen und Ergebnispräsentation: Dieses Kapitel vergleicht die Persönlichkeitsmerkmale von Kitesurfern und Windsurfern. Es analysiert das Konstrukt Sensation Seeking und die Motivstrukturen von Low- und High-Sensation-Seekern. Es untersucht den Zeitfaktor im Wassersport und Sensation Seeking sowie die Einstellung zum Drogen- und Alkoholkonsum. Außerdem werden die Gefahreneinschätzung von Kite- und Windsurfern, die Schutz- und Sicherheitsausrüstung sowie die Risikofaktoren im Wassersport betrachtet.
- Kapitel 3: Integration der Befunde und pädagogische Folgerungen: Dieses Kapitel integriert die gewonnenen Befunde und zieht pädagogische Folgerungen für den Umgang mit dem Risiko im Kitesport.
Schlüsselwörter
Risikosport, Kitesurfen, Windsurfen, Persönlichkeit, Sensation Seeking, Impulsivität, Motivation, Verhaltensmuster, Unfallgeschehen, Sicherheitsaspekte, Prävention, Sportpsychologie, differentielle Psychologie.
- Quote paper
- Sandro Knoll (Author), 2005, Persönlichkeitsbezogene Risikoforschung in der Trendsportart Kitesurfen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46143