Diese Arbeit untersucht die Verbindung zwischen Nietzsche und der Politik.
Nietzsches "politische" Philosophie zu thematisieren, erschien bis vor Kurzem nicht verlockend. Sie galt auch seinen Verteidigern als verfänglich und sein Staatsbegriff war, wenn überhaupt fassbar, so doch nicht gerade von sozialphilosophischem Glanz getragen.
Wer sich mit Nietzsche politisch oder gar mit dessen "Staatsbegriff" befasst, kommt ohne Hinweise auf die Verwerfungen europäischer Humanitätstradition schlecht aus, und er wird daher, vor allem bei aktualisierenden Betrachtungen, auch kaum aus der wichtigen Differenz von europäisch kontinentalem und angelsächsischem Humanitätspathos entlassen. Dass das kontinentale Humanitätsprogramm in seinem Schwanken zwischen radikalem Moralismus und Geniusverliebtheit das Problematischere ist, sei vorab zugestanden, dass aber das angelsächsische, beziehungsweise damals so genannte "Englische" deswegen unerreichbar für Nietzsches Kritik (etwa am Philister-Ethos und am "letzten Menschen") sei, kann wohl kaum behauptet werden. Nietzsche politisch lesen heißt also, ihn ins Spannungsverhältnis von zwei nicht gegensätzlichen, aber doch differierenden Humanitätsprogrammen zu setzen.
Inhaltsverzeichnis
- Prämissen
- Nietzsche als politischer Ausleger seiner selbst
- Arbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert Nietzsches politisches Denken und sein Verständnis vom Staat, der Arbeit und dem Genius. Er untersucht, wie sich Nietzsches Gedanken über die Kultur und die Geschichte im Kontext des deutschen und europäischen Geistes der Zeit positionieren und wie er diese mit seiner eigenen philosophischen Arbeit verbindet.
- Nietzsches „politische“ Philosophie und seine Abgrenzung von der Tagespolitik
- Die Rolle des Genius im Denken Nietzsches
- Das Verhältnis von Arbeit, Staat und Kultur in Nietzsches Philosophie
- Nietzsches Kritik an der deutschen Kultur und der „Vermittelmäßigung“ des „deutschen Geistes“
- Die Bedeutung des griechischen Geistes und des „griechischen Staates“ im Werk Nietzsches
Zusammenfassung der Kapitel
Prämissen
Das Kapitel beleuchtet die historische Rezeption von Nietzsches politischem Denken und die Gründe für dessen Abstinenz. Es stellt heraus, dass Nietzsche, obwohl er als politischer Denker lange Zeit nicht ernst genommen wurde, in seinen Schriften „politische“ Themen behandelt, die eng mit der deutschen Kultur und Vergangenheitsbewältigung verbunden sind.
Nietzsche als politischer Ausleger seiner selbst
Dieses Kapitel untersucht die Verbindung zwischen Nietzsches Werk und seinen politischen Ansichten. Es analysiert die Parallelen zwischen der Entstehung seiner „Geburt der Tragödie“ und den politischen Ereignissen der Zeit, insbesondere dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71. Weiterhin betrachtet es Nietzsches Kritik an der „Abdankung“ Deutschlands als geistige Macht und seine Sicht auf den „deutschen Geist“ im Kontext des Werkes Richard Wagners.
Arbeit
Dieses Kapitel befasst sich mit Nietzsches Gedanken zur Arbeit im Kontext seiner Schriften über den „griechischen Staat“. Es untersucht die Schopenhauer-Rezeption in Nietzsches Werk und analysiert, wie sich Nietzsches eigene politische und kulturelle Positionen in seinen Überlegungen zur Arbeit und dem „Staat“ niederschlagen.
Schlüsselwörter
Der Text konzentriert sich auf die Themen „Staat“, „Arbeit“, „Genius“, „deutscher Geist“, „griechischer Geist“, „Kultur“, „Geschichte“, „politische Philosophie“, „Nietzsche“, „Wagner“ und „Schopenhauer“. Es beleuchtet das Verhältnis dieser Themen zueinander und untersucht, wie sie in Nietzsches Werk verwoben sind.
- Arbeit zitieren
- Dr. Reinhard Knodt (Autor:in), 2010, Nietzsche und die Politik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/461648