Als ich mich im Sommer 2016 dazu entschloss, in ein Flugzeug zu steigen, meine Familie und Freunde, meine Routine und alles Vertraute in Deutschland zu lassen, war mir ehrlich gesagt nicht bewusst, in welches Abenteuer ich mich stürzen würde. So mancher mag meinen, dass die Jahre, die ich vor meiner Abreise mit dem Wälzen von Texten Bordieus, Simmels, Goffmans und Essers verbracht hatte, mich auf ein so großes Abenteuer am anderen Ende der Welt vorbereitet hätten.
Und dennoch warf mich nichts mehr in eine absolute existenzielle Krise als die entzauberte Welt, wie Weber sie nannte, höchstpersönlich. Mein Flugticket brachte mich nämlich nicht nach Norwegen, Spanien oder Amerika. Nein, meine Boeing 777 landete am 25. August 2016 in Seoul, der Hauptstadt Südkoreas und ließ mich folglich eines der ältesten Phänomene der Migrationssoziologie am persönlichen Leibe erfahren: Das Phänomen des Fremdsein.
Genau deshalb möchte ich Sie darum bitten, meine 14 Monate in Südkorea nicht als belangloses Auslandsjahr anzusehen, sondern als ein soziologisches Experiment. Ein Experiment an niemand geringerem als mir selbst. Ein Experiment, das aufzeigt wie Soziologie in der Praxis funktioniert. Das beweist wie schnell sich ein Individuum durch das Umwerfen des Bekannten in einer Identitätskrise befindet und vor allem: Wie es damit umgeht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung oder auch: Über die Notwendigkeit vor den Kopf gestoßen zu werden
- Ich - Die Ausländerin oder auch: Simmels Fremder reist an
- Wenn selbst die einfachsten Dinge schwierig werden: Der Untergang meines common sense
- Eine Performance des Andersseins: Wir Austauschstudenten aus dem Globee Dorm
- Der Lernprozess einer Fremden: Ein Balanceakt zwischen Anpassung und zweifelhafter Loyalität oder auch: Die Assimilation beginnt
- Mein Beitritt in einen koreanischen Studentenclub: Wie ich durch das Erlernen des Nunchis auf Akzeptanz von Koreanern traf
- Mein Dilemma: Wenn Objektivität lästig und Loyalität zweifelhaft wird
- Kennen Sie schon Ji-Won? oder auch: Eine assimilierte Fremde aus der Ferne
- So ähnlich und doch so unterschiedlich zugleich: Die anderen Ausländer und ich
- Von der Assimilation zu Inklusion und Marginalität: Wir marginal men der Neuzeit
- Ich - Der kulturelle Bastard oder auch: Ji-Won kehrt nach Deutschland zurück
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit ist eine Autoethnographie, die die Erfahrungen einer Deutsch-Filipina während ihres Auslandssemesters in Südkorea beleuchtet. Die Autorin beschreibt ihre eigene Transformation vom Fremden zur assimilierten Ausländerin und letztlich zum "kulturellen Bastard".
- Die Erfahrung von Fremdheit und der damit verbundene Culture Shock
- Der Prozess der Anpassung und Assimilation in einer fremden Kultur
- Die Entwicklung der eigenen Identität im Kontext von kultureller Diversität
- Das Konzept des "marginal man" und die Ambivalenz zwischen Inklusion und Marginalität
- Die Herausforderungen der Interaktion mit anderen Ausländern und die Suche nach einem Platz in der neuen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Autorin schildert ihre Entscheidung, ein Auslandssemester in Südkorea zu absolvieren, und die damit verbundenen Erwartungen und Vorbereitungen. Sie stellt fest, dass soziologisches Wissen nicht unbedingt auf reale Situationen anwendbar ist und führt den Leser in die Thematik der Fremdheit ein.
- Ich - Die Ausländerin: Die Autorin beschreibt ihre anfänglichen Schwierigkeiten in Südkorea, die sie als Folge ihres fehlenden "common sense" bezeichnet. Sie schildert ihre Erfahrungen als Austauschstudentin und die Herausforderungen, die sich aus dem Anderssein ergeben.
- Der Lernprozess einer Fremden: Die Autorin berichtet über ihre Bemühungen, sich an die koreanische Kultur anzupassen. Sie beschreibt ihren Beitritt in einen koreanischen Studentenclub und den Prozess, durch den sie das "Nunchi" erlernt. Sie reflektiert die Ambivalenz ihrer eigenen Position zwischen Anpassung und Loyalität.
- Kennen Sie schon Ji-Won?: Die Autorin beschreibt die Unterschiede zwischen ihren eigenen Erfahrungen und denen anderer Ausländer in Südkorea. Sie diskutiert das Konzept des "marginal man" und die Herausforderungen, die sich aus der Ambivalenz zwischen Inklusion und Marginalität ergeben.
- Ich - Der kulturelle Bastard: Die Autorin blickt auf ihre Erfahrungen in Südkorea zurück und reflektiert ihren persönlichen Wandel. Sie beschreibt, wie sie durch die Erfahrungen im Ausland eine neue Identität entwickelt hat, die sie als "kulturellen Bastard" bezeichnet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Fremdheit, Kultur, Identität, Assimilation, Inklusion, Marginalität, "marginal man", Autoethnographie, Südkorea, Deutsch-Filipina, Culture Shock, Nunchi.
- Quote paper
- Laura-Isabelle Heyll (Author), 2018, Die Chroniken eines kulturellen Bastards. Die Autoethnographie einer Deutsch-Filipina im Land des Kimchi und K-Pop, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/461795