Berufs- und Setting bezogene Belastungen am Arbeitsplatz sollen anhand des Beispiels einer selbstständigen Floristin beschrieben und analysiert werden, um schließlich Bewältigungsstrategien herauszuarbeiten. Als Fallbeispiel dient die erfundene Margarite Strauß aus Nürnberg.
Margarite Strauß ist 40 Jahre alt und Besitzerin von einem stilvollen kleinen Blumen-laden. Vor 15 Jahren erfüllte sie sich ihren Traum und eröffnete das Blumengeschäft Blümchen im Stadtteil St. Johannis in Nürnberg. Neben dem Verkauf von Blumensträußen und -gestecken, entwirft sie auch florale Dekoration für Messen, Hochzeiten und Events. Margarite ist leidenschaftliche Floristin und Mutter zweier Kinder im Alter von acht und vier Jahren. Vor einem halben Jahr starb Margarites Ehemann. Er arbeitete als Ingenieur und war der Hauptverdiener. Der Blumenladen von Margarite ist ihr Traum, jedoch kommt sie in letzter Zeit mit den Einnahmen gerade so über die Runden. Doch sie liebt ihren Beruf und möchte weiterhin die Freude in den Gesichtern ihrer Kunden sehen, wenn sie ihnen den fertigen Strauß zureicht. Nicht nur die finanzielle Sichtweise macht ihr Sorgen, sie hat zudem mit mehreren arbeitsbedingten und privaten sowie gesundheitlichen Belastungen zu kämpfen. Diese werden im Laufe der Arbeit näher erläutert und mögliche Lösungsansätze aufgezeigt.
Essay 1
Berufs und Settings bezogene Belastungen am Arbeitsplatz und
Bewältigungsstrategien in einer selbstständigen Tätigkeit
Berufs- und Setting bezogene Belastungen am Arbeitsplatz sollen anhand des Beispiels einer selbstständigen Floristin beschrieben und analysiert werden, um schließlich Bewältigungsstrategien herauszuarbeiten. Als Fallbeispiel dient die erfundene Margarite Strauß aus Nürnberg.
Margarite Strauß ist 40 Jahre alt und Besitzerin von einem stilvollen kleinen Blumenladen. Vor 15 Jahren erfüllte sie sich ihren Traum und eröffnete das Blumengeschäft Blümchen im Stadtteil St. Johannis in Nürnberg. Neben dem Verkauf von Blumensträußen und -Gestecken, entwirft sie auch florale Dekoration für Messen, Hochzeiten und Events. Margarite ist leidenschaftliche Floristin und Mutter zweier Kinder im Alter von acht und vier Jahren. Vor einem halben Jahr starb Margarites Ehemann. Er arbeitete als Ingenieur und war der Hauptverdiener. Der Blumenladen von Margarite ist ihr Traum, jedoch kommt sie in letzter Zeit mit den Einnahmen gerade so über die Runden. Doch sie liebt ihren Beruf und möchte weiterhin die Freude in den Gesichtern ihrer Kunden sehen, wenn sie ihnen den fertigen Strauß zureicht. Nicht nur die finanzielle Sichtweise macht ihr sorgen, sie hat zudem mit mehreren arbeitsbedingten und privaten sowie gesundheitlichen Belastungen zu kämpfen. Diese werden im nächsten Teil näher erläutert.
Eine Floristin zu sein ist ein Knochenjob. Jeden Morgen müssen die schweren Wasserkästen, in denen die Blumen stehen rausgestellt werden. Häufig werden die Blumen nachts in einem kühlen dunklen Raum gelagert. Bei Margarite ist dies der Keller. Jeden Morgen muss sie ca. 20 schwere Kästen nach oben tragen. Die Folge sind starke Rückenschmerzen. Eine Floristin sitzt selten, meistens steht sie im Laden. Der einzige Stuhl in Margarites Geschäft befindet sich im Pausenraum, wo sie täglich nur etwa zehn Minuten verbringt, wenn sie auf der Schnelle eine Minutensuppe oder einen Döner isst. Auf ihre Ernährung achtet sie nicht. Dafür hat sie mittags zu wenig Zeit und abends keine Lust mehr etwas Aufwändiges zu kochen. Trotzdem ist sie mit ihrem Körper sehr unzufrieden.
Im Sommer wird es in einem Blumengeschäft sehr warm und im Winter ist es bitterkalt (Gusewski o.D). Die Temperaturen sind eine hohe Belastung bei der Arbeit. Erkältungen sind im Winter keine Seltenheit. Auch die ständige Feuchtigkeit in der Luft aber vor allem an den Händen können zu Hautproblemen führen (haufe.de). Margarites Hände sind mit Ekzema befallen. Das könnte an der ständigen Feuchtigkeit durch die Berührung mit nassen Blumen liegen aber es könnte auch stressbedingt sein.
Floristen haben an Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern aber auch oft sonntags wie zum Muttertag viel zu tun. An solchen Tagen machen sie den größten Umsatz. Jedoch muss dafür der Laden häufig am Wochenende geöffnet sein. Margarite dekoriert häufig Hochzeiten und Events. Diese finden auch meistens am Wochenende statt, sodass keine Verschnaufpause möglich ist und wenig Zeit mit ihren Kindern bleibt. Unter der Woche steht Margarite ab halb sieben im Laden. Geöffnet hat sie nur bis 18Uhr, jedoch bleiben ihr dann noch Bestellungen für den nächsten Tag, die vorbereitet werden müssen und der ganze Papierkram, der erst nach Ladenschließung erledigt werden kann. Gegen acht Uhr abends ist sie meistens zuhause, wenn sie es pünktlich geschafft hat den Laden zu putzen.
Seit einem Jahr ist der Blumenladen auch online und es können über das Internet Sträuße bestellt werden. Das war Margarites Idee, um mit den anderen Blumen-Kurieren mithalten zu können. Jedoch passiert es oft, dass von einem Tag zum anderen zehn Bestellungen aufgegeben wurden und sie aber nicht genug Blumen im Laden hat, um die Sträuße zu binden. Ein paar Mal musste sie deswegen den Laden schließen, um nach Holland zu fahren und dort Blumen zu holen. Das war natürlich teuer und brachte ihr keine Erträge ein. Jedoch sind ihr die Zufriedenheit ihrer Kunden und die Bewertungen des Ladens auf den Online-Portalen so wichtig, dass sie die 600 Kilometer dafür auf sich nimmt. Hier mangelt es deutlich an Organisation, doch das war noch nie ihre Stärke. Margarite ist fast jeden Tag von ihrer Arbeit überfordert und trotzdem sind die Einnahmen zu niedrig. Hinzu kommt, dass sich Margarite allein fühlt. Sie kann zwar mit ihren Kunden reden, jedoch fehlt ihr jemand, mit dem sie über ihre Arbeit, ihre Leidenschaft aber auch ihre Probleme sprechen kann. Die meiste Zeit verbringt sie allein im Geschäft.
In dem Blumenladen hat Margarite mit vielen Belastungen zu kämpfen, die sie jedoch seit ein paar Jahren aushält. Doch auch privat beschäftigen sie viele Dinge. Work-Life Balance ist in der Familie Strauß Fehlanzeige. Es bleibt kaum Zeit für die Kinder und für den Haushalt. Margarite trauert immer noch um ihren Mann und fühlt sich ihren Kindern gegenüber schuldig, weil sie so wenig Zeit für sie hat. An manchen Tagen fehlt ihr der Antrieb, um auf die Arbeit zu gehen. An solchen Tagen lässt auch ihre Kreativität nach und das merken ihre Kunden an den Sträußen, die nicht so schön sind wie sonst. Obwohl sie sich häufig wünscht mit ihren Kinder ein paar Tage wegzufahren, kann sie sich eine Pause nicht leisten.
Durch den ganzen Stress, den Margarite mit ihrem Blumenladen hat, hat sie wieder angefangen zu rauchen. Sie ist mit der Gesamtsituation sehr unzufrieden und fühlt sich ausgelaugt, weiß jedoch keinen Ausweg.
Ein Gesamtüberblick auf Margarites Arbeitsbedingungen und Gesundheitszustand lässt erkennen, dass sie Faktoren auf bedingungsbezogener und auf personenbezogener Ebene belasten. Auf der personenbezogenen Ebene sind vor allem tätigkeitsbezogene Faktoren als Belastung zu erkennen (Bamberg & Vahle-Hinz 2014: 1063). Das ungünstige Zeitmanagement, die mangelnde Erholungsfähigkeit dadurch, dass sie allein im Laden arbeitet und die finanzielle Not, weil sie nicht genug verdient, um ihren Kindern jeden Wunsch zu erfüllen. Zudem belastet sie der Verlust ihres Mannes psychisch sehr. Die ungesunde Lebenseinstellung und das viele stehen, machen der Floristin viel zu schaffen.
Da es sich hier um eine selbstständige Tätigkeit handelt, sind die Belastungen auf beiden Ebenen verknüpft. Die meisten Belastungen sind jedoch auf der bedingungsbezogenen Ebene zu finden. Als erstes ist die physikalische Umgebung zu nennen. Die Temperaturen in dem Blumenladen sind nicht wirklich angenehm. Bei der Arbeitsorganisation gibt es Verbesserungsbedürfnis. Die viele Arbeit sowie genaue Fristen für die Fertigstellung von Bestellungen überfordern die Floristin. Deswegen muss sie viel zu viel Zeit im Geschäft verbringen und kommt manchmal erst nach Hause, wenn ihre Kinder schon schlafen. Sie schafft es nicht ihren Beruf mit ihrer Familie zu vereinbaren, ohne dass eines zu kurz kommt. Ein weiterer Belastungsfaktor ist der Konkurrenzdruck mit anderen Blumengeschäften des Stadtteils sowie die mangelnden interpersonalen Beziehungen, weil Margarite den ganzen Tag allein im Laden steht.
Vor ein paar Wochen überredete Margarites Mutter sie, zu einer Beratungsstelle für Selbstständige Berufstätige zu gehen, um das ständige Stress-Gefühl loszuwerden und Lösungen zu ihren Probleme zu finden. Während ihrem Besuch bei der Beratungsstelle wurde als erstes geschaut, ob eine Burnout-Erkrankung vorliegen könnte. Hierfür wurde drei Mal am Tag ihr Cortisol Wert getestet (Schandry 2011). Dieser war nicht besonders niedrig. Es wurde anhand der Liste von Schaufeli und Enzmann geschaut, welche Symptome bei ihr vorhanden sind (Korczak et al. 2010: 16) Margarite zeigt Kopfschmerzen, Hilfslosigkeit und Niedergeschlagenheit auf individueller Ebene auf sowie Arbeitsunzufriedenheit und reduzierte Effektivität auf institutioneller Ebene auf. Weil diese Symptome allein nicht für eine Burnout Diagnostik ausreichen, wurde die Technik des Oldenburger Burnout Inventar durchgeführt (Korczak et al. 2010: 44). Anhand des Inventars wurde kein Burnout bei Margarite diagnostiziert. Sie hatte zu hohe Skalenwerte bei den Fragen zur Distanzierung von der Arbeit angegeben, was dafürspricht, dass sie kein reduziertes Engagement aufzeigt, sondern nur Überforderung.
Weil kein Burnout diagnostiziert werden konnte, wurde die Floristin zur Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen beraten. Es wurden ihr unterschiedliche Bewältigungsstrategien für ihre Belastungen vorgestellt. Als erstes wurde Margarite ausführlich über Stress informiert. Schon die Vermittlung von Wissen über Stress, seine Faktoren, Auswirkungen und Bewältigungsstrategien, kann einen positiven Effekt auf den Umgang mit Stress haben (Bartholdt & Schütz 2010: 131). Zudem wurden ihr Kognitiv-behaviorale Stressbewältigungstrainings vorgeschlagen. Sie entschied sich für die Rational-emotive Verhaltenstherapie als Gruppentraining, die sich an der Verhaltenstherapie von Albert Ellis (1977) orientiert (Bartholdt & Schütz 2010: 135). Bei diesem Training wird ihr beigebracht, eine neue Perspektive auf Stresssituationen zu bekommen (Bartholdt & Schütz 2010: 134). Auch zur Entspannung wurden ihr Tipps und Lösungsansätze erklärt. Um den psychischen Zustand zu entspannen, hilft es, wenn der Körper entspannt ist. Hierzu helfen Entspannungsverfahren wie Muskelentspannungsübungen oder Meditation (Bartholdt & Schütz 2010: 139ff).
Der wichtigste Punkt ist aber, dass Margarite eine gute Work-Life-Balance bekommt. Das ist bei Selbstständigen etwas schwieriger als bei Angestellten, da manchmal spontane Probleme gelöst werden müssen und es schwierig ist, nicht an die Arbeit zu denken. Hierfür wurde der leidenschaftlichen Floristin empfohlen an einem Zeitmanagement-Training teilzunehmen. Sie soll lernen, ihren Tagesablauf möglichst präzise und realistisch zu konstruieren, Prioritäten zu setzen und vor allem jeden Tag eine Stunde Pause einzuplanen (Bartholdt & Schütz 2010: 147f). Zudem soll sie sich von ihrer Arbeit distanzieren, wenn sie frei hat. Ziel ist es privates und berufliches klar zu teilen.
Auch zu bedingungsbezogene Faktoren konnte die Beratungsstelle Tipps zur Bewältigung geben. Zu den Raumtemperatur jedoch nicht, denn diese sind in Blumengeschäften immer so, da eine Heizung oder Klimaanlage den Blumen schaden könnte. Aber gegen die feuchten Hände und Ekzema könnte einfach ein tragen von Handschuhen bei der Arbeit helfen. In den letzten Jahren wurden wenig Studien zu arbeitsbedingten dermatologischen Erkrankungen durchgeführt. Floristen sind besonders gefährdet, an Handekzeme zu erkranken (Coenraads et al 2004: 28). Handekzemen haben auch psychologische Folgen „Erkrankungen, die sich an den Händen manifestieren, führen zu Funktionseinschränkungen und zu gravierenden psychologischen Belastungen“ (ebd.) denn Handekzem kann durch den Juckreiz zu Schlafstörungen führen. Margarite möchte dieses Problem schnellsten loswerden, denn noch weniger Schlaf ist für sie nicht mehr ausreichend.
[...]
- Quote paper
- Pauline C. (Author), 2019, Berufsbezogene Belastungen und Bewältigungsstrategien bei einer selbstständigen Floristin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/461855
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.