Diese Ausarbeitung untersucht Pierre Bourdieus Begriff von Relation.
In dieser Ausarbeitung möchte ich zunächst den Begriff der Relation definieren. Anhand von Zitaten und den eruierten Erkenntnissen des Seminars möchte ich darstellen, wie Pierre Bourdieu das Wort Relation nutzt und was er damit in der Praxis und Alltagswelt in Verbindung bringt. Zum Schluss möchte ich im Fazit der Überlegung nachgehen, was es für die Soziale Arbeit bedeutet, sich des Begriffs und der Bedeutung von Relation bewusst zu sein und wie dies in der praktischen Arbeit mit Klienten, vor allem in der Sozialberatung, nutzbar gemacht werden kann.
Die Soziologie beschäftigt sich mit Fragen der Gesellschaftstheorien. Das Kernproblem dieser Disziplin ist die Gegenüberstellung von Individuum und Gesellschaft. Hierbei kommt die Frage auf, wie eine Gesellschaft entstehen kann, wenn jedes Individuum nur für sich selbst existiert. Pierre Bourdieus gesamte empirische Arbeiten zeigen, dass die Dichotomie zwischen diesen beiden Begriffen in den Forschungsfragen der Soziologie überwunden werden beziehungsweise zwischen ihnen vermittelt werden solle.
Schriftliche Ausarbeitung der Präsentation: Relation
Einleitung
Die Soziologie beschäftigt sich mit Fragen der Gesellschaftstheorien. Das Kernproblem dieser Disziplin ist die Gegenüberstellung von Individuum und Gesellschaft. Hierbei kommt die Frage auf wie eine Gesellschaft entstehen kann, wenn jedes Individuum nur für sich selbst existiert. Pierre Bourdieus gesamte empirische Arbeiten zeigen, dass die Dichotomie zwischen diesen beiden Begriffen in den Forschungsfragen der Soziologie überwunden werden bzw. zwischen ihnen vermittelt werden solle (Beaufays 2009: 206). Dementsprechend ist es sein Anliegen mit dieser Denkweise zu brechen und ,,dabei sowohl den Objektivismus zu vermeiden bei dem das Handeln als eine mechanische Reaktion ohne einen Akteur verstanden wird, als auch den Subjektivismus, der das Handeln als die planvolle Ausführung einer bewußten Absicht bestimmt, als freier Entwurf eines Bewußtseins, das seine eigenen Zwecke setzt und seinen Nutzen durch rationales Kalkül maximiert“ (vgl. Bourdieu/Wacquant 1996: 153).
Die Soziologie sollte nicht auf einer vorgefertigten Annahme über die soziale Welt aufbauen, sondern in erster Linie beobachten, wie die einzelnen Individuen zu einander stehen, ob und in welcher Weise sie miteinander verbunden sind. Dies möchte ich anhand des Begriffs der Relation und wie Pierre Bourdieu den Begriff nutzte darstellen.
In dieser Ausarbeitung möchte ich zunächst den Begriff der Relation definieren. Anhand von Zitaten und den eruierten Erkenntnissen im Plenum des Seminars möchte ich darstellen wie Pierre Bourdieu das Wort Relation nutzt und was er damit in der Praxis / Alltagswelt in Verbindung bringt. Da im Seminar das Thema Relationen und relationales Denken dem Begriff des sozialen Raums nach Bourdieu zugeordnet wurde, soll der Zusammenhang zwischen Relation und sozialer Raum deutlich werden. Zum Schuss möchte ich im Fazit der Überlegung nachgehen, was es für die Soziale Arbeit bedeutet sich des Begriffs und der Bedeutung von Relation bewusst zu sein und wie dies in der praktischen Arbeit mit Klienten (vor Allem in der Sozialberatung) nutzbar gemacht werden kann.
Definition
In der Geometrie bedeutet Relation, dass mindestens zwei Punkte im Verhältnis zu einander stehen. Aus dem Verhältnis in dem diese zwei Punkte stehen, entsteht die Relation. Definiert durch die Eigenschaften die sich aus der Funktion ergeben bzw. die sie im Bezugssystem innehaben. Erst dieses Verhältnis verleiht der Funktion ihre Eigenschaften (Beaufays 2009: 206).
Nach Bourdieu bedeutet es, dass erst dann Eigenschaften entstehen können, durch das Verhältnis von zwei Elementen zueinander. Dies unabhängig davon ob Lebewesen und/oder Sachgegenstände im Verhältnis stehen (Beaufays 2009: 206).
Soziale Welt als Raum
Bourdieu nutzt den Begriff des Sozialen Raums um damit die Soziale Welt besser beschreiben bzw. verständlich machen zu können. Genau dieser Begriff eignet sich gut dafür die Soziale Welt zu beschreiben, weil der Mensch mit dem Raumbegriff feste Ordnungsweisen in Verbindung bringt. Mit festen Ordnungsweisen ist hiermit oben, unten, links, rechts gemeint. Hierfür gibt es kaum Interpretationsmöglichkeiten und jeder weiß was gemeint ist und kann sich dies gut vorstellen.
Für Bourdieu ist der Hauptgrund für die Nutzung des Raumbegriffes, dass die physische und die soziale Welt zusammen betrachtet werden können. Er geht davon aus, dass sich der soziale Raum in Form einer bestimmten Anordnung der Akteure und Eigenschaften mehr oder weniger verzerrt in den physischen Raum überträgt (Beaufays 2009: 207 f.).
Relation im sozialen Raum
Daraus lässt sich schließen, dass der Raum aus dem Nebeneinander der Elemente (Gegenstände und Lebewesen) entsteht, indem diese untereinander in Relation gesetzt werden. Ihre Position wird über diese Relation zueinander bestimmt. Dies würde bedeuten, dass der Raum aus dem Prozess der gegenseitigen Positionierung entsteht.
Zweitens eignet sich der Raumbegriff besonders, weil mit ihm die physische und die soziale Welt zusammen betrachtet werden können. Dies ist für Bourdieu entscheidend, weil er davon ausgeht, dass sich der soziale Raum tendenziell in Form einer bestimmten Anordnung der Akteure und Eigenschaften mehr oder weniger verzerrt in den physischen Raum übersetzt (Bourdieu 1998: 14).
Elemente werden als an einem Ort versammelt wahrgenommen. Erst dadurch können diese in Beziehung zueinander gebracht werden. Erst die gegenseitige Position zueinander verbindet die einzelnen Elemente. Hierfür nutze ich ein Beispiel, welches auch in der uns vorangegangenen Präsentation zum Thema Symbol genutzt wurde:
Reiche Wohnviertel gelten auf Grund ihrer Lage/ihres Standortes als besonders angenehm. Die Grundstücke sind großzügig geschnitten, die Ausstattungen der Wohnungen sind hochwertig, die Außenanlagen gepflegt. Hier materialisiert und versinnbildlicht sich die soziale Position der Bewohner und/oder Eigentümer. Diese Wohnviertel repräsentieren die soziale Position derjenigen, die dort leben. Daraus folgt, dass der physische Raum sozial hergestellt ist. Genauso wie der soziale Raum, der die soziale Position der Menschen aufzeigt. Aus der gegenseitigen Bestimmung der Positionen und Perspektiven entsteht der soziale Raum und hat daher einen relationalen Charakter.
Durch den Raumbegriff ist eine relationale Analyse möglich. Bourdieu zitiert Pascal wie folgt:
„Ich bin in der Welt enthalten, aber die Welt ist auch in mir enthalten.“
Bourdieu ergänzt:
„[…], weil ich in ihr enthalten bin, weil sie mich produziert hat und weil sie die Kategorien produziert hat, die ich auf sie anwende.“ (Beaufays 2009: 207 mit einem Zitat von Bourdieu).
Dieses Zitat macht den relationalen Charakter der sozialen Welt bzw. die wechselseitige Wirkung von Elementen die in Beziehungen zueinander stehen deutlich.
Durch eine Position die als weiter oben bzw. übergeordnet empfunden wird, kann eine andere Position als weiter unten / untergeordnet wahrgenommen werden.
So können auch die sozialen Felder im sozialen Raum eingeordnet werden. Auf Grund von machtschwachen Feldern ergeben sich machtvolle, herrschende Felder, welche durch die Handlungsunfähigkeit der machtschwachen Felder hervorgehoben und somit ihre herrschende Position erhalten und die machtschwachen Felder in eine unterlegene Position kommen.
Hierfür gehe ich noch einmal zu dem Beispiel der Wohnviertel zurück.
Die angenehmen, guten Wohnviertel mit einem angenehmen Standort, einer hochwertigen Ausstattung und den gepflegten Außenanlagen bestimmen sich in Relation mit weniger privilegierten Wohnbedingungen. Ein Wohnviertel im Vergleich mit einer Villengegend wirkt beschieden und nicht ganz so prachtvoll, aber im Vergleich mit den Plattenbauten im Osten wirkt wiederum dieses Wohnviertel prachtvoller.
Um diese sozialen Strukturen zu verstehen bzw. sich dessen bewusst zu sein sollte man relational denken, denn das „Reale ist relational“ (vgl. Bourdieu 1998: 15).
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- Quote paper
- Jacqueline Oloyede (Author), 2018, Pierre Bourdieu und seine Ansicht von Relation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/462248
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