Leseprobe
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Die Frau vor
3. Die Frau im Nationalsozialismus
3.1 Frauenbild
3.2 Familienförderung und Ehrung der Mutterrolle
3.3 Frauen und Erwerbstätigkeit
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis:
1. Einleitung
Das Bild und die Rolle – welche die Frauen während des Nationalsozialismus zugeschrieben bekommen und größtenteils auch angenommen haben – ist nicht so eindeutig, wie die Ideologie es vermittelt. Vielmehr ist es so, dass sich die jahrelang propagierte Weltanschauung von Hitler und seinem Regime vor den Veränderungen der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik nicht dauerhaft aufrecht erhalten ließen.
Über die Zeit der NS-Herrschaft lässt sich daher ein Wandel der Stellung der Frauen in verschieden Bereichen ausmachen, die sich vor allem an den geänderten Verordnungen und Gesetzen ausmachen lassen. So wurden die Vorgaben für Frauen immer wieder an die gegebenen Umstände angepasst und so modifiziert, dass sie auf die jeweilige Lage reagierten, ohne aber jemals wirklich von der Ideologie abzurücken.
Bezeichnend ist dabei vor allem, wie die Frauen systematisch benachteiligt und diskriminiert wurden, jedoch gleichzeitig als gleichwertig für die Volksgemeinschaft anerkannt und in ihrer Rolle als Mutter, auch im politischen Kontext, als unverzichtbar geehrt wurden.
Von daher werde ich mich in dieser Hausarbeit mit der Frage „Wie war dar Bild und die Rolle der Frau im Nationalsozialismus und welche Ambivalenzen gab es diesbezüglich?“.
Um sich möglichen Widersprüchen thematisch zu nähern, werde ich in dieser Arbeit zunächst auf die Stellung der Frau vor dem Nationalsozialismus eingehen, um ein grundlegendes Verständnis für die Frauenrolle im frühen 20 Jahrhundert zu legen. Dazu werde auch die bürgerliche Frauenbewegung aufgreifen, um den beginnenden emanzipatorischen Fortschritt festzuhalten. Anschließend werde ich das Frauenbild als Ideal nach der Machtergreifung diskutieren, um die Motivation und den Grundgedanken der Ideologie auszumachen.
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt dann auf den Bereichen der Familie beziehungsweise der Mutterschaft und der Berufstätigkeit der Frau. Hier werde ich die Ambivalenzen in den Bereichen aufzeigen um anschließend ein Fazit zum Verhältnis von Frauenideal und Frauenrealität zu ziehen.
2. Die Frau vor 1933
Zum Ende des 19. und zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurden vermehrt die Stimmen der unterdrückten Frauen in Deutschland laut. So lassen sich die Anfänge der bürgerlichen Frauenbewegung, einer Initiative zur Gleichberechtigung und Emanzipation der Frauen, auf Luise Otto-Peters zurückführen, die mit Auguste Schmidt bereits 1865 den Allgemeinen Deutschen Frauenverein gründete, der sich vor allem um weibliche Bildungs- und Erwerbsfragen kümmerte (vgl. Lehker, 1984, S. 16). 1894 wurde dann die Dachorganisation Bund deutscher Frauenvereine gegründet, die sowohl einen radikalen, als auch einen gemäßigten Flügel zur Umsetzung ihrer Emanzipationsziele beinhalteten (vgl. ebd.). Insgesamt teilten aber fast alle Strömungen der bürgerlichen Frauenbewegung den Wunsch nach Zugang zu Bildung und Beruf, einem Selbstbestimmungsrecht, ebenso wie den Wunsch nach einem bis dato noch nicht erreichten Wahlrecht.
Aus dieser Bewegung, am Anfang des 20. Jahrhunderts, ergab sich für Frauen in Deutschland ein Wandel und eine Weiterentwicklung ihrer gesellschaftlichen Stellung. Diese war auch eng an einen Wandel ihrer rechtlichen Stellung geknüpft. So erhielten alle deutschen Frauen und Männer am 30 November 1918 das aktive und passive Wahlrecht, vorausgesetzt, sie hatten das 20. Lebensjahr vollendet (vgl. S. 1345, Deutsches Reichsgesetzblatt, 1918) . Ebenso wurde es Frauen ab 1922 erlaubt, Richterinnen zu werden oder Berufe und Ämter in der Rechtspflege wie Handelsrichterin, Amtsanwältin, Gerichtsschreiberin oder Gerichtsvollzieherin anzunehmen, während gleichzeitig die Zulassung zu juristischen Staatsprüfungen ermöglicht wurde (vgl. S.574-574, Deutsches Reichsgesetzblatt, 1922). Insgesamt erfuhren die Frauen dadurch eine politische und gesellschaftliche Stärkung und Anerkennung.
Auch wenn diese Beschlüsse als Fortschritt und Errungenschaft zu betrachten sind, kann hier noch nicht von der Gleichberechtigung der Frau gesprochen werden, da selbst die Frauenbewegung noch von einem natürlich gegebenen Unterschied zwischen Männern und Frauen ausging, der patriarchalen Weltanschauung der natürlichen Andersartigkeit der Frau gegenüber des Mannes erlegen waren und auch das Muttersein als natürlichen Beruf der Frau verstanden (vgl. Lehker, 1984, S. 16).
Eine weitere Veränderung der Frauenrolle ergab sich im ersten Weltkrieg, in dem die Zahl der berufstätigen Frauen, die der Männer überstieg, da Frauen in der Kriegswirtschaft die Arbeitsplätze der Männer besetzten; jedoch mussten sie diese Arbeitsplätze ab 1919 für die zurückströmenden männlichen Soldaten wieder freigeben (vgl. Winkler, 1977, S. 16ff.). Konkret heißt es „daß Soldaten, ob verheiratet oder alleinstehend, Recht auf einen Arbeitsplatz hatten, während Frauen, seien sie verheiratet oder ledig, wirtschaftlich versorgt oder nicht, ein solcher Anspruch nicht zugestanden wurde“ (Winkler, 1977, S. 18). Aber auch die Frauen selber widersetzten sich diesem erneuten Ausschluss kaum, da die Arbeitsbedingungen des ersten Weltkriegs nicht unbedingt den Wunsch nach Berufstätigkeit unterstützt haben, aber auch, da das traditionelle Hausfrauenmodell gesellschaftlich nicht modifiziert wurde (vgl. Winkler, 1977, S. 17).
Auch als dann in den 1920er Jahren die Frauen vor allem Prestigeberufe, wie kaufmännische Angestellte oder Verkäuferin, bekleideten, änderte sich an ihrer Rolle nicht viel: 93,6% der weiblichen Angestellten waren unverheiratet, sie lebten auf Grund der schlechten Bezahlung bei ihren Familien und ihre Jobs sollten vor allem als ehestiftende Arbeitsplätze fungieren – kurzum war es nur die Eingliederung der Frauen in das kapitalistische System und die Übertragung von Rollenklischees auf das Berufsleben (vgl. Lehker, 1984, S. 24-25).
Insgesamt wird darauf verwiesen, dass der „Grad sozialer und wirtschaftlicher Emanzipation, den deutsche Frauen in den Jahren der Weimarer Republik erreichten, weitgehend überbewertet worden ist“ (Mason, 1976, S.127).
Es lässt sich also auch vor der Machtergreifung 1933 festmachen, dass die Frauen eine untergeordnete gesellschaftliche Stellung innehatten, wenngleich es Proteste und Fortschritte für mehr Emanzipation gab.
3. Die Frau im Nationalsozialismus
Die Frau im Nationalsozialismus, vorausgesetzt sie war nicht-jüdisch, nicht- behindert und sie selbst oder ihr Mann war nicht im Widerstand tätig, vor allem von der Kind-Küche-Ideologie geprägt. Ihre Rolle sollte sich vor allem zu Gunsten ihres Mannes, des Haushalts und möglichst vieler Kinder abspielen. Um dieses Weltbild zu verbreiten unternahm das Regime viele Anordnungen und Maßnahmen, um die Heirats- und Geburtenziffern zu steigern und die Frauen von der Erwerbstätigkeit abzuhalten.
Dieses Ideal wurde lange propagiert, jedoch war es nicht unbedingt mit der Realität zu vereinbaren und in vielen Punkten herrschte eine tiefe Ambivalenz.
3.1 Frauenbild
Auch während der NS-Diktatur wurde das bis dato unangefochtene Bild der natürlichen Geschlechterdifferenz beibehalten, welches die Frau als Gefährtin ihres Mannes zeigte und damit vertraute Klischees reproduzierte. (vgl. Wehler, 2003, S.752f.). Frauen sollten zu ihrer naturgegeben und naturgewollten Rolle zurückgeführt werden und ihnen wurden Aufgaben zugewiesen, welche ihrem weiblichen Wesen entsprechen sollten (vgl. Lück, 1979, S. 121f.). Insgesamt ist also zur Entwicklung der Emanzipation und der vorangegangenen Frauenbewegung keine Weiterentwicklung zu verzeichnen.
Hitler selbst sagte über das Bild der Frau:
„Frauen-Emanzipation ist nur ein vom jüdischen Intellekt erfundenes Wort und der Inhalt ist vom selben geprägt. Die deutsche Frau braucht sich in den wirklich guten Zeiten des deutschen Lebens nie zu emanzipieren. Sie hat genau das besessen, was die Natur ihr zwangsläufig als Gut zur Verwaltung und Bewahrung gegeben hat, genau so, wie der Mann in seiner guten Zeit sich nie zu fürchten brauchte, daß er aus seiner Stellung gegenüber der Frau verdrängt werden. [...] Denn ihre Welt ist ihr Mann, ihre Familie, ihre Kinder und ihr Haus.“ (Domarus, 1988, S. 450)
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