In der folgenden Arbeit will ich mich mit den Opferungen von Lebendkreaturen und Niederlegungen von Gegenständen in Mooren während der Kaiser und Völkerwanderungszeit (ab ca. Christi Geburt bis ca. 600 n.Chr.) in Skandinavien beschäftigen. Ich konzentriere mich hierbei auf zwei paradigmatische, bedeutende und relativ gut erforschte Mooropferplätze: Skedemosse in Schweden und Illerup Adal in Dänemark.
Was bewegte die Menschen, ihre Mitmenschen/ Tiere so grausam sterben zu lassen? Was war der Grund, dass wertvolle Gegenstände wie Waffen oder Schmuck niedergelegt wurden? Mit Sicherheit spielten rituelle Beweggründe in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle. Das Christentum war in der dortigen Region (Skedemosse ist ein Moor auf der Insel Öland vor Schweden, Illerup Adal in Dänemark.) während des zu untersuchenden Zeitraums noch nicht vorhanden, und die altrömische Religion hatte für diese Völker ebenfalls keine Bedeutung.
In der Interpretation der Funde herrschte bis zu den Arbeiten von Ernst H. Jankuhn und J. Brondsted die Meinung vor, dass es sich bei den Funden um Kriegsopferfunde, also um geopferte Feinde, handeln müsse. Die alleinige Interpretation als Kriegsopfer erscheint jedoch nicht zutreffend, wenn man bedenkt, dass über einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren geopfert wurde (ab ca. Christi Geburt bis ca. 6. Jahrhundert nach Christi). Es ist unwahrscheinlich, dass während dieser Zeit permanent Kriege geherrscht haben sollen. Ferner sind die Funde von Gebrauchsgegenständen, Tieren, Speisen und Tongefäßen ein Beleg dafür, dass man versuchte, die Götter mittels stammeseigener Gaben milde zu stimmen.
Ca. alle 20 Jahre finden Archäologen einen neuen Mooropferplatz, der neue Erkenntnisse für den Forschungsstand bringt. Somit kann man nie davon ausgehen, dass der momentane Erkenntnisstand schon die endgültige Wahrheit auch für die Zukunft darstellt. Wie bereits Max Weber sagte, müssen wir uns bewusst sein, dass der momentane Stand der Wissenschaft in einigen Jahren wieder überholt sein kann.
Ich stütze mich in der vorliegenden Arbeit auf den aktuellen, zugänglichen Stand der Forschung und Interpretation, in der Hoffnung, dass die Ergebnisse eine gewisse vorläufige Gültigkeit haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemeines und Quellenlage
- Skedemosse
- Fundort und Geschichte
- Funde und Datierung
- Interpretation
- Illerup Adal
- Fundort und Geschichte
- Funde und Datierung
- Interpretation
- Vergleich Skedemosse/ Illerup Adal
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Opferungen von Lebewesen und Gegenständen in Mooren während der Kaiser- und Völkerwanderungszeit in Skandinavien. Der Fokus liegt dabei auf den Mooropferplätzen Skedemosse in Schweden und Illerup Adal in Dänemark, die als paradigmatische Beispiele für diese Art von Funden gelten.
- Die rituellen Beweggründe der Menschen bei diesen Opferhandlungen.
- Die Interpretation der Funde im Kontext der damaligen Religion und Gesellschaft.
- Der Vergleich der beiden Mooropferplätze und ihrer spezifischen Eigenschaften.
- Der aktuelle Forschungsstand und die Interpretation der Funde.
- Die Bedeutung der Mooropferplätze als Heiligtümer.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Mooropferplätze in Skandinavien ein und stellt die beiden ausgewählten Fundorte, Skedemosse und Illerup Adal, vor. Der Abschnitt "Allgemeines und Quellenlage" erläutert die Besonderheiten der Mooropfer und beleuchtet die Quellenlage für die Forschung.
Das Kapitel über Skedemosse befasst sich mit der Fundgeschichte des Ortes, der Datierung der Funde und der Interpretation derselben. Dabei wird auch auf die These von Ulf Erik Hagberg eingegangen, der die Opfermahlzeiten am Rande des Sees als wichtigen Teil des Rituals sieht.
Das Kapitel über Illerup Adal widmet sich ebenfalls der Fundgeschichte und den Funden, bevor es auf die Interpretation der Funde eingeht. Die beiden Kapitel über Skedemosse und Illerup Adal beleuchten die spezifischen Eigenschaften der beiden Mooropferplätze und bieten einen Vergleich der Funde.
Schlüsselwörter
Mooropferplatz, Skedemosse, Illerup Adal, Kaiser- und Völkerwanderungszeit, Skandinavien, Rituale, Religion, Archäologie, Quellenlage, Interpretation, Heiligtümer, Fundgeschichte, Datierung, Ulf Erik Hagberg, Jorgen Illkjaer, Vergleich.
- Arbeit zitieren
- Georg Fichtner (Autor:in), 2005, Mooropferplätze der Kaiser und Völkerwanderungszeit in Skandinavien: Skedemosse und Illerup Adal, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46278