Im April 2000 erschien die 13. Shell Jugendstudie. Auch diese reiht sich in eine lange Reihe von Studien ein, welche beharrlich das Thema Homosexualität meiden. Ganz besonders ist aber die Situation von jugendlichen Schwulen und Lesben kaum untersucht worden. In dieser Arbeit wird deshalb der Frage nachgegangen, inwiefern sich die Sozialisation von schwulen und lesbischen Jugendlichen von der heterosexuellen unterscheidet, oder ob die Aussagen der Shell-Studie ohne weiteres auf Schwule und Lesben angewandt werden können. Ausgehend von dieser Beurteilung sollen Forderungen an die Politik und die Jugendarbeit formuliert werden.
Zuerst wird der „Arbeitsgegenstand“ Homosexualität anhand von verschiedenen Erklärungsmodellen vorgestellt und ein eigener Definitionsversuch unternommen. Anschließend folgt eine Verortung des Begriffs Homosexualität im Gedankengebäude der Gender Studies, mit besonderem Bezug auf die Queer Theory, um dann konkret am Beispiel des Coming-outs die Besonderheit der schwul-lesbischen Sozialisation aufzuzeigen. Hieran werden Studien zum Thema Homosexualität vorgestellt und die Shell Jugendstudie kritisch in Bezug auf dieses Thema gewürdigt. Letztlich folgt eine Reihe von Forderungen, die sich aus der aktuellen Situation und der Studienlage ergeben.
Vorweg ist noch anzumerken, daß sich grundsätzlich alle Punkte immer auf schwule und lesbische Jugendliche beziehen. Dennoch kommt es teilweise vor, daß in einigen Punkten (z.B. 2.4 Homophobie) vermehrt nur auf Schwule bezug genommen wird. Dies ist nur durch die Literaturlage bedingt und spiegelt keine beabsichtigte Auslassung des lesbischen Standpunktes wider.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Definitionsversuch des Begriffs Homosexualität
- Einordnung der Homosexualität in die Gender Theory
- Psychologische Androgynität
- Queer Theory
- Psychologische Abläufe in der Sozialisation
- Bikulturalismus
- Marginalität
- Normative Kreativität
- Homophobie
- Das Coming-out - Bedeutung für den schwul-lesbischen Lebenslauf
- Einflußfaktoren
- Coming-out-Gruppen
- Partnerzentrierter Gesprächsansatz
- Methoden der Gesprächsführung
- Themenzentrierte Interaktion (TZI) und Kommunikationsregeln
- Phasen der Gruppenarbeit
- Studien zur Homosexualität
- Kritik an der Studienlage
- Aktuelle Studien
- Forderungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Besonderheiten der Sozialisation schwuler und lesbischer Jugendlicher im Vergleich zur heterosexuellen Sozialisation. Dabei geht es um die Frage, ob und inwiefern die Aussagen der Shell Jugendstudie auf die Situation von Jugendlichen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung übertragen werden können. Die Arbeit will aufzeigen, welche besonderen Herausforderungen und Chancen sich aus dem Coming-out für diese Gruppe ergeben und welche Forderungen an Politik und Jugendarbeit sich daraus ergeben.
- Definition und Einordnung des Begriffs Homosexualität im Kontext der Gender Theory und der Queer Theory
- Analyse der psychologischen Abläufe in der Sozialisation schwuler und lesbischer Jugendlicher, insbesondere Bikulturalismus, Marginalität und normative Kreativität
- Das Coming-out als zentrale Herausforderung und Chance für die Identitätsentwicklung
- Kritik an der Forschungslage zum Thema Homosexualität und die Bedeutung aktueller Studien
- Formulierung von Forderungen an Politik und Jugendarbeit zur Verbesserung der Situation schwuler und lesbischer Jugendlicher
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Sozialisation schwuler und lesbischer Jugendlicher ein und stellt die Relevanz des Themas im Kontext der Shell Jugendstudie heraus. Es wird erläutert, wie der Begriff Homosexualität definiert und in die Gender Theory und die Queer Theory eingeordnet werden kann.
Der Hauptteil setzt sich mit den psychologischen Abläufen in der Sozialisation schwuler und lesbischer Jugendlicher auseinander. Es wird untersucht, wie die Erfahrungen von Bikulturalismus, Marginalität und normativer Kreativität die Identitätsentwicklung beeinflussen. Das Kapitel beleuchtet die besondere Bedeutung des Coming-outs für den Lebenslauf schwuler und lesbischer Jugendlicher und analysiert die Einflüsse, die auf diesen Prozess wirken. Es werden verschiedene Formen von Coming-out-Gruppen und die dazugehörigen Methoden der Gesprächsführung vorgestellt. Darüber hinaus wird ein kritischer Blick auf die Studienlage zum Thema Homosexualität geworfen und die Shell Jugendstudie in Bezug auf die spezifische Situation von Jugendlichen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung bewertet.
Schlüsselwörter
Homosexualität, Sozialisation, Jugend, Gender Theory, Queer Theory, Coming-out, Bikulturalismus, Marginalität, normative Kreativität, Homophobie, Shell Jugendstudie, Studienlage, Politik, Jugendarbeit.
- Arbeit zitieren
- Thomas Grömling (Autor:in), 2000, Die Bedeutung des Coming-out für die Sozialisation schwuler und lesbischer Jugendlicher, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4628