Die Germania hat aufgrund ihrer Bedeutung und ihrer Einzigartigkeit in der Wissenschaft eine so große Rezeption erfahren, dass die Fülle an Interpretationen beinahe unüberblickbar geworden ist. Je nach Perspektive wurde die Vielzahl der in ihr enthaltenen Informationen schon als Quelle über die Germanen oder über die Römer, über Wertvorstellungen oder über politische Zustände gedeutet. Diese Deutungsvielfalt ergibt sich unter anderem daraus, dass über die Beweggründe, warum Tacitus die Germania schrieb, Unklarheit herrscht – schließlich fehlen in der Arbeit Proömium, Epilog oder sonstige Bemerkungen über die Absichten und Vorsätze des Autors. Für die Frage, wie die vielen einzelnen Auskünfte über die Germanen zu interpretieren sind, ist es aber unerlässlich, die Intentionen des Autors zu verstehen: „Es macht etwas aus, ob Tacitus als Forscher und Geograph, ob er als Sittenprediger, ob er als politischer Tagesschriftsteller oder in welcher Absicht sonst geschrieben hat.“
Um zu prüfen, mit welcher Intention die Germania geschrieben wurde, wird diese zunächst mit all ihren Eigenheiten als Quelle vorgestellt. Anschließend werden die verschiedenen Ansätze zur Entschlüsselung der Intentionen des Autors charakterisiert, wobei sie anhand von Quellenmaterial und Forschungsmeinungen bewertet werden, bevor abschließend ein Ergebnis formuliert wird. Der Zweck dieses Beitrages ist es, durch die gewonnenen Erkenntnisse das Verständnis über die Aussagekraft der Germania zu präzisieren und zu verbessern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Tacitus' Germania
- Die Intention der Germania
- Die Germania im Kontext Tacitus' schriftstellerischer Karriere
- Die Germania als tagespolitische Schrift
- Die Germania als Sittenspiegel
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, die Intentionen des römischen Geschichtsschreibers Tacitus bei der Abfassung seiner „Germania“ zu beleuchten. Dabei wird untersucht, welche Ziele und Motivationen hinter dem Werk standen und welche Bedeutung es im Kontext seiner schriftstellerischen Karriere sowie des römischen Zeitgeschehens hatte. Die Analyse soll zu einem tieferen Verständnis der Aussagekraft der „Germania“ beitragen.
- Die „Germania“ als ethnografische Monografie und ihre formalen Besonderheiten
- Die Rolle der „Germania“ in Tacitus' politischer Karriere und der Einfluss der Herrschaft Domitians
- Die Bedeutung der „Germania“ als tagespolitische Schrift und ihre mögliche Einordnung in die Debatte über die Germanenkriege
- Die „Germania“ als Sittenspiegel und die Frage nach der Moral und der sozialen Ordnung im Römischen Reich
- Die Rezeption der „Germania“ im Laufe der Geschichte und ihre unterschiedlichen Interpretationen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet die Rezeption der „Germania“ in der Wissenschaft. Sie stellt die zentrale Fragestellung nach den Intentionen des Autors sowie die bestehende Forschungslandschaft dar.
Im zweiten Kapitel wird Tacitus' „Germania“ im Kontext ihrer Entstehung und Rezeptionsgeschichte analysiert. Es werden Aspekte wie die formalen Besonderheiten, die historischen Hintergründe und die Bedeutung des Werks beleuchtet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit den verschiedenen Intentionen, die Tacitus bei der Abfassung der „Germania“ verfolgt haben könnte. Dabei werden die Theorien der „Germania“ als ethnografischer Exkurs, als tagespolitische Schrift und als Sittenspiegel vorgestellt und bewertet.
Schlüsselwörter
Tacitus, Germania, Intention, Ethnografie, Politische Schrift, Sittenspiegel, Domitian, Germanenkriege, Rezeption, Historische Bedeutung.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2017, Zwischen "boni mores", Tagespolitik und Karrierekalkül. Eine Untersuchung über die Intentionen der Germania des Tacitus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/463100