Inhalte der Facharbeit sind die Definition des Strukturwandels, die geografische und geologische Einordnung des zu untersuchenden Raums - das Ruhrgebiet - sowie die wesentlichen Ursachen des Strukturwandels. Im Hauptteil wird detailliert untersucht, warum in Oberhausen eine wirtschaftliche Umstrukturierung vom sekundären in den tertiären Wirtschaftssektor nötig war. Am Ende werden die Auswirkungen des Strukturwandelprojekts CentrO auf Oberhausen beschrieben.
Als Strukturwandel bezeichnet man „[…] die Veränderung der relativen Anteile eines Sektors im Zeitverlauf“. Dabei unterscheidet man drei Sektoren: den primären, den sekundären und den tertiären Sektor.
Beim primären Sektor handelt es sich um den Teil der Gesamtwirtschaft, welcher sich mit der Land- und Forstwirtschaft, der Fischerei sowie dem Bergbau beschäftigt. Der sekundäre Sektor umfasst das produzierende Gewerbe und die Industrie. Im tertiären Sektor werden alle Dienstleistungen zusammengefasst.
Wenn es beispielsweise im Laufe der Zeit zu einer Verschiebung der relativen Gewichte des sekundären Sektors zu Gunsten des tertiären Sektors kommt, so spricht man von einem Strukturwandel, was letztlich dazu führt, dass der Gewichtsanteil des tertiären Sektors den sekundären Sektor überholt.
Technische Innovationen sowie ein globaler Wettbewerb führen dazu, dass die Geschwindigkeit eines Strukturwandels deutlich zunimmt. Ein Beispiel für den Strukturwandel stellt das Ruhrgebiet dar, welches in den letzten Jahrzehnten einen Strukturwandel vom Bergbau hin zum Dienstleistungssektor, also vom primären und sekundären hin zum tertiären Sektor vollzogen hat.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Gründe für die Themenwahl
1.2 Vorgehensweise
2. Hauptteil
2.1 Definition „Strukturwandel“
2.2 Geografische und geologische Einordnung des Ruhrgebietes
2.3 Ursachen des Strukturwandels im Ruhrgebiet
2.3.1 Die Kohlekrise
2.3.2 Die Stahlkrise
2.4 Strukturwandel im Ruhrgebiet am Beispiel des CentrO
2.4.1 Vorgeschichte Oberhausens
2.4.2 Das CentrO
2.4.3 Auswirkungen des CentrO auf Oberhausen und Umgebung
3. Zusammenfassung und Ausblick
4. Literaturverzeichnis
5. Anhang
1. Einleitung
1.1 Gründe für die Themenwahl
Wie man in den letzten Wochen und Monaten immer wieder der Presse entnehmen konnte, gab es zahlreiche Tagungen der Kommission für „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“, kurz „Kohlekommission“. Aus Anlass der Klimakrise sollte ein Vorschlag für den Kohleausstieg erarbeitet werden, der Klimaschutz, Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum berücksichtigt. Mittlerweile einigte man sich, dass das letzte Kohlekraftwerk in Deutschland spätestens 2038 geschlossen werden soll. Die betroffenen Regionen und Bürger erhalten als Ausgleich Milliardenhilfen.1
Vor diesem Hintergrund habe ich mich gefragt, wo im Ruhrgebiet bereits Strukturwandel stattgefunden hat und wie die Auswirkungen und Ergebnisse zu bewerten sind. Da ich des Öfteren bereits im CentrO in Oberhausen Einkäufe getätigt habe, gehe ich mit großem Interesse der Frage nach dem Strukturwandel im Ruhrgebiet am Beispiel des CentrO nach, da dieses Einkaufs- und Freizeitzentrum auf einem ehemaligen Zechengelände entstanden ist.
1.2 Vorgehensweise
Die vorliegende Facharbeit behandelt das Thema „Strukturwandel im Ruhrgebiet am Beispiel des CentrO“ in Oberhausen. Zunächst definiere ich „Strukturwandel“, ordne den zu untersuchenden Raum - das Ruhrgebiet - geografisch und geologisch ein und gehe im Folgenden auf die wesentlichen Ursachen des Strukturwandels ein.
Im Hauptteil meiner Facharbeit untersuche ich dann detailliert, warum in Oberhausen eine wirtschaftliche Umstrukturierung vom sekundären in den tertiären Wirtschaftssektor nötig war und beschreibe die Auswirkungen des Strukturwandelprojekts CentrO auf Oberhausen.
2. Hauptteil
2.1 Definition Strukturwandel
Als Strukturwandel bezeichnet man „[…] die Veränderung der relativen Anteile eines Sektors im Zeitverlauf“.2 Dabei unterscheidet man drei Sektoren: den primären, den sekundären und den tertiären Sektor.
Beim primären Sektor handelt es sich um den Teil der Gesamtwirtschaft, welcher sich mit der Land- und Forstwirtschaft, der Fischerei sowie dem Bergbau beschäftigt. Der sekundäre Sektor umfasst das produzierende Gewerbe und die Industrie. Im tertiären Sektor werden alle Dienstleistungen zusammengefasst.3 Wenn es beispielsweise im Laufe der Zeit zu einer Verschiebung der relativen Gewichte des sekundären Sektors zu Gunsten des tertiären Sektors kommt, so spricht man von einem Strukturwandel, was letztlich dazu führt, dass der Gewichtsanteil des tertiären Sektors den sekundären Sektor überholt.4
Technische Innovationen sowie ein globaler Wettbewerb führen dazu, dass die Geschwindigkeit eines Strukturwandels deutlich zunimmt. Ein Beispiel für den Strukturwandel stellt das Ruhrgebiet dar, welches in den letzten Jahrzehnten einen Strukturwandel vom Bergbau hin zum Dienstleistungssektor, also vom primären und sekundären hin zum tertiären Sektor vollzogen hat.5
2.2 Geografische und geologische Einordnung des Ruhrgebietes
Das Ruhrgebiet befindet sich auf der Nordhalbkugel im zentralen europäischen Wirtschaftsraum am nordwestlichen Rand der Bundesrepublik Deutschland, im Bundesland Nordrhein-Westfalen, und erstreckt sich von 6“ 17‘ 24“ – 8“ 00‘ 16“ östlicher Länge und 51“ 13‘ 20“ – 51“ 48‘ 43“ nördlicher Breite.6
Der Regionalverband Ruhr umfasst 53 selbstständige Städte und Gemeinden, davon 13 Großstädte, u.a. Dortmund mit 580.444 Einwohnern, Essen mit 574.635 Einwohnern und Duisburg mit 489.559 Einwohnern und ist mit knapp über 5 Millionen Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von 1.160 Einwohnern pro Quadratkilometer der größte Ballungsraum Deutschlands.7 8 Die Metropole Ruhr besitzt eine Gebietsfläche von 4.436 km², was 13% der Gesamtfläche Nordrhein-Westfalens entspricht. Der höchste Punkt des Ruhrgebiets liegt im Gebiet Wengeberg in Breckerfeld bei 441 m über NN und der niedrigste Punkt liegt bei 13 m über NN im Gebiet Xanten. Die maximale Flächenausdehnung von Nord nach Süd beträgt von Haltern am See bis Breckerfeld 67 km und von Ost nach West von Sonsbeck bis Hamm 116 km.9
Das Ruhrgebiet ist ein Teil des europäischen Steinkohlengürtels, welcher von Katowice in Polen über Nordfrankreich, Belgien und Wales bis nach Mittelengland reicht. Es handelt sich dabei um keinen vollständig homogenen Naturraum, da dieser im Schnittpunkt des Rheinischen Schiefergebirges, der Westfälischen Tieflandebene und der Niederrheinischen Ebene liegt.10 Die unterirdisch gelegenen Steinkohlevorkommen, vor allem jene in der Region Mühlheim bis Dortmund 11, sorgten für einen enormen wirtschaftlichen Einfluss und werden im Süden des Gebiets unmittelbar unter der Erde sichtbar, während sie in Richtung Norden immer tiefer sinken und schließlich von einer Kreidedecke überdeckt werden.12 Außerdem ist das gesamte Ruhrgebiet fast vollständig von Sätteln und Mulden geprägt, welche vom Südwesten in den Nordosten verlaufen und die Verkehrs- und Siedlungsstruktur der Region beeinflussen.13
Das Karbonzeitalter, welches etwa vor 355 Mio. Jahren begann und vor 290 Mio. Jahren endete14, ist für ertragsreiche Kohlevorkommen verantwortlich, die bis zum Rand des nördlichen Schiefergebirges reichen und sich in Richtung Norden immer weiter unter die Erdoberfläche vertiefen.15
2.3 Ursachen des Strukturwandels im Ruhrgebiet
2.3.1 Die Kohlekrise
Die Kohlekrise beschreibt eine der wesentlichen Ursachen des Strukturwandels im Ruhrgebiet. Einhundertfünfzig Jahre lang bestimmte die Fördermenge der Kohle den wirtschaftlichen und sozialen Erfolg in und außerhalb des Ruhrgebiets, bis im Jahre 1958 ein Schrumpfungsprozess des Kohlenbergbaus einsetzte.16 Es sind zwei wesentliche Gründe für die Kohlekrise anzuführen. Zum einen herrschte im Ruhrgebiet eine ausgeprägte Monostruktur, welche nicht sonderlich offen für neue Wirtschaftszweige war. Somit konnte keine bedeutsame wirtschaftliche Dynamik entstehen. Zum anderen sank die Nachfrage nach Ruhrkohle deutlich, da sowohl in der Industrie als auch in den Haushalten Kohle durch Erdöl und billigere Importkohle ersetzt wurde. In der Folge sanken die Preise und die Nachfrage nach der Ruhrkohle, was wiederum zu einer Existenzbedrohung der Menschen in und außerhalb des Ruhrgebiets führte, da viele ihr Einkommen direkt im Bergbau oder indirekt in den Folgeindustrien bezogen. Im Jahre 1966 waren schließlich nur noch circa die Hälfte der Erwerbstätigen in der Bergbau- und Stahlindustrie tätig.17
2.3.2 Die Stahlkrise
Die Stahlkrise in den 70er-Jahren beschreibt die zweite wesentliche Ursache des Strukturwandels im Ruhrgebiet. Nach dem Ölpreisschock 1973 war der Massenstahl schnell zunehmender internationaler Konkurrenz unterlegen, da nun auch in Schwellenländern Stahl mithilfe von deutschem Know-how produziert werden konnte. Neben diesen Schwellenländern galt auch Japan als großer Konkurrent, da sich Japan bereits seit den 60er-Jahren eine eigene Stahlindustrie aufbaute und Hüttenwerke mit zehn bis zwölf Millionen Tonnen Ertrag keine Seltenheit waren18
Während das Ruhrgebiet Mitte der 70er-Jahre noch 20 selbstständige Hüttenwerke verzeichnen konnte, waren es im Jahre 1988 schließlich noch acht. Von 1974 bis 1988, also innerhalb von 14 Jahren, sank die Stahlproduktion um ca. 22 Mio. Tonnen auf 28 Mio. Tonnen. Die Beschäftigungszahl halbierte sich und lag schließlich im Jahre 1988 bei 157.000 Beschäftigten. Wie auch bei der Kohle wurde der Massenstahl, wenn auch in geringerem Umfang, vom Weltmarkt verdrängt. Die Automobilindustrie setzte beispielsweise auf eine Leichtbauweise, welche deutlich materialeffizienter war. 19 20
2.4 Strukturwandel im Ruhrgebiet am Beispiel des CentrO
2.4.1 Vorgeschichte Oberhausens
„Oberhausen gilt als Wiege der „Ruhrindustrie““.21 Im Jahre 1758 verzeichnete die Region durch die Gründung der St. Antony-Hütte erstmals eine Verhüttung von Erz. In den folgenden 230 Jahren bestimmten Stahl und Kohle die wirtschaftliche Prosperität, also den wirtschaftlichen Aufschwung Oberhausens. Bereits 30 Jahre nach der Gründung der St. Anthony-Hütte entstanden die Hütten „Gute Hoffnung“ und „Neu Essen“, welche sich 1808 zusammen mit der St. Anthony-Hütte unter dem Namen „Gutehoffnungshütte“ zusammenschlossen. Nachdem sich 1929 die bis dato selbstständigen Städte Osterfeld, Alt- Oberhausen und Sterkrade zur Stadt Oberhausen zusammenschlossen, verringerte sich ab Ende der 60er-Jahre kontinuierlich die Anzahl der Zechen und die damit verbundene Anzahl der Beschäftigten in der Montanindustrie. Mitte der 80er-Jahre verschärfte sich dieser Prozess aufgrund des Zusammenspiels von Kohlekrise in den 50er-Jahren und Stahlkrise in den 70er-Jahren. Schließlich wurde 1992 mit der Zeche Osterfeld der Bergbau in Oberhausen vollständig eingestellt. Dem daraus resultierenden wirtschaftlichen Niedergang folgte außerdem eine kontinuierliche Abwanderung der Oberhausener Bevölkerung. Von 1965 bis 1987 sank die Einwohnerzahl von 260.000 auf 220.000 Bürger. Im Zuge dessen verringerte sich die Kaufkraft, was sich ebenfalls negativ auf die Einzelhandelsqualität auswirkte. Während die Stadt Oberhausen hohen Steuerausfällen aufgrund vorhandener Monostruktur begegnete, mussten Sozialleistungen infolge einer hohen Arbeitslosigkeit erhöht werden. Die Stadt war finanziell eingeschränkt und wies im Jahre 1990 einen Schuldenstand von 237,9 Millionen Euro auf.22 Die Stadt Oberhausen verfolgte das Ziel, durch eine nachhaltige Umstrukturierung die Wirtschaftslage zu verbessern. Diese Umstrukturierung infolge des Strukturwandels fand in der Stadt Oberhausen vor allem auf der ehemaligen industriellen Zechenlandschaft statt. An Stelle von alten Industrieanlagen entstanden beispielsweise Kulturstätten, Parkhäuser oder Wohnanlagen. So kam es dazu, dass auf stillgelegten Industrieflächen in der Stadt Oberhausen ein Einkaufszentrum erbaut wurde. Es entstand eines der nach wie vor meist besuchten Einrichtungen des Ruhrgebiets, das CentrO in Oberhausen.23 Die Folge war ein Wandel des Arbeitsmarktes von der Massengüterproduktion im sekundären Sektor hin zu mehr Dienstleistungsberufen im tertiären Sektor. Während in Oberhausen im Jahre 1981 noch 52% der Beschäftigten im sekundären Sektor tätig waren, verringerte sich der Anteil bis zum Jahre 2013 auf 28,7%. Im tertiären Sektor war in gleicher Zeitspanne ein Wachstum von 31% festzustellen.24
[...]
1 vgl. Handelsblatt: Kohleausstieg
2 Seidel, Neuhaus, Infoblatt Strukturwandel im Ruhrgebiet
3 Vgl. Seidel, Neuhaus, Infoblatt Strukturwandel im Ruhrgebiet
4 Vgl. Klein, Struktureller Wandel
5 Vgl. Seidel, Neuhaus, Infoblatt Strukturwandel im Ruhrgebiet
6 Vgl. Regionalverband Ruhr: Metropole Ruhr - das neue Ruhrgebiet Städtelandschaft mitten in Europa
7 Siehe Anhang, Abbildung 4
8 Vgl. Regionalverband Ruhr: Metropole Ruhr - das neue Ruhrgebiet. Diff. Bevölkerungsstruktur
9 Vgl. Regionalverband Ruhr: Metropole Ruhr - das neue Ruhrgebiet Städtelandschaft mitten in Europa
10 Vgl. Metropoleruhr: Regionalkunde Ruhrgebiet - Die Geologie und Oberflächengestalt des Ruhrgebietes
11 Vgl. Diercke Weltatlas, Seite 36, Karte 1
12 Vgl. Pennig, Uhlenbrock, Neuhaus, Infoblatt Ruhrgebiet - Naturraum
13 Vgl. Metropoleruhr: Regionalkunde Ruhrgebiet - Die Geologie und Oberflächengestalt des Ruhrgebietes
14 Vgl. Weddige: Erdgeschichte - Karbon
15 Vgl. Metropoleruhr: Regionalkunde Ruhrgebiet - Die Geologie und Oberflächengestalt des Ruhrgebietes
16 Vgl. Golombek, Osses, Schichtwechsel, Seite 30
17 Vgl. Pennig, Uhlenbrock, Neuhaus: Infoblatt Strukturwandel im Ruhrgebiet
18 Vgl. Metropoleruhr: Regionalkunde Ruhrgebiet - Die Stahlkrise der 1970er Jahre
19 siehe Anhang, Abbildung 2
20 Vgl. Metropoleruhr: Regionalkunde Ruhrgebiet - Die Stahlkrise der 1970er Jahre
21 Brune, CentrO Oberhausen – Die verschobene Stadtmitte, Seite 15
22 Vgl. Brune, CentrO Oberhausen – Die verschobene Stadtmitte Seite 15
23 Vgl. Pennig, Hebold, Infoblatt CentrO
24 siehe Anhang, Abbildung 3, M 1
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