Charles Baudelaire ist vor allem für sein lyrisches Werk bekannt und hierbei für seinen Gedichtzyklus Les Fleurs du Mal. Durch ihn gilt Baudelaire heute als der erste Dichter der Moderne. Doch vergisst man darüber hinaus oft sein Prosawerk, wie z. B. seine Prosagedichtsammlung Le Spleen de Paris,seine Übersetzungen des amerikanischen Kurzgeschichtenautors Edgar Allen Poe und seine einzige Novelle La Fanfarlo, mit der ich mich in dieser Arbeit auseinandersetzen werde.
La Fanfarlo ist ein Frühwerk Baudelaires, das 1847 in der Zeitschrift „Bulletin de la Société des Gens de Lettres“ von ihm veröffentlicht wurde, wahrscheinlich aber schon 1845/46 entstanden ist. Der Plot orientiert sich dabei auffällig stark an Honoré de Balzacs Roman Béatrix,in dem der galante La Palférine von einer edlen Dame gebeten wird, die Dirne Béatrix zu verführen, die ihr den Mann abspenstig macht. Der junge Herzensbrecher ist durch seine ungezwungene Arroganz erfolgreich und die Ehe der beiden Herrschaften ist vorerst gerettet.31993 wurde die Erzählung Une grande Coquette entdeckt, die 1842 in der Zeitschrift „La Patrie“ erschienen war. Autor der zweiteiligen Kurzgeschichte war Privat d’Anglemont, ein Journalist und Schriftsteller, der aber mehr durch seine dandyhafte Erscheinung beeindruckte als durch literarischen Glanz. Baudelaire verband mit d’Anglemont eine alte Freundschaft, vor allem in den Jahren zwischen 1840 und 1847. Die Personenkonstellation und das Handlungsgeschehen (bis auf einige Details) sind mit La Fanfarlo identisch und so kann davon ausgegangen werden, dass Une grande Coquette die direkte Vorlage für Baudelaires Novelle war.
Beinahe alle Literaturwissenschaftler, die sich mit La Fanfarlo befasst haben, stellen den Bezug zu Baudelaires Leben in den Vordergrund. Und in der Tat spricht einiges für eine biographische Interpretation des Textes. Doch sollte dabei die literaturwissenschaftliche Binsenweisheit nicht übergangen werden, dass der Autor mit dem Erzähler nicht identisch ist. Gezeigt werden soll also in dieser Arbeit die Ähnlichkeit des Protagonisten Samuel Cramer mit dem jungen 25jährigen Charles Baudelaire und wie sich das Leben und Denken des Poeten in seiner Novelle niederschlägt. Dabei soll nachgewiesen werden, dass Cramer für mehr steht als nur für sich selbst und dass es bei den beiden Frauen ebenso ist.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Leben und Charakter Baudelaires
- III. Samuel Cramer und sein Schöpfer
- IV. „La femme est naturelle, c'est-à-dire abominable”
- V. Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Charles Baudelaires Novelle "La Fanfarlo" und untersucht, wie das Leben und Denken des Dichters sich in seiner Geschichte niederschlagen. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Ähnlichkeit des Protagonisten Samuel Cramer mit dem jungen Baudelaire aufzuzeigen und die Rolle der beiden Frauen im Text zu analysieren.
- Die Verbindung zwischen Baudelaires Leben und "La Fanfarlo"
- Die Darstellung des Dandyismus in der Novelle
- Baudelaires Frauenbild und dessen Relevanz in "La Fanfarlo"
- Die Rolle des Protagonisten Samuel Cramer
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Die Einleitung stellt Baudelaires Werk "La Fanfarlo" im Kontext seines Gesamtwerks vor und erklärt die Bedeutung der Novelle. Sie erwähnt auch die Inspiration Baudelaires durch Honoré de Balzacs "Béatrix" und die Kurzgeschichte "Une grande Coquette" von Privat d'Anglemont.
- II. Leben und Charakter Baudelaires: Dieser Abschnitt beleuchtet die Biographie Baudelaires, insbesondere die Zeit zwischen 1839 und 1847. Es werden seine Kindheit, sein Verhältnis zu seiner Mutter und seinem Stiefvater sowie seine finanziellen Schwierigkeiten behandelt.
- III. Samuel Cramer und sein Schöpfer: Hier wird eine Gegenüberstellung von Samuel Cramer, dem Protagonisten der Novelle, mit Charles Baudelaire vorgenommen. Die Arbeit untersucht die Ähnlichkeiten zwischen den beiden und analysiert, wie Baudelaires eigenes Leben und Denken in der Figur des Cramer zum Ausdruck kommen.
- IV. „La femme est naturelle, c'est-à-dire abominable“: Dieser Abschnitt befasst sich mit Baudelaires Frauenbild und wie es sich in der Novelle, insbesondere in der Figur der Mme de Cosmelly, widerspiegelt. Es werden die komplexen Beziehungen zwischen den Geschlechtern und die Rolle der Frau in der Gesellschaft thematisiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Charles Baudelaire, La Fanfarlo, Dandyismus, Frauenbild, Protagonist, Samuel Cramer, Mme de Cosmelly, Leben, Denken, Novelle, Literaturgeschichte, 19. Jahrhundert, Frankreich.
- Quote paper
- Florian Burkhardt (Author), 2005, La Fanfarlo. Baudelaires Novelle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46346