Aufgabe dieser Hausarbeit wird es sein, die Prognose zu klären, ob die von Max Weber postulierte asketische Lebensführung in der Moderne tatsächlich erodiert und was die zeitgenössische Forschung über diesen Verlauf beschreibt. Im Zuge dessen wird die Falsifizierung oder Verifizierung der Fragestellung durch die Betrachtung von Charles Taylors "Zeitalter der Authentizität“ und die Idee des „neuen Geistes des Kapitalismus“ von Luc Boltanski und Ève Chiapello erschlossen. Die genannten Veröffentlichungen beschreiben die moderne Gesellschaft als eine, die sich aus einem historischen Standpunkt verändert hat.
Der Rückgang der katholischen und evangelischen Religionsanhänger ist ein Phänomen, das in den Medien und in den modernen soziologischen Zeitschriften immer größere Präsenz erhält. Dieser Rückgang steht in einem engen Zusammenhang zu einem Wertewandel, der seit den 1960er Jahren stetig in Deutschland voranschreitet und eine normative Veränderung der ästhetischen Ideale mit sich zieht. Die Soziologie und die Sozialphilosophie postuliert, dass die protestantische Arbeitsethik, wie sie von Max Weber konzipiert und erläutert wurde, erodiert und durch eine andere Ethik ersetzt wird. Ideale wie Autonomie, Expressivität, Authentizität und eine allgemeine ästhetische Lebensführung verdichten sich zu einem Kern, der den Inhalt dieser neuen Ethik bildet. Die Aspekte dieser Ethik weisen klare Parallelen zu der, in der Historie bereits bekannten und gut erschlossenen, romantischen Lebensführung auf.
Der Wertewandel, der sich laut Ronald Inglehart als Folge des zweiten Weltkrieges herauskristallisierte, lieferte das Fundament für den Abbau des Puritanismus und den Aufbau des allgemeinen modernen Wertekanons der okzidentalen Welt. Die Weiterentwicklung der Wirtschaft, die das moderne Konsumverhalten begründet, die Bildungsexpansion - die vor allen Dingen ein massives Wachstum des tertiären Bildungssektors zur Folge hat - sowie die allgemeingültige Zugänglichkeit zu monetärerer Absicherung in Krisenzeiten stellen einen wesentlichen Unterschied zu der historischen romantischen Ethik dar. Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts war die artistische Lebensführung nur einem kleinen Kreis der oberen Gesellschaftsschichten zugänglich. In der Moderne jedoch können sogar, mit vergleichsweise erschwerten Grundvoraussetzungen, die sozialen Klassen und Schichten dem artistischen und ästhetischen Lebenslauf nachgehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entstehung des Kapitalismus: Die protestantische Lebensführung und die innerweltliche Askese
- Die Theorie des Wertewandels von Ronald Inglehart
- Die Modernisierungstheorien
- Charles Taylor: Die Ethik der Authentizität
- Luc Boltanski und Ève Chiapello: Der neue Geist des Kapitalismus
- Die moderne Lebensführung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Wandel von der innerweltlichen Askese zur modernen Lebensführung. Sie analysiert, ob die von Max Weber postulierte asketische Lebensführung in der Moderne erodiert ist und welche zeitgenössischen Forschungsansätze diesen Prozess beschreiben. Die Arbeit beleuchtet den Zusammenhang zwischen dem Rückgang religiöser Zugehörigkeit und dem Wertewandel, der seit den 1960er Jahren zu beobachten ist.
- Der Wandel der protestantischen Arbeitsethik
- Der Einfluss des Wertewandels auf die Lebensführung
- Die Modernisierungstheorien von Taylor, Boltanski und Chiapello
- Die Rolle des Kapitalismus im gesellschaftlichen Wandel
- Der Zusammenhang zwischen Religion und Rationalisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Entstehung des Kapitalismus: Die protestantische Lebensführung und die innerweltliche Askese: Dieses Kapitel untersucht Webers These vom Zusammenhang zwischen protestantischer Ethik und der Entstehung des Kapitalismus. Weber argumentiert, dass die "Entzauberung der Welt" durch den Protestantismus und das Fehlen der Möglichkeit zur Buße zu einem rational motivierten Handeln führten, welches die Entwicklung des Kapitalismus begünstigte. Die fehlende "Heilsgewissheit" zwang die Protestanten zu "gutem Werk" in Form von Berufstätigkeit, was ökonomischen Rationalismus und Profitstreben förderte. Der "Geist des Kapitalismus" entsteht somit aus einer religiösen Motivation heraus, die letztendlich die Grundlage für die moderne, rationale Lebensführung legte.
Schlüsselwörter
Protestantische Ethik, Innerweltliche Askese, Wertewandel, Modernisierung, Kapitalismus, Rationalisierung, Authentizität, Expressivität, Ronald Inglehart, Charles Taylor, Luc Boltanski, Ève Chiapello, Max Weber.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: Wandel der Lebensführung von der innerweltlichen Askese zur Moderne
Was ist der zentrale Gegenstand des Textes?
Der Text untersucht den Wandel der Lebensführung von der innerweltlichen Askese, wie sie Max Weber im Zusammenhang mit der Entstehung des Kapitalismus beschrieb, zur modernen Lebensführung. Es wird analysiert, inwiefern die asketische Lebensführung in der Moderne erodiert ist und welche zeitgenössischen Theorien diesen Wandel erklären.
Welche Theorien werden im Text behandelt?
Der Text behandelt die Theorie des Wertewandels von Ronald Inglehart und verschiedene Modernisierungstheorien. Im Fokus stehen dabei die Ansätze von Charles Taylor ("Ethik der Authentizität") und Luc Boltanski und Ève Chiapello ("Der neue Geist des Kapitalismus"). Diese Theorien werden im Kontext des Wandels der protestantischen Arbeitsethik und des Einflusses des Wertewandels auf die Lebensführung diskutiert.
Wie beschreibt der Text die Entstehung des Kapitalismus?
Der Text bezieht sich auf Max Webers These, dass die protestantische Ethik und die innerweltliche Askese die Entstehung des Kapitalismus begünstigten. Die "Entzauberung der Welt" und das Fehlen von Möglichkeiten zur Buße führten zu rationalem Handeln und ökonomischem Rationalismus, der durch das Streben nach "gutem Werk" in Form von Berufstätigkeit verstärkt wurde. Dieser "Geist des Kapitalismus" entstand somit aus religiösen Motiven und legte den Grundstein für die moderne, rationale Lebensführung.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral für den Text?
Zentrale Schlüsselbegriffe sind: Protestantische Ethik, Innerweltliche Askese, Wertewandel, Modernisierung, Kapitalismus, Rationalisierung, Authentizität, Expressivität, Ronald Inglehart, Charles Taylor, Luc Boltanski, Ève Chiapello und Max Weber.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Die Entstehung des Kapitalismus: Die protestantische Lebensführung und die innerweltliche Askese, Die Theorie des Wertewandels von Ronald Inglehart, Die Modernisierungstheorien (mit Unterkapiteln zu Charles Taylor und Boltanski/Chiapello), Die moderne Lebensführung und Fazit.
Welchen Zusammenhang stellt der Text zwischen Religion und Rationalisierung her?
Der Text untersucht den Zusammenhang zwischen dem Rückgang religiöser Zugehörigkeit und dem Wertewandel seit den 1960er Jahren. Er analysiert, wie die ursprünglich religiös motivierte asketische Lebensführung im Kontext der Rationalisierung und Modernisierung der Gesellschaft transformiert wurde und welche neuen Werte und Lebensweisen sich herausbildeten.
Welche Zielsetzung verfolgt der Text?
Der Text zielt darauf ab, den Wandel von der innerweltlichen Askese zur modernen Lebensführung zu untersuchen und zu analysieren, welche zeitgenössischen Forschungsansätze diesen Prozess beschreiben. Es wird der Zusammenhang zwischen dem Rückgang religiöser Zugehörigkeit und dem Wertewandel beleuchtet.
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- Philipp Nern (Author), 2018, Erodiert die asketische Lebenführung in der Moderne?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/463562