Das Sein wurde in der westlichen Philosophiegeschichte immer als ein vollständig beschreibbares System bestimmter Relationen, als etwas sozusagen Dichtes aufgefasst.
Doch zugleich legt der Blick auf die Vielfalt der Weltbilder innerhalb der Weltgeschichte die Vermutung nahe, dass der Mensch selbst das zu erkennende Sein mitschöpft.
Cornelius Castoriadis entwickelte ein radikales Gegenmodell zu aller bisherigen abendländischen Philosophie und einen Ausblick auf eine neue Ontologie, die den schöpferischen Anteil im menschlichen Erkennen der Welt mitberücksichtigen sollte.
Abseits der Konzepte postmoderner Beliebigkeit konstatierte er im einzelnen Individuum und im „anonymen Kollektiv“ einer Gesamtgesellschaft eine Fähigkeit, die das Sein zugleich strukturiert und durch die geschaffene Struktur erkennt: das „Imaginäre“.
Sein Opus magnum „Gesellschaft als imaginäre Institution“ thematisiert ausführlich das Verhältnis von bisheriger Philosophie und „gesellschaftlichem Imaginären“, von Subjekt und Gesellschaft und von Heteronomie und Autonomie des Einzelnen und des Kollektivs. Es endet mit einem Ausblick auf eine mögliche autonome Handhabung des „gesellschaftlichen Imaginären“ durch den Menschen.
Dabei zerfällt das Buch in zwei große Teile: Am Beginn steht die radikale Marxismuskritik des ehemaligen Trotzkisten Castoriadis, aus der sich im Verlauf des ersten Hauptteils eine grundlegende Kritik an der bisherigen abendländischen Philosophie und ihrer „Identitäts- und Mengenlogik“ entspinnt. Der zweite Hauptteil ist in der Hauptsache geprägt durch die Auseinandersetzung mit den Theorien Freuds und durch die Frage des Verhältnisses des Einzelnen zum gesellschaftlichen Imaginären. Eine zentrale Rolle nimmt hierbei die Frage der Sozialisation des Subjektes ein.
Dem entsprechend zerfällt auch die vorliegende Arbeit in zwei Hauptteile, die sich grob gesprochen mit der Genese des Begriffes des Imaginären in „Gesellschaft als imaginäre Institution“ bzw. mit dem Komplex der Sozialisation des Einzelnen beschäftigen. An diese beiden Hauptteile schließt sich ein Kapitel über die Kompatibilität einzelner geschichtsphilosophischer Ansätze mit den Postulaten Castoriadis‘, sowie über die Wechselwirkung seiner Philosophie mit zwei sich in kritischer Nachfolge zur „Annales-Schule“ befindlichen französischen Historikern an.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Das Konzept des Imaginären
1. Castoriadis‘ Kritik an der marxistischen Geschichtsauffassung
a. Unzulässige Verallgemeinerungen: die Absolutsetzung der kapitalistischen
Gesellschaft und der verzerrte Blick auf vorkapitalistische Gesellschaften
b. Dialektischer Materialismus als verkappter Idealismus
2. Identitäts- und Mengenlogik, Einheit des Seins
a. Widersprüche innerhalb der Identitäts- und Mengenlogik
b. Die Institution
3. Das Magma und der Ausblick auf eine neue Ontologie
III. Das Subjekt zwischen radikalem Imaginären und gesellschaftlicher Institution
1. Das radikale Imaginäre
a. Der „Ursprung“: die psychische Realität, die „psychische Monade“, das Ungesonderte
b. Erstes Aufbrechen der psychischen Monade in der „triadischen Phase“
2. Subjekt und gesellschaftliches Imaginäres
a. Vom Ödipuskomplex
b. Eine Welt von Dingen
c. Endgültige Aufgabe der Allmachtsvorstellung des Subjektes
3. Das gesellschaftliche Individuum
a. Die Verbindlichkeit des gesellschaftlichen Imaginären für das Subjekt
b. Die Rolle der Sublimierung
c. „Reservate“ des radikalen Imaginären in der Gesellschaft und die Potenz zur Veränderung
IV. Aus- und Rückblick von der Philosophie Castoriadis‘ auf Geschichtsphilosophie und Geschichtswissenschaft
V. Verwendete Literatur
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- Christian Albert Planteu (Author), 2019, Das radikale und das gesellschaftliche Imaginäre. Der Einzelne und die Gesellschaft bei Cornelius Castoriadis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/463620
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