In Imitation-Found-Footage-Horrorfilmen wird suggeriert, der Film bestehe aus real existierendem, gefundenem Filmmaterial. Anfangs sollte dem Rezipienten mittels dieser Form ein Eindruck von abgebildeter Realität auf der Kinoleinwand vermittelt werden. Inzwischen werden die Authentizitätsangebote aber zu reinen charakteristischen Stilmitteln des IFF-Horrorfilms, die die Verweisfunktion auf die Realität verlieren.
Mit dieser These ist folgende übergeordnete Forschungsfrage verknüpft: Anhand welcher konkreten formal-ästhetischen Mittel werden in IFF-Horrorfilmen potenzielle Authentizitätsangebote an die Rezipienten gemacht? Zur Untersuchung der These wird folgendermaßen vorgegangen: Zunächst werden die theoretischen Grundlagen dargelegt.
Als erstes wird dazu ein für diese Arbeit kompatibler Authentizitätsbegriff in Bezug zum Medium Film erarbeitet. Dabei müssen die Realitätsbezüge eines Filmes berücksichtigt werden. Authentizität stellt letztlich ein subjektives Phänomen des Rezipienten dar, das erst durch das kommunikative Zusammenspiel der vormedialen Realität, des filmischen Gegenstandes, der Filmtechnik sowie der Realitätsebene, auf der rezipiert wird, entstehen kann.
Vor diesem Hintergrund kann in der zweiten Hälfte der Arbeit klargestellt werden, dass die charakteristische Amateurästhetik im IFF-Horrorfilm von im Laufe der Dokumentarfilmgeschichte immer raffinierter gewordenen Authentizitätsstrategien inspiriert wurde. Es soll umfassend untersucht werden, welche Bildästhetik, Bildmontage und welches Sounddesign bestimmte formal-ästhetische Gestaltungen in der filmischen Realität der IFF-Horrorfilme sichtbar machen, um diese Gestaltungen dann gegebenenfalls als potenzielle Authentizitätssignale zu deuten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Authentizitätsmechnismus basierend auf den filmischen Realitätsschichten
- Der Authentizitätsbegriff als rezeptionsphänomenologisches Phänomen
- Realitätsschichten des Filmes und Verneinung von Wirklichkeitsabbildung
- Der Authentizitätsprozess in Bezug zum Film
- Dokumentarfilmtypen und ihre Authentizitätsstrategien
- Realitätsabbildung durch Kommentierung und Inszenierung
- Realitätsabbildung durch Beobachtung
- Realitätsabbildung durch Reflexion
- Realitätstäuschung durch die Mockumentary
- Authentizität im Horrorfilm
- Realistic Horror
- Das Imitation Found Footage-Horrorsubgenre
- Formal-ästhetische Wandlungen im I.F.F.-Horrorsubgenre
- Kameratypen
- Prägnante reflexive Kamerasequenzen im I.F.F.-Horrorfilm
- Vom funktionslosen Aufnahmemodus zur „,glatten“ Bildhästhetik
- Montage
- Steigerung professioneller Montageverläufe
- Ökonomische Schnittfolgen
- Tongestaltung
- Diegetische Klänge als nichtdiegetischer Musikersatz
- Das monotone Klangobjekt
- Nichtdiegetische Verstärkungseffekte
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Subgenre des Imitation-Found-Footage-Horrorfilms und untersucht, inwiefern die dokumentarische Form, die diesem Subgenre innewohnt, im Laufe seiner Geschichte von 1999 bis in die Gegenwart funktionslos wird. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, welche konkreten formal-ästhetischen Mittel in I.F.F.-Horrorfilmen eingesetzt werden, um Authentizitätsangebote an den Rezipienten zu machen.
- Der Authentizitätsbegriff im Kontext des Mediums Film
- Die Entwicklung des I.F.F.-Horrorsubgenres von den Anfängen bis zur Gegenwart
- Formal-ästhetische Veränderungen im I.F.F.-Horrorfilm, insbesondere in Bezug auf Kamera, Montage und Tongestaltung
- Die Rolle des „Found Footage“-Topos in Bezug auf die Authentizitätsvermittlung
- Die Rezeption des I.F.F.-Horrorsubgenres durch das Publikum
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik des I.F.F.-Horrorsubgenres ein und erläutert die Relevanz des Authentizitätsbegriffs in diesem Zusammenhang. Dabei wird auf das Beispiel von Orson Welles' „The War of the Worlds“ sowie „The Blair Witch Project“ zurückgegriffen, um die Bedeutung von formalen Stilmitteln für die Authentizitätsvermittlung zu verdeutlichen.
- Der Authentizitätsmechnismus basierend auf den filmischen Realitätsschichten: Dieses Kapitel definiert den Authentizitätsbegriff im Hinblick auf den Film und untersucht die Realitätsbezüge des Mediums. Es greift dabei auf das Realitätschichtenmodell von Eva Hohenberger zurück, um die Interaktion von vormedialer Realität, filmischem Gegenstand und Rezeptionsebene in Bezug auf die Authentizitätswahrnehmung zu beleuchten.
- Dokumentarfilmtypen und ihre Authentizitätsstrategien: In diesem Kapitel werden verschiedene Dokumentarfilmtypen und ihre spezifischen Authentizitätsstrategien vorgestellt, die für die Analyse des I.F.F.-Horrorsubgenres relevant sind. Es werden dabei die folgenden Typen betrachtet: Realitätsabbildung durch Kommentierung und Inszenierung, Realitätsabbildung durch Beobachtung, Realitätsabbildung durch Reflexion sowie die Mockumentary.
- Authentizität im Horrorfilm: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Rolle der Authentizität im Horrorfilm. Neben dem „Realistic Horror“ wird hier insbesondere das Subgenre des „Imitation Found Footage“ näher beleuchtet. Es werden dabei die charakteristischen Merkmale und die Entwicklung dieses Subgenres im Laufe der Zeit beschrieben.
- Formal-ästhetische Wandlungen im I.F.F.-Horrorsubgenre: Dieses Kapitel untersucht die formal-ästhetischen Veränderungen im I.F.F.-Horrorsubgenre. Es werden dabei insbesondere die Entwicklungen in Bezug auf Kameratypen, Montage und Tongestaltung analysiert. Der Fokus liegt dabei auf den konkreten stilistischen Mitteln, die in I.F.F.-Horrorfilmen eingesetzt werden, um eine bestimmte Atmosphäre zu erzeugen und Authentizität zu vermitteln.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselbegriffe dieser Arbeit sind: Authentizität, Imitation-Found-Footage-Horrorfilm, Dokumentarfilm, Realitätsabbildung, Filmtechnik, Kamera, Montage, Ton, Subgenre, Rezeption.
- Quote paper
- Andreas Janke (Author), 2018, Authentizität im Horrorfilmgenre Imitation Found Footage. Von "The Blair Witch Project" bis in die Gegenwart, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/463736