Aggression. Soziologische Thesen und biologische Theorie zur Entstehung von Aggression


Referat (Ausarbeitung), 2018

14 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Definition Aggression
1.1. Was ist Aggressivität?
1.2. Konstellative Faktoren

2. Soziologischen Thesen zur Aggression
2.1. Frustrations-Aggressions-Hypothese nach Dollard
2.2. Trieb- oder Hydrauliktheorie nach K. Lorenz
2.3. Sündenbock Hypothese
2.4. Lernpsychologische Theorie von A. Bandura und H. Selg
2.5. Theorie Erregungstransfer

3. Biologische Theorie zur Entstehung von Aggression

4. Formen der Aggression

5. Fazit / Bedeutung für die Soziale Arbeit

6. Literaturverzeichnis

1. Was ist eigentlich Aggression?

Im Lexikon wird Aggression als affektbedingtes Angriffsverhalten des Menschen bezeichnet, als völkerrechtswidrige Angriffshandlung eines Staates oder als gegen einen Rivalen gerichtete Angriffshandlung bei Tieren.

Übersetzt bedeutet das lateinische „aggredi“ aber nur herangehen, in Angriff nehmen, hat also eine durchaus auch positive Bedeutung.

Definition von Aggression bzw. Aggressivität:

Petermann und Petermann (1985) definieren Aggression als das “Verhalten, das darauf ausgerichtet ist, jemanden anderen direkt oder indirekt zu schädigen” (S. 3). “Von aggressivem Verhalten”, so betonen sie, “sollte aber nur gesprochen werden, wenn eine zielgerichtete Schädigung erfolgt” (S. 6).

Aggression wird in der Psychologie als physisches oder verbales Verhalten mit der Absicht zu verletzen oder zu zerstören verstanden. Die Verhaltensforschung unterscheidet zwischen Aggression und Aggressivität Aggression bedeutet Angriff auf ein anderes Lebewesen, Aggressivität ist die Bereitschaft zu kämpfen.

Die Diskussion über menschliche Aggressivität wird von Kontoversen beherrscht, die es sinnvoll erscheinen lassen bekannte Standpunkte über die Aggression darzustellen.

1.1. Und was ist Aggressivität?

Aggressivität ist die Grundlage der Aggression, dabei kann sie aus verschiedensten Gefühlen bestehen, denn meistens spielen mehrere Faktoren zusammen. Ärger, Zorn, Wut, Gereiztheit und oft auch Hass sind genauso Auslöser wie Neid und Eifersucht. Sogar von anderen als Kleinigkeiten empfundene Dinge wie ein Verstoß gegen die guten Sittenkönnen bei einem Menschen Aggressionen erzeugen. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass Aggression immer aus Aggressivität entsteht, dass aber längst nicht jede Aggressivität Gewalt hervorruft. Vielmehr wird diese, wie beim Tragen einer Maske, oft hinter betonter Freundlichkeit versteckt. So kann es vorkommen, dass Feldherren, die für den Tod von mehreren tausend Menschen verantwortlich sind, doch als Kunstliebhaber und ausgesprochen feingeistige Charaktere beschrieben werden, zum Beispiel Offiziere im zweiten Weltkrieg. (K. Scherer: Der aggressive Mensch)

1.2. Konstellative Faktoren

Die Konstellativen Faktoren beeinflussen Theorie unabhängig das entstehen bzw. nicht entstehen Aggressionen.

Dabei gibt es drei übergeordnete Faktoren Felder:

- Die Reziprozitätsnorm: Diese besagt, dass derjenige der Opfer einer Gewalttat geworden ist, dass Recht hat ebenfalls Gewalt gegen diese Person auszuüben. Dies geht zurück auf das biblische Talionsprinzip à Auge um Auge und Zahn um Zahn
- Der Gruppendruck: Gerade der Gruppendruck bringt in Bezug auf Aggressionen und ihrer Entstehung eine große Dynamik in die Sache. So kann man jedes Mal, wenn sich die G8/G9 Statten treffen beobachten, wie zum einen gewalttätige Gruppen die Lage eskalieren lassen und auch Leute von dieser Dynamik mitgerissen werden die vorher gar nicht geplant hatten Steine zu werfen und zum anderen wie friedliche Gruppen von Menschen durch ihre Aktionen andere davon abhalten ihr aggressives Verhalten auszuleben.
- Umgebungseinflüsse: Das Wissen darum, dass Umgebungseinflüsse sowohl positiv als negativ auf die Entstehung von Aggressionen Einfluss haben ist wohl keine neue Erkenntnis. Jeden Sommer kann man beobachten wie Hitze in Verbindung mit Menschenansammlungen aus noch so friedlichen Menschen Gewalt bereite Individuen macht.

2. Soziologischen Thesen zur Entstehung von Aggression

Es gibt verschieden Thesen zu der Entstehung von Aggression. Im Rahmen dieser Präsentation kann aber nur auf die wesentlichen und relevantesten Thesen eingegangen werden.

2.1. Frustrations-Aggressions-Hypothese

Durch die Frustrations-Aggressions-Hypothese, mit der sich Dollard et al. (1994) auch stark auf Sigmund Freud’s psychologische Forschungen beziehen, wird der Versuch einer Erklärung des Auftretens von Aggressionen bei Individuen unternommen. Basis bildet die These: „Aggression ist immer die Folge einer Frustration.“ „ ...und umgekehrt führt die Existenz einer Frustration immer zu irgendeiner Form von Aggression.“ (Dollard et al.: 1994, S. 9). Mit dieser aus damaliger[1] und heutiger Sicht kühnen These[2] vermuten die Autoren, dass alle alltägliche Formen der Aggression immer auf irgendeiner frustrierenden Situation respektive Erfahrung basieren.

Diese These sieht die Entstehung der Aggression als Folge von Frustration, das heißt, die Nichterfüllung einer Hoffnung macht uns aggressiv. Aber nicht jeder reagiert gleich aggressiv, wenn er enttäuscht ist. Dies wird mit der so genannten Frustrationstoleranz erklärt, die bei manchen Menschen, aber auch bei ganzen Völkern im Vergleich höher liegt als bei anderen. Allgemein gilt: Wut, Ärger oder Angst erhöhen zwar die Bereitschaft zu aggressiven Handlungen, aber nicht jeder Frust erzeugt gleich Gewalt.

2.2. Die Trieb- oder Hydrauliktheorie von K. Lorenz

K. Lorenz sieht die Aggression als Instinkt, der unter normalen Bedingungen bei Tieren lebens- und arterhaltend wirkt, beim Menschen jedoch eine verderbliche Wirkung hat. Seine Theorie besagt, dass die Aggression aus einem Menschen hervorbricht, ohne dass eine äußere Ursache erkennbar ist. Er ist der Ansicht, dass Wut und Hass sich immer wieder im Menschen aufladen, wird kein Ventil gefunden, platzt die Seele wie ein überhitzter Dampfkessel. Der Mensch sucht nach Ersatzauswegen und findet diese in Gewalttaten, Krieg, etc. Das Ausleben der Angriffslust dient der Aufrechterhaltung der psychischen und physischen Gesundheit des Menschen. Man spricht vom Dampfkessel der Aggressivität. Diese Theorie ist zwar weit verbreitet und wird gerne akzeptiert, weil nicht der Mensch schuld ist, es liegt ja in seiner Natur, die Aggression wäre somit eine unausrottbare Geißel der Menschheit. In der Psychologie aber ist dies weitgehend widerlegt und wird von vielen Forschern sogar für gefährlich gehalten, da sie jede Gewalt als Laune der Natur rechtfertigt. (vgl. Lorenz, K.,1963)

Generell haben die meisten Verhaltensforscher heute Zweifel an einer rein typologischbzw. rein umweltbedingten Erklärung, da mehrere Faktoren zusammenspielen.

2.3. Die Sündenbock Theorie

Verantwortlich“ für den Begriff des Sündenbocks sind die Hebräer: Am Jom Kippur (jüdischer Feiertag) legte der Hohepriester einem zufällig gewählten Bock bzw. einer Geiß die Hände auf und trug dabei die Sünden des Volkes vor. Dadurch wurden die Sünden und Untaten des Volkes auf diesen Bock übertragen; er wurde anschließend in die Wüste gejagt, und die Gemeinde war von allen Sünden befreit. Diesen Bock nannte man Sündenbock.

Heute stellt sich die Frage welche sozialen Gruppen werden zu Sündenböcken; wie äußert sich dies; sind Vorurteile die Voraussetzung oder die Folge? In erster Linie baut die Sündenbocktheorie auf der eingangs vorgestellten Frustrations- Aggressions-Hypothese von Dollard et al. und der Verwendung des Freudschen Abwehrmechanismus der Verschiebung auf. Dieser greift, wenn man den Verursacher der Frustration nicht „erreichen“ kann oder dieser zu mächtig ist. Wie soll sich beispielsweise ein kleines Kind gegen einen Lehrer wehren, der es vor der Klasse demütigt? Was passiert bei Arbeitslosigkeit - gegen wen soll der Entlassene und Frustrierte seinen Zorn richten - der Wirtschaftsminister oder der Kapitalismus als Wirtschaftssystem sind wenig oder meist gar nicht greifbar, im letzten Fall sogar ein abstraktes Gebilde. Allport (1971) bezeichnet sie als psychologische Minderheiten, zu den er unter anderem Immigranten, regionale Gruppen, Berufe, Farbige und Angehörige bestimmter Religionen zählt. In allen Fällen ziehen diese Gruppen unschuldig die Aggression auf sich. Da sie beständig überall vorhanden sind, kann man ihnen als Gruppe ein Stereotyp geben und ihnen einen endgültigen Platz anweisen.“ (Allport: 1971, S. 253) Aronson (1994) formuliert es ähnlich: „Das allgemeine Bild des Sündenbock-Phänomens kommt dadurch zustande, dass Individuen ihre Aggressionen auf Gruppen lenken, die unbeliebt, leicht erkennbar und relativ machtlos sind.“ (Aronson: 1994, S. 326)

2.4. Die Theorie vom Erregungstransfer

Nach Tannebaum und Zilmann besteht die Theorie vom Erregungstransfer aus Elementen der verschiedenen Ansätze. Da jeder Mensch anders ist, können unterschiedliche Faktoren ein Umkippen der Gefühlslage bewirken, denn gleichgültig ob der Mensch Freude, Glück, Wut oder Trauer empfindet, dieses erregt das Nervensystem, so dass diese Gefühle in Aggression umkippen können. Das bedeutet, dass jede empfunden Emotion auch eine Gratwanderung ist

2.5. Die Lernpsychologische Theorie von A. Bandura und H. Selg.

Gelernt wird, wie man mit dem aufkommenden Aggressionstrieb umgeht, erlernte Bewältigungsmuster bestimmen Umgang mit unangenehmen Emotionen. Wer bei seinen Eltern in frühester Kindheit erfährt, dass diese bei Problemen gleich die Nerven verlieren und aggressiv werden, empfindet dies als normal und wird sich als Erwachsener mit hoher Wahrscheinlichkeit genauso verhalten. Genauso werden Kinder, die bei ihren Eltern gesehen haben, dass diese ruhig reagieren und nach Auswegen suchen, nicht selbst zum Spielball ihrer Aggressionen, sondern können sich vernünftig und sachgerecht verhalten. Gerade in der Kindheit wird der Umgang mit Aggressionen durch die zu erwartenden Konsequenzen beeinflusst. Das Ausleben destruktiver Impulse wird durch äußere und innere Kontrollmechanismen verstärkt oder gehemmt.

Wenn Aggression aber gelernt wird, wie jedes andere Verhalten auch, so besteht die Möglichkeit des aggressionsfreien Menschen in einer eben solchen Gesellschaft.

3. Biologische Theorie für die Entstehung von Aggression

Für die Entstehung von Aggression ist ein Teil des Hirns wesentlich verantwortlich, der Hypothalamus. Dieser gehört zum so genannten alten Teil unseres Hirns, den wir mit den meisten Tieren gemeinsam haben. Durch die Anbringung von Mikroelektroden am Hypothalamus erzeugte Reizungen führten bei Versuchstieren zu Aggressionen. Zerstörende Eingriffe in bestimmte Teile des Hypothalamus führten dagegen zu einer deutlichen Abnahme aggressiver Verhaltensweisen, bewirkten aber auch den völligen Verlust der emotionalen Reaktionsfähigkeit. Ebenfalls maßgeblich beteiligt an der Entstehung von Aggression ist die Hirnrinde. Wurde sie entfernt, zeigten die Versuchsobjekte kürzere, aber auch unkontrollierbare Aggressionen. Forscher sind sich nicht sicher, ob Aggression als Krankheit bezeichnet werden kann, die biologisch gebräuchliche Definition von Aggression ist „Abweichung von der Norm“.

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Aggression. Soziologische Thesen und biologische Theorie zur Entstehung von Aggression
Hochschule
Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe
Veranstaltung
Modul 4.3
Note
1.0
Autor
Jahr
2018
Seiten
14
Katalognummer
V463891
ISBN (eBook)
9783668929814
ISBN (Buch)
9783668929821
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aggression, Soziale Arbeit, Aggressivität
Arbeit zitieren
Stefan Eckei (Autor:in), 2018, Aggression. Soziologische Thesen und biologische Theorie zur Entstehung von Aggression, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/463891

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