Entwicklung, räumliche Differenzierung und Probleme der Stadtregion San Francisco


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

28 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Räumliche Abgrenzung der Stadtregion San Francisco

3 Die Entwicklung der Kernstadt San Francisco

4 Die Entwicklung der Bay-Area unter besonderer Berücksichtigung der Suburbanisierung
4.1 Allgemeine Darstellung des Suburbanisierungsprozesses
4.2 Die Entwicklung der Bay-Area
4.2.1 Überblick
4.2.2 Die Suburbanisierung San Franciscos und Oaklands
4.2.3 Die Entwicklung der Hightech-Region Silicon Valley in der South-Bay
4.2.4 Die Entwicklung der exurbanen North-Bay
4.3 Die heutige Situation und Probleme der Bay-Area

5 Schlussbetrachtung

Literatur

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung San Franciscos von 1848-2000

Tabelle 2: Die ethnische Herkunft der San Franciscaner im Jahr 2000

Tabelle 3: Bevölkerungsentwicklung der Bay-Area von 1950 bis 2000

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die Bay-Area und ihre Lage innerhalb Kaliforniens .

Abbildung 2: San Francisco und seine Bezirke

Abbildung 3: Entwicklung der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung San Franciscos .

Abbildung 4: Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung San Franciscos nach Postleitzahlgebieten im Jahr 2000

Abbildung 5: Die Bevölkerungsdichte der Bay-Area Counties im Jahr 2000

Abbildung 6: Pro-Kopf-Einkommen in den Bay-Area Counties im Jahr 2000

1 Einleitung

San Francisco und die dazugehörige Stadtregion, die sich rings um die San Francisco Bay erstreckt, gilt als eine der wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen der USA. So gehörten im Jahr 2000 von den neun Counties dieses Gebietes acht zu den wirtschaftlich stärksten Counties Kaliforniens (insgesamt 58), gemessen am Pro-Kopf-Einkommen. 2001 wurde in jedem County der Stadtregion die durchschnittliche Arbeitslosenquote Kaliforniens, die bei 5,3 % lag, unterschritten. (STATE OF CALIFORNIA 2002, 24 und 70). Floeting und Golm heben auch die besonders hohe Qualifikation der dort lebenden Arbeitnehmer hervor (FLOETING/GOLM 1991, 145).

Diese Tatsachen sind das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses, der mit dem Beginn des Aufstiegs San Franciscos im 19. Jahrhundert begonnen und in der gesamten Region -vor allem im vergangenen Jahrhundert- ein umfangreiches Wachstum und Ausbreiten von Bevölkerung und Wirtschaft verursacht hat. Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, diese Entwicklungen nachzuzeichnen. Dabei wird auch auf die aktuelle Situation und die mit dem Wachstum einhergehenden Probleme eingegangen.

Kapitel 2 dient der kurzen geografischen Abgrenzung des Großraums San Francisco.

Im dritten Kapitel erfolgt eine Darstellung San Franciscos, der Kernstadt des betrachteten Raums. Zum einen wird die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt beschrieben. Zum anderen werden auch die verschiedenen Einwanderungswellen sowie Herkunfts- und innerstädtische Zielorte der verschiedenen Einwanderergruppen und Gentrifizierungsprozesse innerhalb einiger Stadtviertel kurz dargestellt. Diese beiden für den amerikanischen Raum typischen Prozesse werden nur für die Stadt San Francisco exemplarisch aufgegriffen, da es im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht möglich ist, eine dies bezügliche Darstellung des Gesamtraums bzw. aller Teilräume aufzuzeigen. Das 4. Kapitel ist der Entwicklung der gesamten Stadtregion, unter besonderer Berücksichtigung der Suburbanisierung, gewidmet. Zunächst wird der Gesamtraum dargestellt und in einzelne Teilräume gegliedert, deren Entwicklung, insbesondere hinsichtlich Bevölkerung und Wirtschaft, darauf folgend einzeln nachgezeichnet wird. Daran schließt sich eine Skizzierung der gegenwärtigen Situation und ausgewählter Probleme der Stadtregion an.

Kapitel 5 fasst die wichtigsten Aspekte der Arbeit zusammen.

Es sei darauf verwiesen, dass im Regelfall die neuesten statistischen Daten, die in dieser Arbeit Verwendung finden, dem US-Zensus des Jahres 2000 entstammen, da dieser nur einmal in zehn Jahren erhoben wird und Zahlen neueren Datums oft nur auf Schätzungen beruhen.

2 Räumliche Abgrenzung der Stadtregion San Francisco

San Francisco liegt am nördlichen Rand einer Halbinsel (San Francisco Peninsula) an der pazifischen Küste des US- Bundesstaates Kalifornien (37°46' nördlicher Breite, 122°26' westlicher Länge). Westlich der Halbinsel befindet sich der offene Ozean, östlich davon die San Francisco Bay. Die Stadt bildet zusammen mit Oakland am Ostufer der Bucht und San Jose, welches südlich der Bucht liegt, die Kernstädte eines Verdichtungsraumes, der in der amerikanischen Amtsstatistik als „Consolidated Statistical Metropolitan Area (CMSA) of San Francisco-Oakland-San Jose“ bezeichnet wird und eine Fläche von ca. 18.111 Km² einnimmt (STATE OF CALIFORNIA 2002, viii und 2). Daneben benutzt die Literatur für diesen Raum auch die Bezeichnung „(San Francisco) Bay-Area“ (siehe z.B. CERVERO/WU 1998, 1060; FLOETING/GOLM 1991, 144; GODFREY 1997, 316), die auch in dieser Arbeit im Folgenden verwendet wird. Das Gebiet umfasst die Counties Alameda, Contra Costa, Marin, Napa, San Francisco (deckungsgleich mit der gleichnamigen Stadt), San Mateo, Santa Clara, Solano und Sonoma (STATE OF CALIFORNIA 2002, viii ). Abbildung 1 zeigt eine Karte der Bay Area und ihre Lage innerhalb Kaliforniens. Abbildung 2 zeigt eine Karte San Franciscos, inklusive einer groben Angabe der Stadtbezirke.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Die Bay-Area und ihre Lage innerhalb Kaliforniens (Kalifornien-Karte aus: STATE OF CALIFORNIA 2002, xi, Maßstab und quadratische Markierung: Eigene Darstellung; Karte der Bay-Area aus CERVERO/WU 1998, 1064).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: San Francisco und seine Bezirke (aus: GODFREY 1988, 4; Anmerkung: dunkle Flächen = unbebaute Gebiete; Linien = wichtige Straßen)

3 Die Entwicklung der Kernstadt San Francisco

Historischer Kernpunkt der Stadt bildete die spanische Franziskanermission „Dolores“ im Norden der Halbinsel, die 1776 während der spanischen Kolonialzeit angelegt wurde. Eine erste größere Siedlung, genannt „Yerba Buena“, bildete sich in der Nähe der Mission im Jahr 1835. Nach dem Rückzug Spaniens aus Amerika gehörte das Gebiet zunächst zum mexikanischen, dann ab 1848 zum US-amerikanischen Kalifornien (Beitritt zur Union in 1850). Seit jenem Jahr wird für die Siedlung der Name San Francisco verwendet. (JOHNSON 1966, 131 und CHASE et al. 1976, 209).

Ein erster großer Wachstumsschub erfasste die Siedlung bereits im Jahre 1848, als viele Goldgräber in die Stadt zogen und San Francisco als Ausgangspunkt ihrer Goldsuchaktivitäten benutzten. Diese auch als „Goldrausch“ bezeichnete Episode wurde durch Goldfunde am Fuße der Sierra Nevada initiiert und dauerte bis 1852 an. (HAHN 2002, 325).

Der Goldrausch diente vor allem Einwanderern aus Irland und Deutschland, ferner solchen aus Skandinavien und Osteuropa, als Pull-Faktor der Migration, die auch nach dieser Phase fortdauerte. Als Push-Faktoren der Einwanderung nennt Godfrey eine Wirtschaftskrise und die durch eine Kartoffelpest ausgelöste Hungersnot in Irland sowie wirtschaftliche und politische Krisen (Scheitern der Revolution von 1848) in Deutschland. (GODFREY 1988, 59 f.). Aufgrund des rapiden Wachstums wurde San Francisco 1850 zur Stadt erklärt (CHASE et al. 1976, 209). Bereits zu dieser Zeit bestand ein für US-amerikanische Städte typisches schachbrettartiges Straßennetz. Der Naturhafen San Franciscos entwickelte sich zu einem wichtigen Handelsplatz und Ankunftsort der Einwanderer, auch aus Ostasien, insbesondere China. Diese trieben als Arbeiter den nächsten Wachstumsschub der Stadt, der mit dem Bau einer Bahnverbindung nach Chicago (1869) einsetzte, voran. In den Folgejahren errichteten chinesische Einwanderer einen eigenen Stadtteil, genannt „China-Town“. (HAHN 2002, 326 f.) Aufgrund der starken chinesischen Einwanderung und ihrer geringen Assimilationsbereitschaft wurde 1882 der weitere Zuzug chinesischer Einwanderer verboten, der erst 1965 durch veränderte Einwanderungsregeln wieder einsetzte, diesmal hauptsächlich getragen von Hong-Kong Chinesen (ZHOU/GATEWOOD 2000, 6 f.). Die weitere Expansion der Stadt erfolgte durch das rasche Wachstum des Hafens und des Finanzsektors, so dass sich bereits um 1875 ein CBD (Central Business District) als zentraler Standort für Banken, Versicherungen und den Warenhandel herausbildete (GODFREY 1997, 313). San Francisco wurde zur wirtschaftlich dominierenden Stadt des amerikanischen Westens und wurde in dieser Funktion erst um 1940 von Los Angeles abgelöst ( CHASE et al. 1976, 209; BLUME 1988, 358).

Nach dem Einwanderungsverbot für Chinesen stellten um die Jahrhundertwende vor allem Europäer (insbesondere Italiener, Iren, Deutsche und Osteuropäer) und Japaner die größten Immigrantengruppen. Ankömmlinge ließen sich in der Regel zunächst in solchen Teilen der Stadt (Einwandererghettos) nieder, die bereits von ihren Landsleuten bewohnt wurden (Chinesen in China-Town, Deutsche und Iren: South of Market und Union Square, Japaner nahe China Town, Italiener und Hispanics in North Beach). Nach einer Akkulturationsphase wechselten vor allem Europäer ihre Wohnorte und das Gebiet der Stadt wurde erweitert. So zogen beispielsweise Arbeiter in den Mission District, welcher zu einem Arbeiterbezirk wurde und wohlhabendere Bürger bezogen im Marina District sowie südlich davon liegende, hügelige Gebiete (wie Pacific Heights, Western Addition, Nob Hill) Quartier, so dass sich die Stadt allmählich in südliche und westliche Richtung ausbreitete. (GODFREY 1988, 62 ff.).

Diese Wachstumsphase wurde durch ein großes Erdbeben, während dessen ca. 500 Baublöcke zerstört wurden, vorerst beendet (HAHN 2002, 326). Neben dem Sachschaden forderte das Beben auch etwa 700 Tote und machte 250.000 Menschen obdachlos. Die Stadt wurde auf den Ruinen rasch bis etwa 1910 wieder aufgebaut. (CHASE et al. 1976, 210).

In der Zwischenkriegszeit setzte das Stadtwachstum wieder ein. Der Großteil der europäischen Einwanderer kam in dieser Phase aus Italien, so dass North Beach auch als „Little Italy“ bezeichnet wurde. Die japanischen Einwanderer ließen sich zu der Zeit verstärkt in Teilen der Western Addition nieder, die man auch „Little Osaka“ nannte. (GODFREY 1988, 70 f. und 80 f.). Es kam zu einem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Neben der Erweiterung des Hafens erfolgten 1936/37 der Bau der Golden Gate Bridge, die San Francisco mit dem Marin County verbindet, und der Oakland Bay Bridge zwischen San Francisco und Oakland. Auch der CBD wuchs durch den Bau vieler Bürohochhäuser bis zur Wirtschaftskrise der „Großen Depression“, die 1929 einsetzte und bis in die 1930er Jahre hineinwirkte, stark an. 1939 war San Francisco Gastgeberstadt der Weltausstellung(GODFREY 1997, 314 f).

Der nächste Wachstumsschub setze im und nach dem Zweiten Weltkrieg ein. San Francisco wurde Standort von Hochtechnologie-Industrien, wie Rüstung und Raumfahrt, Mikroelektronik und Computer. Die Stadt breitete sich flächenmäßig weiter aus, so dass seit etwa 1970 das Stadtgebiet beinahe vollständig überbaut ist.(GODFREY 1988, 64). Seit den 1960er Jahren hat sich das Bild des CBD durch den für US-amerikanische Städte typischen Wolkenkratzerbau gewandelt. Dieser setzte später als in anderen amerikanischen Metropolen (wie New York oder Chicago) ein, da erst seit dieser Zeit erdbebensichere Hochhäuser gebaut werden können, und hatte seine Hochphase in den 1970er und 80er Jahren (HAHN 2002, 325). Floeting und Golm bezeichnen diesen Prozess als „Manhattisierung“ (FLOETING/GOLM 1991, 148). Da dieser Prozess zunehmend als Problem aufgefasst wurde, setzten sich Bürgerbewegungen im Jahre 1986 durch und es kam zu einem Bürgervotum („Proposition M“), das das jährliche Büroflächenwachstum im CBD auf 45.000 m² begrenzte (GODFREY 1997, 318).

Insgesamt findet seit Ende des 2. Weltkriegs ein sektoraler Wandel in San Francisco statt. Während die Güterproduktion kontinuierlich abnimmt, nimmt der Anteil des Dienstleistungssektors, insbesondere der Finanz- und Versicherungsbranche, Verkehr und Tourismus stetig zu (GODFREY 1997, 316). So sank die Zahl der Industriebeschäftigten in San Francisco von 1987 bis 1997 um 18 %, während im gleichen Zeitraum die Zahl der Beschäftigten im Dienstleistungssektor um 9 % (ausgehend von einem weitaus höheren absoluten Niveau) angestiegen ist. (HAHN 2002, S. 322). Für Friedmann ist San Francisco zu einer „World-City“ von subnationaler Relevanz aufgestiegen und übernimmt somit ähnliche Funktionen wie Chicago, Toronto, Mailand oder das Rhein-Ruhr- Gebiet. Eine World-City dieser Klasse zieht internationales Kapital an und ist ein urbaner Raum intensiver sozio-ökonomischer Interaktionen. Sie dient der Region als zentraler Ort, der diese als globaler Knotenpunkt mit dem Weltwirtschaftssystem verbindet. (FRIEDMANN 1995, 24 ff.)

Seit dem 2. Weltkrieg änderte sich auch die ethnische Zusammensetzung der Einwanderer. Durch die Arbeitnehmerknappheit während des Krieges kam es zu einer verstärkten Immigration afro- amerikanischer Arbeiter (vor allem aus Louisiana), so dass der Anteil der Schwarzen an der Gesamtbevölkerung San Franciscos von 0,8 % in 1940 auf 5,6 % im Jahre 1950 rasch anstieg. Sie siedelten sich vor allem in Ingleside und Bayview im Süden San Franciscos sowie in der Western Addition an. Außerdem kam es zur verstärkten Einwanderung von Hispanics aus Lateinamerika, die sich vor allem im ehemaligen (Weißen-) Arbeiterviertel Mission District niederließen, wo ihr Anteil 1950 noch 11%, zehn Jahre später bereits 60 % betrug und der seitdem auch als „El Barrio“ (spanisch = Stadtteil) bezeichnet wird und bis heute Siedlungs-schwerpunkt der san franciscanischen Hispanics ist. Zur gleichen Zeit ließen sich auch verstärkt Philippinos in San Francisco nieder. Sie bewohnen vor allem Teile China Towns („Manila Town“) sowie Richmond und den Mission Bezirk. Seit den 60er Jahren kam es auch wieder zu einer nennenswerten chinesischen Einwanderung. Allerdings fanden neue Einwanderer weniger im überfüllten China- Town als viel mehr in den Bezirken Nob Hill, Russian Hill, Richmond und Sunset eine neue Heimat. (GODFREY 1988, 98 ff.).

Seit den 1960er Jahren sind Gentrifizierungsprozesse in San Francisco beobachtet worden. Unter Gentrifizierung wird eine Aufwertung eines Stadtteils verstanden, bei welchem untere Einkommengruppen durch den Zuzug einkommensstärkerer Schichten aufgrund von Miet- und Bodenpreissteigerungen verdrängt werden (HEINEBERG 2000, 18). Godfrey nennt in diesem Zusammenhang die Bezirke Haight-Ashbury, Western Addition, Castro, Noe Valley, Portrero Hill, Bernal Heights und Teile des Mission Districts (GODFREY 1997, 310).

Er beschreibt den Gentrifizierungsprozess („life-cycle of gentrifying neighborhoods“, GODFREY 1988, 177) wie folgt: Ein Stadtviertel mit historischer, aber schlechter Bausubstanz und einer Bevölkerung (häufig Arbeiter) mit niedrigen Einkommen wird zu Beginn des Prozesses von sogenannten „Bohemians“ entdeckt und besiedelt. Als Bohemians bezeichnet er Personen mit folgenden Merkmalen: „single-people, counter-culturals, homosexuals, artists, feminist housholds.“ (GODFREY 1988, 46; für eine andere Abgrenzung von Bohemians siehe FLORIDA 2002, 59).

Die Attraktivität des Viertels liegt für sie insbesondere in der sozialen Vielfalt, der Identifikations- möglichkeit mit diversen Subkulturen, der architektonischen und historischen Bedeutung (GODFREY 1988, S. 46). So erlebte der bereits zu Beginn der 60er Jahre von Bohemians bewohnte Bezirk Haight-Ashbury einen starken Anstieg von Bewohnern (auf ca. ein Drittel aller Bezirks- Einwohner) aus der Hippie-Szene und wurde auch als „hippie capital of the world“ (Reasoner, Harry, zitiert in: ebenda, 188) bezeichnet. Diese Gruppen sind noch nicht unbedingt wohlhabend, unterscheiden sich eher durch ihren Lebensstil als durch ihre wirtschaftliche Situation von den bereits zuvor am Ort Wohnenden. Allerdings wird das Viertel durch die Anwesenheit von mehr und mehr Bohemians attraktiv für Angehörige der Mittelschicht, die vor Beginn des Gentrifizierungs- prozesses kein oder wenig Interesse hatten, in dem Viertel Quartier zu beziehen. Durch eine einsetzende Immobilienspekulation steigen die Wohnungsmieten bzw. Häuserpreise. So stieg in Haight-Ashbury der durchschnittliche Hauspreis von 35.400 $ (=8 % über dem Stadt-Durchschnitt) bis 1980 auf 155.700 $ (=44 % über dem Stadt-Durchschnitt) an. Das Stadtviertel wird im weiteren Verlauf auch als Standort für den gehobenen Einzelhandel und Unternehmen attraktiv, so dass es zum einen zu einem Zuzug von Oberschichtenangehörigen („bourgeois consolidation“) und einem Fortzug von Personen und Haushalten mit niedrigem Einkommen kommt. Der Prozesszyklus endet mit dem verstärkten Fortzug der Bohemians. (GODFREY 1988, 46 f. und 176-178).

Datel und Dingemans weisen zudem darauf hin, dass der Gentrifizierungsprozess auch durch eine bauliche Aufwertung und Restauration älterer Bausubstanz, gepaart mit steigenden Mieten bzw. Preisen für diese Gebäude, einhergeht. Diese bauliche Aufwertung kann auch durch staatliche Träger gefördert werden, wenn der Bezirk zu einem „historic district“ erklärt wird. In den 1980er Jahren galten im Großraum San Francisco insgesamt 42 Bezirke als „historic districts“, vor allem in Gebieten mit viktorianischer Architektur. (DATEL/ DINGEMANS 1988, 39-43).

Floeting und Golm sind der Ansicht, dass sich durch das starke Anwachsen hochwertiger Dienstleistungsarbeitsplätze im CBD San Franciscos viele gut verdienende, oft allein stehende, Arbeitnehmer in zenralen Wohngebieten San Franciscos ansiedelten, so dass es zu einer Aufwertung dieser Bezirke kam und kommt (FLOETING/GOLM 1991, 151 ff.).

Im Anschluss werden einige wichtige statistische Daten zur oben skizzierten Entwicklung San Franciscos präsentiert. Folgende Tabelle 1 zeigt das Bevölkerungswachstum San Franciscos von 1848 bis 2000.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung San Franciscos von 1848-2000 (Eigene Darstellung. Daten von 1848 entnommen aus: GODFREY 1988, 58; Daten ab 1860 entnommen aus: METROPOLITAN TRANSPORTATION COMMISSION (MTC)/ASSOCIATION OF BAY AREA GOVERNMENTS (ABAG) 2000).

Folgende Tabelle 2 zeigt die ethnische Bevöllkerungszusammensetzung San Franciscos im Jahr 2000. Auch in den letzten Jahren und Jahrzehnten war San Francisco Ziel von Einwanderern, insbesondere aus Asien und Lateinamerika, wie der mit 36,8 % (Jahr 2000; U.S. CENSUS BUREAU 2000) hohe Anteil der nicht in den USA geborenen Bewohner zeigt (zum Vergleich:

New York ca. 24 %, Boston ca. 15 % und Chicago ca. 14 %,; HAHN 2002, 327).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Die ethnische Herkunft der San Franciscaner im Jahr 2000 (Eigene Darstellung, Daten entnommen aus: METROPOLITAN TRANSPORTATION COMMISSION (MTC)/ASSOCIATION OF BAY AREA GOVERNMENTS (ABAG) 2000).

Allerdings haben sich im Laufe der Zeit die Anteile der einzelnen Ethnien an der Gesamtbevölkerung stark verschoben, wie Abbildung 3 zeigt. Demnach geht der Anteil der weißen Bevölkerung seit der Zwischenkriegszeit kontinuierlich zurück. Der Anteil der Asiaten ist in der Nachkriegszeit stark angestiegen (bis über 30 %). Gleiches gilt für die Hispanics. Der Anteil der Schwarzen ist nach einem starken Wachstum in der Zeit des 2. Weltkrieges seit 1980 rückläufig

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Entwicklung der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung San Franciscos (Eigene

Darstellung. Daten von 1880-1960 entnommen aus: GODFREY 1988, 68 und 97; Daten 1980 und 2000 entnommen aus METROPOLITAN TRANSPORTATION COMMISSION (MTC)/ASSOCIATION OF BAY AREA GOVERN- MENTS (ABAG) 2000). Anmerkung: Da es unterschiedliche Erhebnungsmethoden für „Hispanics“ gab, sind diese auch teilweise unter „Weiße“ erfasst. „Asiaten“ enthalten von 1880-1940 Chinesen und Japaner; 1960 Chinesen, Japaner, Philippinos; 1980-2000 zusätzlich Personen anderer asiatischer Herkunft, wie Korea, Vietnam, Thailand etc.) .

Folgende Abbildung zeigt die räumliche Verteilung des Pro-Kopf-Einkommens in San Francisco im

Jahr 2000. Dabei wurde als räumliche Einheit das Postleitzahlen-Gebiet („5-Digit ZIP Code Tabulation Area“) ausgewählt. Man kann erkennen, dass das Pro-Kopf Einkommen in den Gebieten mit Gentrifizierung relativ hoch ist. Ferner wird ersichtlich, dass insbesondere die Areale mit hohem Anteil schwarzer Bevölkerung (Süden bzw. Südosten) und hispanischer Bevölkerung (Mission District) ein niedriges Pro-Kopf-Einkommen aufweisen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung San Franciscos nach

Postleitzahlgebieten im Jahr 2000 (Karte entnommen aus: U.S. CENSUS BUREAU 2000a; Maßstab und Markierungen: Eigene Darstellung).

Die Abbildung zeigt auch die Tendenz einer räumlich-sozialen Polarisierung der Bevölkerung. Hahn berichtet, dass der Anteil der mittleren Einkommensschicht von 28 % in 1960 auf 18 % in 1988 zurückgegangen, die Anteile der niedrigen und hohen Einkommenschicht im selben Zeitraum jedoch von 21 % auf 26 % bzw. von 37 % auf 42 % angestiegen sind (HAHN 2002, 328).

[...]

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Entwicklung, räumliche Differenzierung und Probleme der Stadtregion San Francisco
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Geographisches Institut)
Veranstaltung
Oberseminar: "Großstädte im Westen der USA. Entwicklung und heutige Bedeutung“
Note
1
Autor
Jahr
2005
Seiten
28
Katalognummer
V46463
ISBN (eBook)
9783638436540
ISBN (Buch)
9783638678346
Dateigröße
2012 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklung, Differenzierung, Probleme, Stadtregion, Francisco, Oberseminar, Großstädte, Westen, Entwicklung, Bedeutung“
Arbeit zitieren
Daniel Gromotka (Autor:in), 2005, Entwicklung, räumliche Differenzierung und Probleme der Stadtregion San Francisco, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46463

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Entwicklung, räumliche Differenzierung und Probleme der  Stadtregion San Francisco



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden