Versagensängste im Wettkampf. Welche Rolle spielt die fehlende Motivation im Training von Spitzensportlern?


Hausarbeit, 2016

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problematisierung und Begriffsklärung
1.2 Darstellung des Fallbeispiels
1.3 Wissenschaftliche Fragestellung und Hypothesen

2 Kurzbeschreibung des experimentellen Designs
2.1 Fragebogen zum Leistungsmotiv im Sport (AMS-Sport)
2.2 Leistungsorientierung im Sport (SOQ)

3 Testsituation und Verhaltensbeobachtung

4 Ergebnisdarstellung und Ergebnisauswertung
4.1 Auswertung des AMS-Sport
4.2 Auswertung des SOQ

5 Interpretation und Diskussion der Ergebnisse

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Problematisierung und Begriffsklärung

Spitzensportler sind erfolgsmotivierte Menschen, die sich hohe Ziele setzen. Dabei müssen sie sich mit extrem starker Konkurrenz, Niederlagen, Verletzungen und der Erwartungshaltung von Medien, Familie und des Trainers auseinandersetzen. Der Leistungsdruck nimmt zu. Jeden Tag hart für den Erfolg trainieren, setzt voraus, sich immer wieder neu motivieren zu können.

Um den Begriff der Leistungsmotivation definieren zu können, bedarf es zunächst einer Erläuterung des Wortes "Motivation". Was also verbirgt sich hinter dem Begriff Motivation?

Laut Eberspächer (1987, S.52-53) wird die Motivation von kognitiven Prozessen, wie zum Beispiel Erwartung und Reflexion von Wahrscheinlichkeiten, angetrieben und beeinträchtigt. Sowohl die Person, als auch die aktuelle Situation entscheiden über den Ablauf des Motivationsgeschehens. Nach Heckhausen ist "Motivation [...] eine Sammelbezeichnung für vielerlei Prozesse und Effekte, deren gemeinsamer Kern darin besteht, dass ein Lebewesen sein Verhalten um der erwarteten Folgen willen auswählt und hinsichtlich Richtung und Energieaufwand steuert" (Heckhausen, 1989, 10f.) Die Motivation ist also relativ kurzfristig und situationsabhängig. Heckhausen (1989) geht sogar noch weiter und erklärt, wenn ein Sportler seine Grenzen kennt, besitzt er ausreichend Selbstvertrauen, um seine Fähigkeiten zu entwickeln. Desweiteren stellt er fest, dass die Motivation das Ergebnis einer erfolgreichen Erfahrung ist, das heißt eine geplante Aktivität des Sportlers ist erfolgreich beendet. Dies ist für ihn Anreiz und Motivation zugleich für weitere Aktivitäten.

Nach der Begriffsklärung von Motivation liegt nun das Hauptaugenmerk auf der Leistungsmotivation. Die Leistungsmotivation spielt nach Schneider, Böse & Rieder (1993) einen wesentlichen Aspekt beim Bestreben eines Sportlers seine Leistungen zu steigern oder möglichst hochzuhalten. Laut Singer (1985) wird die Leistungsmotivation durch viele Aspekte des sportlichen Verhaltens eines Sportlers wie persönliche Ziele und deren Erwartungshaltung, Erfahrungen mit Misserfolg und auch das eigene Selbstbewusstsein beeinflusst. Doch was ist Leistungsmotivation? Der Begriff Leistungsmotivation wurde zum ersten Mal von Murray (1938) formuliert. Murray ist der Meinung, dass es zu den Grundbedürfnissen des Menschen zählt, Leistungen bei Aufgaben zu erzielen, die für ihn eine Herausforderung darstellen. McClelland et al. (1953, S.10) bezeichnet Leistungsmotivation als "Selbstbewertung der eigenen Tüchtigkeit". Daher kommt es zur "Auseinandersetzung mit einem Gütemaßstab, den es zu erzielen oder sogar zu überbieten gilt".

Heckhausen erläutert die Leistungsmotivation als "Das Bestreben, die eigene Tüchtigkeit in all jenen Tätigkeiten zu steigern oder möglichst hoch zu halten, in denen man einen Gütemaßstab für verbindlich hält und deren Ausführung deshalb gelingen oder misslingen kann" (Heckhausen, 1965, S. 604). Je nach persönlichem Anspruchsniveau, verschiedenen Bestrebens fleißig zu sein und der damit verbundenen Erwartung auf Erfolg oder Misserfolg, unterteilt sich die Leistungsmotivation in zwei unabhängige Gruppen, die "Hoffnung auf Erfolg" und die "Furcht vor Misserfolg" . Menschen werden nicht nur durch "Hoffnung auf Erfolg" motiviert, sondern ihr Ergebnis kann auch die Angst vor Misserfolg sein. Laut Beckmann und Elbe (2008, S.34f.) zeigt eine Hoffnung auf Erfolg, "dass Athleten sportliche Herausforderungen gerne wahrnehmen und dabei eine realistische Zielsetzung haben. Misserfolgsängstliche Personen meiden, es realistische Ziele zu setzen, und begegnen sportlichen Herausforderungen eher ängstlich". Ein zusammenfassender derzeitiger wissenschaftlicher Kenntnisstand (u.a. Beckmann et. al 2009, Gabler 2004) für die Unterteilung in Erfolgsmotiverte und Misserfolgsängstliche zeigt, dass Erfolgsmotivierte (im Gegensatz zu Misserfolgsängstlichen):

- sich vorwiegend realistische Ziele, innerhalb eines mittleren, subjektiven Schwierigkeitsgrades setzen
- die Ursachen für Erfolge zum Beispiel eigener Fähigkeit und Anstrengung zuschreiben, während sie Misserfolge eher auf variable Faktoren, wie zum Beispiel Pech und mangelnde Anstrengung schieben
- mit größerem Aufwand und Durchhaltevermögen versuchen ihre Ziele zu erreichen

1.2 Darstellung des Fallbeispiels

Eine 18-jährige Speerwerferin berichtet, dass ihr seit ein paar Wochen die Motivation zum Trainieren fehle. Daran möchte sie arbeiten.

Im August 2012 ist die Athletin völlig überraschend Juniorenweltmeisterin geworden. In der neuen Altersklasse konnte sie allerdings nicht an ihre bei den Juniorenweltmeisterschaften gezeigten Leistung anknüpfen. Sie versucht deshalb momentan Wettkämpfe zu vermeiden und nutzt das Studium als Ausrede.

Nach dem Abitur entschloss sie sich ein Studium aufzunehmen. Durch die Möglichkeit eines Teilzeitstudiums ist ihr der Übergang vom Schul- in den Studienalltag nahtlos gelungen und ihr Tagesablauf ist annähernd gleich geblieben. Auch Trainingsumfeld und -bedingungen haben sich nicht verändert.

1.3 Wissenschaftliche Fragestellung und Hypothesen

"Lässt sich in dem Fallbeispiel ein Zusammenhang zwischen der fehlenden Motivation im Training und der Angst im Wettkampf zu versagen ableiten?"

Vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Fragestellung können folgende Hypothesen für das gewählte Fallbeispiel formuliert werden:

H1: Es zeigt sich ein negativer Zusammenhang zwischen der Furcht vor Misserfolg und der Leistungsorientierung.
H2: Die fehlende Motivation im Training wirkt sich negativ auf das Leistungsmotiv aus.

2 Kurzbeschreibung des experimentellen Designs

2.1 Fragebogen zum Leistungsmotiv im Sport (AMS-Sport)

Der Fragebogen Achievement Motives Scale-Sport (AMS-Sport) ist ein angepasster sportspezifischer Fragebogen, der auf Basis der deutschen Übersetzung von Göttert und Kuhl (AMS; 1980) der Achievement Movtives Scale von Gjesme und Nygard (1970) entwickelt wurde. Im Jahr 2005 veröffentlichten A.-M. Elbe, F. Wenhold und D. Müller den Fragenbogen Achievement Motives Scale-Sport (AMS-Sport). Er dient der Erfassung des Leistungsmotivs im Sport. Die AMS-Sport findet sowohl in der Einzelbetreuung und Betreuung von Trainingsgruppen als auch bei der Talentauswahl seine Anwendung. Weiterhin kommt sie in der sportpsychologischen Forschung bei verschiedenen motivationalen Fragestellungen im Leistungssport und Sport allgemein zum Einsatz. Die AMS-Sport setzt sich aus 2 Skalen mit jeweils 15 Items zusammen. Die beiden Skalen dienen der getrennten Erfassung der Leistungsmotivkomponenten Hoffnung auf Erfolg (HE) und Furcht vor Misserfolg (FM). Die jeweils 15 Items sind als Statements formuliert. Mithilfe einer vierstufigen Skala von 0 (trifft auf mich überhaupt nicht zu) bis 3 (trifft genau auf mich zu) wird die zutreffende Antwort angekreuzt. Aus den angegebenen Zahlenwerten wird pro Skala ein Summenscore gebildet. Der AMS-Sport ist für Gruppen und Einzelpersonen geeignet, da er eine standardisierte schriftliche Instruktion beinhaltet und dadurch nach dem Lesen der Anleitung selbstständig bearbeitbar ist. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt je nach Proband zwischen 10 und 15 Minuten, wobei den Probanden keine Zeitbegrenzung gesetzt ist, damit der Fragebogen sorgfältig und vollständig ausgefüllt wird.

Neben der kurzen Bearbeitungszeit (als Nebengütekriterium nach Weineck 2010), ist die Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität gegeben. Die Reliabilität mit den Cronbach Alpha-Werten von ߙ ൌ Ǥͻͷ für die HE-Skala und ߙ ൌ Ǥͻ͵ für die FM-Skala zeigt eine hohe Homogenität und weist darauf hin, dass die Items somit ähnliche Informationen erfassen. Die Zuverlässigkeit wurde desweiteren mit dem Test-Retest-Verfahren geprüft und fällt zufriedenstellend aus. Die Stabilität liegt bei ݎݐݐ ൌ Ǥ͹ͳ für die HE-Komponente und bei ݎݐݐ ൌ Ǥ͸ͻ für die FM-Komponente. Die Trennschärfe der einzelnen Items liegt für beide Skalen zwischen ݎ݅ݐ ൌ ǤͷͲͺ und ݎ݅ݐ ൌ Ǥͺ͵ͲǤ Die Validität der AMS-Sport (lang) wurde mithilfe zweier externer Verhaltenskriterien im Handball und Golf erfolgreich geprüft.

2.2 Leistungsorientierung im Sport (SOQ)

Das im Jahr 1988 in den USA publizierte Testverfahren von Gill und Deeter wurde 2001 Anna- Marie Elbe ins Deutsche übersetzt. Der Fragebogen dient der Bestimmung der individuellen, sportspezifischen Unterschiede in der Leistungsorientierung und ermöglicht eine Aussage darüber, welche Bezugspunkte eine Athletin/ beziehungsweise ein Athlet wählt, um ihre beziehungsweise seine sportliche Leistung zu beurteilen (Elbe et al. 2009).

Der Sport Orientiation Questionnaire (SOQ) besteht aus 25 Items, die in drei separate aber verwandte Subskalen aufgeteilt sind, nämlich der Wettkampforientierung (WO,13 Items, zum Beispiel "Ich bin eine überzeugte Wettkämpferin"), der Sieg-/Gewinnorientierung (GO, 6 Items, zum Beispiel "Ich hasse verlieren") und der Zielorientierung (ZO, 6 Items, zum Beispiel "Ich setze mir Ziele für einen Wettkampf."). Die Beantwortung der Items erfolgt auf einer fünfstufige Skala von 1 (Ich stimme überhaupt nicht zu) bis 5 (Ich stimme sehr zu). Aus den erhaltenen Zahlenwerten zwischen 1 und 5 wird der jeweilige Wert für die Wettkampforientierungs-, die Sieg-/Gewinnorientierungs- und die Zielorientierungsskala errechnet. Der Fragenbogen findet sowohl in der sportpsychologischen Einzelbetreuung und in der Betreuung von Trainingsgruppen, als auch in der Talentauswahl seine Anwendung. In der sportpsychologischen Forschung kann er für die verschiedensten motivationalen Fragestellungen im Leistungssport und Sport allgemein eingesetzt werden.

Beim SOQ handelt sich um einen strukturierten Fragebogen, womit die Durchführungs- und Auswertungsobjektivität gegeben ist. Auch die Interpretationsobjektivität wird durch die Auswertung mithilfe numerischer Werte und sowie durch Normierung des Fragebogens erfüllt. Hinsichtlich der Reliabilität wurde die internen Konsistenz nach Cronbach's Alpha ermittelt. Die Alpha- Werte betragen zwischen ߙ ൌ Ǥͺͳ und ߙ ൌ ǤͻͶ. Damit weisen sie auf eine gute bis sehr gute Reliabilität hin. Bezüglich der Konstruktvalidität zeigt sich, dass die Korrelationen zwischen dem Sportstatus und allen 3 Subskalen des SOQ signifikant sind (p < 0.01). Auch die Ergebnisse zur Untersuchung der Kriteriumsvalidität weisen vor allem auf einen starken Zusammenhang zwischen der Skala Wettkampforientierung mit der Frequenz, als auch mit dem Umfang des Sporttreibens hin. Somit ist der SOQ ein reliables Instrument zur Ermittlung der sportlichen Leistungsorientierung und dient der Unterscheidung zwischen leistungssporttreibenden Athleten und denen, die mit einer anderen Intention Sport treiben. Dabei zeigt sich, dass vor allem die Wettkampforientierung mit der sportlichen Einstellung korreliert (vgl. Elbe, 2004).

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Versagensängste im Wettkampf. Welche Rolle spielt die fehlende Motivation im Training von Spitzensportlern?
Hochschule
Universität Leipzig
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
16
Katalognummer
V465165
ISBN (eBook)
9783668925069
ISBN (Buch)
9783668925076
Sprache
Deutsch
Schlagworte
versagensängste, wettkampf, welche, rolle, motivation, training, spitzensportlern
Arbeit zitieren
Romy Kasper (Autor:in), 2016, Versagensängste im Wettkampf. Welche Rolle spielt die fehlende Motivation im Training von Spitzensportlern?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/465165

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