Die Reden Philipp Jenningers und Richard von Weizsäckers gehören ohne Zweifel mit zu den bekanntesten Beispielen der linguistischen Textsorte der Gedenkreden. Joseph Klein bezeichnet sie daher auch als “zwei der bekanntesten Reden aus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland” . Beide Reden, die auf besondere Weise die Schuld Deutschlands und seiner Bevölkerung an den Verbrechen des Nationalsozialismus behandeln, scheinen zugleich jedoch auch vollkommen verschiedene Vertreter einer in sich als geschlossen betrachteten Textsorte zu sein. Sie unterscheiden sich dabei augenscheinlich in ihrer Form dermaßen, dass die Frage gestellt werden muss, ob beide Reden sich tatsächlich ohne Einschränkungen zur Textsorte der Gedenkreden zählen lassen.
Daher soll als Fragestellung ins Zentrum dieser Arbeit gestellt werden, ob sich tatsächlich beide Reden zur Klasse der Gedenkreden zählen lassen, oder ob man sie nach einer differenzierten Betrachtung eher unterschiedlichen Textsorten zuordnen müsste. Dieser Fragestellung soll insbesondere auch deshalb näher nachgegangen werden, da die Gedenkrede, die zur Klasse der konsensorientierten Redetextsorten gehört , ohnehin eine “Sonderstellung” , und somit eine sehr gewichtige Rolle innerhalb der ebengenannten Textsorten einnimmt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kriterium 1: Linguistische Textanalyse von Gedenkreden
- Kriterium 2: Textsortenbegriff von Gedenkreden
- Textsortenbegriff von Gedenkreden nach Klein
- Textsortenbegriff von Gedenkreden nach Girnth
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Textsorte der Gedenkrede anhand der Reden von Philipp Jenninger und Richard von Weizsäcker, die als zwei prominente Beispiele für diese Textsorte gelten. Im Fokus steht die Frage, ob diese beiden Reden trotz ihrer unterschiedlichen Formulierungen und Inhalte tatsächlich derselben Textsorte zuzuordnen sind. Dabei werden die beiden Reden anhand der Kriterien der linguistischen Textanalyse von Klaus Brinker sowie unterschiedlicher Textsortenbegriffe analysiert, um zu überprüfen, ob eine Aufspaltung der Textsorte Gedenkrede gerechtfertigt ist.
- Linguistische Analyse der Reden von Jenninger und Weizsäcker nach Klaus Brinker
- Untersuchung verschiedener Textsortenbegriffe im Kontext der Gedenkrede
- Analyse der thematischen Schwerpunkte der beiden Reden
- Bewertung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Reden im Hinblick auf ihre Zugehörigkeit zur Textsorte Gedenkrede
- Diskussion der Möglichkeit einer inneren Differenzierung der Gedenkrede
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die Fragestellung sowie die Vorgehensweise dar. Sie beleuchtet den besonderen Stellenwert der Gedenkrede als konsensorientierte Redetextsorte und stellt die beiden Beispielreden von Jenninger und Weizsäcker vor.
Kapitel 2 widmet sich der linguistischen Textanalyse der beiden Reden anhand der Kriterien von Klaus Brinker. Es werden die Textfunktion, die thematische Entfaltung und weitere Aspekte der beiden Reden untersucht, um mögliche Argumente für eine Aufspaltung der Textsorte Gedenkrede zu finden.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Textsortenbegriff der Gedenkrede. Es werden die Definitionskriterien von Josef Klein und Heiko Girnth vorgestellt und in Bezug auf die beiden Beispielreden analysiert. Dabei werden die unterschiedlichen Perspektiven und Schwerpunkte der beiden Textsortenbegriffe beleuchtet.
Schlüsselwörter
Gedenkrede, Textsorte, linguistische Textanalyse, Klaus Brinker, Josef Klein, Heiko Girnth, Philipp Jenninger, Richard von Weizsäcker, Schuld Deutschlands, Nationalsozialismus, Erinnerungskultur, politische Rede, konsensorientierte Textsorte
- Quote paper
- Bernd Appel (Author), 2011, Die Gedenkrede. Versuch einer Textsortenspaltung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/465291