Die folgende Arbeit befasst sich mit dem Wahrheitsbegriff Friedrich Nietzsches aus seinem Essay "Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne".
Die Frage nach dem Wahrheitsbegriff bekommt im Laufe des 20. Jahrhunderts eine eigene Dynamik unter den philosophischen Fragen. Seit Friedrich Nietzsche zeigt sich auch, wie eng diese Frage mit dem philosophischen Selbstverständnis des Menschen verknüpft ist.
In der Erkenntnistheorie geht es unter anderem darum, was Wahrheit ist und wie wir sie erkennen können. In der Entwicklung der philosophischen Reflexion und der Wissenschaft sind die Grenzen des Wahrheitsbegriffs bereits mehrfach offengelegt worden, denn bis heute fehlt eine Einigkeit über den Begriff der Wahrheit. Die Uneinigkeit besteht darin, wie der Terminus näher zu verstehen sei und wie eine Wahrheit überhaupt möglich ist. Die formelle Bestimmung der Wahrheit ist demnach umstritten.
Nietzsche hat versucht den "traditionellen Wahrheitsbegriff zu destruieren". Der existenzbezogene Denker des 19. Jahrhunderts, kann auf dem Gebiet der Wahrheitstheorie wie auch der Erkenntnistheorie als Kritiker gesehen werden.4 Die Möglichkeit eine Wahrheit zu erkennen, setzt eine Wahrheit voraus. Gibt es in der Welt so etwas wie Wahrheit oder gibt es nur subjektive Interpretationen, menschliche Kreativität und oder Perspektive? Diese Botschaft lässt der Philosoph Friedrich Nietzsche radikal in seiner Schrift "Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne" verlauten.
Im Rahmen dieser Arbeit, möchte der Autor einen Umriss des oben genannten Essays, geben und sich mit der Frage nach dem Wahrheitsbegriff und der Wahrheit bei Nietzsche auseinandersetzen. Eine der beiden Hauptaufgaben in der Untersuchung wird darin bestehen, zum einen drei Wahrheitstheorien vorzustellen, und zum anderen Nietzsches Essay aufzuarbeiten, um dann sein Wahrheitsverständnis in eine der vorgestellten Theorien einzuordnen. Im Fazit werden außerdem einige weiterführende Gedanken und einAusblick angeboten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Wahrheitstheorie(n)
2.1 Zur Korrespondenztheorie der Wahrheit
2.2. Die Redundanztheorie der Wahrheit
2.3 Konsensustheorie der Wahrheit
3. „ Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne “
4. Fazit
5. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Die Frage nach dem Wahrheitsbegriff bekommt im Laufe des 20. Jahrhunderts eine eigene Dynamik unter den philosophischen Fragen. Seit Friedrich Nietzsche zeigt sich auch, wie eng diese Frage mit dem philosophischen Selbstverständnis des Menschen verknüpft ist.1 In der Erkenntnistheorie geht es unter anderem darum, was Wahrheit ist und wie wir sie erkennen können. In der Entwicklung der philosophischen Reflexion und der Wissenschaft sind die Grenzen des Wahrheitsbegriffs bereits mehrfach offengelegt worden, denn bis heute fehlt eine Einigkeit über den Begriff der Wahrheit. Die Uneinigkeit besteht darin, wie der Terminus näher zu verstehen sei und wie eine Wahrheit überhaupt möglich ist. Die formelle Bestimmung der Wahrheit ist demnach umstritten.
Nietzsche hat versucht den „traditionellen Wahrheitsbegriff zu destruieren“2. Der existenzbezogene Denker des 19. Jahrhunderts,3 kann auf dem Gebiet der Wahrheitstheorie wie auch der Erkenntnistheorie als Kritiker gesehen werden.4 Die Möglichkeit eine Wahrheit zu erkennen, setzt eine Wahrheit voraus. Gibt es in der Welt so etwas wie Wahrheit oder gibt es nur subjektive Interpretationen, menschliche Kreativität und oder Perspektive? Diese Botschaft lässt der Philosoph Friedrich Nietzsche radikal in seiner Schrift Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne verlauten. Im Rahmen dieser Arbeit, möchte ich einen Umriss, der oben genannten Essay, geben und mich mit der Frage nach dem Wahrheitsbegriff und der Wahrheit bei Nietzsche auseinandersetzen. Eine der beiden Hauptaufgaben meiner Untersuchung wird darin bestehen, zum einen drei Wahrheitstheorien vorzustellen und zum anderen Nietzsches Essay aufzuarbeiten, um dann sein Wahrheitsverständnis in eine der vorgestellten Theorien einzuordnen. Im Fazit werde ich außerdem einige weiterführende Gedanken und einen Ausblick anbieten.
2. Wahrheitstheorie(n)
Die meisten und wichtigsten Lehrgebäude lassen sich unter dem Titel: Redundanztheorie der Wahrheit zusammenfassen. Diese Theorie wird in dieser Arbeit in einem sehr weiten Sinne verwendet.5 Ihr gegenüber stelle ich die Korrespondenztheorie der Wahrheit vor, da sie sich am meisten von der Ersten unterscheidet.6 Außerdem soll die Intersubjektivitätstheorie der Wahrheit, genauer Konsensustheorie als Diskurstheorie, Erwähnung finden.
Tatsache ist, dass eine Unterscheidbarkeit der einzelnen Theorien ein schwieriges Unterfangen ist, so ist auch eine systematische Aufgliederung nicht ohne Probleme zu realisieren. Diese Arbeit hat nicht den Anspruch eine spezifische Auseinandersetzung des Wahrheitsbegriffes zu liefern, sondern will allgemeine Ansätze präsentieren, um sie später adäquat mit der Auffassung Nietzsches zu vergleichen.
2.1 Zur Korrespondenztheorie der Wahrheit
Die klassische Wahrheitstheorie lässt sich in der Korrespondenztheorie beschreiben, wobei sie nicht sehr einfach zu entschlüsseln ist. Die Korrespondenztheorie hat eine sehr lange Geschichte, allerdings hat es nie ausführliche Theorien dazu gegeben, sondern eher kurze Erläuterungen. Es wird beispielsweise behauptet, dass in der Metaphysik des Aristoteles erste Formulierungen der Korrespondenztheorie auftauchen. Eine umfassende kontroverse Diskussion gibt es jedoch erst seit hundert Jahren und diese fand vor allem in der englischsprachigen Philosophie statt.7 In einer korrespondenztheoretischen Formel ließe sich diese wie folgt darstellen:
1. Wahrheit = Übereinstimmung mit der Wirklichkeit.8
Übersetzt kann man sagen, dass die Aussage, dass es schneit, wahr ist, wenn es schneit. Diese Exemplifizierung wird gleichfalls als Korrespondenztheoretisch angesehen, „obwohl […] weder von Korrespondenz noch von irgendeiner anderen Relation die Rede ist.“9 Hier zeigt sich eine Ambivalenz der Korrespondenztheorie. Die Verknüpfung mit dem erkenntnistheoretischen Realismus ist dabei nicht selten und besteht in der These, dass uns ein Zugang zur Wahrheit teilweise gegeben ist und den wir dann faktisch auch erkennen. Will ich beispielsweise ein Wort wie „Einhorn“, „Gott“ oder „Engel“ erschließen, so bedeutet es nicht, dass es einen Gott, ein Einhorn oder Engel wahrhaftig gibt. Dies lässt sich auch mit dem Begriff der Wahrheit vollziehen und auch hieraus würde nicht folgen, dass es Wahrheit oder eine wahre Erkenntnis gibt.10 Ein weiteres Problem der Korrespondenztheorie ist auch, dass es keine Einigkeit darüber gibt, ob eine Wahrheitsaussage etwas Sprachliches ist oder an Sprache gebunden.11 Letztlich kann gesagt werden, dass man bei der Suche nach der Wahrheit als Relation auf etwas anderes stößt als Relationalität. Dies würde zwei Schlüsse zulassen entweder ist die Korrespondenztheorie zum Scheitern verurteilt oder sie ist nicht im Sinne der Behauptung „Wahrheit sei als eine solche Relation explizierbar, aufgefaßt“12. Möglicherweise, wenn man der Korrespondenztheorie weiter Beachtung schenkt, kann man diese mit einer anderen vereinbaren und zwar mit der Redundanztheorie der Wahrheit, welcher ich mich als nächstes annähern werde.
2.2. Die Redundanztheorie der Wahrheit
Die Redundanztheorie behauptet, dass Sätze, in denen das Wort `wahr` vorkommt, redundant sind. Das Wort `wahr` ist dann redundant, wenn es überflüssig ist. Dies lässt sich ebenfalls durch eine Äquivalenzformel ausdrücken:
1. Es ist wahr, dass p <=> p.13
Die Redundanztheorie behauptet jedoch nicht, dass es keine Wahrheit gibt oder dass diese gänzlich überflüssig sei. Frege kann als Wegbereiter der Redundanztheorie gelten, auch deshalb, weil er ein Kritiker der Korrespondenztheorie ist.14 Die allgemeine These der Redundanztheorie könnte lauten, dass Sätze, mit dem Prädikat `wahr`, keine neuen Aussagen machen.15 Strawson jedoch, gibt dem Begriff einen performativen Charakter hinzu, um damit eine zuvor aufgestellte Behauptung zu bestätigen.16
2.3 Konsensustheorie der Wahrheit
Die ausführlichste Theorie der Konsensus- bzw. Diskurstheorie wird J. Habermas zugeschrieben.17 Ch.S. Peirce leitet jedoch „die große Wende ein, indem er den ursprünglich transzendentalidealistischen Begriff der Intersubjektivität mit der Idee einer universalen Semiotik verknüpft“18. Hierbei besteht zwischen der Wahrheit und dem Diskurs ein notwendiger Struktureller Zusammenhang. Des Weiteren wird Wahrheit in Verbindung mit Überzeugung und Konsens gebracht. „Eine Aussage ist wahr genau dann, wenn bezüglich ihrer ein universaler Konsens erzielt werden kann. […] Man müsste daher Habermas` ISk-TW19 begreifen als eine sprachpragmatisch-intersubjektive Version der Kohärenztheorie der Wahrheit.“20 Stimmt demnach jeder einer Sprachgemeinschaft einer Aussage zu, so ist sie als wahr anzusehen, doch auch hier benötigt die Theorie eine tiefere Ausführung, die im Rahmen dieser Arbeit nicht geleistet werden kann.
3. „Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne“
In seinem Essay aus dem Jahr 1873 über Wahrheit und Lüge, begehrt Nietzsche gegen den Zeit- und Kulturgeist seiner Gegenwart auf.21 Der Mensch gebraucht seinen Intellekt vornehmlich zur Erhaltung,22 oft in Form der Verstellung, da der Mensch existieren will.23 Genau dieser Friedensschluss bringt nach Nietzsche die Lüge hervor, die ganz nah an dem liegt, was wir bis heute Wahrheit nennen, nämlich die Sprache, denn in der Sprache wird „das fixiert, was von nun an `Wahrheit` sein soll d.h. es wird eine gleichmässig gültige und verbindliche Bezeichnung der Dinge erfunden […] denn es entsteht hier zum ersten Mal der Contrast von Wahrheit und Lüge“24. Für Nietzsche hat dieser Friedensschluss demnach nur die Güteklasse einer Wahrheitskonvention, die vereinfacht ausgedrückt vereinbart, dass es eine gemeinsame Realität gibt.25 Menschen vernachlässigen bewusst die Wahrheit.26 Es ist ein induktiver Denkprozess des Weglassens von Fakten, der diese Vernachlässigung charakterisiert. Wir vereinfachen die Begriffe und überspringen die Sphäre.27 „Jeder Begriff entsteht durch Gleichsetzen des Nicht-Gleichen“28. Übersehen wir demnach das Individuelle und Wirkliche, so wird ein Begriff zum Begriff. „Was ist also Wahrheit?29 Ein bewegliches Heer von Metaphern, […], die nach langem Gebrauch einem Volke […] verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen“30. Wir lügen demnach alle in einem verbindlichen Stil, nach einer festen Konvention, unbewusst und „nach hundertjährigen Gewöhnungen“31. Diese unbewusste Heuchelei macht uns glauben, wir besäßen eine Wahrheit.
[...]
1 Vgl.: Fleischer Margot: Wahrheit und Wahrheitsgrund: Zum Wahrheitsproblem und zu seiner Geschichte, Walter de Gruyter, Berlin 1984, S. 1 – 5.
2 Fleischer Margot, Berlin 1984, S. 163.
3 Vgl. Enders Markus, Szaif Jan (Hrsg): Die Geschichte des Philosophischen Begriffs der Wahrheit, Walter de Gruyter, Berlin 2006, S. 6.
4 Bei Nietzsche werden vor allem ontologische Grundgedanken zur Voraussetzung seiner Umwertung des Wahrheitsbegriffs. „Wichtiger […] ist […] Nietzsches […] Kritik der Wahrheitsgründung im engeren Sinne durch Denker der Tradition. Kant steht hier im Vordergrund, nächst ihm Descartes; aber auch Thomas und Platon werden von der Kritik erfasst.“ Fleischer Margot, Berlin 1984, S. 135 – 136.
5 Darunter fallen auch die Positionen von Strawson, „welche sonst meist als performative oder performatorische Theorie der Wahrheit bezeichnet wird“ Franzen Winfried: Die Bedeutung von `wahr` und `Wahrheit`: Analyse zum Wahrheitsbegriff und zu einigen neueren Wahrheitstheorien, Karl Alber, Freiburg/München 1982, S. 12.
6 Vgl.: Franzen Winfried, Freiburg/München 1982, S. 13.
7 Vgl.: Franzen Winfried, Freiburg/München 1982, S. 35 – 40.
8 Franzen Winfried, Freiburg/München 1982, S. 35. Etwas ausführlicher formuliert, könnte diese auch wie folgt lauten: 2. Wahrheit = Übereinstimmung von Erkenntnis und Wirklichkeit oder 3. Wahrheit = Korrespondenz zwischen Aussagen und Tatsachen. Winfried, Freiburg/München 1982, Ebd.
9 Franzen Winfried, Freiburg/München 1982, S. 37.
10 „So gesehen könnte sich auch der […] Skeptiker oder Agnostiker mit der Korrespondenztheorie einverstanden erklären, weil diese dann von jeder erkenntnistheoretischen Position logisch unabhängig ist“. Franzen Winfried, Freiburg/München 1982, S. 39.
11 Vgl.: Franzen Winfried, Freiburg/München 1982, S. 53.
12 Franzen Winfried, Freiburg/München 1982, S. 82 – 83.
13 Die Redundanztheorie der Wahrheit, die sich in dieser Formel ausdrücken lässt, gibt es seit beinahe einem Jahrhundert, seit den Bemerkungen von Frank. P. Ramsey. Franzen Winfried, Freiburg/München 1982, S. 84.
14 Spätestens seit Strawson sind alle Redundanztheoretiker Kritiker der Korrespondenztheorie. Franzen Winfried, Freiburg/München 1982, S. 88.
15 Nach Frege ist nichts damit gewonnen, Wahrheit als Übereinstimmung mit der Wirklichkeit zu kennzeichnen, denn das zu Definierende würde dann vorausgesetzt und so würde jeder Versuch scheitern, die Wahrheit als eine Übereinstimmung zu erklären. Frege postuliert weiter, dass uns die Sprache täuscht, denn es braucht kein besonderes Prädikat, um etwas als wahr darzustellen. Vgl.: Franzen Winfried, Freiburg/München 1982, S. 88.
16 Vgl.: Franzen Winfried, Freiburg/München 1982, S. 96 – 99. Die Redundanztheorie deckt schließlich die Unhaltbarkeit der starken Version der korrespondenztheoretischen These auf, dass die Wahrheit eine Relation sei. Vgl.: Franzen Winfried, Freiburg/München 1982, S. 250.
17 Vgl.: Puntel Lorenz Bruno: Wahrheitstheorien in der neueren Philosophie: Eine kritisch-systematische Darstellung, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, S. 145.
18 Puntel Lorenz Bruno, Darmstadt 1993, S. 142.
19 Intersubjektivitätstheorie der Wahrheit.
20 Puntel Lorenz Bruno, Darmstadt 1993, S. 164.
21 „Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der „Weltgeschichte“ […] So könnte jemand eine Fabel erfinden“. Nietzsche Friedrich: Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne, Colli Georgio, Montinari Mazzino (Hrsg.).: Sämtliche Werke: Kritische Studienausgabe in 15 Bänden, Walter de Gruyter, Berlin 1988, S. 875. Er beginnt den ersten Teil seines Nachworts mit der Zwecklosigkeit unseres Seins und mit dem damit verbundenen Hochmut. Bereits in seiner Einleitung erweist sich das Sprachbild als ungenügend, denn die Fabel ist eine Fiktion und nur Möglichkeit einer Erzählung. Zugleich ist die „literarische Kleinform der Fabel eine historisch gewachsene außermoralische Erkenntnisform und Weltsicht“. Scheibenberger Sarah: Kommentar zu Nietzsches „Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne“. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2016, S. 44.
22 Der Intellekt, der den Menschen oder das `kluge Tier` verblendet und täuscht und über die Schöpfung erhebt, hat „keine weitere Mission, die über das Menschenleben hinausgeht“. Die Verstellungskunst ist mit dem Menschen tief verwurzelt, denn dieser lügt, betrügt, schmeichelt, verstellt sich und hat weitere negative Eigenschaft dieser Art. Daher fragt Nietzsche „wie unter den Menschen ein ehrlicher und reiner Trieb zur Wahrheit aufkommen konnte“ (Nietzsche, Berlin 1988, 186). „Denn es giebt für jenen Intellekt keine weitere Mission, die über das Menschenleben hinausführte“. Nietzsche Friedrich, Berlin 1988, S. 875. Seine Hauptkräfte sieht Nietzsche in der Verstellung, „denn diese ist das Mittel, durch das die schwächeren […] Individuen sich erhalten. Nietzsche, Berlin 1988, S. 876.
23 Und da er aus seiner Not heraus die Gesellschaft braucht, oder aus Langeweile die Gemeinschaft, ist der Mensch angewiesen auf einen Friedensschluss mit seinen Artgenossen, um, wie Nietzsche es mit der Hobbesschen Prämisse ausdrückt, „das allergröbste bellum omnium contra omnes“ (Nietzsche, Berlin 1988, S. 877.) aus der Welt zu schaffen. Zur Erinnerung, in Thomas Hobbes Schrift: Der Staat als Instrument eines Aufgeklärten Egoismus (Thomas Hobbes: Leviathan, Ullstein Taschenbücher, Frankfurt a.M. – Berlin -Wien 1976.), schreibt Hobbes „wenn […] zwei Menschen nach demselben Gegenstand streben, den sie jedoch nicht zusammen genießen können, so werden sie Feinde und sind in Verfolgung Ihrer Absicht, die grundsätzlich Selbsterhaltung […] ist, bestrebt, sich gegenseitig zu vernichten oder zu unterwerfen“. Thomas Hobbes: Der Staat als Instrument eines Aufgeklärten Egoismus (1651). Norbert Hoerster (Hrsg).: Klassische Texte der Staatsphilosophie, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011, S. 109- 110.
24 Nietzsche, Berlin 1988, S. 877.
25 oder „real existierende Gegenstände einer vermeintlich allen gemeinsamen real existierenden Welt“. Enders Markus, Szaif Jan (Hrsg), Berlin 2006, S. 318.
26 Das Wort ist für Nietzsche: „Die Abbildung eines Nervenreizes in Lauten“ und ferner nichts weiter als „subjektive Reizung“ (Nietzsche, Berlin 1988, S. 878). Stellt man die Mannigfaltigkeit der Sprachen nebeneinander, so wird man feststellen müssen, dass es bei den Worten nie auf die Wahrheit ankommen kann, denn sie sind willkürlich und einseitig. Sprechen wir beispielsweise von einem Tisch, einem Arm oder einem Buch abstrahieren wir die Begriffe. Wir ziehen also nicht in Betracht, dass sich kein Buch, kein Arm und kein Tisch ähneln kann. Auch bei der Bildung der Begriffe geht es so zu, denn sie müssen auf „lauter ungleiche Fälle passen“. (Nietzsche, Berlin 1988, S. 879.) Die Sprache bezeichnet nur „die Relationen der Dinge zu den Menschen und nimmt zu deren Ausdruck nur die kühnsten Metaphern zu Hülfe“. Nietzsche, Berlin 1988, ebd.
27 Vgl.: „Ein Nervenreiz zuerst übertragen in ein Bild! Erste Metapher. Das Bild wieder nachgeformt in einem Laut! Zweite Metapher. Und jedesmal vollständiges Überspringen der Sphäre, mitten hinein in eine ganz andere uns neue“. Nietzsche, Berlin 1988, S. 879.
28 Nietzsche, Berlin 1988, S. 880.
29 Die Matapher hat mit der Lüge der Form nach ähnlichen Charakter nach Nietzsche, da auch sie eine falsche Schlussweise darstellt. „Im Fall der Metapher ist dies der Fehlschluß von einer akzidentellen Ähnlichkeit auf eine substantielle Gleichheit zweier Sphären, im Falle der Metonymie ist dies der Fehlschluß einer Identifizierung der Wirkung […] oder einer Entität mit ihrem Wesen“. Enders Markus, Szaif Jan (Hrsg), Berlin 2006, S. 326.
30 Nietzsche, Berlin 1988, S. 880 – 881.
31 Vgl.: Nietzsche, Berlin 1988, ebd.
- Quote paper
- Margo Kaiser (Author), 2019, Friedrich Nietzsches "Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne". Eine Veranschaulichung seines Wahrheitsbegriffes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/465297
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