Der Problematik der finanziellen Optionstheorie und Möglichkeiten ihrer Übertragung auf die Realinvestitionen wird in der modernen Literatur zur Finanzierungstheorie zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, daß die modernen Wirtschaftsaktivitäten durch ein hohes Maß an Unsicherheit charakterisiert werden und die Realinvestitionen in der Regel zumindest teilweise irreversibel sind. Die mit einer Realinvestition verbundenen und von der statischen Kapitalwertmethode sehr schwer erfaßbaren Handlungsmöglichkeiten, die Realoptionen darstellen, und das Verständnis dieses Instrumentes und seines Ansatzes für Investitionsbewertung sind deshalb von außerordentlicher Bedeutung, weil sie eine flexible Reaktion des jeweiligen Unternehmens auf veränderte Umweltzustände ermöglichen und somit nicht lediglich Verlustpotenziale reduzieren, sondern auch neue Erfolgspotentiale eröffnen. Dabei wird allerdings vorausgesetzt, daß der Kenntnisstand des Managements über die sich verändernden Umweltzustände gegenüber dem Ausgangsniveau permanent verbessert wird, andernfalls ist das Vorhandensein von Handlungsspielräumen, wie beispielsweise eine Hinauszögerung des Investitionsbeginns, nutzlos.
Ziele dieser Arbeit bestehen folglich in der Darstellung der Analogie zwischen Finanz-und Realoptionen, wobei der Schwerpunkt auf die Frage gelegt wird, in welchen Aspekten diese Analogie an ihre Grenzen stößt. Das zweite Hauptziel bezieht sich auf die Untersuchung der Übertragbarkeit des Rüstzeugs der Finanzoptionstheorie auf Realinvestitionen und der Anwendbarkeit dieses Ansatzes zum Zwecke der Realinvestitionsbewertung. Im zweiten Kapitel werden Finanzoptionen und Realoptionen definiert und deren konzeptionelle Analogie dargestellt und erörtert; im Anschluß daran wird auf zum Zwecke der Finanzoptionsbewertung eingesetzte Modelle und ihre Annahmen als Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen eingegangen. Das dritte Kapitel widmet sich der Klassifikation der Realoptionen, und es wird jeweils gezeigt, mit welcher Finanzoption die jeweilige Realoptionsart Parallelitäten aufweist. Das Anliegen des vierten Kapitels ist es darzulegen, wo die Grenze zwischen beiden Konzepten liegt und welche Implikationen sich für die Anwendung des Realoptionsansatzes zur Realinvestitionsbewertung ergeben. Mit einer
Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse beschließt das fünfte Kapitel die Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Konzeptionelle Analogie zwischen Finanzoptionen und Realoptionen
- Charakterisierung von Finanz- und Realoptionen
- Ähnlichkeit der Zahlungs- und Risikostruktur
- Optionsbewertung
- Klassifikation der Realoptionen
- Investitionsoptionen im weiteren Sinne
- Investitionsoptionen im engeren Sinne
- Desinvestitionsoptionen
- Wachstumsoptionen im weiteren Sinne
- Optionen auf schrittweise Investition
- Erweiterungsoptionen
- Wachstumsoptionen im engeren Sinne
- Produktionsoptionen
- Stillegungs- und Wiedereröffnungsoptionen
- Umstellungsoptionen
- Investitionsoptionen im weiteren Sinne
- Grenzen der Analogie zwischen Finanz- und Realoptionen und Anwendbarkeit des Realoptionsansatzes zum Zwecke der Investitionsbewertung
- Unschärfeproblem
- Vertragliche Fixierung
- Nicht-Handel
- Komplexität
- Komplexität der Optionsrechte und der Unsicherheitsstruktur
- Mehrstufigkeit und Interdependenzen zwischen Optionen
- Parameterendogenität
- Marktunvollkommenheiten
- Unvollkommene Preisfindung
- Agency Probleme
- Wettbewerbseffekte
- Unschärfeproblem
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Analogie zwischen Finanz- und Realoptionen. Sie untersucht, in welchen Aspekten diese Analogie an ihre Grenzen stößt und welche Implikationen sich daraus für die Übertragbarkeit des Realoptionsansatzes auf die Realinvestitionsbewertung ergeben.
- Darstellung der Analogie zwischen Finanz- und Realoptionen
- Identifizierung der Grenzen dieser Analogie
- Untersuchung der Anwendbarkeit des Realoptionsansatzes zur Investitionsbewertung
- Bewertung der Auswirkungen von Unsicherheit und Irreversibilität auf Investitionsentscheidungen
- Bewertung des Einflusses von Marktunvollkommenheiten auf die Anwendbarkeit des Realoptionsansatzes
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der finanziellen Optionstheorie und deren Anwendung auf Realinvestitionen ein. Das zweite Kapitel definiert Finanzoptionen und Realoptionen und stellt deren konzeptionelle Analogie dar. Es werden zudem Modelle und Annahmen der Finanzoptionsbewertung erläutert. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Klassifikation der Realoptionen und zeigt Parallelitäten zu Finanzoptionen auf. Das vierte Kapitel analysiert die Grenzen der Analogie zwischen Finanz- und Realoptionen und untersucht die Implikationen für die Anwendung des Realoptionsansatzes. Das fünfte Kapitel fasst die Untersuchungsergebnisse zusammen.
Schlüsselwörter
Finanzoptionen, Realoptionen, Investitionsbewertung, Unsicherheit, Irreversibilität, Marktunvollkommenheiten, Agency Probleme, Wettbewerbseffekte, Anwendbarkeit, Analogie, Klassifikation.
- Arbeit zitieren
- Boris Podafa (Autor:in), 2005, Limitationen der Analogie zwischen Finanz- und Realoptionen und Implikationen für die Anwendbarkeit des Realoptionsansatzes zur Investitionsbewertung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46537