Auf den finanziellen Bankrott der krisenhaften neunziger Jahre folgte für den russischen Film bald auch der künstlerische: Der übermächtigen Konkurrenz aus Hollywood hatte man angesichts der am Boden liegenden eigenen Produktion zunächst nichts entgegenzusetzen und versuchte es dann in einem ersten Reflex mit insgesamt belanglosen Zitaten amerikanischer Gangster- und Actionfilme. Mit Wehmut erinnerte sich nicht nur die in innerer Emigration verharrende alte Schule der Filmemacher an die große Tradition des russischsowjetischen Films, an die Zeit, die den Kommerz nur aus den Propagandaschlachten der Politik kannte. Die jungen Regisseure und Produzenten hatten indes mit einer desolaten Infrastruktur von Studios, Verleihnetzwerken und Kinos, mit einer überbordenden Videopiraterie und vor allem mit Finanzierungsschwierigkeiten zu kämpfen. Denn der Staat hatte sich fast völlig aus der Filmförderung zurückgezogen und privates Kapital suchte das unlukrative Geschäftsfeld tunlichst zu meiden. Es mangelte an fast allem und nicht zuletzt am Know-how für Technik, Marketing und Distribution. Geblieben war nur zweierlei: Das unzweifelhafte Talent der jungen Filmemacher und ihr Verlangen, den Verfall und Neubeginn um sie herum in Bild und Ton zu fassen sowie die alte Begeisterung des lange Zeit in einer konstruierten Wirklichkeit lebenden russischen Publikums für cineastische Traumwelten und Weltenträume.
An diesem Punkt ansetzend, wird die vorliegende Arbeit die Entwicklung nachzeichnen, welche die Filmproduktions- und Verleihindustrie in Russland seitdem genommen hat, welchen Schwierigkeiten sie dabei ausgesetzt war und in welchem Maße diese bis heute beseitigt werden konnten. Um die allgemeine Einschätzung von künftigen Chancen und Risiken zu stützen, welche letztendlich als Hauptaspekt dieser Untersuchung betrachtet werden kann, sollen dabei regelmäßig marktanalytische Fakten und Tendenzen skizziert werden, die vor allem auf Branchenpublikationen beruhen. Darüber hinaus werden im Folgenden, gewissermaßen parallel und in unmittelbarem Zusammenhang zu der wirtschaftlichen Entwicklung des russischen Filmmarktes, immer wieder auch die künstlerischen Tendenzen und Perspektiven des eigentlichen russischen Films angesprochen, was dem Ziel dient, eine Beurteilung seines internationalen Potentials zu ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis
- Problemlage und Konzeption
- Zusammenbruch und Neubeginn: Der Weg der russischen Filmindustrie nach 1991
- An der Schwelle zum finanziellen Durchbruch? Aktuelle Rahmenbedingungen und Entwicklungstendenzen
- Zukunftsmarkt oder Zukunftsmusik? Perspektiven und Probleme der russischen Filmindustrie
- Abschließende Überlegungen: Russland, Europa und Hollywood
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Entwicklung der russischen Filmindustrie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion nachzuzeichnen und die damit verbundenen Herausforderungen und Erfolge zu analysieren. Der Fokus liegt auf der Einschätzung zukünftiger Chancen und Risiken des russischen Filmmarktes, unter Berücksichtigung sowohl wirtschaftlicher als auch künstlerischer Aspekte.
- Der Übergang von staatlicher zu privater Filmförderung
- Die Auswirkungen von Videopiraterie und mangelnder Infrastruktur
- Der Einfluss von Hollywood und westlicher Massenkultur
- Die künstlerischen Tendenzen und das internationale Potential des russischen Films
- Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen europäischer und russischer Filmproduktion
Zusammenfassung der Kapitel
Problemlage und Konzeption: Die Arbeit untersucht die Entwicklung der russischen Filmindustrie seit 1991, ausgehend von der finanziellen und künstlerischen Krise nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Sie analysiert die Schwierigkeiten der Branche, wie mangelnde Infrastruktur, Videopiraterie und Finanzierungsprobleme, aber auch das vorhandene Talent junger Filmemacher und die Begeisterung des russischen Publikums für Kino. Der Fokus liegt auf der Analyse von marktanalytischen Fakten und Tendenzen, um zukünftige Chancen und Risiken einzuschätzen, sowie auf der Betrachtung künstlerischer Tendenzen und des internationalen Potentials des russischen Films, inklusive der Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der europäischen Filmproduktion.
Zusammenbruch und Neubeginn: Der Weg der russischen Filmindustrie nach 1991: Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion standen die großen russischen Filmstudios vor dem Ruin, unvorbereitet auf den freien Markt. Die ökonomische Expertise fehlte, und die staatliche Filmförderung brach zusammen. Neben den Strukturproblemen kamen exogene Faktoren hinzu, wie der Aufstieg des privaten Fernsehens mit westlichen Produktionen und der boomende Videomarkt mit Raubkopien. Trotz der Schwierigkeiten gab es Versuche, sich neu zu organisieren, aber der Strukturwandel ist noch nicht abgeschlossen, und die Suche nach neuen Finanzierungs- und Marketingmodellen geht weiter. Trotz der Schwierigkeiten hat sich der Staat teilweise wieder an der Filmfinanzierung beteiligt.
Schlüsselwörter
Russischer Film, Filmindustrie, Sowjetunion, Post-Sowjet-Ära, Marktökonomie, Filmförderung, Videopiraterie, Hollywood, Europäische Filmproduktion, wirtschaftliche Entwicklung, künstlerische Tendenzen, internationale Zusammenarbeit.
Häufig gestellte Fragen: Entwicklung der russischen Filmindustrie seit 1991
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Entwicklung der russischen Filmindustrie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991. Sie untersucht die Herausforderungen und Erfolge der Branche, fokussiert sich auf zukünftige Chancen und Risiken des russischen Filmmarktes und betrachtet sowohl wirtschaftliche als auch künstlerische Aspekte.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Übergang von staatlicher zu privater Filmförderung, die Auswirkungen von Videopiraterie und mangelnder Infrastruktur, den Einfluss von Hollywood und westlicher Massenkultur, die künstlerischen Tendenzen und das internationale Potential des russischen Films sowie Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen europäischer und russischer Filmproduktion.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu folgenden Themen: Problemlage und Konzeption, Zusammenbruch und Neubeginn: Der Weg der russischen Filmindustrie nach 1991, An der Schwelle zum finanziellen Durchbruch? Aktuelle Rahmenbedingungen und Entwicklungstendenzen, Zukunftsmarkt oder Zukunftsmusik? Perspektiven und Probleme der russischen Filmindustrie und Abschließende Überlegungen: Russland, Europa und Hollywood. Zusätzlich werden Zielsetzung und Themenschwerpunkte, sowie eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter bereitgestellt.
Welche Herausforderungen hat die russische Filmindustrie nach 1991 bewältigen müssen?
Die russische Filmindustrie stand nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor enormen Herausforderungen, darunter der Verlust der staatlichen Filmförderung, mangelnde ökonomische Expertise, der Aufstieg des privaten Fernsehens mit westlichen Produktionen, der boomende Videomarkt mit Raubkopien und Probleme mit der Infrastruktur. Trotz dieser Schwierigkeiten gab es Versuche, sich neu zu organisieren.
Welche Chancen und Risiken bestehen für die zukünftige Entwicklung der russischen Filmindustrie?
Die Arbeit bewertet die zukünftigen Chancen und Risiken des russischen Filmmarktes, basierend auf der Analyse marktanalytischer Fakten und Tendenzen. Sie berücksichtigt dabei sowohl wirtschaftliche als auch künstlerische Aspekte und beleuchtet das internationale Potential des russischen Films, inklusive der Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der europäischen Filmproduktion.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Russischer Film, Filmindustrie, Sowjetunion, Post-Sowjet-Ära, Marktökonomie, Filmförderung, Videopiraterie, Hollywood, Europäische Filmproduktion, wirtschaftliche Entwicklung, künstlerische Tendenzen, internationale Zusammenarbeit.
Was ist das Hauptziel der Arbeit?
Das Hauptziel ist es, die Entwicklung der russischen Filmindustrie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion nachzuzeichnen und die damit verbundenen Herausforderungen und Erfolge zu analysieren, um zukünftige Chancen und Risiken des russischen Filmmarktes einzuschätzen.
- Quote paper
- Eduard Luft (Author), 2005, Zwischen Kommunismus und Kommerz - Entwicklungen, Tendenzen und Perspektiven der russischen Filmindustrie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46545