Fortunatus als Vertreter des Kaufmannsstandes


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

26 Seiten, Note: 2


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG

2. DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DES `FORTUNATUS´
2.1 DIE ERSTAUSGABE VON
2.2 DIE QUELLENPROBLEMATIK
2.3 DER ENTSTEHUNGSORT
2.4 DIE AUTORINDIZIERUNG

3. WIRTSCHAFTSGESCHICHTE DES 15. UND 16. JAHRHUNDERTS
3.1 KULTURELLES LEBEN UM
3.2 DER ADEL UND DAS GELD DER FUGGER
3.2.1 DIE FUGGER UND KAISER MAXIMILIAN I
3.2.2 DIE KAISERWAHL KARL V
3.3 DER ADEL UND DAS GELD DER WELSER

4. ADEL UND GELD IM `FORTUNATUS´
4.1 DAS VERHÄLTNIS THEODORUS ZUM ADEL
4.2 DAS VERHÄLTNIS FORTUNATUS ZUM ADEL
4.3 DAS VERHÄLTNIS ANDOLOSIAS ZUM ADEL

5. SCHLUSS

6. LITERATURVERZEICHNIS

1. Einleitung

Zu Anfang des 15. Jahrhunderts entstand mit der Sibille von Elisabeth von Nassau-Saarbrücken und einige Jahrzehnte später mit dem deutschen Werk Fortunatus eine bislang völlig neuartige literarische Gattung. Vergleicht man diese Werke mit den Ausführungen Michail Bartlins und George Lukacs über gattungstypische Merkmale, so können sie durchaus als Vorläufer heutiger Prosaromane bezeichnet werden. Pilgerfahrten und kaufmännischer Unternehmergeist stellen unter anderem die zentralen Thematiken des Fortunatus -Romans dar, wobei auf letzteres in dieser Ausarbeitung näher eingegangen werden soll.

Einleitend wird die Entstehungsgeschichte des Fortunatus beschrieben, wobei insbesondere auf die Erstausgabe von 1509, die Quellenproblematik, die Diskussion über den möglichen Entstehungsort und die Autorindizierung eingegangen wird. Besonders das Quellenproblem und die damit verbundene Autoridentifizierung sind dahingehend für den weiteren Verlauf dieser Arbeit von Bedeutung, da sie klären sollen, aus welchen gesellschaftlichen Kreisen der Autor stammt und woher seine exakte Kenntnis über das Verhältnis politischer und finanzieller Macht existiert. Daraufhin folgt ein Abstecher in die Wirtschaftsgeschichte des 15. und Anfänge des 16. Jahrhunderts, wobei zuerst ein kurzer Einblick in das kulturelle Leben deutscher Handelsstädte um 1500 gegeben wird, da die Hauptschauplätze des Romans Handelsstädte sind. Im Anschluss wird die Beziehung der feudalen Herrscher zu Kaufleuten wie den Welsern und Fuggern beschrieben. Beide Familien sollen dabei sinnbildlich für sämtliche Kaufmannsfamilien stehen, die mit ihrem enormen Reichtum die Politik des 15. und 16. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst haben. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Beziehung der Fugger zu Kaiser Maximilian I. und die Kaiserwahl Karl V. gelegt, da diese sinnbildlich für finanzielle Macht und Korruption der damaligen Zeit stehen. Anschließend soll ebenfalls am Beispiel der Welser verdeutlicht werden, welche finanziellen Quellen der feudalen Obrigkeit zur Verfügung standen.

Dem gegenüber wird das Verhältnis der Kaufleute zum Hofe beschrieben, wie es im Roman wiedergegeben wird. Angefangen mit Theodorus, über Fortunatus, bis Andolosia soll der Vergleich zur Wirtschaftgeschichte gezogen werden. Zentrale Thematik in dieser Ausarbeitung ist daher, ob das literarisch gestaltete Verhältnis Adel und Kaufmann der tatsächlichen faktischen Historie entspricht und wer von beiden in der Machthierarchie weiter oben anzusiedeln ist, sprich ob Adel oder Kaufmannschaft politisch einflussreicher gewesen sind.

2. Entstehungsgeschichte Fortunatus

2.1 Die Erstausgabe von 1509

Der Erstdruck des Fortunatus erscheint 1509 in Augsburg und wird von Johann Heybler herausgegeben. Der Drucker dieser Erstausgabe ist Johann Ottmar, wie dem Kolophon zu entnehmen ist.

„Zu trucken verordnet durch Johannßen Heybler Appotegker in der kayserlichen stat Augspurg in dem grossen schießen der mindern jartzal christi im neünden jar“[1]

Die Einträge in Steuerlisten aus der besagten Zeit lassen erkennen, dass das Kolophon bezüglich seiner Namensnennungen stimmt, da die oben erwähnten Personen tatsächlich in Augsburg lebten und ebenfalls mit ihrer beruflichen Tätigkeit vermerkt waren. Der Autor bleibt jedoch, ähnlich wie beim Ulenspiegel oder Faustbuch unbekannt, was schon frühzeitig die Suche nach der Autorenpersönlichkeit auslöste, da in Leseranreden, Kommentaren und moralisierenden Passagen der Ich-Erzähler besonders deutlich hervortritt. Es bleibt festzuhalten, dass die ergebnislose Autorensuche für die weitere Textbearbeitung nur minderschwere Folgen mit sich bringt, zumal Verlegern, Korrektoren und Druckern die Möglichkeit zum Texteingriff abermals offen stand.[2]

Der Erfolg des Fortunatus -Textes, so wie er 1509 in Augsburg erschienen war, ist beträchtlich. Durch Übersetzungen ins Italienische, Französische, Englische, Polnische, Ungarische, Niederländische, Dänische und Schwedische wurde das Volksbuch zu einem der beliebtesten Romane der kommenden drei Jahrhunderte.[3]

2.2 Die Quellenproblematik

Neben dem Kolophon bieten die in den Erzähltext eingefügten Itinerare Ansatzpunkte, den Entstehungsort und die Autoridentität herauszufinden. Besonders Reiseberichte der Nürnberger Patrizier Muffel, Tetzel, Rieter und Tucher scheinen als Ausgangspunkt gedient zu haben. Aufgrund der engen verwandtschaftlichen Verhältnisse dieser Familien lassen sich nur geringe Abweichungen der Reiseberichte in den jeweiligen Handschriften feststellen.

Der Reisebericht des Gabriel Muffel, Sohn des berühmten Nürnberger Patriziers Nikolaus Muffel, besteht zunächst aus Beschreibungen über Pilgerfahrten in das Heilige Land und nach Ägypten. Dieses Itinerar ist innerhalb der Pilgerberichte des 14. und 15. Jahrhunderts von besonderem Stellenwert, da es eine Mischung aus tradiertem mittelalterlichem Orientwissen und detaillierten Eigenbeobachtungen darstellt. Jedoch kam die Forschung über dieses Itinerar zu der Erkenntnis, dass es sich nicht um Reiseberichte des Nürnbergers Gabriel Muffel handelt, sondern um eine Übersetzung des frühesten italienischen Pilgerberichts aus dem Heiligen Land vom Franziskaner Niccolo da Piggibonsi. Dieser hatte 1346-50 eine Pilgerreise in das Heilige Land und nach Ägypten unternommen und aufbauend auf den Erlebnissen seine Reiseberichte verfasst. Später wurden sie von einem unbekannten Passauer übersetzt und als Muffels Itinerare überliefert. Der Eintrag „Anno 1464 die octavo decembris ivit ad terrem sanctam Gabriel Muffel filius tertius Nicolai Muffell“ im Codex stammt von einer Hand, die nicht die der Reiseberichte ist, und gab Grund zu der Annahme, dass das Itinerar auf Gabriel Muffel zurückgeht.[4]

Leo von Rozmital unternahm seine Ritter- und Pilgerreisen 1465-67 durch ganz Europa. Neben der Darstellung fürstlicher Macht und dem Abhalten von Festen an Höfen des europäischen Hochadels, die mit Gastmählern, Tanz und Turnieren verbunden waren, unternahm Leo seine Pilgerfahrt auch um Heiligtümer zu verehren. In seinem Gefolge befand sich der Nürnberger Gabriel Tetzel, der die Reiseberichte anfertigen sollte. Zudem nahm, auf Bitten Tetzels auch noch sein Verwandter Gabriel Muffel an der Pilgerfahrt teil. Die Reise begann in Nürnberg und führte die Pilger nach England an den Hof Eduards IV. in London. Danach wurde Nantes, der französische, spanische und portugiesische Königshof bereist, bevor man Mailand und Venedig ansteuerte. Dort stellte Leo allerdings fest, dass er in Geldnöte geraten war und ohne das Heilige Land zu bereisen nach Prag zurückkehren musste. Der tetzelsche Reisebericht steht in einer Handschrift aus dem 15. Jahrhundert im Anschluss an die Berichte einer Romreise, welche Nikolaus Muffel 1492 unternahm. Beide Berichte wurden von derselben Hand verfasst, so dass die Handschrift sich vermutlich im Besitz der Familie Muffel befand. Zudem muss angenommen werden, dass die Itinerare Tetzels aus einem erhaltenen Familienbuch der Muffels aus dem 15. Jahrhundert bzw. aus einer verlorengegangenen Handschrift abgeschrieben wurden.[5] Neben der Tatsache, dass die Reiseberichte Tetzels die Hauptschauplätze des Fortunatus -Romans, wie Flandern, London, Burgund und Nantes erwähnen, müssen sie immer in Zusammenhang mit den Reiseberichten Muffels gesehen werden.

Im Jahre 1479 brachen die Nürnberger Hans Tucher und Sebald Rieter mit ihrer Reisegesellschaft nach Venedig auf, um ebenfalls das Heilige Land zu bereisen. Sie konnten dabei auf die Reiseberichte des Vaters und Großvaters von Sebald Rieter zurückgreifen, die bereits im Jahre 1464 bzw. 1436 in Jerusalem waren. Die beiden Patrizier kehrten nach einem Jahr Pilgerfahrt in die Heimat zurück und veröffentlichen ihre Reiseberichte, wobei Tuchers Aufzeichnungen mehrfach gedruckt und handschriftlich überliefert wurden, Rieters Berichte lediglich handschriftlich verbreitet wurden. Der Reisebericht Tuchers nach Palästina und zum Katharinenkloster mit Sebald Rieter sind auffällig detailliert, so dass beispielsweise Angaben über Reisekosten und Zahlungsmittel gemacht werden. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass Hans Tucher sowohl die Reiseberichte von Vater und Großvater Sebald Rieters besaß und diese mit Zusätzen und Erweiterungen vervollständigte. Ebenso wahrscheinlich ist die Tatsache, dass Tucher das rietersche Itinerar übernahm. Allerdings veränderte er z.B. Entfernungsangaben, aufgrund Erfahrungen, die er auf seiner Orientreise machte. Das Fortunatus -Itinerar folgt gerade diesen Veränderungen der tucherschen Variante, so dass S. Sachse zu der Annahme kam, dass Hans Tuchers Schriften als Hauptquelle für den Fortunatus -Autor dienten. Ein weiteres Indiz für diese These sind die im 15. und 16. Jahrhundert weitverbreiteten Drucke der tucherschen Reiseberichte.[6]

Besonders die Reiseberichte Hans Tuchers aus der fragmentarischen Coburger Handschrift weisen aufgrund seiner als Lesefehler erkennbaren Unstimmigkeiten auf die vom Roman-Autor benutzte Vorlage hin. Diese geringen, jedoch vorhandenen Differenzen beziehen sich hauptsächlich auf Orts- bzw. Länderbeschreibungen und Entfernungsangaben.[7]

2.3 Der Entstehungsort

Durch die Analyse der Textsegmente des Kolophons und der Itinerare lässt sich zumindest der Entstehungsort des Fortunatus eingrenzen. Bei Nachforschungen zur Herkunft des Romans fiel des Öfteren der Name der Nürnberger Arztfamilie Schedel auf. Ebenfalls stützen sich die Untersuchungen von Y. Luoma, aufgrund des Gebrauchs der Vergangenheitstempora, auf Nürnberg als Entstehungsort des Fortunatus. Luoma kommt zu dem Schluss, dass die extensive Verwendung des Präteritums und der geringe Anteil des Perfekts bei der vermuteten Umschreibung in die Augsburger Druckersprache eine sprachliche Besonderheit erhalten hat.[8] Somit liegt die Schlussfolgerung nahe, dass der Autor des Romans eher ein Nürnberger als ein Augsburger ist. Luomas These beruht auf dem Vergleich Augsburger und Nürnberger Chroniken, sowie dem Itinerar der Nürnberger Familie Rieter. Besonders bei der handschriftlich überlieferten Form der Reiseberichte der Familie Rieter lässt sich, so Luoma, eine deckungsgleiche Verteilung des Präteritums erkennen, allerdings zieht Luoma eine dritte Möglichkeit bezüglich der Klärung des Entstehungsortes nicht in Erwägung. Diese Alternative bestünde darin, nicht nur den Augsburger Verleger Heybler und seinen Ulmer bzw. Augsburger Bekanntenkreis einzubeziehen, sondern ebenso die Nürnberger Ärztefamilie Schedel mit ihrem humanistischen Freundeskreis heranzuziehen. Gleichermaßen könnte der gesuchte Autor lange Zeit in einem fremden Dialektgebiet gelebt haben, so dass er wesentliche Merkmale der dortigen Sprache übernahm bzw. mitbrachte. Ähnlich geschehen bei den Stadtärzten Hermann und Hartmann Schedel, die vor ihrer Niederlassung in Nürnberg lange Zeit in Augsburg angestellt waren.[9]

2.4 Die Autorindizierung

Kolophon und Itinerar bilden die beiden Textsegmente, von denen Entstehungsort und Autoridentität am ehesten erkannt werden können. Zwar lässt sich der Personenkreis möglicher Autoren, aufgrund einiger Indizien stark eingrenzen, jedoch kann man nicht mit absoluter Sicherheit sagen, welche Person tatsächlich den Fortunatus -Roman verfasst hat. So ist beispielsweise festzuhalten, dass der Autor ein religiös gebildeter Mensch gewesen sein muss. Darauf weisen die im scholastischen Geist abgehandelten Problemfelder, wie die Stellung des Christentums zum Reichtum, zum Hochmut und zur Neugier. Außerdem fällt ein Interesse an kirchlichen Angelegenheiten auf, z.B. durch die gestiftete Propstei oder das tägliche Chorgebet im irländischen Frauenkloster. Es scheint sich um einen sehr gebildeten und belesenen Verfasser zu handeln, was aus der breiten Streuung lateinischer und volkssprachlicher Quellen hervorgeht.

Ein weiteres Indiz, das den möglichen Autorenkreis einengt ist die Kenntnis über medizinisch-pharmazeutische Vorgehensweisen, welche in der Szene des als Arzt verkleideten Andolosia zum Ausdruck kommen.[10]

Aufgrund dieser Erkenntnisse ist darauf zu schließen, dass der Autor des Fortunatus -Romans aus dem Freundeskreis Hans Tuchers und Sebald Rieters entstammt, welcher sich aus frühhumanistisch gesinnten Gelehrten zusammensetzte. Konkret wird der Name Stephan Fridolin genannt, Lektor des Franziskanerklosters und Prediger bei St. Klara zu Nürnberg. Es ist unbestritten, dass Fridolin sämtliche die erwähnten Autoreneigenschaften in sich vereint und ein talentierter Schreiber war, jedoch bleiben diese Ausführungen, wie sie beispielsweise Hannes Kästner macht, eher spekulativ.

3. Wirtschaftsgeschichte des 15. und 16. Jahrhunderts

3.1 Kulturelles Leben um 1500

Wie bereits erwähnt, erschien die Erstausgabe Anfang des 16. Jahrhunderts in Augsburg, was wenig verwunderlich sein dürfte, da Augsburg freie Reichsstadt und ein geistig-intellektuelles und kulturelles Zentrum zur Zeit Kaiser Maximilians I. darstellte. Zudem war Augsburg bekannt für seine zahlreichen Druckerpressen, zumal sie, ähnlich wie Nürnberg im 15. Jahrhundert einen einmaligen Aufschwung als Handels- und Finanzmetropole erlebt hat. Dies führte dazu, dass solche Handelsmetropolen zum einen, einen enormen Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen hatten und zum anderen, bürgerliche Kaufmannsfamilien, wie die Fugger oder die Welser sich riesiger Kapitalvergrößerungen erfreuen konnten. Diese Gewinne wurden innerhalb kürzester Zeit erwirtschaftet, jedoch musste aufgrund risikoreicher Kalkulationen ständig mit dem ebenso schnellen Verlust von Reichtümern gerechnet werden. So kam es dazu, dass um 1500 in Augsburg, sowie in anderen oberdeutschen Handelsstädten zwei Extrema hinsichtlich des Wohlstandes existierten. Die eine Gruppe bildeten die Handwerker, Arbeiter und Bedienstete, welche keine erwähnenswerten Reichtümer besaßen. Zum anderen gab es jedoch die Gruppe der Kaufleute mit enormen Kapitalvermögen. Ihre Lebensgewohnheiten kamen dem des Adels sehr nahe, zumal man erhoffte, sich mit Hilfe des Geldes in den Landadel einheiraten zu können. Des weiteren versuchte man den Adel an Prachtaufwand zu übertreffen und Grundherrschaften aufzukaufen. Das prekäre an diesem Zustand war allerdings, dass diese höchst unterschiedlichen Gruppen des Bürgertums auf engstem Raum zusammenlebten.[11]

3.2 Der Adel und das Geld der Fugger

Seit 1367 verzeichnete der städtische Rechnungsschreiber Augsburgs die Einwanderung der Familie Fugger. Hans Fugger war einer von vielen, die aus Lechfeld kommend, sich den Textilzünften anschloss. Seine Nachfolger sollten sich zunächst die Vormachtstellung im Webgeschäft erwerben, um später zu mächtigen Kaufmännern aufzusteigen.[12] Lukas Fugger hatte im Jahre 1489 das Amt des Zunftmeisters der Weber inne und pflegte den Kontakt mit dem römisch-deutschen König Maximilian I. So kam es im gleichen Jahr dazu, dass aus diplomatischem Anlass die Familie Fugger dem König ein Fest anlässlich seiner Ankunft in Augsburg bereitete.[13] Die gute Verbindung der Kaufmannsfamilie zum Habsburger Könighaus intensivierte sich, als Maximilian I. die Fugger an dem europäischen Metallgeschäft beteiligte. Dieser Schritt war für die Augsburger der Auftakt zur reichsten Familie der damaligen Zeit aufzusteigen.[14]

3.2.1 Fugger und Kaiser Maximilian I.

Die wesentliche Aufgabe eines Regenten bestand darin, die Reichsjustiz und vor allem die Reichsverteidigung zu finanzieren. Zumal die Türken und Ungarn im Osten und die Franzosen und Luxemburger im Westen eine Gefahr für das Reich darstellten.[15]

Das bekannteste und gleichzeitig einflussreichste Mitglied der fuggerschen Kaufmannsdynastie war zweifelsohne Jakob Fugger, der von 1459 bis 1525 lebte. Unter seiner Führung gelang es der Handelsfamilie zur reichsten und mächtigsten Familie der damaligen Zeit aufzusteigen. Dies lag vor allem an der hervorragenden Beziehung Jakobs zu Kaiser Maximilian I. Jakob begann1485 Einfluss auf das politische Geschehen zu nehmen, indem er Fürsten und Herzoge mit Krediten subventionierte. Auf diesem Wege beeinflusste er geschickt die Politik in seiner näheren Umgebung, so dass er 1490 durch einen Staatsstreich die Herrschaft des Erzherzogs Sigmund ablöste und Kaiser Maximilian zur Macht verhalf.[16] Dabei war es kein besonders großes Geheimnis, dass Kaiser Maximilian I. seine Politik durch Jakob Fugger finanzierte. Vor allem die Türkenabwehr im Osten und die ständige Auseinandersetzungen mit dem französischen Königshause waren für den habsburger Regenten ein kostspieliges Unterfangen. Maximilian entlohnte Jakob aufgrund der subventionierten Kaiserwahl und der Finanzierung sämtlicher kriegerischer Aktivitäten mit Gebietsabtretungen. So gelangte Jakob 1507 an die Grafschaft Kirchberg, die Stadt Weißenhorn und mehrere Nachbargebiete. Allerdings war Maximilian nicht der alleinige Schuldner der Fugger, da der Augsburger zudem noch bargeldlos die Reisen päpstlicher Legaten und Nuntien unterstützte.[17] Das Schicksal des Königshaus Habsburg lag ganz und allein in der Hand des augsburger Kaufmannes, da Zwangsanleihen und Doppelbesteuerung dem Königshause bei weitem nicht zur Finanzierung der Kriegsaktivitäten ausreichten.[18] Daher wurde Jakob, aufgrund seines Engagements im Jahre 1511 mit der Erhebung in den Adelsstand gewürdigt.[19] Dabei ist zu erwähnen, dass die Beziehung Maximilians I. zu Jakob Fugger durchaus als freundschaftlich bezeichnet werden kann, da beide gleichaltrig waren und sich bereits als Kinder kennengelernt hatten. Maximilian genoss daher vollstes Vertrauen zu seinem Finanzier.

[...]


[1] Vgl. Roloff, Hans-Gert. Fortunatus. Mit Materialien zum Verständnis des Textes. Studienausgabe nach der Editio Princeps von 1509. Stuttgart. 1996. S. 199.

[2] Vgl. Kästner, Hannes. Fortunatus. Peregrinator Mundi. Welterfahrung und Selbsterkenntnis im ersten deutschen Prosaroman der Neuzeit. Freiburg. 1990. S. 239f.

[3] Vgl. Roloff, Hans-Gert. Materialien zum Verständnis des Textes. In: Roloff, Hans-Gert. Fortunatus. Studienausgabe nach der Editio Princeps von 1509. Stuttgart. 1996. S. 207-322. S. 207.

[4] Vgl. Kästner. Fortunatus. S. 258f.

[5] Vgl. Kästner. Fortunatus. S. 260ff.

[6] Vgl. Kästner. Fortunatus. S.262ff.

[7] Vgl. ebd. S. 265 ff.

[8] Vgl. Luoma, Y. Zum Gebrauch der Vergangenheitstempora im Volksbuch `Fortunatus´. Pro-Gradu-Arbeit. Helsinki. 1968. S. 74ff.

[9] Vgl. Kästner. Fortunatus. S. 274f.

[10] Vgl. ebd. S.272 ff.

[11] Vgl. Kästner. Fortunatus. S. 241f.

[12] Vgl. Pölnitz, Götz von. Die Fugger. Tübingen. 1981. S.25ff.

[13] Vgl. ebd. S. 32.

[14] Vgl. ebd. S. 41f.

[15] Vgl. Huter, Franz. Kaiser Maximilian und die oberdeutsche Wirtschaftsmacht. In: Stadt Augsburg. Jakob Fugger, Kaiser Maximilian und Augsburg 1459-1959. Augsburg. 1959. S. 41-57. S. 42f.

[16] Vgl. Pölnitz, Götz von. Jakob Fugger. In: Stadt Augsburg. Jakob Fugger, Kaiser Maximilian und Augsburg 1459-1959. Augsburg. 1959. S. 5- 40. S. 9f.

[17] Vgl. ebd. S. 12.

[18] Vgl. ebd. S. 30f.

[19] Vgl. ebd. S. 13.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Fortunatus als Vertreter des Kaufmannsstandes
Hochschule
Universität Münster
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
26
Katalognummer
V46562
ISBN (eBook)
9783638437264
ISBN (Buch)
9783638806503
Dateigröße
582 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fortunatus, Vertreter, Kaufmannsstandes
Arbeit zitieren
Daniel Pater (Autor:in), 2005, Fortunatus als Vertreter des Kaufmannsstandes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46562

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