Diese Arbeit untersucht die politische Debatte um den Palast der Republik. Diese Arbeit geht ausschließlich auf den (partei-)politischen Aspekt der Schlossplatzdebatte ein und zeigt, welche Haltung politische Akteure und Parteien gegenüber dem Palast der Republik nach der Wiedervereinigung hatten. Inhaltlich werden dabei die Positionen der etablierten Parteien (CDU/CSU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen, PDS) analysiert, auf Bundes- (Bundesregierung und -tag) und Landesebene (Berliner Senat und Abgeordnetenhaus). Der zeitliche Rahmen geht von 1990 mit der Schließung des Palastes aufgrund von Asbestbefund bis 2006 mit dem endgültigen Abriss des Palastes im Frühjahr. Primär wird mit Zeitungsartikeln, Interviews und Plenarprotokollen aus dem oben genannten Zeitraum gearbeitet.
In der Tat dauerte dieser Streit rund sechzehn Jahre (1990–2006), doch hatte er weniger mit Architektur als mit dem Umgang der DDR-Vergangenheit in der jungen gesamtdeutschen Bundesrepublik zu tun. Sollte der für viele Ostdeutsche als positives Symbol geltende Palast, in dem zu über 90 Prozent kulturelle Veranstaltungen für die Bürger der DDR stattgefunden haben und 70 Millionen Besucher gezählt wurden, einfach abgerissen werden? Konnte ein Nachbau des Schlosses womöglich die deutsche Geschichte seit dem Nationalsozialismus wieder heilen, in dem er eine identitätsstiftende Rolle übernehmen könnte? Oder sollte ein Neubau geschaffen werden, der mit der Geschichte bricht und in die Zukunft blickt? Relativ schnell setzte sich in den Jahren nach der Wiedervereinigung der Konsens durch, dass der Palast der Republik, unter anderem aufgrund von Asbest, saniert werden musste, doch was danach kommen sollte, darüber war man sich nicht einig.
Akteure dieser öffentlich-gesellschaftlichen Debatte waren Architekten, Künstler, Historiker, Privatpersonen, diverse Bündnisse, Gruppierungen und Aktivisten. Doch einer der zentralen und wichtigsten Akteure waren und blieben Politiker und Parteien. Diese hatten letztendlich die Entscheidungsbefugnis über den Palastabriss. In der Literatur zum Thema Schlossplatzdebatte wurde bisher viel über Akteure, Inhalte und Bedeutung geschrieben. Im Vordergrund standen dabei ausschließlich drei Debatten: die intellektuell-fachliche, die medial-gesellschaftliche und die ost-westliche. Dass es darüber hinaus aber auch eine rein (partei-)politische Debatte gegeben hat, wurde zwar auch erwähnt, aber meist nur am Rande.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Politische Akteure und Parteien beziehen Stellung: 1990–1997
- 2.1. Von der DDR-Volkskammer zum Gemeinsamen Ausschuss
- 2.2. Parteipolitische Positionen im Detail
- 2.2.1. Die eindeutig Positionierten: CDU und PDS
- 2.2.2. Pro-Palast, aber uneinig: FDP, SPD und Bündnis 90/Die Grünen
- 2.3. Zwischenfazit
- 3. Wandel durch Regierungswechsel: 1998-2002
- 3.1. Frischer Wind in der politischen Debatte
- 3.2. Der Bundestagsbeschluss 2002 und die Positionen der Akteure
- 4. Neue Perspektiven vor dem Abriss: 2003-2006
- 4.1. Der „neue\" Volkspalast
- 4.2. Erneute Bundestagsdebatte 2006
- 5. Fazit - Zwischen Kontinuität und Wandel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den (partei-)politischen Aspekt der Berliner Schlossplatzdebatte und analysiert die Positionen von politischen Akteuren und Parteien gegenüber dem Palast der Republik nach der Wiedervereinigung. Die Analyse konzentriert sich auf die etablierten Parteien (CDU/CSU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen, PDS) und betrachtet ihre Haltungen auf Bundes- und Landesebene.
- Die politische Debatte um den Palast der Republik im Kontext der deutschen Wiedervereinigung
- Die Rolle von politischen Parteien und Akteuren in der Entscheidungsfindung
- Die Positionen der etablierten Parteien zum Erhalt oder Abriss des Palastes
- Die Bedeutung des Palastes als Symbol der DDR-Vergangenheit in der jungen Bundesrepublik
- Die unterschiedlichen Perspektiven und Interessen von Ost- und Westdeutschen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Diese Einleitung führt in die Berliner Schlossplatzdebatte ein und erklärt die Relevanz des politischen Aspekts. Sie stellt die wichtigsten Akteure und die zentrale Frage der Debatte, den Umgang mit dem Palast der Republik, vor.
- Kapitel 2: Politische Akteure und Parteien beziehen Stellung: 1990–1997: Dieses Kapitel schildert den Beginn der politischen Debatte um den Erhalt bzw. Abriss des Palastes der Republik. Es beleuchtet die Schließung des Palastes durch die Volkskammer der DDR im Jahr 1990 aufgrund von Asbestbefund und analysiert die unterschiedlichen Positionen der etablierten Parteien in dieser frühen Phase.
- Kapitel 3: Wandel durch Regierungswechsel: 1998-2002: Dieses Kapitel untersucht die politische Debatte in der Zeit nach dem Regierungswechsel von 1998 und beschreibt die sich verändernde politische Landschaft. Es analysiert die neuen Positionen der Parteien sowie den Einfluss des Bundestagsbeschlusses von 2002 auf die Debatte.
- Kapitel 4: Neue Perspektiven vor dem Abriss: 2003-2006: Dieses Kapitel beleuchtet die Debatte in der Zeit vor dem endgültigen Abriss des Palastes im Frühjahr 2006. Es fokussiert auf die Diskussionen um einen „neuen“ Volkspalast und analysiert die erneute Bundestagsdebatte von 2006.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter, die den Fokus dieser Arbeit beschreiben, sind: Palast der Republik, Schlossplatzdebatte, DDR-Vergangenheit, Wiedervereinigung, politische Parteien, Akteure, Positionen, Erhalt, Abriss, Symbol, Identität, Geschichte, Architektur.
- Quote paper
- Adrian Gmelch (Author), 2016, Über den Palast der Republik in der deutschen Politik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/465688