Am 1. Januar 2005 begann in den Ländern der Europäischen Union der Handel mit Zertifikaten, die zum Ausstoß von Treibhausgasen berechtigen. Das Emissionshandelssystem wurde eingeführt, um die von der EU im Rahmen des Kyoto-Protokolls eingegangenen Verpflichtungen zum Klimaschutz erfüllen zu können. Im Kyoto-Protokoll erklärt sich die EU dazu bereit, ihre Emissionen bis zum Jahr 2012 um 8% gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Da der Emissionshandel ein neues Instrument für den Klimaschutz in Europa darstellt, brachte die EU-Kommission eine Diskussion über die Gestaltung des Handelssystems mit CO2Zertifikaten in Gang. Zu diesem Zweck veröffentlichte die Kommission im März 2000 ein Green Paper zum Handel mit Emissionszertifikaten, in dem sie zum einen Vorschläge über das zukünftige Aussehen des Handelssystems machte, zum anderen betroffene Interessengruppen aufforderte, zu den Vorschlägen Stellung zu nehmen. Eine umstrittene Frage war dabei, wie die Zertifikate auf die teilnehmenden Unternehmen verteilt werden sollten.
Hierbei sind grundsätzlich zwei Vorgehensweisen möglich. Entweder können die Zertifikate durch den Staat an die teilnehmenden Unternehmen versteigert werden, oder sie können den Unternehmen kostenlos zugeteilt werden. Im Green Paper schlug die EU-Kommission die Versteigerung der Zertifikate vor, weil sie allen Unternehmen eine gleiche und faire Chance bietet, Zertifikate zu erwerben und weil die politische Entscheidung entfällt, welche Menge an Zertifikaten jedem Unternehmen zustehen soll. Auch Wissenschaftler sprachen sich für diese Form der Allokation aus, auch weil durch eine Auktion Wohlfahrtsgewinne realisiert werden können, die bei der kostenlosen Zuteilung nicht anfallen. Nachdem verschiedene betroffene Akteure, wie Regierungen,
Unternehmensverbände und NGO´s das Green Paper kommentiert hatten, veröffentlichte die EU im Oktober 2001 den Vorschlag für eine EU-Richtlinie. Darin wurde, entgegen dem ursprünglichen Vorschlag, die kostenlose Zuteilung der Zertifikate, sogenanntes Grandfathering, beschlossen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Funktionsweise von Emissionshandelssystemen
- Grundsätzliche Möglichkeiten der Allokation
- Grandfathering
- Auktion
- Vergleich der beiden Methoden
- Schlussfolgerung
- Lobbyismus in der EU
- Die unterschiedlichen Beeinflussungsmöglichkeiten der Interessengruppen
- Die Unternehmen
- Die Umweltschutzverbände
- Die Konsumenten
- Die Bedeutung des politischen Systems
- Die EU-Kommission
- Der Rat der Europäischen Union
- Das Europäische Parlament
- Schlussfolgerung
- Die unterschiedlichen Beeinflussungsmöglichkeiten der Interessengruppen
- Die Analyse des politischen Entscheidungsprozesses
- Das Interesse der Unternehmen
- Rent-Seeking der Unternehmen
- Empirische Analyse
- Das Interesse der Umweltschutzverbände
- Das Verhalten der Konsumenten
- Das Entscheidungskalkül der Politiker
- Das Interesse der Umweltbehörden
- Das Interesse der Unternehmen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht den Einfluss von Interessengruppen auf die Wahl der Allokationsmethode im europäischen Emissionshandelssystem. Sie analysiert die unterschiedlichen Interessen der Akteure und deren Einfluss auf den politischen Entscheidungsprozess.
- Funktionsweise des europäischen Emissionshandelssystems
- Möglichkeiten der Allokation von Emissionszertifikaten (Grandfathering vs. Auktion)
- Lobbyismus der verschiedenen Interessengruppen (Unternehmen, Umweltverbände, Konsumenten)
- Politisches Entscheidungskalkül in der EU
- Rent-Seeking Verhalten von Unternehmen im Zusammenhang mit Emissionszertifikaten
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 erläutert die Funktionsweise von Emissionshandelssystemen im Allgemeinen und stellt die Funktionsweise des europäischen Emissionshandelssystems im Detail vor. In Kapitel 3 werden die beiden wichtigsten Allokationsmethoden – Grandfathering und Auktion – vorgestellt und miteinander verglichen.
Kapitel 4 untersucht die verschiedenen Interessengruppen, die am europäischen Emissionshandelssystem beteiligt sind, und analysiert deren unterschiedliche Beeinflussungsmöglichkeiten.
Kapitel 5 beschäftigt sich mit der Analyse des politischen Entscheidungsprozesses bei der Wahl der Allokationsmethode. Hierbei wird untersucht, welche Interessen die verschiedenen Akteure haben und wie diese Interessen sich auf das Entscheidungskalkül der Politiker auswirken.
Schlüsselwörter
Emissionshandelssystem, Allokationsmethode, Grandfathering, Auktion, Interessengruppen, Lobbyismus, EU, Rent-Seeking, Politisches Entscheidungskalkül.
- Quote paper
- Philipp Joos (Author), 2005, Der Einfluss von Interessengruppen auf die Wahl der Allokationsmethode im europäischen Emissionshandelssystem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46607