Um die Forschungsfrage dieser Arbeit zu beantworten, weshalb Bernhard sich in seinen Roman dermaßen stark an realen Personen und Orten orientiert hat und diese kenntlich gelassen hat, ist es wichtig, zuerst ein paar Fakten zum Roman, zu den realen Personen hinter den Figuren sowie zur Entstehungsgeschichte offenzulegen. Daraufhin sollen auf die Medienreaktion und die Ereignisse des Skandals eingegangen werden. Letztendlich soll mit dem erarbeiteten Wissen im vierten Kapitel erforscht werden, was die Motivation Bernhards für die spezielle Gestaltung von "Holzfällen" war. Dazu werden in den Unterkapiteln drei mögliche Gründe mit Hilfe der Forschungsliteratur diskutiert. Am Ende werden die Ergebnisse zusammengefasst. Zunächst sollen ein paar Worte zum Roman folgen.
Was die Schriftsteller schreiben
ist ja nichts gegen die Wirklichkeit […]
die Wirklichkeit ist so schlimm
daß sie nicht beschrieben werden kann
noch kein Schriftsteller hat die Wirklichkeit so beschrieben
wie sie wirklich ist.
Dies wird in Thomas Bernhards letztem Theaterstück "Heldenplatz" von der Figur Professor Robert behauptet und es zeigt, wie Bernhard bis zuletzt mit den Nuancen zwischen Fiktionalität und Wirklichkeit spielte. Viele seiner Werke, die vorgeben autobiografisch zu sein, bewegen sich an der Grenze zur Fiktion. Andererseits haben viele seiner fiktionalen Schriften so viele reale Personen, Orte und Ereignisse zur Vorlage, dass sie von der Öffentlichkeit als Darstellungen der Wirklichkeit wahrgenommen wurden. Auch "Holzfällen. Eine Erregung" wurde als Erzählung aufgefasst, die die wirklichen Ansichten und Erlebnisse des Autors wiedergibt. Bernhard arbeitete bei diesem Roman so sehr im Grenzbereich von Fiktion und Wirklichkeit, dass durch das Buch ein Skandal ausgelöst wurde. Somit ergeben sich durch "Holzfällen" und seine besondere Struktur interessante Forschungsfragen. Ziel dieser Arbeit soll es sein zu beantworten, warum Thomas Bernhard sich in seinem fiktionalen Roman" Holzfällen" bewusst an realen Personen orientiert hat und diese nicht vollkommen unkenntlich gemacht hat. (...)
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einführung
- Zu Holzfällen
- Der Voyeur im Ohrensessel – eine Inhaltsangabe
- Die vermeintlichen Personen hinter den literarischen Figuren
- Der Skandal
- Beweggründe für das Kenntlichlassen der Personen
- Vermarktungsgründe
- Eine hassvolle Gesellschaftskritik?
- Literarische Inspiration und Vergangenheitsbewältigung
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Roman Holzfällen von Thomas Bernhard und analysiert, warum der Autor sich in seinem Werk bewusst an realen Personen orientiert und diese nicht vollkommen unkenntlich gemacht hat. Ziel ist es, die Motivation Bernhards für diese spezielle Gestaltung von Holzfällen zu erforschen und die damit verbundenen Folgen zu beleuchten.
- Der Einfluss der Realität auf die Fiktion in Bernhards Werk
- Die Rolle des Skandals und die Rezeption des Romans
- Die Motivationen Bernhards für das Kenntlichlassen realer Personen
- Der Voyeurismus als zentrales Motiv in Holzfällen
- Die Verwendung von literarischen Techniken zur Vermittlung von Kritik
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Einführung: Die Einleitung beleuchtet die Beziehung zwischen Fiktion und Wirklichkeit im Werk von Thomas Bernhard. Der Fokus liegt auf der Frage, warum Bernhard reale Personen in seinen Romanen einbezog und wie das Publikum darauf reagierte. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von Holzfällen und die Hintergründe des damit verbundenen Skandals.
- Zu Holzfällen: Dieses Kapitel stellt den Roman Holzfällen. Eine Erregung vor und beschreibt seinen Inhalt sowie die literarischen Techniken, die Bernhard einsetzt. Es werden die autobiografischen Elemente des Romans und die Parallelen zum Autor aufgezeigt. Die Rezeption des Romans und der Skandal, der daraus resultierte, werden ebenfalls behandelt.
- Der Voyeur im Ohrensessel - eine Inhaltsangabe: Dieser Abschnitt liefert eine detaillierte Zusammenfassung des Romans Holzfällen. Er beleuchtet die Erzählstruktur, die Figuren und ihre Beziehungen zueinander sowie die Hauptthemen des Romans. Der Fokus liegt auf der Analyse des Erzählens, das durch einen voyeuristischen Blick geprägt ist.
- Die vermeintlichen Personen hinter den literarischen Figuren: Dieses Kapitel untersucht die realen Personen, die sich in den Figuren von Holzfällen wiedererkannt haben. Es werden die Gründe für diese Identifizierung analysiert und die Beziehung zwischen den realen Vorbildern und den literarischen Figuren beleuchtet. Der Skandal, der durch die Wiedererkennung entstand, wird hier ebenfalls behandelt.
- Der Skandal: Dieses Kapitel widmet sich dem Skandal, der durch die Veröffentlichung von Holzfällen ausgelöst wurde. Es werden die Reaktionen des Publikums, der Medien und der Justiz sowie die Folgen für Bernhard beleuchtet. Es wird untersucht, welche Faktoren zum Ausbruch des Skandals beitrugen.
- Beweggründe für das Kenntlichlassen der Personen: Dieses Kapitel geht der Frage nach, warum Bernhard sich für die Verwendung von realen Personen in seinem Roman Holzfällen entschieden hat. Es werden verschiedene Thesen diskutiert, wie z.B. Vermarktungsstrategien, Gesellschaftskritik und die Verarbeitung der eigenen Vergangenheit.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die zentralen Themen und Begriffe in dieser Arbeit sind Fiktion, Wirklichkeit, Skandal, Rezeption, Autobiographie, Voyeurismus, Gesellschaftskritik, Literarische Inspiration, Vergangenheitsbewältigung und die Analyse von Holzfällen als Roman der Invektive.
- Arbeit zitieren
- Linda Steinborn (Autor:in), 2018, Thomas Bernhards "Holzfällen". Realhistorische Figuren im fiktionalen Raum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/468230