Kreatives Schreiben als Unterrichtsgegenstand


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

23 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretische Grundlagen
2.1. Formen und Ziele des Kreativen Schreibens
2.2. Vor- und Nachteile des Kreativen Schreibens

3. Praktische Möglichkeiten
3.1. Kreativität im Unterricht
3.2. Beispiele

4. Bewertung
4.1. Allgemeines zur Leistungsbeurteilung
4.2. Bewertung von Kreativem Schreiben

5. Fazit

6. Literaturnachweise

7. Fußnotenverzeichnis

1. Einleitung

Nicht erst seit PISA werden Rufe nach einer Veränderung des Unterrichts laut. Nicht alleine die Quantität, sondern insbesondere die Qualität, die Methodik und die Inhalte sind für einen erfolgreichen Lernprozess entscheidend.

Denkt man an den eigenen Deutschunterricht an deutschen Schulen, findet man kaum herausragendes. Meist, insbesondere in höheren Klassen, werden literarische Texte gelesen, interpretiert, analysiert, Gerade bei der Erarbeitung von Texten kommt es nicht nur auf das Lesen, sondern vielmehr auf das Verstehen an. Textverstehen bedeutet nicht einfach das Erkennen der abgebildeten Zeichen, son- dern ist ein komplexer Verarbeitungsprozess.1 Das Verstehen gibt den Zeichen eine Bedeutung und stellt sie sowohl syntaktisch, als auch textuell in Zusammenhang.2 Kann diese Verarbeitung nicht am besten mit eigenem Schreiben trainiert und gefes- tigt werden?

Das eigene Schreiben ist jedoch meist auf Erörterungen, Inhaltsangaben und Beant- worten inhaltlicher Fragen reduziert. Doch wo bleibt die eigene Phantasie, die eigene Kreativität, die doch gerade durch Worte besonders gut verwirklicht werden kann.

In Baden-Württemberg hat man das Kreative Schreiben als Aufsatzform als eine Möglichkeit der schriftlichen benoteten Arbeitsformen aufgenommen. Damit wird dem eigenen Umgang mit Sprache ein höherer Stellenwert zugemessen. Gleichzeitig haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit ihren Lernerfolg auf individuellere Weise zu demonstrieren.³

Das Kreative Schreiben kommt immer häufiger zum Einsatz. Doch lässt es sich auch in den normalen Unterrichtsablauf integrieren, oder eignet es sich doch besser für Projekte? Kann oder sollte man die Arbeit bewerten, oder beeinflusst dies den Vorgang in negativer Weise? Welche Ziele können damit verfolgt und erreicht werden? Die vorliegende Arbeit möchte diese Fragen näher beleuchten und praktische Beispiele für Kreatives Schreiben im Deutschunterricht aufzeigen.

1. Theoretische Grundlagen

Es ist schwierig in der Literatur eine eindeutige Definition des Kreativen Schreibens zu finden. In diesem Kapitel sollen deshalb unterschiedliche Formen und Ziele vorgestellt werden. Außerdem auf Vor- und Nachteile des Kreativen Schreibens als Unterrichtsgegenstand hingewiesen werden.

1.1 Formen und Ziele des Kreativen Schreiben

Kreativität ist nicht mit wildem Drauflosschreiben gleich zusetzen, es gibt auch hier verschiedenen Formen. Im Mittelpunkt steht der „kreative Umgang mit einer literari- schen Vorlage“4, somit werden die „eigenen sprachlichen Möglichkeiten“5 erkannt und genutzt.

Die folgenden Formen geben ein paar Möglichkeiten der Umsetzung wieder, später werden diese und weitere Aspekte in praktischen Beispielen veranschaulicht. Beim normierten Schreiben6 sind „Form, inhaltliche Versatzstücke und sprachliche Ausgestaltung weitgehend vorgeschrieben“7. Diese Möglichkeit des Kreativen Schreibens sind z.B. Bewerbungsschreiben, Beschwerdebriefe, Briefe an Behörden, Protokolle im Schulunterricht, Beschreibungen von wissenschaftlichen Versuchen, Beurteilungen, u.a. .

Zum freien kreative Schreiben8 zählen z.B. der Erlebnisaufsatz, ein eigenes Gedicht, ein Leserbrief, Reportage, Glosse etc. . Bei dieser Art der Kreativität ist fast alles gestattet.9 Bei einem Gedicht kommt es zum Beispiel nicht auf die genaue Einhaltung eines Reimschemas an. Ein Leserbrief ist zwar thematisch, aber nicht in seiner Ausgestaltung beschränkt. Er kann satirisch, parodistisch, wissenschaftlich, alltäglich, ernst oder komisch sein.

Hingegen beim Aufsatz auf gewissen Strukturen geachtet werden muss, die Regeln eines Erlebnisaufsatzes (Interesse wecken, Dramaturgie, Emotionalität,...) dürfen auch beim Kreativen Schreiben nicht vernachlässigt werden. Dennoch ist man bei der Themenauswahl und der Ausschmückung völlig frei.

Das kreative Schreiben nach einer literarischen Vorlage10 ist wohl die schwierigste Form. Meist sind Vorübungen notwendig, um den Schülern den Zugang einfacher zu gestalten. Als erstes muss die literarische Vorlage inhaltlich genau erkannt und ana- lysiert werden.

Zu diesem Verständnis können bspw. folgende Fragen herangezogen werden:11

- Wie sind die Handlungsorte gestaltet?
- Wie werden Erzählperspektive, Zeit etc. behandelt?
- Erzählstil und Sprache
- Wie sind die Personen charakterisiert, wie handeln, sprechen, denken, fühlen sie?
- Welche Konfliktkonstellationen liegen vor?
- Wie geht der Erzähler mit der Handlung, den Personen um ... ?

Es ist sinnvoll, gerade beim ersten Kreativen Schreiben, mit kleineren Aufgaben zu beginnen. Dies kann zum Beispiel das Schreiben einer Passage aus einer anderen Perspektive sein, einen fiktiven Tagebucheintrag einer Figur zu entwerfen, oder eine Textpassage eines älteren Textes in das heutige Deutsch zu übersetzen.

Die Schüler müssen zum Bewältigen dieser Aufgaben natürlich den Text genau gele- sen und verstanden haben. Es wird verlangt sich in die Lage der Personen hinein- versetzten zu können und die Phantasie über das geschriebene hinaus schweifen zu lassen. Gerade bei älteren Texten ist auch der Umgang mit der Sprache zu üben, bei Tagebucheinträgen haben Worte wie cool, die heute üblich sind, kaum etwas zu su- chen.

Eine weitere Übung kann das Fertigstellen eines Textes sein, man gibt Anfänge oder Mittelteile vor und die Schüler müssen etwas Neues dazu erfinden. Besonders bei bekannten Texten, z.B. Märchen ist die Phantasie gefragt.

Grundsätzlich sollte man sich bei den Vorgaben eng an den Originaltext halten (z.B. Perspektive, Stil, Personen, Thema), die eigentliche Freiheit der Schüler besteht in der „Ausgestaltung einer neuen / geänderten Situation / Konstellation“11 oder „einem Zeitsprung aus dem Originalgeschehen heraus“12, aber auch „einer neu hinzugefügten Person“13. Dabei sollte sich die Neugestaltung in den Text einpassen, so dass ein späterer Leser im Idealfall keinen Unterschied bemerkt.

Das Clustering14 ist in zwei Phasen unterteilt: In der ersten Phase werden Ideen ge- sammelt, das „bildlichen Denken“15 dominiert. Das eigentliche Schreiben ist die zweite Phase, hier soll das bildlich gedachte begrifflich festgehalten und ausgedrückt werde. Die Begründerin Gabrielle Rico versteht unter dieser Methode “das Knüpfen von Ideen-Netzen ... ein nichtlineares Brainstormingverfahren“16.

Um diese Methode auszuführen nimmt man ein Blatt, schreibt in die Mitte das Kern- wort und umkreist es. Während dieser Kreisbewegung, soll das Wort „innerhalb eines Gedankenstromes verschiedene Assoziationen“17 auslösen. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Assoziationen Worte, Sätze, Gedichte, o.ä. sind. Alles wird aufge- schrieben und mit dem Kernwort, oder dem Wort was diese Assoziation ausgelöst hat durch eine Linie verbunden. Dadurch entstehen „von innen nach außen um das Kernwort herum Ideenketten in Form von Zweigen“18. Das Clustering sollte dann mit Buntstiften fortgeführt werden, Markierung unterschiedlicher Themengebiet oder erster Schreibideen. Die erste Phase des Clustering ist erst dann zu Ende, wenn der Schreibende eine Idee hat und unmittelbar in die Schreibphase übergeht. Nach dem Schreiben sollte der Text laut vorgelesen und am besten zur Seite gelegt werden. Nach einer kurzen Pause nochmals gelesen und eventuell überarbeiten werden.

Das Clustering ist also nicht eine eigene Form des Kreativen Schreibens, sondern kann auch als Vorarbeit, zur Ideenentwickelung genutzt werden.

Gabrielle Rico gibt für das Clustering folgenden Grundsätze:19

- Spontaneität
- Freie Assoziation zulassen (wider der inneren Zensur)
- Freiheit in der Wahl des Schwerpunktes und Verwendung des Clusters (Strang, Wort, völlig anderer Gedanke)
- Bei Assoziationspausen Ruhe bewahren und den Gedanken freien Lauf las- sen

[...]


1 kommentiertes Vorlesungsverzeichnis der Uni Trier SoSe„Textverstehen“

2 kommentiertes Vorlesungsverzeichnis der Uni Trier SoSe„Textverstehen“

3 Breddin, Michael: Kreatives Schreiben

4 Breddin, Michael: Kreatives Schreiben

5 Breddin, Michael: Kreatives Schreiben

6 Breddin, Michael: Kreatives Schreiben

7 Breddin, Michael: Kreatives Schreiben

8 Breddin, Michael: Kreatives Schreiben

9 Breddin, Michael: Kreatives Schreiben

10 Breddin, Michael: Kreatives Schreiben

11 Breddin, Michael: Kreatives Schreiben

12 Breddin, Michael: Kreatives Schreiben

13 Breddin, Michael: Kreatives Schreiben

14 Franke, Angela: Das Clustering

15 Franke, Angela: Das Clustering

16 Franke, Angela: Das Clustering

17 Franke, Angela: Das Clustering

18 Franke, Angela: Das Clustering

19 Franke, Angela: Das Clustering

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Kreatives Schreiben als Unterrichtsgegenstand
Hochschule
Universität Trier
Note
2,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
23
Katalognummer
V46888
ISBN (eBook)
9783638439749
ISBN (Buch)
9783638659147
Dateigröße
630 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Zitierung über Fußnoten, daher kein Literaturverzeichnis
Schlagworte
Kreatives, Schreiben, Unterrichtsgegenstand
Arbeit zitieren
Julia Adam (Autor:in), 2003, Kreatives Schreiben als Unterrichtsgegenstand, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46888

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