Am Beginn dieser Arbeit standen Gespräche mit Menschen, die täglich mit suizidgefährdeten Menschen in Kontakt stehen. Im Verlauf dieser Gespräche wurde mir sehr bald bewußt, daß eine Bearbeitung dieses Themas nicht in einer Weise geschehen kann, in der die Rolle der Seelsorge allein durch Unterscheidung und Abgrenzung zu den Aufgaben der anderen Hilfseinrichtungen, die sich mit Krisenintervention befassen, definiert wird, um darauf aufbauend ein Konzept zu entwerfen, das allein für die Seelsorge gültig ist. Im Bereich der Suizidalität ist es angebracht, wenn sie sich, im Bewußtsein ihres eigenen Selbstverständnisses und ihrer Motivation zur Krisenhilfe, die Ziele und die Vorgehensweise der Krisenintervention zunutze macht und darüber nachdenkt, wie sich diese mit ihrem Handeln vereinbaren bzw. in ihr Handeln integrieren lassen, damit sie so gut wie möglich dem vorrangigen Ziel gerecht werden kann. Dies besteht letztlich in der bestmöglichen Lösung des Lebenskonflikts eines hilfesuchenden Menschen, um ihm wieder die Fähigkeit zu geben, sein Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen.
Deshalb orientiert sich diese Arbeit an den Leitlinien, die allgemein als Standard für diejenigen gelten, die sich mit der Krisenintervention befassen und versucht, sie in den Bereich der Seelsorge zu übertragen. So wird zunächst, nach einer kurzen Einführung zu den Aufgaben und Zielen der Krisenintervention ausführlich in einem eigenen Kapitel auf die Ursachen und die Entwicklung der Suizidalität eingegangen, da jedes intervenierende Handeln auf diesem Wissen aufbauen muß, um situationsgerecht helfen zu können. Darauf folgen in einem Kapitel über die biblischen Hintergründe und pastoraltheologischen Ansätze zur Auseinandersetzung mit der Suizidalität, grundsätzliche Überlegungen über das Selbstverständnis der Seelsorge, das diese im Auge behalten muß, um nicht ganz im allgemeinen Verständnis von Krisenintervention unterzugehen und zu einer therapeutischen Hilfseinrichtung unter vielen zu werden, die von diesen nicht mehr zu unterscheiden ist. Aufbauend auf den Ergebnissen der vorangegangenen Kapitel wird dann das Muster seelsorglicher Intervention entwickelt. Zunächst wird auf die Voraussetzungen eingegangen, die den Seelsorger als Krisenhelfer qualifizieren, bevor anschließend einige spezielle Handlungsperspektiven im Blick auf den Suizidgefährdeten, sein unmittelbares Umfeld und auf eine mögliche Vernetzung mit anderen Hilfseinrichtungen aufgezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- KRISEN - WENDEPUNKTE DES LEBENS
- KRISEN UND KRISENINTERVENTION
- KRISENINTERVENTION ALS AUFGABE DER SEELSORGE
- THEORIE DER SUIZIDALITÄT
- SUIZID, SELBSTMORD, SELBSTTÖTUNG ODER FREITOD?
- Selbstmord
- Freitod
- Selbsttötung
- Suizid
- MERKMALE FÜR AKUTE SUIZIDGEFÄHRDUNG
- Beweggründe für einen Suizidversuch
- Das präsuizidale Syndrom
- Weitere Hinweise auf eine Suizidgefährdung
- Der Suizid - Abschluß einer seelischen Krankheit?
- DIE SUIZIDALITÄT IM FELD DER SEELSORGE
- BIBLISCHE ANNÄHERUNG AN DAS PROBLEM DES SUIZIDS
- Der Suizid und die Suizidabsicht im Alten und Neuen Testament
- Jesu Begegnung mit den Abgründen menschlicher Lebens-konflikte - „Die Heilung des Besessenen von Gerasa\" (Mk 5,1-20)
- HEILEN - ABER WIE? PASTORALE ANNÄHERUNG AN EINE ANGEMESSENE SEELSORGLICHE BEGLEITUNG SUIZIDGEFÄHRDETER
- Pastoraltheologische Ansätze für die Suizidpastoral
- Orientierungspunkte einer angemessenen Pastoral für Suizidgefährdete
- DER BEITRAG DER SEELSORGE IN DER BEGLEITUNG SUIZIDGEFÄHRDETER
- DER SEELSORGER
- Voraussetzungen und Vorteile des Seelsorgers
- Hinderungen und Gefahren für den Seelsorger
- ZIELE DER SEELSORGLICHEN BEGLEITUNG FÜR SUIZIDGEFÄHRDETE
- Zwischen Lebenswunsch und Todessehnsucht
- ,,Du bist wertvoll für mich!\" - Beziehung als Schlüssel zu neuem Lebensmut
- DIE MENSCHEN IM UMFELD DES SUIZIDGEFÄHRDETEN
- ZUSAMMENARBEIT MIT PROFESSIONELLEN HILFSEINRICHTUNGEN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Krisenintervention bei Suizidgefährdung aus pastoraltheologischer Sicht. Sie verfolgt das Ziel, die Rolle der Seelsorge in diesem Bereich zu beleuchten und Handlungsperspektiven für die seelsorgliche Begleitung Suizidgefährdeter aufzuzeigen.
- Die Bedeutung der Krisenintervention und ihre Rolle in der Seelsorge
- Die Suizidalität als komplexes Phänomen: Ursachen, Entwicklung und Merkmale
- Biblische und pastoraltheologische Ansätze für die Suizidpastoral
- Das Selbstverständnis der Seelsorge in der Krisenintervention
- Praktische Handlungsperspektiven der seelsorglichen Begleitung Suizidgefährdeter
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Vorwort stellt die Beweggründe für die Entstehung dieser Arbeit vor und verdeutlicht den Kontext der Suizidintervention.
- Das erste Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Krisenintervention im Allgemeinen und deren Relevanz für die Seelsorge.
- Im zweiten Kapitel wird die Suizidalität als psychologisches Phänomen untersucht. Ursachen, Entwicklung und Merkmale werden detailliert analysiert.
- Das dritte Kapitel setzt sich mit der biblischen und pastoraltheologischen Auseinandersetzung mit dem Suizid auseinander.
- Das vierte Kapitel erörtert das Selbstverständnis der Seelsorge im Kontext der Krisenintervention und stellt wichtige Handlungsperspektiven für den Seelsorger vor.
- Das fünfte Kapitel analysiert verschiedene Aspekte der seelsorglichen Begleitung von Suizidgefährdeten, wie die Beziehung zum Klienten, die Bedeutung des Umfelds und die Zusammenarbeit mit anderen Hilfseinrichtungen.
Schlüsselwörter
Suizid, Suizidalität, Krisenintervention, Seelsorge, Pastoraltheologie, Lebenskrisen, Lebenskonflikte, Selbsttötung, Selbstmord, Freitod, Hilfseinrichtungen, Beziehung, Begleitung, Vernetzung, Pastoral, Prävention, Intervention.
- Quote paper
- Markus Dörre (Author), 2000, Die Rolle der Seelsorge in der Krisenintervention am Beispiel der Suizidgefährdung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/469411