„Wenn der Name Friedrich List genannt wird, bekommen die Deutschen ein schlechtes Gewissen.“ Mit diesen Worten spielt Theodor Heuss auf den tragischen Lebensweg von Friedrich List (1789 – 1846) an, der schließlich mit dem Freitod endet.
Lists schriftliche Hinterlassenschaft erstreckt sich über eine Vielzahl verschiedener Schriften und Publikationen. Das 1841 veröffentlichte Hauptwerk seiner schriftstellerischen Tätigkeiten, „Das nationale System der politischen Ökonomie“, war als mehrbändiges Werk geplant. Erschienen ist jedoch nur der erste Band „Der Internationale Handel, die Handelspolitik und der deutsche Zollverein“. Das Werk verzeichnete einen beachtlichen Erfolg, so daß List drei Auflagen (die 3. Auflage erschien 1844) seines Werkes, sowie eine Übersetzung ins Ungarische miterleben konnte. Das Erscheinen des Nationalen Systems rückte seinen Namen schlagartig in das Bewußtsein der Öffentlichkeit.
Die Aufnahmebereitschaft für Lists Werk ließ allerdings nach seinem Tode nach. Obwohl die damals dominierende „Historische Schule“ ein günstiges Klima für seine Lehren bereitet hatte, wurde er allmählich mehr als Pionier des Zollvereins und des Eisenbahnbaus, sowie als Vorkämpfer der deutschen Einigung, jedoch kaum noch als Nationalökonom zitiert.
Verschiedene Ursachen haben dazu geführt Lists Leistung im 19. Jahrhundert die wissenschaftliche Auswirkung zu nehmen. Zum einen war es das vollkommene Fehlen jeglichen Verständnisses für den theoretischen Gehalt seiner Lehren. Lists Begriffe waren nicht immer scharf, seine Beweise nicht immer stichhaltig. Zum anderen war es der unfertige Zustand seines Werkes selbst: Das Nationale System war – obwohl als „erster Band“ bezeichnet – in sich doch so abgeschlossen, daß eine Mißdeutung, List habe überhaupt nur eine handelspolitische Theorie gehabt, nicht fern lag. Diese allgemeine Blindheit für den theoretischen und soziologischen Rahmen von Lists Lehren hat auch dazu geführt, daß sein Name von verschiedenen Interessensgruppen mißbraucht werden konnte.
Die Leistung von Friedrich List fand ihre gebührende Anerkennung namentlich erst im Rahmen der 1925 gegründeten Friedrich-List-Gesellschaft.
Die vorliegende Arbeit beschreibt den Lebensweg, die Wirkungsgeschichte des Listschen Werkes. Dabei werden drei verschiedene Stationen herausgestellt.
Inhaltsverzeichnis
- „Das Nationale System der politischen Ökonomie“
- Friedrich List, Vorläufer der Historischen Schule?
- Historische Elemente in der Listschen Lehre
- Friedrich Lists Stellung zur Historischen Schule
- Die Bedeutung von Friedrich List für den Nationalsozialismus
- Das nationalsozialistische Wirtschaftsdenken
- Der Weg der deutschen Volkswirtschaftslehre
- Die nationalsozialistische Rezeption des Listschen Werkes
- Die Friedrich List-Gesellschaft
- Politische Ökonomie in kritischen Jahren
- Die List Gesellschaft heute
- Die Verbindung von Theorie und Praxis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Wirkungsgeschichte des Werkes von Friedrich List, insbesondere mit seinem Hauptwerk „Das Nationale System der politischen Ökonomie“. Der Fokus liegt dabei auf der Rezeption des Werkes durch die Historische Schule, die Bedeutung von Lists Ideen für den Nationalsozialismus und die Rolle der Friedrich List-Gesellschaft in der Verbreitung und Interpretation seiner Lehren.
- Rezeption des Werkes durch die Historische Schule
- Bedeutung von Lists Ideen für den Nationalsozialismus
- Rolle der Friedrich List-Gesellschaft
- Historische Elemente in der Listschen Lehre
- Friedrich Lists Stellung in der Geschichte der Wirtschaftswissenschaften
Zusammenfassung der Kapitel
1. „Das Nationale System der politischen Ökonomie“
Dieses Kapitel beleuchtet das Hauptwerk von Friedrich List, „Das Nationale System der politischen Ökonomie“, und seinen Einfluss auf die damalige Zeit. Der Abschnitt behandelt die Entstehung des Werkes, seinen Erfolg, die Rezeption in der Öffentlichkeit und die Kritik an List nach seinem Tod. Es werden die Gründe für die zunehmende Bedeutungslosigkeit von Lists Werk im 19. Jahrhundert und die Schwierigkeiten mit der Interpretation seiner Lehren dargestellt.
2. Friedrich List, Vorläufer der Historischen Schule?
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, ob Friedrich List als Vorläufer der Historischen Schule der Nationalökonomie angesehen werden kann. Dabei werden die historischen Elemente in Lists Lehre untersucht, sowie seine Positionierung in der Geschichte der Wirtschaftswissenschaften beleuchtet. Der Abschnitt zeigt auf, wie List seine ökonomischen Theorien in den historischen Kontext einordnete.
3. Die Bedeutung von Friedrich List für den Nationalsozialismus
Dieses Kapitel analysiert die Rezeption von Friedrich List im Nationalsozialismus. Es werden die Grundzüge des nationalsozialistischen Wirtschaftsdenkens vorgestellt und die These eines deutschen Sonderwegs in der Nationalökonomie diskutiert. Darüber hinaus wird untersucht, wie das Werk von List im Nationalsozialismus rezipiert wurde und wie seine Ideen missbraucht wurden.
4. Die Friedrich List-Gesellschaft
Dieses Kapitel widmet sich der Friedrich List-Gesellschaft und ihrer Bedeutung für die Weiterentwicklung von Lists Lehren. Der Abschnitt beleuchtet die Gründung und die Aktivitäten der Gesellschaft in den kritischen Jahren des 20. Jahrhunderts sowie ihre Rolle in der heutigen Zeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen wie Friedrich List, „Das Nationale System der politischen Ökonomie“, Historische Schule, Nationalsozialismus, Friedrich List-Gesellschaft, historisch-ökonomische Perspektive, Staatsinterventionismus, nationale Wirtschaftspolitik, deutsche Wirtschaftsgeschichte, und die Bedeutung von Friedrich List für die Entwicklung des Wirtschaftsdenkens in Deutschland.
- Quote paper
- Barbara Hegedüs (Author), 2001, Die Wirkungsgeschichte des Listschen Werkes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46952