Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeitsstörungen. Überblick und Behandlung von ADS/ADHS


Hausarbeit, 2019

27 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis..

1 Einleitung

2 Aufmerksamkeit
2.1 Auditive Aufmerksamkeit
2.1.1 Filtertheorie
2.1.2 Attenuationstheorie
2.1.3 Theorie der späten Selektion
2.2 Visuelle Aufmerksamkeit
2.2.1 Ortsbasierte/Räumliche Aufmerksamkeit
2.2.2 Ortsunabhängige/Ortsbasierte Aufmerksamkeit
2.3 Aufmerksamkeitsstörungen

3 Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom AD(H)S
3.1 Beschreibung des Störbildes
3.2 Symptomatik
3.3 Ätiologie
3.4 Diagnostik
3.5 Behandlungsmöglichkeiten
3.5.1 Psychoedukation
3.5.2 Verhaltenstherapie
3.5.3 Medikamentöse Therapie
3.5.4 Weitere ergänzende Therapieformen

4 Kritische Diskussion
4.1 Kritische Analyse der Behandlungsmöglichkeiten
4.2 Kritische Analyse des Umgangs mit der Krankheit

5 Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Komorbide Storungen bei Kindern.

1 Einleitung

Diese Hausarbeit befasst sich mit dem viel diskutierten, facettenreichen Symptombild des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndroms AD(H)S.

Im ersten Teil findet der Begriff Aufmerksamkeit Beachtung. Was bedeutet er? Welche Prozesse laufen dabei ab? Was bedeutet Aufmerksamkeitsstörungen?

Dieser spannenden Frage wird sich im zweiten Teil, insbesondere auf der Grundlage des ADS, wobei es dem allgemein in der Literatur verwendeten ADHS untergeordnet wird gewidmet. Voran stehen dabei eine Begriffserklärung und Differenzierung der bei- den Aufmerksamkeitsstörungen. Der Frage nach der Ursachenklärung sowie Sympto- matik und Diagnostik wird sich hier ebenso gewidmet.

In Kapitel drei wird der aktuelle Stand der Therapiemöglichkeiten aufgezeigt und dis- kutiert. In diesem Teil wird auch auf den möglichen Umgang (der Gesellschaft, Medien) mit der Krankheit eingegangen und diskutiert.

Ziel dieser Hausarbeit ist es, nach kritischer Untersuchung der aktuellen Behandlungs- möglichkeiten, durch die Gegenüberstellung von Therapieformen, die im Rahmen der Behandlung der Aufmerksamkeitsstörungen verwendet werden, aktuell relevante Problematiken diesbezüglich aufzuzeigen und mögliche Lösungen zu erörtern.

2 Aufmerksamkeit

Die Aufmerksamkeit nimmt Bezug auf das Bewusstsein als psychischer Zustand kon- zentrierter Bewusstheit, um schließlich auf innere und äußere Reize zu reagieren.1

Mit der Bedingung der visuellen, auditiven, taktilen und anderen Reize, welchen der Organismus kontinuierlich ausgesetzt ist, wird in diesem Punkt dann aus der Anhäu- fung aller umfassenden Informationen eine Teilmenge auserlesen, um die Vorausset- zung für ein zielsicheres und ungehindertes Handeln zu schaffen. Folglich besteht die Funktion der Aufmerksamkeit in der Selektion von Informationen mit dem Vorsatz, be- stimmte Informationen dem Bewusstsein und demnach der Steuerung von Denken und Handeln empfänglich zu machen.2

2.1 Auditive Aufmerksamkeit

2.1.1 Filtertheorie

Die Filtertheorie der Aufmerksamkeit stützt sich auf zahlreiche Experimente des briti- schen Psychologen Donald Eric Broadbent. In seinem „Split-Span-Paradigma“ aus dem Jahre 1954 zeigte er, indem er Versuchspersonen über Kopfhörer gleichzeitig Ziffernpaare (2-7, 6-9, 1-5) abspielen ließ, dass sich die Personen bevorzugt die Zif- fernpaare nach Ohr (2-6-1, 7-9-5) und nicht nach Darbietungspaaren gemerkt haben.3 In dessen Folge präsentierte Broadbent 1958 sein sog. Flaschenhals-Modell. Bei sei- ner Theorie geht er grundlegend davon aus, dass eine frühe Selektion der aufgenom- menen Reize bzw. Informationen aus der Umwelt durch lediglich einen Informations- kanal erfolgt, folglich wird nur eine Nachricht zu einer Zeit „durchgelassen“ und dass bereits eine Art „Vorselektion“ getroffen wird und nur die am Ende „durchgelassene“ Information zur weiteren, tieferen Verarbeitung zur Verfügung steht. 4

2.1.2 Attenuationstheorie

Gegenüber der Filtertheorie steht die sog. Attenuationstheorie (Treisman, 1964), auch genannt Dämpfungsmodell5. Von dem sog. „Cocktail-Party-Phänomen“ ist hier mehr- mals die Sprache. Es wird sich hierbei vorgestellt, man ist auf einer Party, bei dieser der Geräuschpegel relativ hoch ist. Man ist trotz umgebender Geräusche in ein Ge- spräch vertieft und kann es gut verfolgen, die Aufmerksamkeit ist somit willkürlich und selektiv auf unseren Gesprächspartner gerichtet. Fällt allerdings in einem anderen Ge- spräch unser Name, wird unwillkürlich die Aufmerksamkeit darauf fokussiert. Entgegen der Filtertheorie geht Anna Treisman davon aus, dass jede Information nach dem „Mehr-oder-Weniger-Prinzip“ weitergeleitet wird, jedoch in verschiedenen Intensitäten, d.h. signifikante Informationen werden stark und weniger signifikante Informationen schwach weitergeleitet und weiterverarbeitet.6

2.1.3 Theorie der späten Selektion

Von der späten Selektion gehen Deutsch und Deutsch 1963 aus, entgegen der beiden vorstehend beschriebenen Theorien. Sie konstatieren, weshalb der Großteil der auf- genommenen Informationen nicht weggefiltert wird und damit verloren ist, sondern dass kontinuierlich alle Reize registriert und grob verarbeitet werden. Sofern einer der Reize relevant wird, wird er unwillkürlich fokussiert – man wird abgelenkt.7 Einer Ver- suchstechnik entwickelt von Colin Edward Cerry im Jahre 1953, zum „dichotischen Hören“, diese Ergebnisse sprechen für die späte Selektion. Diese Untersuchung machte es möglich herauszufinden, in wie weit wir innerhalb der selektiven Aufmerk- samkeit bzw. außerhalb des Selektionsfeldes noch andere im Umfeld befindliche Reize wahrnehmen8. Dabei bekommen Versuchspersonen Kopfhörer aufgesetzt, je- weils unterschiedliche Texte werden dabei auf den beiden Ohren abgespielt, dabei wird der Text, auf dem einem Ohr plötzlich keinen Sinn mehr ergeben, jedoch wird auf dem anderen Ohr dazu einen sinnvollen Fortsetzungstext dargeboten.9 Dabei soll die Versuchsperson sich auf einen der dargebotenen Texte konzentrieren und diesen im Anschluss wiederholen. Unter Verwendung von Beschattungsaufgaben wird dieses Verfahren auch als „shadowing“ bezeichnet10. Obwohl der Satz aufgeteilt über beide Ohren abgespielt wurde, waren die Versuchspersonen in der Lage, ihn in einem sinn- vollen Satz zu wiederholen.

2.2 Visuelle Aufmerksamkeit

2.2.1 Ortsbasierte/Räumliche Aufmerksamkeit

Im Experiment „Spatial-Cueing-Paradigma“ von Posner 1980 wurde Versuchsperso- nen ein bestimmter Hinweisreiz gegeben, der der Wahrscheinlichkeit der Position ei- nes darauffolgenden Zielreizes unterlag. Die Versuchspersonen sollten anschließend ohne zu zögern eine Taste betätigen, sobald der Zielreiz erschien.11 Die Probanden waren bei validen Durchgängen (mit zutreffendem Hinweisreiz) schneller als bei nicht validen12. Der Hinweisreiz sollte wie eine Art „Lichtkegel“ dienen („Lichtkegelmetapher“ bzw. „Spotlight-Metapher der Aufmerksamkeit“), der die Aufmerksamkeit der Proban- den auf einen bestimmten Raumbereich ausrichten sollte.

2.2.2 Ortsunabhängige/Ortsbasierte Aufmerksamkeit

Im Experiment von Egly, Driver und Rafal 1994 wurden Probanden zwei Rechtecke als Objekte präsentiert. Die Probanden mussten wieder auf einen Zielreiz reagieren, der an jedem Ende der Rechtecke hätte erscheinen können. Es wurde wieder ein Hin- weisreiz gegeben, der meistens valide war. Auch hier fiel die Reaktion auf die validen Durchgänge besser aus als auf die invaliden, mit dem Unterschied, dass auf die inva- liden nicht so viel langsamer reagiert wurde, wenn der Reiz im selben Rechteck vor- kam wie der Hinweisreiz, als wenn sie in unterschiedlichen Rechtecken vorkamen, obwohl der räumliche Abstand zwischen den beiden Reizen sich nicht unterschied.13

2.3 Aufmerksamkeitsstörungen

Eine Aufmerksamkeitsstörung definiert die Unfähigkeit, bewusst und willkürlich die Konzentration über einen zeitlichen Abstand auf eine Tätigkeit oder Wahrnehmung zu fokussieren.

3 Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom AD(H)S

3.1 Beschreibung des Störbildes

Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom wir auch als ADS bezeichnet, welches von der Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätsstörung ADHS zu unterscheiden ist. Der haupt- sächliche Unterschied zwischen den beiden Krankheitsbildern ist, dass zu den ADS- Hauptsymptomen Unaufmerksamkeit und Impulsivität gehören, während bei der ADHS zusätzlich die Hyperaktivität vorliegt. Die Begriffe ADS und ADHS sind entspre- chend neuer, gegenüber den älteren, die heute nicht mehr gebraucht werden, da sie sich im Laufe der Zeit als insuffizient erwiesen habe, beispielsweise „Hyperkinetisches Syndrom“ („HKS“), „Minimale Cerebrale Dysfunktion“ („MCD“) oder „Wahrnehmungs- störungen“.14

Im folgenden Verlauf der Arbeit wird grundsätzlich zur Vereinfachung der Lesbarkeit der Begriff „AD(H)S“ verwendet, es sei denn, es werden Daten oder Fakten genannt, die nur auf eine der beiden Störungen zutreffen.

3.2 Symptomatik

Es gibt für beide Störungen bestimmte Leitsymptome wie bereits in der vorstehenden Definition angedeutet. Aktuell gibt es zwei Klassifikationssysteme, die für unser Ge- sundheitswesen fundamental sind und diesem erleichtern, die Störungsbezeichnun- gen äußerst exakt nach physischen, psychischen und sozialen Kriterien einzuordnen und zu formulieren.15 Dabei handelt es sich um die von der „WHO“ publizierte ICD-10 (International Classification of Diseases) und zum anderen die von der Amerikani- schen Psychiatrischen Vereinigung „APA“ veröffentlichte DSM-V (Diagnostic and Sta- tistical Manual of Mental Disorders). Beide Klassifikationssysteme zielen auf drei Kern- symptomen ab, inzwischen wird im Folgenden vorab auf die Symptome Bezug genom- men, auf dessen Vorkommen AD(H)S bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 16 Jahren diagnostiziert wird:

1. Hyperaktivität (nur bei ADHS),
2. Impulsivität (bei ADS und ADHS),
3. Aufmerksamkeitsdefizit (bei ADS und ADHS).

Hyperaktivität: Die betroffenen Kinder laufen ständig herum; sind motorisch exzessiv aktiv; sie können nicht über eine längere Zeit an einem Ort bleiben bzw. stillsitzen; sie zappeln andauernd mit den Händen und/oder den Füßen (daher wird ADHS im Volks- mund auch oft als „Zappelphilipp-Syndrom“ bezeichnet).16

Impulsivität: Die Kinder reden über das ”normale” Maß hinaus und in unangemessenen Situationen; sie unterbrechen ihren gegenüber öfter mal; stören häufig andere unge- fragt; zeigen aggressive Verhaltensmuster; sind ungeduldig und können in bestimmten Situationen nicht warten, bis sie an der Reihe sind.17

Aufmerksamkeitsdefizit: Die betroffenen sind schnell und oft unkonzentriert; lassen sich schnell durch äußere Reize ablenken; da sie unfähig sind, Details wahrzunehmen, machen sie durch ihre Unkonzentriertheit und Ungeduld häufig Flüchtigkeitsfehler; sie sind vergesslich; bringen ihre Arbeiten oftmals nicht zu Ende; ihre Aufmerksamkeit können sie nicht lange auf eine Aktivität fokussieren; sie verlieren häufig Gegenstände. Kinder nur mit ADS werden durch ihre häufige abschweifende Aufmerksamkeit als „Träumer“ bezeichnet.18

Von Experten wurden vier verschiedene Typen der Störung herauskristallisiert, da sich die Symptome individuell in Ausprägung und Stärke unterscheiden:

1. AD(H)S-Mischtyp (alle drei Kernsymptome vorhanden),
2. Hauptsächlich unaufmerksamer AD(H)S-Typ,
3. Hauptsächlich hyperaktiver und impulsiver AD(H)S-Typ,
4. AD(H)S-Residual-Typ.

Es handelt sich bei dem AD(H)S-Residual-Typ um einen Jugendlichen oder Erwach- senen, bei dem die Kernsymptome nicht mehr in der Stärke anwesend sind, in der sie es im Kindesalter waren.19

[...]


1 Becker-Carus, C.: 2011, S. 229.

2 Vgl. Müller, H.J./Krummenacher, J.: 2008, S. 104.

3 Vgl. Karnath, H./Their, P.: 2003, S. 246.

4 Vgl. Sokolowski, K.: 2013, S. 102.

5 Vgl. Becker-Carus, C./Wendt, M.: 2017, S. 203.

6 Vgl. Müsseler, J./Rieger, M. (2017), S. 108.

7 Vgl. Sokolowski, K.: 2013, S. 103.

8 Vgl. Sokolowski, K.: 2013, S. 101.

9 Vgl. Becker-Carus, C./Wendt, M.: 2017, S. 203.

10 Vgl. Wendt, M.: 2014, S. 277.

11 Vgl. Hagendorf, H. et al.: 2011, S. 184.

12 Vgl. Wendt, M.: 2014, S. 284.

13 Vgl. Wendt, M.: 2014, S. 294.

14 Vgl. Lauth, G. W. et al.: 2007, S. 15.

15 Vgl. Winter, B./Arasin, B.: 2007, S. 3.

16 Vgl. Winter, B./Arasin, B.: 2007, S. 3.

17 Vgl. Winter, B./Arasin, B.: 2007, S. 3.

18 Vgl. Winter, B./Arasin, B.: 2007, S. 3.

19 Vgl. Reimann-Höhn, U.: 2016, S. 20.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeitsstörungen. Überblick und Behandlung von ADS/ADHS
Hochschule
SRH Hochschule Riedlingen
Note
2,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
27
Katalognummer
V469603
ISBN (eBook)
9783668946446
ISBN (Buch)
9783668946453
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ADS, ADHS, Behandlung, Modell, Symptome, Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeitsstörung
Arbeit zitieren
Gina Tenyer (Autor:in), 2019, Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeitsstörungen. Überblick und Behandlung von ADS/ADHS, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/469603

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