Die Fragestellung der Arbeit ist heute immer noch hoch aktuell. Zur Systematisierung der Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit bei Jugendlichen bediene ich mich einer historischen und vergleichenden Methode. Zwei relevante Zeitabschnitte mit jeweils unterschiedlichen pädagogischen und theoretischen Ansätzen sind zu untersuchen:
1. Erstens die ,,antifaschistische Pädagogik" vom Ende der siebziger Jahre bis zum Ende der achtziger Jahre. Herausragende Beispiele hierfür sind u.a. die Gedenkstättenpädagogik und antifaschistische Stadtrundfahrten.
2. Diese löste ein Jahrzehnt der Dominanz der ,,akzeptierenden Jugendarbeit mit Jugendlichen in rechten Jugendcliquen" ab, mit dem theoretischen Überbau der ,,Bielefelder Schule" um Wilhelm Heitmeyer, die eine ,,Individualisierungs- und Modernisierungsthese" als Grund für rechtsextremistische und fremdenfeindliche Einstellungen bei Jugendlichen vertritt.
Zur Zeit befinden wir uns erneut in einem Paradigmenwechsel in der Sozialwissenschaft und der Pädagogik. Projekte, die die Entwicklung der ,,Zivilgesellschaft" in den Kommunen fördern sollen und eine Theorie für eine Erziehung zur demokratischen Werten und kultureller Vielfalt lösen die ,,akzeptierende Jugendarbeit mit Jugendlichen in rechten Jugendcliquen" ab.
Die Fragestellungen, unter denen die Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit bei Jugendlichen untersucht werden, gliedern sich wie folgt:
1. Welche Erklärung für die jeweils gegenwärtige gesellschaftliche Situation dominierte in der Sozialwissenschaft und in der Öffentlichkeit, die natürlich auch das gesellschaftliche Umfeld und die Strategie der Rechtsextremisten berücksichtigen muss.
2. Welche Akteure handelten mit welcher Methode für welche Zielgruppe gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus?
3. Welche Kritik wurde an der Handlungsstrategie geübt und was führte zu ihrer Ablösung?
Am Ende meiner Arbeit setze ich mich dann damit auseinander, welche Schlussfolgerungen sich aus dieser historischen und vergleichenden Perspektive für eine heutige Handlungsstrategie ziehen lassen und folge meiner These, dass in den dargestellten gesellschaftlichen Situationsanalysen wichtige Faktoren ausgeblendet wurden, deren Berücksichtigung aber für eine adäquate Bekämpfung von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit bei Jugendlichen in Berlin und Brandenburg notwendig sind.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsklärung
2.1. Ausländerfeindlichkeit
2.2. Fremdenfeindlichkeit, Xenophobie und Ethnozentrismus
2.3. Rassismus
2.4. Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus
3. Von 1970 bis 1989: Antifaschistische Pädagogik in den alten
Bundesländern
3.1. Gesellschaftliche Situation in den siebziger und achtziger Jahren
3.2. Empirische Untersuchungen in den achtziger Jahren
3.3. Theoretische Erklärungsversuche in den achtziger Jahren
3.4. Die antifaschistische Handlungsstrategie
3.5. Die Umsetzung der antifaschistischen Pädagogik
3.6. Die Kritik an der antifaschistischen Pädagogik
4. Nach 1989: Die „akzeptierende Jugendarbeit mit Jugendlichen in rechten Jugendcliquen“
4.1. Gesellschaftliche Situation von 1989 bis
4.2. Empirische Studien von 1989 bis 1993 aus Berlin/Brandenburg
4.3. Theoretische Erklärungsansätze für Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit bei Jugendlichen von 1987 bis
4.3.1. Die Modernisierungs- und Individualisierungsthese
4.3.2. Die These der sozialen Deprivation
4.3.3. Die These der Dominanzkultur
4.4. Zielgruppe und theoretische Herleitung der Handlungsstrategie
4.4.1. Jörg Kraußlach
4.4.2. Benno Hafeneger
4.4.3. Franz Josef Krafeld
4.5. Die pädagogische Umsetzung: Das Konzept der „akzeptierenden Jugendarbeit mit Jugendlichen in rechten Jugendcliquen“
4.6. Die Übertragung auf die neuen Bundesländer 1992 bis
4.7. Die Kritik an der „akzeptierenden Jugendarbeit mit Jugendlichen in rechten Jugendcliquen“
4.7.1. Die Kritik an der Theorie
4.7.2. Die Mängel in der praktischen Umsetzung
4.7.3. Die Folgen für das lokale soziokulturelle Klima
4.7.4. Abschied vom Konzept der „akzeptierenden Jugendarbeit mit Jugendlichen in rechten Jugendcliquen“?
5. Seit 1997: Zivilgesellschaftliche Handlungskonzepte gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
5.1. Gesellschaftliche Situation nach
5.2. Empirische Studien von 1997 bis 2000 aus Berlin und Brandenburg
5.3. Theoretische Erklärungsansätze für Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit auch bei Jugendlichen
5.3.1. Notwendigkeit einer Einbeziehung der DDR-Geschichte
5.3.1.1. Entwicklung des Rechtsextremismus in der DDR
5.3.1.2. Stärke und Mobilisierungsfelder der Rechtsextremen
in der DDR
5.3.1.3. Rechtsextremismus in den neuen Ländern als soziale Bewegung
5.3.2. Historische Ursachen
5.3.3. Erklärungsansätze aus der Sicht der Autoritarismusforschung
5.4. Theoretische Herleitung des zivilgesellschaftlichen Handlungskonzepts
5.5. Das zivilgesellschaftliche Handlungskonzept gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
5.6. Träger der Maßnahmen und die Umsetzung des Konzepts
5.7. Die Kritik am zivilgesellschaftlichen Handlungskonzept
5.7.1. Die Kritik an der Theorie
5.7.2. Die Kritik an der Eingrenzung auf die neuen Bundesländer
5.7.3. Die Kritik am Handlungskonzept „Tolerantes Brandenburg“
5.7.4. Bewertung und Ausblick
6. Abschließender Vergleich und Ergebnis
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Motivation für diese Arbeit, insbesondere die Frage nach den Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit bei Jugendlichen in Berlin und Brandenburg, resultiert aus meiner ehemaligen Tätigkeit als Dozent in der politischen Jugendbildung in Berlin und Brandenburg. In Gesamt- und Berufsschulen Ostberlins und Brandenburgs beobachtete ich häufig die Dominanz einer rechtsextremen Jugendkultur und von fremdenfeindlichen Einstellungen in den Klassen. Die von mir darauf angesprochenen Lehrkräfte ignorierten häufig diese Situation, begegneten ihr zumeist hilflos und einige wenige der Lehrkräfte teilten sogar die Einstellungen der rechten Jugendlichen.
Die Erstellung dieser Arbeit fällt in eine Zeit, in der die Diskussion über Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit das letztjährige „Sommerloch“ in der bundesrepublikanischen Politik- und Medienlandschaft bestimmte. Den Startschuss für diese öffentliche Diskussion gab die Partei „Bündnis 90/Die Grünen“ am 3. Juli 2000, als ihr Bundesvorstand konstatierte: „Zahlreiche Überfälle auf Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten, Menschen jüdischen und islamischen Glaubens zeigen: Rechtsextremismus ist kein Randproblem der Gesellschaft. (...) Die sogenannten ‚national befreiten Zonen’ haben insbesondere in Ostdeutschland zugenommen. Potenziellen Opfergruppen und auch demokratisch eingestellten Jugendlichen ist eine angstfreie Bewegung im öffentlichen Raum nicht möglich.“[1] Nach dieser Analyse folgte die Schlussfolgerung, „(...) daß zukünftig ‚Bündnis 90/Die Grünen’ der Bekämpfung des Rechtsextremismus deshalb höchste Priorität einräumen und den Punkt auf die für den 12. Juli 2000 geplante Sitzung der Rot-Grünen Koalitionsrunde setzen.“[2] Dies allein hätte nicht ausgereicht, um das Thema zu dem Bestimmenden dieses Sommers in den Medien zu machen. Endgültig setzte es sich in der öffentliche Diskussion nach dem Düsseldorfer Bombenanschlag am 27.Juli 2000 durch, bei dem sechs der neun Opfer jüdische Migranten aus Russland, der Ukraine und Aserbaidschan waren. Ein rechtsextremistischer Hintergrund wurde vermutet und das Attentat ist bis heute nicht aufgeklärt.[3]
Was hat sich aber heute im Verhältnis zu 1990 in Deutschland eigentlich geändert? Anetta Kahane, Leiterin der Regionalen Anlaufstelle für Ausländerangelegenheiten, Jugendarbeit und Schule in Berlin (RAA) beschrieb 1998 die Situation im Land Brandenburg so: “Wir haben akzeptiert, in einem Land zu leben, in dem besonders Fremde sich nach dem Dunkelwerden nicht mehr frei bewegen können und auf öffentlichen Plätzen und in Verkehrsmitteln ungeschützt sind, einem Land, in dem auf rechte Sprüche, Bedrohung und Gewalt oft mehr mit Verständnis als mit Empörung und dem Gesetz reagiert wird.“[4] Seit 1989 flackert die Diskussion über Rechtsextremismus in der Öffentlichkeit in unregelmäßigen Abständen auf: “Die gegenwärtige Debatte um Rechtsextremismus ist bereits die dritte ihrer Art in den vergangenen zehn Jahren“[5]. Spätestens nach den Pogromen gegen Asylbewerberheime in Hoyerswerda (1990), in Rostock-Lichtenhagen (1991) und nach den terroristischen Anschlägen auf die Häuser türkischer Einwandererfamilien in Mölln ( 1992) und Solingen (1993) hatte jede/r die Möglichkeit zu erfahren, wie die Realität in sogenannten „National befreiten Zonen“ in einigen Kommunen der neuen Länder der Bundesrepublik aussieht, aber auch wie feindlich die Stimmung gegenüber Migranten und Migrantinnen in ehemaligen Zentren des deutschen Arbeitermilieus u.a. in Regionen Bremens, des Ruhrgebiets und des Saarlands ist.
Die erste große Debatte fand entsprechend auch zwischen 1991 und 1993 statt, als Reaktion auf die hohe Zahl fremdenfeindlicher Gewalttaten, „...die zweifellos eine neue Qualität des Rechtsextremismus in Deutschland darstellte“.[6] Die zweite Welle der Rechtsextremismusdebatte setzte mit dem spektakulären Wahlerfolg der Deutschen Volksunion (DVU) im Frühjahr 1998 bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ein. Dort erhielt sie 12,8% der abgegebenen Stimmen, und auch weitere Wahlerfolge der extremen Rechten in Bremerhaven 1998 (Die Republikaner 5,2 %) und Brandenburg 1999 (DVU 5,9%) hielten die Diskussion in der Öffentlichkeit lebendig.
Christoph Butterwegge bescheinigt der deutschen Sozialwissenschaft nach 1945 eine nur konjunkturelle Beschäftigung mit dem Forschungsgegenstand „Rechtsextremismus“. Er sieht aber an den Diskussionen in den letzten Jahren aus wissenschaftlicher Sicht, daß „während der letzten Jahre eine interessantere Diskussion über Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt geführt wird, als es sie hierzulande je nach 1945 gab“.[7] Die Vielfalt von Untersuchungen und Erklärungsansätzen nach 1990 lassen das Forschungsgebiet heute sehr unübersichtlich erscheinen und daher ist es notwendig, eine für den Rahmen einer Magisterarbeit sinnvolle Eingrenzung und Zentrierung des Forschungsgegenstandes zu leisten.
Zur Systematisierung der Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit bei Jugendlichen bediene ich mich in dieser Arbeit einer historischen und vergleichenden Methode. Zwei relevante Zeitabschnitte mit jeweils unterschiedlichen pädagogischen und theoretischen Ansätzen sind zu untersuchen:
1. Erstens die „antifaschistische Pädagogik“ vom Ende der siebziger Jahre bis zum Ende der achtziger Jahre. Herausragende Beispiele hierfür sind u.a. die Gedenkstättenpädagogik und antifaschistische Stadtrundfahrten.
2. Diese löste ein Jahrzehnt der Dominanz der „akzeptierenden Jugendarbeit mit Jugendlichen in rechten Jugendcliquen“ ab, mit dem theoretischen Überbau der „Bielefelder Schule“ um Wilhelm Heitmeyer, die eine „Individualisierungs- und Modernisierungsthese“ als Grund für rechtsextremistische und fremdenfeindliche Einstellungen bei Jugendlichen vertritt.
Den Schwerpunkt in der historischen Darstellung lege ich auf das Jahrzehnt der akzeptierenden Jugendarbeit. Zur Zeit befinden wir uns erneut in einem Paradigmenwechsel in der Sozialwissenschaft und der Pädagogik. Projekte, die die Entwicklung der „Zivilgesellschaft“ in den Kommunen fördern sollen und eine Theorie für eine Erziehung zur demokratischen Werten und kultureller Vielfalt lösen die „akzeptierende Jugendarbeit mit Jugendlichen in rechten Jugendcliquen“ ab, und die „Individualisierungs- und Modernisierungsthese“ von Wilhelm Heitmeyer in der Sozialwissenschaft als bestimmendes Erklärungsmodell ist abgelöst worden.
Die Fragestellungen, unter denen die Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit bei Jugendlichen untersucht werden, gliedern sich wie folgt:
1. Welche Erklärung für die jeweils gegenwärtige gesellschaftliche Situation dominierte in der Sozialwissenschaft und in der Öffentlichkeit, die natürlich auch das gesellschaftliche Umfeld und die Strategie der Rechtsextremisten berücksichtigen muß.
2. Welche Akteure handelten mit welcher Methode für welche Zielgruppe gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus?
3. Welche Kritik wurde an der Handlungsstrategie geübt und was führte zu ihrer Ablösung?
Am Ende meiner Arbeit setze ich mich dann damit auseinander, welche Schlussfolgerungen sich aus dieser historischen und vergleichenden Perspektive für eine heutige Handlungsstrategie ziehen lassen und folge meiner These, daß in den dargestellten gesellschaftlichen Situationsanalysen wichtige Faktoren ausgeblendet wurden, deren Berücksichtigung aber für eine adäquate Bekämpfung von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit bei Jugendlichen in Berlin und Brandenburg notwendig sind.
Die Eingrenzung auf Berlin und Brandenburg bezieht sich im Wesentlichen auf die Darstellung empirischer Untersuchungen und der Darstellung von Beispielprojekten, wie z.B. das Handlungskonzept für ein „Tolerantes Brandenburg“.
Häufig verwende ich in den Kapiteln, die die gesellschaftliche Situation und die Empirie betreffen, Datenmaterial des Bundesinnenministeriums über erfaßte rechtsextremistische und fremdenfeindliche Straftaten, da andere Materialien darüber nicht vorliegen. Dies bringt folgende Schwierigkeit mit sich: „Problematisch dabei ist vor allem die offensichtliche Zunahme der Dunkelziffern. Insofern ist der offiziellen Statistik tendenziell misstrauisch zu begegnen, wenngleich sie relativ exakt erhoben sind.“[8] Nicht alle rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Straftaten, insbesondere Gewalttaten, werden von den Opfern angezeigt. Wagner und seine Mitarbeiter haben in einer Studie für Leipzig-Grünau errechnet, daß auf eine angezeigte Gewalttat zwölf nicht angezeigte Gewaltstraftaten kommen.[9] Einen weiteren Beleg für eine hohe Dunkelziffer liefert „Der Tagesspiegel“. Die Tageszeitung meldete am 17.1.2001 einen Anstieg der erfassten rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Straftaten: 1999 waren es 10037, im Jahr 2000 rund 14000. Auch die erfassten Gewalttaten stiegen um rund einhundert auf 840.[10] Dies wird so erklärt, „(...) daß die Sensibilität der Behörden und die Bereitschaft der Bürger gestiegen sei, solche Delikte den Strafverfolgungsbehörden zu melden“[11].
2. Begriffsklärung
Im meinem Vorwort erwähnte ich die Vielzahl von Untersuchungen nach 1990 zu dem Themenkomplex „Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“ bei Jugendlichen. Dort werden aber unterschiedliche Begriffe für die Beschreibung der gesellschaftlichen Phänomene „Ausländerfeindlichkeit“, „Rassismus“, „Rechtsextremismus“ und einer seiner Dimensionen, der „Fremdenfeindlichkeit“ bei Jugendlichen herangezogen. Diese zentralen Begriffe, um die in den Jahrzehnten nach 1945 in der Bundesrepublik viele Debatten kreisten und die im allgemeinen Sprachgebrauch häufig unscharf unterschieden werden, möchte ich an dieser Stelle zunächst voneinander abgrenzen.
2.1. Ausländerfeindlichkeit
Das Wort „Ausländerfeindlichkeit“ hat seinen Ursprung in den ersten Ressentiments in den sechziger Jahren gegen die seit 1955 von der damaligen (alt-) bundesrepublikanischen Regierung angeworbenen „Gastarbeiter“ aus Südeuropa. Diesen Terminus „Ausländerfeindlichkeit“ gibt es sonst nirgends auf der Welt und er brachte mit sich, daß die Frage nach der Kontinuität des rassistischen Denkens und Handelns in Bezug auf den nationalsozialistischen Antisemitismus nicht gestellt wurde. Die Juden in Deutschland waren ja Deutsche und keine Ausländer.[12]
Fachwissenschaftler und Antifaschisten meiden dieses Wort. Die aus meiner Sicht schärfste und treffendste Kritik an ihm ist die, daß nicht gegen alle Ausländer und „nur“ Ausländer Ressentiments bestehen. „Schweizer Bankiers, Skandinavier und weiße US-Amerikaner leiden nicht darunter“[13], und umgekehrt nutzt es dem jungen Kurden oder Farbigen überhaupt nichts, wenn er von Geburt an „Deutscher“ ist. Die Unklarheit des Begriffes verdeutlichen auch zwei unterschiedliche Definitionen:
1. Ausländerfeindlichkeit kann einerseits jede Weigerung sein, den Ausländern diejenigen Rechte einzuräumen, die Inländern zustehen, solange sie nicht die bisher geltende Inländeridentität übernommen haben.[14]
2. Als Ausländerfeindlichkeit sind jene ablehnenden Einstellungen und Verhaltensweisen zu bezeichnen, die Menschen wegen anderer Herkunft, Sprache, Religion oder Kultur diskriminieren; sie geht von der Überlegenheit und Höherwertigkeit der Einheimischen und der gerechten Unterordnung der den „Ausländern“ zugeordneten Menschen aus.[15]
Der Begriff „Ausländerfeindlichkeit“ wurde in den letzten Jahren folgerichtig in der öffentlichen Diskussion durch den der „Fremdenfeindlichkeit“ abgelöst. Viele Aktionsbündnisse gegen rechte Gewalt wenden sich in ihrem Namen „gegen Fremdenfeindlichkeit“ und „für Toleranz“. Stellvertretend hierfür steht das „Brandenburger Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“.
2.2. Fremdenfeindlichkeit, Xenophobie und Ehnozentrismus
Was verbirgt sich aber hinter dem Begriff der Fremdenfeindlichkeit? Sprachgeschichtlich hat er seine Parallele im altgriechischen Wort „Xenophobie“. „Xenos“ wird dort als Bezeichnung für den „Fremden“, aber auch den Gast verwendet. In der wissenschaftlichen Diskussion wird die altgriechische Variante des Begriffs „Xenophobie“ zuvorderst von Anthropologen, Ethnologen und Soziobiologen verwendet, um Menschen eine angeborene Abwehrhaltung gegenüber Zuwanderern zuzuschreiben. Neben der Gleichsetzung mit Erscheinungen im Tierreich dominieren hier evolutionsgeschichtliche Deutungen, daß es sich um ein Residuum aus jener Zeit handle, zu der es – schon mangels geeigneter Vorratshaltung – wenig Möglichkeiten gab, Gäste aufzunehmen und zu bewirten.
In diesem Zusammenhang ist auch der Begriff der „Ethnien“ und des „Ethnozentrismus“ wichtig. Unter „Ethnien“ bzw. „ethnischen Gruppen“ wird in der Regel ein größeres Kollektiv von Menschen verstanden, „(...) die wesentliche Elemente der Lebensführung (Sprache, Sozialpraktiken, Mentalität, Weltbilder) bewusst miteinander teilen und diese Tatsache auch auf eine gemeinsame Abstammung zurückführen“.[16]
Die Kritik an solchen Definitionen der Begriffe Xenophobie und Ethnozentrismus im Zusammenhang mit Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit ist die Ausblendung der ökonomischen und politischen Hintergründe von sozialen Konflikten seitens vieler Ethnologen und Soziobiologen. Eine sinnvolle und notwendige Erweiterung erfährt der Begriff des Ethnozentrismus mit der Einbeziehung dieser Kategorien: „Eine Ethnisierung des Politischen ist dann zu erwarten, wenn staatliche Güter entlang ethnischer Linien ungleich verteilt und deshalb politische Loyalitätsverbände auf der Basis ethnischen Gemeinsamkeitsglaubens organisiert werden.“[17] Wichtiger als die behauptete Natur des Menschen, seine genetische Ausstattung, seine Triebregungen und Instinkte, so meinen die Kritiker, ist sein soziales Umfeld. Dazu gehören die Produktionsverhältnisse, Arbeits- und Existenzbedingungen, (Aus-)Bildungsmöglichkeiten und die politische Kultur des Landes, in dem das Individuum mit „Fremden“ lebt. Zusammengefasst ist für mich eine folgende Begriffsverwendung akzeptabel:
Ethnozentrismus in der sozialwissenschaftlichen Diskussion beschreibt eine Haltung, die andere ethnische Gruppen für minderwertig gegenüber der eigenen Gruppe erklärt, ihre Lebensformen und Handlungsweisen jedoch nicht als natürliche, genetisch festgelegte Folgen der Abstammung, sondern unter entsprechenden gesellschaftlichen Bedingungen für veränderbar hält.[18]
Der Begriff der „Fremdenfeindlichkeit“ wird zur Zeit in der öffentlichen und wissenschaftlichen Debatte in Deutschland über die Diskriminierungen gegen Obdachlose, Ausländer, Andersfarbige, Linke, Fremde u.a. durch Rechtsextremisten am häufigsten verwendet. Das „Brandenburger Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“ bedient sich beispielsweise nicht nur im Namen dieses Begriffes, sondern er hat auch in der gesellschaftlichen Situationsanalyse eine hohe Relevanz. Im Handlungskonzept der Brandenburgischen Landesregierung „Tolerantes Brandenburg“ heißt es: “Opfer von Gewalt und Ausgrenzung werden vor allem ‚Fremde’, hauptsächlich Ausländer; der Fremde kann aber auch jemand aus einer anderen Region sein, und ‚Fremdes’ kann alles sein, was ‚anders’ ist.“[19] Die Attraktivität des Begriffes Fremdenfeindlichkeit erklärt sich dadurch, daß sich mit ihm die konkret von Diskriminierungen betroffenen Gruppen unter einem recht unkonkreten Sammelbegriff subsumieren lassen. Dies ist in der wissenschaftlichen Debatte zwar eine relevante Schwäche, aber um gesellschaftliche Verhältnisse zu benennen, gibt es zur Zeit zu diesem Begriff wenig Alternativen. Dies gilt ebenso für den wissenschaftlichen Diskurs, wo der Gebrauch des Wortes verteidigt wird: „Im Falle des Ethnozentrismus und Rechtsextremismus handelt es sich immer um Fremdenfeindlichkeit. (...) Fremdenfeindlichkeit ist Kern und Ausgangspunkt sowohl von Ethnozentrismus und Rechtsextremismus wie von Rassismus.“[20]
Eine sinnvolle Vertiefung des Begriffes der Fremdenfeindlichkeit differenziert diesen in folgende drei Varianten:
1) die „ethnisch motivierte Fremdenfeindlichkeit“, die fremde Volksgruppen diskriminiert, ohne ihre Eigenschaften grundsätzlich abzuwerten;
2) die „sozioökonomisch motivierte Fremdenfeindlichkeit“, die Mitglieder fremder Volksgruppen im eigenen Land nicht prinzipiell diskriminiert, ihnen aber die Teilhabe am gesellschaftlichen Wohlstand vorenthalten will;
3) die „rassistisch motivierte Fremdenfeindlichkeit“, die die Eigenschaften fremder Volksgruppen als minderwertig erklärt.[21]
2.3. Rassismus
Der in Deutschland bis in die neunziger Jahre hinein in der Wissenschaft wenig gebräuchliche Terminus „Rassismus“ zur Beschreibung entsprechender gesellschaftlicher Phänomene hat in den letzten Jahren in der öffentlichen Diskussion an Reputation gewonnen. International wird der Begriff von einer Mehrzahl der Wissenschaftler nicht auf ein Vorurteil reduziert, also auf ein Verhalten von Individuen, sondern als ein gesellschaftliches Verhältnis begriffen, das im Zusammenwirken mit Geschlechter- und Klassenverhältnissen zu untersuchen ist.
Von Rassismus muss dann gesprochen werden, wenn Menschen nach physischen Merkmalen, wie der Hautfarbe, der Farbe der Haare oder der Augen u.ä. klassifiziert werden und diese Klassifikation mit negativen Attributen verbunden wird. “Rassismus folgt der falschen Behauptung, es gäbe eine natürliche Aufteilung der Menschen in Gruppen mit jeweils angeborenen Unterschieden. Diese Unterschiede würden dann notwendigerweise die jeweilige Organisation, in der diese Menschen leben, bestimmen.“[22]
Der Begriff „Rassismus“ blieb bis heute jedoch im Wesentlichen auf eine hohe Akzeptanz in der politischen Linken und dem dortigen wissenschaftlichen Diskurs beschränkt. Von seinen Kritikern wird bemängelt, daß „Rassismus“ mehr ein Schimpfwort als eine wissenschaftliche Kategorie geworden ist. Verantwortlich sei dafür die bundesrepublikanische Linke der siebziger und achtziger Jahre, die vorschnell und unreflektiert ökonomische, kulturelle, politische und rechtliche Diskriminierungen gegen Zuwanderer mit dem Begriff des Rassismus beschrieben hat. Damit sei dieser für die wissenschaftliche Auseinandersetzung unbrauchbar geworden.
Ein anderer wesentlicher Grund für seine Unattraktivität in der heutigen politischen Diskussion ist der, daß mit ihm auch staatliche Diskriminierungen, u.a. gegen Flüchtlinge und Zuwanderer, wie das repressive Asylrecht oder bürokratische Hürden im Einbürgerungsrecht kritisiert und unter dem Begriff „institutioneller Rassismus“ erfasst werden: “Von institutionellem Rassismus ist die Rede, wenn Institutionen, auch staatliche, mit den beschriebenen Vorurteilen administrative Maßnahmen durchführen oder sie bekräftigen.“[23]
Noch stärker für die Ablehnung des Begriffes außerhalb der politischen Linken wiegt die Einbeziehung ökonomischer und sozialer Machtverhältnisse in die Beschreibung der gesellschaftlichen Wirklichkeit der Bundesrepublik. Die darin implizierte Kritik an den politischen Verhältnissen hat keine breite Basis in der Gesellschaft und ist somit auch kein Konsens für die Entstehung und die Arbeit breiter gesellschaftlicher Bündnisse gegen Rechtsextremismus. Von jenen Wissenschaftlern, die sich mit einer anderen als einer linken politischen Grundausrichtung mit dem Thema Rechtsextremismus beschäftigen, wird der Begriff kaum verwendet und auch nicht von solchen Pädagogen, die konkret über Handlungsstrategien gegen rechtsextremistische Einstellungen bei Jugendlichen nachdenken.
2.4. Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus
Während der Hochzeit des Kalten Krieges verwendeten die Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder zumeist den Begriff „Rechtsradikalismus“. Seit den siebziger Jahren wurde er durch den Begriff „Rechtsextremismus“ ersetzt, jedoch nicht als Synonym, sondern in Form einer Steigerung. Die Partei „Die Republikaner“ galt nun als rechtsradikale Partei, die jedoch im Gegensatz zu rechtsextremen Parteien in der Regel (u.a. in Berlin) nicht vom Verfassungsschutz beobachtet wird.[24] In der Verwendung und Einschätzung dieser Begriffe herrscht Einigkeit in der Sozialwissenschaft. Der Begriff „Rechtsradikalismus“ steht meistens dafür, daß es sich um eine Position handelt, die sich noch im Rahmen des Verfassungskonsenses befindet, meint Armin Pfahl-Taughber. Er wird bei ihm, wie bei Christoph Butterwegge, als ein „Verlegenheitsbegriff“ beschrieben und seine Verwendung für die Sozialwissenschaft, aber auch für den allgemeinen Gebrauch verworfen.[25] Beiden Autoren fehlt die Trennlinie mittels überprüfbarer Kriterien. Die Verwendung des Begriffes „Rechtsextremismus“ wird einmütig empfohlen. [26]
Zuerst ist beim Terminus „Rechtsextremismus“ der des „Extremismus“ zu klären. Der politische Extremismus wird aus staatlicher Sicht und der seiner Institutionen über die Ablehnung der Minimalbedingungen des demokratischen Verfassungsstaates definiert. Die mit einem solchen Staat verbundenen positiven Werte sind „(...) das Ethos menschlicher Fundamentalgleichheit, Menschen- und Bürgerrechte, der Konstitutionalismus mit dem Prinzip der Gewaltenteilung und dem Schutz der persönlichen Freiheitssphäre des einzelnen Bürgers, rechtsstaatliche Vorgaben, ein Pluralismus in politischer und gesellschaftlicher Sphäre sowie das Repräsentativprinzip“.[27]
Der Verfassungsschutz definiert bis heute Rechtsextremismus auf der Basis der Verbotsverfügung des Bundesverfassungsgerichtes 1952 gegen die „Sozialistische Reichspartei“ (SRP). Danach werden die Missachtung wesentlicher Menschenrechte, die Bekämpfung der freiheitlichen, demokratischen Grundordnung, die Verharmlosung bzw. Leugnung der Verbrechen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, eine prinzipielle Ungleichheit der Menschen und ein völkischer Kollektivismus als die wesentlichen Bestandteile rechtsextremer Ideologie und damit als Rechtsextremismus genannt.[28]
Die Sozialwissenschaften übernehmen diese Definitionen nicht. Es lassen sich einige Differenzen zur Begriffsverwendung der Repräsentanten des Staates und des Verfassungsschutzes feststellen. „Politischer Extremismus wird erstens nicht bezogen auf die Gegnerschaft zu einer bestimmten Verfassung (hier des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland), sondern ganz allgemein im Sinne der Gegnerschaft zu den Prinzipien eines demokratischen Verfassungsstaates, als einem auf den Menschenrechten gründendem Ordnungsprinzip“.[29] Noch weiter entfernt sich der Rechtsextremismusforscher Richard Stöss von den Definitionen des Verfassungsschutzes. Den Sozialwissenschaften geht es seiner Ansicht nach um die Beschreibung eines in allen modernen Industriestaaten existierenden historisch-gesellschaftlichen Phänomens. Er lehnt es ab, den Rechtsextremismus danach zu bestimmen, ob dieser Gesetze verletzt oder die verfassungsmäßige Ordnung z.B. der Bundesrepublik bedroht. Rechtsextremismus ist bei ihm ein mehrdimensionales Einstellungsmuster, das sich aus positiven Einstellungen zu den Dimensionen Autoritarismus, Nationalismus, Pronazismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit zusammensetzt.[30]
Diese Definition ist aus meiner Sicht sehr plausibel, und somit wird der Begriff des Rechtsextremismus von mir, wie auch der der Fremdenfeindlichkeit, in den weiteren Ausführungen verwendet.
3. Von 1970 bis 1989: Antifaschistische Pädagogik in den alten Bundesländern
Drei Zeitabschnitte können nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland bis 1989 für pädagogische Handlungsperspektiven gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit festgestellt werden:
1. Die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus der Nachkriegszeit bis zum Ende der fünfziger Jahre.
2. Die Auseinandersetzung mit den Wahlerfolgen der rechtsextremistischen National-Demokratischen Partei (NPD) in den Jahren 1966 bis 1969, wo die Partei in sieben Landesparlamente einziehen konnte und bei der Bundestagswahl 1969 4,3% der Stimmen erhielt.
3. Die Auseinandersetzung mit dem Auftreten offen neonazistischer Gruppen mit einem Gewaltkonzept, und dem verstärkten Zulauf von Jugendlichen zu rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Einstellungen vom Ende der siebziger Jahre bis zum Ende der 80iger Jahre.[31]
Ich werde mich in der folgenden Darstellung hauptsächlich auf die antifaschistische Pädagogik der siebziger und achtziger Jahre konzentrieren.
3.1. Gesellschaftliche Situation in den siebziger und achtziger Jahren
Auf rechtsextremistische und fremdenfeindliche Einstellungen als ein relevantes Problem bei Jugendlichen wird in der fachwissenschaftlichen Diskussion zuerst am Anfang der siebziger Jahre hingewiesen. Zeitgleich mit dem wahlpolitischen Niedergang der NPD in den siebziger Jahren entwickelte sich ein jugendpolitischer Rechtsextremismus im außerparlamentarischen Raum, der sich seit 1977/78 steigerte „(...) zu einem Terror von Rechts, der von zumeist jugendlichen Gruppen getragen wurde und neonazistisch inspiriert war.“[32] Die Ursachen dafür sieht der Rechtsextremismusforscher Richard Stöss in folgender Tatsache: „Der in der Bundesrepublik bislang unbekannte rüde politische Stil der parlamentarischen und außerparlamentarischen Opposition gegen die Bundesregierung, insbesondere gegen die Ostverträge, ermunterte nachgerade zu rechtsextremen gewaltsamen Aktivitäten, die vom Konservatismus vielfach mit verdeckter klammheimlicher Freude quittiert wurden.“[33] Das Bundesinnenministerium ermittelte 1974 noch 136 Gesetzesverletzungen deutscher Rechtsextremisten, 1979 waren es schon 1500 und 1981 sogar 2500. Diese Zahl stagnierte bis zur Wiedervereinigung bei etwa 2000 erfassten Gesetzesverletzungen pro Jahr.
1986 bestätigten Anne Huhn und Alwin Meyer die Stabilisierung des rechtsextremen (Jugend-) Milieus in der alten Bundesrepublik. Zwei Aspekte hoben sie dabei besonders hervor:
1. Der Anteil rechtsextremer Vorfälle, die vor allem auf das Konto von Jugendlichen und jungen Erwachsenen gingen, nahm ständig zu, ebenso wie die Bereitschaft zu Terror und Gewalt.
2. Immer mehr rechtsextreme Ausschreitungen richteten sich gegen Ausländer, diese Ausschreitungen hatten bereits zu dieser Zeit „(...) Züge eines regelrechten Hasses gegen alles Fremde angenommen“.[34]
Pädagogen aus Berlin (West) schätzten aus ihrer Sicht die Entwicklung in den achtziger Jahren ähnlich ein und wiesen auf das Anwachsen rechtsextremistischer und fremdenfeindlicher Orientierungen unter Jugendlichen hin. Sie machten auf folgende schwerwiegenden rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Vorfälle und Tendenzen bei Jugendlichen in der Stadt seit 1983 aufmerksam:
1. Rechtsextremistische Aktion zum 17.Juni 1983: „Marsch auf Kreuzberg - Türkenläden müssen brennen“;
2. Rechtsextremistische Ausschreitungen bei dem Fußballländerspiel Deutschland - Türkei 1983 im Berliner Olympiastadion;
3. Überfälle von rechten Skinheads und anderer rechtsextremer Gruppen auf Einzelpersonen 1985;
4. Brandanschläge auf Asylbewerberunterkünfte 1986 in Berlin-Lichterfelde;
5. Verbreitung von rechtsextremistischen und rassistischen Tonträgern;
6. Zunehmende Bereitschaft von Jugendlichen, NS-Symbole öffentlich zu tragen und zu zeigen und offen neonazistische Meinungen zu vertreten;
7. Verwüstung eines türkischen Friedhofes im April 1989;
8. Mord an dem 24-jährigen Türken Ufuk Sahin im Mai 1989;
9. Brandanschlag von Rechtsextremisten auf eine Kindertagesstätte in Kreuzberg im Frühjahr 1989.[35]
3.2. Empirische Untersuchungen in den achtziger Jahren
Als Beleg für die mangelnde Aufarbeitung und Bewältigung der nationalsozialistischen Vergangenheit der Bundesrepublik gilt, daß die erste umfassende wissenschaftliche Untersuchung über rechtsextreme Einstellungen in der Bundesrepublik erst 35 Jahre nach Kriegsende durchgeführt wurde.[36] Es handelte sich um die vom SINUS-Institut im Auftrag des Bundeskanzleramtes von 1979 bis 1980 durchgeführte Studie über rechtsextreme politische Einstellungen in der Bundesrepublik, die 1981 veröffentlicht wurde. Das SINUS-Institut führte fast 7000 Interviews mit wahlberechtigten Bürgern. Die Forscher ermittelten in ihrer repräsentativen Studie ein Potential von 13% der Befragten mit einem geschlossenen rechtsextremen Weltbild, wovon die Hälfte sogar rechtsextreme Gewalttaten billigte. Weiterhin sahen sie ein Potential von zusätzlichen 37% mit „autoritären Einstellungen“, die sie als eine „Brücke nach rechts“ bezeichneten. Junge Leute waren vergleichsweise erheblich weniger anfällig für rechtsextreme Einstellungen als ältere Menschen, von denen viele den Nationalsozialismus selber noch am eigenen Leib erlebt hatten. Die Parteipräferenzen lagen trotzdem zumeist bei den beiden Volksparteien SPD und CDU, so das der Schluss zulässig war, „(...) daß die Präferenz für rechtsextreme Parteien kein Indikator ist für die Größe des rechtsextremen Potentials“[37]. Eine weitere Untersuchung, die ein Jahr später, 1982, vom EMNID-Institut im Auftrag des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung unter dem Titel „Meinungen und Einstellungen zum Ausländerproblem“ durchgeführt wurde, kam zu einem ähnlich ernüchternden Ergebnis, nämlich daß 49% der Befragten als „ausländerfeindlich“ eingestuft werden mussten. Ebenso ist hier, wie in der SINUS-Studie, festzustellen: Je älter die Menschen waren, desto ausländerfeindlicher waren sie eingestellt: „Nur“ 23% der unter 20-Jährigen - aber 63% der über 64-Jährigen.[38]
3.3. Theoretische Erklärungsversuche in den achtziger Jahren
Nach Richard Stöss dominierten zwei Richtungen von Erklärungsversuchen für rechtsextremistische und fremdenfeindliche Einstellungen die theoretische Diskussion in dieser Zeit. Die erste Theorierichtung war die des „autoritären Charakters“, der die Entstehung von antidemokratischen Einstellungen begünstige. Diesen Erklärungsansatz stelle ich im fünften Kapitel (Punkt 5.3.3.) detailliert vor, da er heute wieder eine Renaissance erfährt. Die zweite Theorierichtung war die, die Krisenerscheinungen im ökonomischen, sozialen und politischen Bereich als Gründe für Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit anführte. Als ökonomische Krisenerscheinungen wurden hier Arbeitslosigkeit, Armut, strukturelle Benachteiligungen einzelner Wirtschaftssektoren und/oder sozialer Schichten genannt. Als soziale Krisenerscheinungen wurden die unbefriedigenden Wohn- und Lebensverhältnisse und Infrastrukturen bezeichnet. Als politische Krisenerscheinungen nannte Stöss die geringe Akzeptanz der demokratischen Institutionen, mangelnde Integrations- bzw. Bindungskapazität vermittelnder Institutionen. Auch der Bereich der politischen Kultur fördere rechtsextremistische und fremdenfeindliche Haltungen, er sei geprägt:
- durch die Verdrängung und Verharmlosung des Nationalsozialismus;
- durch mangelndes demokratisches Bewusstsein;
- durch die Diskreditierung des Antifaschismus.[39]
Auch Anne Huhn und Alwin Meyer argumentierten entsprechend, sie führten 1986 Demokratiedefizite in der politischen Kultur und der (Jugend-)Bildung als Gründe für Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit an, weiter die mangelnde Aufarbeitung des Nationalsozialismus und die Massenarbeitslosigkeit unter Jugendlichen: „Es ist zu befürchten, daß die Folgen der Jugendarbeitslosigkeit für den Bestand der Demokratie weitaus größer sein werden, als heute die meisten wahrhaben wollen“[40]. Neben der Verbesserung der ökonomischen Perspektiven der Jugend sahen sie im pädagogischen Bereich im Kontakt zu ehemaligen Widerstandskämpfern und KZ-Häftlingen eine Schlüsselfunktion: „So ist eine der Wurzeln der Demokratie in der Bundesrepublik (...) ganz sicher der antifaschistische Widerstand. Wir sollten uns viel stärker als bisher am positiven Beispiel der KZ-Häftlinge orientieren.(...) Diese Frauen und Männer können Jugendlichen (...) ein positives Beispiel sein“[41].
3.4. Die antifaschistische Handlungsstrategie
Mit dem Aufkommen der rechtsextremistischen Jugendbewegung am Anfang der siebziger Jahre setzte in den Sozialwissenschaften eine dauerhaftere Diskussion, mit geringer öffentlicher Wirkung, über geeignete Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus bei Jugendlichen ein. Plädiert wurde hier für eine grundsätzliche Diskussion der Jugend mit den Rechtfertigungs- und Abwehrmustern der Erwachsenen- und Elterngeneration. Ziele einer antifaschistischen Pädagogik waren ein kritisches Engagement für die Demokratie und die rationale geschichtliche Aufklärung: „Das Problembewusstsein und die Demokratisierung wurden in den Mittelpunkt gestellt“[42]. Diese Jugendarbeit sollte nicht nur auf organisierte rechte Randgruppen zielen, sondern auch auf das Zentrum der Gesellschaft. Hierzu wurde von den pädagogischen Theoretikern und Praktikern gefragt: „Wie demokratisch ist die Gesellschaft – wie geht sie mit der Differenz von Anspruch und Wirklichkeit um – welche Strukturen tragen zum Erstarken des Rechtsextremismus bei?“[43]. Politische Bildung, „die sich (...) an die gesellschaftlichen Strukturen heranwagt“[44], wurde bei ihnen selbst als Politikum verstanden.
3.5. Die Umsetzung der antifaschistischen Pädagogik
Zum gesellschaftlichen und staatlichen Zentrum der Maßnahmen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit entwickelte sich am Ende der siebziger Jahre die institutionalisierte antifaschistische Erziehung. Prinzipielle und didaktische Leitlinien waren:
- Die Verknüpfung von historischem Lernen über die NS-Geschichte mit lokalen Erkundungen und mit der Selbstreflexion der Jugendlichen;
- die Einbeziehung des gesamten jugendlichen Lebenszusammenhangs;
- die Anregung von Demokratie- und Solidaritätserfahrungen in projekt-, natur-, erlebnis- und alltagsorientierten Lernstrukturen.[45]
Hafeneger listet als Beispiele für die praktische Umsetzung der antifaschistischen Pädagogik eine breite Palette von Maßnahmen auf, dazu gehören insbesondere antifaschistische Stadtrundfahrten und Stadtspiele mit dem Schwerpunkt, die Geschichte des Nationalsozialismus im lokalen Raum sichtbar und erfahrbar zu machen, Besuche in Gedenkstätten und Gespräche mit Zeitzeugen, sowie Seminarpädagogik und Projektunterricht in Schulen. In den Schulen blieben aber außer dem seltenen Projektunterricht „(...) die Enge des Schulzimmers und die Lehrpläne bestimmend“.[46] Gegenwind gegen die antifaschistische Pädagogik gab es in Berlin (West) in den achtziger Jahren von der CDU-geführten Stadtregierung, besonders von der langjährig zuständigen Schulsenatorin Hanna Renate Laurien, die u.a. Mitgliedern der Vereinigung der Verfolgten des Nationalsozialismus (VVN) Gespräche in den Schulen mit den Schülern und Schülerinnen untersagte und solche Projekttage unterband. Sie begründete das Verbot mit der (ehemaligen) kommunistischen Betätigung vieler VVN-Mitglieder und vertrat selbst die „Totalitarismustheorie“, in der die kommunistische und nationalsozialistische Ideologie gleichgesetzt werden. Diese Haltung der Schulsenatorin wirkte sich auch auf die Lehrpläne der Berliner Schule aus. So blieben die Projekte der antifaschistischen Pädagogik in Berlin (West) hauptsächlich auf die außerschulische Jugendbildung beschränkt, die von den etablierten Jugendverbänden getragen wurde und sich über die staatlichen Zuwendungen für außerschulische Jugendbildung (aus dem Bundesjugendplan und dem Landesjugendplan) finanzierten. Ein entsprechendes Vorzeigeprojekt in Berlin waren die „antifaschistischen Stadtrundfahrten“, die vom Landesjugendring organisiert wurden.
3.6. Die Kritik an der antifaschistischen Pädagogik
Die sozialwissenschaftliche Kritik am Ansatz der antifaschistischen Pädagogik verläuft auf folgenden Ebenen:
1. Die Zielprojektionen der antifaschistischen Pädagogik sind die Stabilisierung und Initiierung demokratischer Denkstrukturen und Verhaltensweisen. Diese werden mit der Hoffnung auf ein dauerhaftes gruppenbezogenes Engagement in lokalen Initiativen, Jugendverbänden, Parteien und kirchlichen Gruppen verknüpft. Dieses Ziel aber wird als eine überzogene pädagogische Dimensionierung kritisiert, weil andere Fragen, Probleme und Aktivitäten für die Jugendlichen bedeutender, brisanter, aktueller seien und ihren Lebensalltag mit belastenden Anforderungen an die Lebensbewältigung dominieren.[47]
2. Erreicht werden mit der antifaschistischen Pädagogik vor allem interessierte, in der Jugendarbeit bereits aktive Jugendliche, die weitere Informationen und Orientierungen erwarten. Jedoch nicht Jugendliche „mit autoritären und antidemokratischen Einstellungen (...), sie bleiben außerhalb von Bezügen der Jugendarbeit und pädagogisch beeinflussbarer Prozesse“.[48]
3. Durch die geschichtsorientierte Erinnerungsarbeit werde eine mögliche Abwehrhaltung bei den Jugendlichen gestärkt, die Abwehr und mögliche Geschichtsmüdigkeit gelte insbesondere einem pädagogisch-moralisch eingeklagten politischem Dauerengagement und den erwartenden Handlungsbereitschaften, die quer liegen zu den Anforderungen und Strategien von sozialer Reproduktion.[49]
Die anhaltende Kritik an der begrenzten Wirkung der antifaschistischen Pädagogik, die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen in den achtziger Jahren und der Wunsch nach einer Entpolitisierung der Jugendarbeit seitens vieler Pädagogen und Pädagoginnen führten zu einer breiten Diskussion über Alternativen zur antifaschistischen Pädagogik. Diese Diskussion endete spätestens mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1989 mit einem Paradigmenwechsel in der Theorie, im Erklärungsansatz und bei den pädagogischen Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit.
4. Nach 1989: Die „akzeptierende Jugendarbeit mit Jugendlichen in rechten Jugendcliquen“
Zwei zeitliche Abschnitte müssen für die Beschreibung dieser sich nun durchsetzenden Strategie unterschieden werden:
1. Die Entwicklung der rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Einstellungen und Handlungen bei Jugendlichen vor der Vereinigung der beiden deutschen Staaten und Berlin (West);
2. die rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Entwicklungen nach der Vereinigung.
Auf die Entwicklung des Rechtsextremismus und der Fremdenfeindlichkeit in der ehemaligen DDR und Berlin (Ost) gehe ich aus methodischen Gründen erst im Kapitel 5.3. ein, da dieser Aspekt erst in der Diskussion nach 1998 in das breite sozialwissenschaftliche und öffentliche Interesse gerückt wurde.
[...]
[1] Bündnis 90/ Die Grünen: Beschluss des Bundesvorstands, 3.Juli 2000
[2] ebd.
[3] Die Welt: Düsseldorf - War es ein antisemitischer Anschlag, 29.7.00
[4] Kahane, Anetta: Gedanken zum Gedenken, in: Die Rechten in Berlin oder wie sich Ost und West ergänzen, Zentrum Demokratische Kultur (Hg.), Berlin, 1998, S. 30
[5] Schubarth, Wilfried: Pädagogische Konzepte als Teil der Strategien gegen Rechtsextremismus, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Band 39 Jg. 2000, S.40
[6] ebd., S.40
[7] Butterwegge, Christoph: Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt, Darmstadt, 1996, S.10
[8] Wagner, Bernd: Entwicklung der rechten Jugendkultur und die Bedeutung der akzeptierenden Jugendarbeit, in: AK Zukunft der PDS im Bundestag (Hg.): Alles unsre Jungs! – Zwischen akzeptierender und antifaschistischer Jugendarbeit, Broschüre, 1999, S.44
[9] ebd., S.44
[10] Der Tagesspiegel: Anstieg rechtsextremistischer Gewalt, 17.1.2001, S.1
[11] AFP: Deutlicher Anstieg rechtsextremer Straftaten im vergangenen Jahr, 17.1.2001
[12] Butterwegge, Christoph (1996), a.a.O., S.15
[13] ebd., S.16
[14] Hoffmann, Lutz; Even, Herbert: Soziologie der Ausländerfeindlichkeit, Weinheim/Basel, 1984, S.179
[15] Schultze, Günther: Ausländerfeindlichkeit – woher sie kommt und was man dagegen tun kann, in: Gewerkschaftliche Monatshefte, Nr.7 Jg.1989, S.409
[16] Butterwegge, Christoph (1996), a.a.O., S.18
[17] ebd., S.19
[18] Definition angelehnt an Butterwegge, ebd., S.25
[19] Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg: Handlungskonzept der Landesregierung gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit - Tolerantes Brandenburg, Potsdam, 12.6.1998, S.2
[20] Kemper, Markus; Klier, Harald; Funke, Hajo (Hg.): Ich will mich nicht daran gewöhnen – Fremdenfeindlichkeit in Oranienburg, Berlin, 1998, S. 13
[21] Stöss, Richard: Rechtsextreme Einstellungen in Brandenburg, Manuskript des Vortrages vor dem „Brandenburger Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“, Potsdam, 4.2.1999, S.2
[22] Kemper, Markus; Klier, Harald; Funke, Hajo (Hg.) (1998), a.a.O., S.14
[23] ebd., S.13
[24] Butterwegge, Christoph (1996), a.a.O., S.27
[25] Pfahl-Taughber, Armin: Rechtsextremismus: Eine kritische Bestandsaufnahme nach der Wiedervereinigung, Bonn, 1993, S.27
[26] Diese Einigkeit beider Rechtsextremismusforscher ist auch aufgrund der Tatsache interessant, da Armin Pfahl-Taughber heute beim Bundesamt für Verfassungsschutz tätig ist, während Christoph Butterwegge eine Professur an der Universität in Potsdam innehat und häufig auf Veranstaltungen der politischen Linken in Deutschland auftritt.
[27] ebd., S.15
[28] Landesamt für Verfassungsschutz Berlin: Verfassungsschutzbericht Berlin 1998, April 1999, S.52
[29] Pfahl-Taughber, Armin (1993), a.a.O., S.25
[30] Stöss, Richard (1999), a.a.O., S.1
[31] Hafeneger, Benno: Pädagogik gegen Rechts – Zur Geschichte der pädagogischen Reaktionsmuster gegen den Rechtsextremismus, in: Paul, Gerhard (Hg.): Hitlers Schatten verblasst – Die Normalisierung des Rechtsextremismus, Bonn, 1989, S.195
[32] Stöss, Richard: Die Extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland, Opladen, 1989, S.98
[33] ebd., S.154
[34] Huhn, Anne; Meyer, Alwin: Einst kommt der Tag der Rache – Die rechtsextreme Herausforderung 1945 bis heute, Freiburg, 1986, S.71
[35] Senatsverwaltung für Frauen, Jugend und Familie: Jugendarbeit gegen Rechtsextremismus, Berlin, 1990, S.4
[36] Stöss, Richard (1989), a.a.O., S.45
[37] ebd., S. 47
[38] Emnid-Informationen, Nr.1-2 Jg. 1982, S.14
[39] Stöss, Richard (1989), a.a.O., S.258
[40] Huhn, Anne; Meyer, Alwin (1986), a.a.O., S. 201
[41] ebd., S. 189
[42] Hafeneger, Benno (1989), a.a.O., S. 203
[43] ebd., S.203
[44] ebd., S.204
[45] ebd., S.207
[46] ebd., S.209
[47] ebd., S. 211
[48] ebd., S.212
[49] ebd., S.211
- Arbeit zitieren
- MA Michael Hammerbacher (Autor:in), 2001, Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit bei Jugendlichen in Berlin und Brandenburg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47
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